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Telekommunikation in den Medien – Teil 12 khd
Stand:  21.1.2000   (58. Ed.)  –  File: Aus_Medien/12.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Zeitungsartikel und andere Texte zur Telekommunikation im Original dokumentiert und manche auch kommentiert [Ed: ...]. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten. Auf dieser Archivseite ist auch Copyright- geschützes Material anderer wegen der permanenten Link-Möglichkeit dokumentiert. Bitte beachten Sie das Copyright, das bei den jeweiligen (Zeitungs-) Verlagen liegt. Presseberichte zu Pannen der Telekom und anderer Telcos sind gesondert dokumentiert auf der Seite "Neue Telekom/Telco- Ungereimtheiten". Hier sind dokumentiert:

  • Neuere Presseberichte  (13. Teil).
  • 29.10.1997: Viag Interkom konkretisiert ihre Start-Pläne.
  • 28.10.1997: Van Miert: Advent mit Digitalpapieren.
  • 28.10.1997: Telekom kritisiert Regulierungen.
  • 27.10.1997: Rexrodt rät Telekom zu mehr Realismus.
  • 27.10.1997: Überdreht – Wegezoll auf deutschen Infobahnen.
  • 24.10.1997: Wissen ist Macht, und das bleibt auch so.
  • 23.10.1997: Scheurle sieht noch zahlreiche Telekom-Prozesse.
  • 23.10.1997: Digital-TV: KEK gegen Medienkontrolleure.
  • 22.10.1997: Telekom will hohe Gebühr von Konkurrenz.
  • 20.10.1997: Microsoft soll hohe Strafe zahlen.
  • 20.10.1997: Satelliten-Projekt von Gates hat nur geringe Chancen.
  • 20.10.1997: Otelo drohen Vertragsstrafen.
  • 19.10.1997: Der Streit um das Telefon (Kommentar).
  • 16.10.1997: Wired Wars: Microsoft & Cable, Beyond Twisted Pair?
  • 16.10.1997: Telefonpreise: EU-Kommission legt ihre Leitlinien vor.
  • 13.10.1997: Telekom will alle Digitalprogramme verschlüsseln.
  • 11.10.1997: Internet aus der Steckdose im Test.
  • 09.10.1997: Telekom und Microsoft kooperieren.
  • 08.10.1997: Telekom muß rückwirkend Tarife senken.
  • 08.10.1997: Nortel brings Internet through electric outlets.
  • 03.10.1997: IBM-Chef empfiehlt Schüler-Zugang zum Internet für 25 Mark.
  • 02.10.1997: Postminister nennt weitere Interconnection-Preise.
  • 02.10.1997: Monopolkommission sieht Gefahr für den Wettbewerb.
  • 01.10.1997: Über die Zukunft der Telekommunikation (Interview mit dem Sun-Gründer).
  • Ältere Presseberichte  (11. Teil).



    "Unglaubliche Chancen"

    Interview mit Andreas von Bechtolsheim, Gründer des US-Computerkonzerns Sun Microsystems, über die Zukunft der Telekommunikation

    Auszug aus: Capital, Oktober 1997, Seite ??. Das vollständige Interview.

    (...  [über das Internet im allgemeinen und das Wachstum der Telekommunikation im besonderen]  ...)

    CAPITAL: Das Plädoyer eines High-Tech-Lieferanten, der an der Netzaufrüstung prächtig verdient?

    Bechtolsheim: Also, ich argumentiere jetzt mal als Manager einer Telefongesellschaft. Der Kapitalaufwand für fast grenzenlose technische Bandbreite ist heute extrem niedrig. Gleichzeitig fallen die Preise für die Endkunden aufgrund des harten Wettbewerbs stark. Der Marktwert des Rohstoffs, die reine Übertragungsleistung, sinkt dramatisch. Und die Kapitalkosten für ein durchschnittliches Telefongespräch machen heute nur noch den Bruchteil eines Pennys aus. Der Spielraum für Preiskämpfe ist also weitgehend ausgereizt. Und wie kann man den Kunden noch einen Kaufanreiz bieten? Mit Service, mehr Qualität und größerer Auswahl.

    CAPITAL: Müssen die traditionellen Telefongesellschaften umdenken?

    Bechtolsheim: Die Zukunft gehört den Flat-rates. Das sind Tarife, bei denen Kunden für einen fixen Preis – zum Beispiel 11,95 Dollar monatlich – im Ortsnetz soviel kommunizieren können wie sie wollen. Das läßt sich jederzeit zu einem Amerika-weiten Tarif ausbauen, vielleicht für 39,95 Dollar im Monat. Für die Entwicklung des Internets ist das eminent wichtig. Die Online-Nutzer, die sich ins Ortsnetz einwählen, müssen hier nicht, wie in Deutschland, ständig auf die Uhr schauen, wenn sie sich informieren, Geschäftsdaten verschicken oder Waren bestellen. Das Internet wird hier viel stärker und selbstverständlicher genutzt.

    CAPITAL: Lassen sich die niedrigen Tarife auf Deutschland übertragen?

    Bechtolsheim: Natürlich, die Vorteile liegen auf der Hand. Der Kunde weiß, was er monatlich zahlen muß und spart meist viel Geld; der Anbieter weiß, mit welchen Einnahmen er monatlich fest rechnen kann.

    CAPITAL: Der Kostenvorteil schlägt doch nur durch, wenn das Internet wirklich ausgiebig genutzt wird. Glauben Sie, daß dafür genügend Nachfrage besteht?

    Bechtolsheim: Hier im Silicon Valley ist es nichts Außergewöhnliches, 100 Stunden monatlich im Internet zu sein. In Deutschland kostet das mehrere hundert Mark, in Kalifornien nur etwas mehr als zehn Dollar. Die hohen Preise in Deutschland sind ein Witz. In der Telekommunikation gibt es de facto keine nutzungsabhängigen Aufwendungen. Sind die Leitungen erst einmal gelegt, kosten sie nichts – ganz gleich, wie stark sie genutzt werden.

    CAPITAL: Wie wirkt sich die Freigabe des Telekommunikationsmarkts 1996 in den USA aus?

    Bechtolsheim: Die Preise fallen, das Angebot steigt. Seit ein paar Monaten hat die Telefongesellschaft MCI eine Flat-rate, bei der Verbindungen im gesamten Großraum zwischen San Francisco und San Jose nur gut zehn Dollar im Monat mehr kosten als Verbindungen im Ortsnetz bei Pacific Bell. Die Kunden waren so begeistert, daß MCI mit der Installation nicht nachkam und den Dienst vorübergehend einstellen mußte.

    CAPITAL: Was raten Sie Neueinsteigern auf dem europäischen Telekommunikationsmarkt?

    Bechtolsheim: Entscheidend ist, die Kunden dauerhaft zu gewinnen, also einen möglichst großen Teil der Ausgaben für Telefon, Kabel-TV und Internet- Zugang fest an sich zu binden. Dabei helfen fixe Tarife. Aber auch Kopplungsgeschäfte wie sie etwa AT&T macht: Long-Distance-Kunden bekommen gratis einen Internet-Anschluß dazu.

    CAPITAL: Glauben Sie, daß die Deutsche Telekom ihre beherrschende Stellung in der Bundesrepublik verteidigt?

    Bechtolsheim: Anders als in den USA gibt es in Deutschland mit der Telekom eine dominierende Telefongesellschaft. Sie bietet alle Dienste aus einer Hand – wie Ferngespräche, Lokalverbindungen, Mobilfunk, Kabel-TV. Ein strategischer Vorteil. (...)



    Monopolkommission sieht Gefahr für den Wettbewerb

    Die Liberalisierungsprojekte des Bundes haben ihr Ziel nicht immer erreicht / Kommission legt ihr Gutachten vor

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 2. Oktober 1997, Seite 26 (Wirtschaft).

    BONN. Es gehört zu den bizarren Aspekten der politischen Diskussion, daß in der öffentlichen Meinung zwei Überzeugungen fest verankert sind, die eigentlich einen Widerspruch darstellen. Vor allem auf der linken Seite des politischen Spektrums, aber beispielsweise auch in der CSU, zweifelt kaum jemand daran, daß die Großkonzerne mit der Zeit ihre kleinen Konkurrenten aufkaufen oder aus dem Markt drängen. Das müßte eigentlich zur Folge haben, daß es immer weniger Unternehmen gibt, die sich den Markt teilen, und demnächst gar kein Wettbewerb mehr stattfindet. Dieselben Leute werden nicht müde, vor den Folgen eines immer härteren Wettbewerbs zu warnen, den die Unternehmen angeblich veranstalten. (...)

    Für zusätzlichen Wettbewerb sorgen nach Ansicht der Monopolkommission auch die Liberalisierungsprojekte des Bundes: in der Verkehrswirtschaft, der Telekommunikation und im Energiesektor. Weitgehend zufrieden ist die Kommission mit der Öffnung des Telekommunikationsmarktes. Daß den privaten Wettbewerbern geringere Auflagen gemacht werden als dem Noch- Monopolisten, werde der tatsächlichen Lage gerecht. Allerdings müßten sich die Telekom-Manager von ihren Kabelnetzen trennen. Das würde den Wettbewerb durch neue und kleine Anbieter fördern.

    Dagegen habe der Gesetzgeber dem Wettbewerb einen Bärendienst erwiesen, als er den großen Energiekonzernen den Zutritt zu den Geschäften mit der Telekommunikation nicht verwehrt habe. Schließlich steht die Stromwirtschaft selbst nicht im Wettbewerb. Mit ihren Monopolgewinnen können die Konzerne ihre Telefondienst- Preise subventionieren. Ihre Wettbewerber könnten dann keine kostendeckenden Preise mehr durchsetzen und müßten ausscheiden. Der Einstieg der Stromwirtschaft in die Telekommunikation ist nach Ansicht der Kommission umso problematischer, als die Liberalisierung des Strommarktes selbst in den Ansätzen steckengeblieben ist. Das treffe auch auf die Bahnreform zu. Noch stärker als bei den anderen beiden Liberalisierungsprojekten sei der Zugang Dritter zum Schienennetz der Bahn ein unkalkulierbarer Hindernislauf, der auf jeden Wettbewerber abschreckend wirken müsse. [zum Gutachten von 1996]



    Postminister nennt weitere Interconnection-Preise

    Aus:
    vwd-Wirtschaftsdienst, 2. Oktober 1997, 15.00 + 15.24 Uhr.

    BONN. Bundespostminister Wolfgang Bötsch hat am Donnerstag die Verbindungsentgelte für alle Entfernungszonen festgelegt, die die Wettbewerber der Deutschen Telekom für die Nutzung des Telekom-Netzes künftig zu entrichten haben. Für die Zone Regio 50 beträgt der Tarif 3,36 Pf/Minute im Standardtarif (täglich 9.00 bis 21.00 Uhr) und 2,02 Pf/Minute für die Offpeak-Zeit (täglich 21.00 bis 9.00 Uhr). In der Zone Regio 200 wurden für 4,25/2,35 Pf/Minute (Standard/Offpeak) festgelegt und für die Fern-Zone 5,14/3,16 Pf/Minute. Der Durchschnittswert für alle Tarifzonen beträgt unverändert 2,7 Pf/Minute.

    Die Entscheidung, ausgelöst durch den Streit über die Interconnection-Tarife zwischen der Telekom und der Otelo Communications GmbH & Co, Düsseldorf, ist nach weiteren Angaben des Postministeriums auf zwei Jahre befristet. Bereits am 12. September 1997 hatte Bötsch in der Entscheidung im Mannesmann-Arcor- Verfahren für die City-Zone ein Verbindungsentgelt von 1,97/1,24 Pf/Minute festgelegt und dabei auch den Durchschnittswert für alle Tarifzonen bekanntgegeben. Mit allen Entgelten sind laut Ministerium auch die Verbindungsaufbauleistungen abgegolten.

    Ein von der Telekom geltend gemachtes Anschlußdefizit sei aufgrund rechtlicher Erwägungen bei der Entscheidung nicht berücksichtigtungsfähig gewesen. Mit der Festlegung der Entgelte für alle Tarifstufen sei der Startschuß für den Wettbewerb auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt endgültig gefallen, sagte Bötsch. Die Entscheidung sei ausgewogen und werde die Telekom nicht unzumutbar belasten. [Interconnection-Preise auf einen Blick]



    IBM-Chef empfiehlt Schüler-Zugang zum Internet für 25 Mark

    Aus:
    Yahoo-News, 3. Oktober 1997, 6.08 Uhr + Der Tagesspiegel, Berlin, 6. Oktober 1997, Seite 30 (Interaktiv).

    HAMBURG. Junge Leute sollten das Internet nach Ansicht von IBM- Deutschland- Chef Lamberti zeitlich unbegrenzt für nur 25 DM im Monat einschließlich Telefonkosten nutzen dürfen. Finanziert werden könne dies durch eine Umlagefinanzierung, indem künftige Telefonanbieter für die Zusammenschaltung mit dem Netz der Telekom statt 2,7 Pfennig je Minute einen höheren Betrag – etwa fünf Pfennig – zahlen. "Junge Leute müssen flächendeckend an neueste Technologie kommen können", forderte Lamberti. Für Schüler und Studenten seien niedrige Preise für die laufende Internet- Nutzung viel wichtiger als Aktionen zur Ausstattung von Schulen mit Computern. "Ein Problem in Deutschland ist auch, daß die Entscheider zu wenig über das Internet und seine Möglichkeiten wissen", sagte der IBM- Manager. Im Vergleich zu anderen Ländern würden vor allem deutlich weniger Manager und Politiker das Internet aktiv nutzen.



    Nortel brings Internet through electric outlets

    Aus:
    CyberNet, 8. Oktober 1997.

    TORONTO (CP). A technological breakthrough has enabled Canada's Northern Telecom to come up with an ingenious way to get the Internet into almost every home on the planet – through the humble electrical outlet. The innovation, announced Wednesday in London, is expected to open up a new wave of demand for access to the worldwide computer network.

    "This has the promise of being a really big deal," said Bill Munson, senior policy analyst with the Information Technology Association of Canada. "It's like a universal pipeline into the home." Developed with Norweb Communications of Britain, the technology allows electric companies – like Norweb's parent, United Utilities PLC – to convert power grids into information highways, providing data at speeds 10 times faster than the quickest available systems. That means using the Internet for fancy multimedia tasks – the so-called killer applications – will soon be as easy as plugging in a toaster.

    Engineers working at Nortel's labs in Harlow, England, spent three years trying to solve the vexxing problem of how to separate the constant hum on electical lines from useful signals. They found a solution, but won't say how it works. And there's one catch. The technology is well suited for power grids in Europe and the Asia-Pacific region, but it would be too expensive to deploy in North America – for now. The problem is Internet signals from the home are messed up when they reach the power transformers outside. At that point, the signal has to be picked up by fibre optic cable.

    In Europe, a single transformer handles power for up to 300 homes. But transformers in Canada and the United States serve only four to 10 customers. "So we are back in our Harlow labs, working on solutions." said Michelle Murray, a Nortel spokeswoman based in Atlanta. "But for Europe and Asia-Pacific, it's available today. The demand for Internet access outside Canada and the U.S. is huge. They don't have the alternatives that we do." Nortel, based in Brampton, Ont., expects to earn up to $290 million Cdn on the sale of equipment alone. "Electricity utilities in Europe and the Asia Pacific region have already expressed significant interest," Nortel said in a release.

    The technology would be extremely attractive for most European consumers because most are charged by the minute for local telephone calls. That has kept a lid on Internet penetration. "If you're in London and you make a call to your Internet provider, the clock is ticking," said Jim Carroll, author of the Canadian Internet Handbook. "Every company is beginning to wake up to the fact that there's huge money to be made by selling the right to ship data." Canadians already have a number of ways of hooking up to the information highway. Deregulation of the telecommunications industry has led telephone companies and cable TV operators to spend millions upgrading their services to get a chunk of the Internet market.

    "Now, with everybody competing in everybody else's business, this is just further evidence of convergence," said Munson of the technology association. The Nortel technology could prove to be a huge money-maker for Canada's power companies, said Don Thompson, an Internet expert and partner with Deloitte and Touche Consultants. "For the (power) utilities, if they're capable of it... it could make them highly competitive with the phone companies because they've got plugs everywhere." Nortel, Canada's leading high-tech company, had 1996 revenues of $12.8 billion US – $3 billion US of which came from its European operations. The company has 68,000 employees worldwide, including 22,000 in Canada.



    Telekom muß rückwirkend Tarife senken

    Aus:
    Yahoo-News, 8. Oktober 1997, 17.44 Uhr (Wirtschaft).

    BRÜSSEL. Die Deutsche Telekom AG wird nach Angaben der EU- Kommission rückwirkend zum November 1996 [!!!] die Tarife für Konkurrenten senken, die im Großkundengeschäft bei der Telekom Anlagen mieten müssen. EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert sagte am Mittwoch vor Journalisten in Brüssel: "Wir fanden wirklich, daß diese Tarife zu hoch waren." Seit dem 1. Juli 1996 können Konkurrenten der Telekom Unternehmen geschlossene Netze anbieten. Sie sind aber auch auf Mietleitungen der Telekom angewiesen. Für die Kommission verstieß die Höhe der Tarife gegen die schrittweise Freigabe des Wettbewerbs, die zum 1. Januar 1998 vollendet sein soll. "Bis November 1996 hätte die Deutsche Telekom das schon machen müssen", sagte van Miert. Nach seinen Angaben werden die Gebühren für lokale Gespräche um 39 Prozent und Ferngespräche um bis zu 78 Prozent gesenkt. Van Miert und der für Telekommunikation zuständige Kommissar Martin Bangemann stellten einen Bericht vor, in dem eine Zwischenbilanz auf dem Weg zur Liberalisierung gezogen wurde. "Der bisher erreichte Fortschritt ist erheblich", sagte van Miert. Er drohte den Mitgliedsstaaten aber mit Strafverfahren, sollten sie nicht pünktlich zum 1. Januar 1998 die Gesetze zur Liberalisierung umgesetzt haben: "Zwischen den Texten und der Wirklichkeit klafft noch eine beträchtliche Lücke." Vor allem Belgien und Italien müßten mit Verfahren der Kommission rechnen.



    Telekom und Microsoft kooperieren

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 9. Oktober 1997, 12.58 Uhr, Tafel 140, Rubrik Wirtschaft.

    DARMSTADT. Die Deutsche Telekom und Microsoft haben eine engere Kooperation ihrer Unternehmen vereinbart. Die Telekom teilte mit, die beiden Konzernlenker Ron Sommer und Bill Gates hätten am Mittwoch in Darmstadt eine Absichtserklärung über neue gemeinsame Multimedia- Entwicklungen unterzeichnet. Zunächst seien Projekte in den Bereichen Sicherheit im elektronischen Handel, Telemedizin, Internet und Intranet sowie Web-TV geplant. Gates habe in Darmstadt das "FutureLab" der Telekom besucht, in dem das Unternehmen technologische Neuerungen präsentiert.

    11.10.1997 (t-off). Unterdessen bereitet der bekannte US-Verbraucheranwalt Ralph Nader (zog u. a. erfolgreich gegen General Motors zu Felde) eine große Kampagne gegen die überbordende
    Wirtschaftsmacht von Microsoft vor. "Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen verspüren schlichtweg Angst und kritisieren die Geschäftspraktiken und -strategien ihrer Firma", schrieb Nader erst am Mittwoch an Microsoft- Alleininhaber Bill Gates. Und Sun Microsystems hat am Dienstag Microsoft in San Jose (im kalifornischen Silicon Valley) wegen massivem Vertragsbruchs bei der Java- Nutzung im neuen Internet Explorer 4.0 verklagt].



    Internet aus der Steckdose im Test

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 11. Oktober 1997, 10.29 Uhr, Tafel 582, Rubrik Computer.

    HARLOW (ESSEX). Den Zugang zum Internet über eine gewöhnliche Steckdose soll im kommenden Jahr in Großbritannien erprobt werden. Das britische Elektritätswerk United Utilities [Ed: genauer die Tochter "Norweb Communications"] und die kanadische Northern Telecom haben nach eigenen Angaben eine Technologie zur Übertragung von Daten über das Stromnetz entwickelt. Daten sollen auf diesem Wege bis zu zehnmal schneller und auch billiger übertragen werden können als über ISDN-Leitungen. Den Zugang über die Steckdose soll über ein Zusatzgerät ermöglicht werden, das zwischen PC und Stromnetz geschaltet wird und ca. 500 DM kosten soll. [Ed: Die Info basiert auf dem Artikel "British Team Discover the Internet's Holy Grail" im "The Guardian" vom 9.10.1997]. [mehr]



    Alle Digitalprogramme nur verschlüsselt?

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 13. Oktober 1997, Seite 31 (Medien).

    KÖLN (ADN). Die Telekom will offensichtlich die Kontrolle der digitalen Angebote von ARD und ZDF nicht aus der Hand geben. Telekom-Manager Gerhard Tenzer sagte im Medien- Magazin des WDR, das Unternehmen werde alle Programme verschlüsseln. Die zusätzliche Verschlüsselung der digitalen Signale könne vorerst nur von dem Decoder [Ed: d-Box] wieder entschlüsselt werden, den die Telekom und die Medienkonzerne Kirch und Bertelsmann vertreiben. Außerdem plane die Telekom, für das digitale Kabelangebot eine erhöhte monatliche Gebühr von den Kunden zu verlangen [Ed: aha, deshalb also die technisch fürs Free-TV völlig überflüssige Verschlüsselung]. Nach Tenzers Worten werde dies ein Betrag unter fünf Mark sein.

    Die ARD hingegen [Ed: das ZDF hat sich bereits mit allem abgefunden!] lehnt eine zusätzliche Verschlüsselung der digitalen Signale ab. Der ARD-Vorsitzende Udo Reiter unterstrich in dem Magazin, die Verschlüsselung der Programme widerspreche "nun wirklich dem Geist des freien Fernsehens und damit auch dem des öffentlich- rechtlichen Rundfunks". Auch die zusätzliche Gebühr lehnt Reiter kategorisch ab. Die Programme seien gebührenfinanziert. Die ARD werde der Telekom ein Einspeisungsentgelt zahlen, es gehe jedoch nicht, daß man vom Publikum für bereits bezahltes Programm nochmals Geld verlange.

    14.10.1997 (khd). Nun ist alles klar. Hier wird mit kräftiger Politik- Unterstützung von Union, (FDP?) und SPD (Beck, siehe SPIEGEL 42/1997, Seite 84 und taz vom 13.10.1997, Seite 14) ein mächtiges Monopol für BerTelKirch maßgezimmert, noch dazu mit mieser Technik. Warum? Und das, obwohl die gleichen Politiker nie müde werden, allerorten den liberalen, globalen Markt mit viel Wettbewerb zu beschwören. Glaubwürdigkeit ade. Sollten es wirklich die Standort- Interessen von Nordrhein-Westfalen (SPD + Bertelsmann) und von Bayern (CSU + Kirch) wegen einiger Arbeitsplätze sein?

    Die ARD wäre sehr gut beraten, fürs wirklich freie Fernsehen vor Gericht zu ziehen, oder sich ganz aus dem Kabel zurückzuziehen. Vielleicht gehört ja die Zukunft des Qualitäts- Fernsehen doch der digitalen Antenne, eben noch richtiger Rund – Funk, von jedermann zu empfangen. Es mutet sowieso anachronistisch an, im Satelliten-TV zu beobachten, wie vieles Sehenswerte nur noch verschlüsselt gesendet wird. Wollten wir nicht eigentlich in Europa alle Schranken abbauen? Aber hier werden aus Geldgier neue (Informations-) Schranken aufgebaut. Absolutes Negativ-Beispiel ist da Großbritannien, wo auch Murdochs werbefinanziertes TV verschlüsselt wird. Beim informativen Fernsehen hat das "Schröpf-TV" (Fritz Pleitgen, WDR-Intendant) nichts verloren. Das Pay-TV sollte sich auf reine Unterhaltungs- und aktuelle Spielfilmangebote beschränken. Dieser Markt sollte reichen, auch für BerTelKirch.



    Einheitliche Telefonpreise

    EU-Kommission legt ihre Leitlinien vor

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 16. Oktober 1997, Seite 22 (Wirtschaft).

    BRÜSSEL (dw/mbe/wt/HB). Die Europäische Kommission hat den EU- Regierungen am Mittwoch erstmals konkrete Empfehlungen über die Höhe der Tarife unterbreitet, die die etablierten nationalen Telekommunikations- Unternehmen künftig ihren Konkurrenten für die sogenannte Zusammen- schaltung in Rechnung stellen dürfen. Die Vorschläge sollen vom 1. Januar 1998 angewandt werden, dem Zeitpunkt für die vollständige Liberalisierung des Telekommunkationswesens in der EU. Bei der Formulierung der Tarife hat sich die Kommission an der "besten gegenwärtigen Praxis" ausgerichtet, das heißt an den Preisen in den drei Mitgliedstaaten mit den zur Zeit niedrigsten Entgelten für die Zusammenschaltung. Die empfohlene Spanne liegt danach umgerechnet bei 1,18 – 1,97 Pfennigen [pro Minute] für die Vermittlung im engeren Ortsnetz, bei 1,77 – 3,5 Pf. in Großstadtgebieten und bei 2,95 – 5,1 Pf. für den Zugang zu Kunden im nationalen Netz.

    Bei rund einem Drittel der 15 EU-Staaten, darunter in Belgien, Schweden und vor allem Österreich, liegen die für die Zeit ab 1998 vorgesehenen Tarife über diesen Richtwerten. Es sei die Aufgabe der nationalen Regulierungsbehörden, die Netzbetreiber zu einem "kostenorientierten" Zugang zu ihren Netzen zu veranlassen, betonte die Brüsseler Behörde. Falls ein Monopolist ein zu hohes Zusammenschaltungsentgelt nicht "umfassend rechtfertigen" könne, obliege es den staatlichen Aufsichtsstellen, gegebenenfalls eine rückwirkende Anpassung der Tarife zu verfügen.

    Die Kommission macht indes klar, daß, auch wenn ihre Vorschläge lediglich als "Leitlinien" dienten, sie auch vor Vertragsverletzungsverfahren nicht zurückschrecken werde. In Deutschland hatte Postminister Wolfgang Bötsch vor wenigen Wochen die sogenannten "Interconnection- Tarife" festgelegt, nachdem sich die Herausforderer Otelo und Arcor monatelang mit dem Monopolisten Telekom über die Durchleitungstarife nicht einigen konnten. Weil die Telekom keine prüffähigen Unterlagen über ihre Kostenstruktur vorlegte, orientierte sich Bötsch an internationalen Durchschnittspreisen und legte einen Grundtarif 1,97 Pfennig pro Minute fest [vollständige Tarifliste]. Telekom-Chef Ron Sommer bezeichnete die Preisvorgabe des Postministers im scharfen Ton als "Enteignung" der Telekom. Die Telekom könne das Festnetz bei diesem niedrigen Niveau nicht kostendeckend betreiben. Nach Bekanntgabe der Bötsch-Entscheidung war der Kurs der Telekom-Aktie stark abgefallen.



    Wired Wars: Microsoft & Cable, Beyond Twisted Pair?

    Aus:
    Yahoo! Internet Stock Index, 16. Oktober 1997 by STEVE HARMON. [Original] [Übersetzungs-Service]

    INTERNET.COM. The future of all communications and entertainment may boil down to a war over wire: fiber, coaxial and twisted pair. Never before in the history of glass or copper has so much ridden on so little, a bit of refined sand or earthen ore. Said another way: it's digital telephony vs. cable vs. telcos and all the communication traffic hundreds of millions of people create. Who will win? Microsoft may be betting on cable again with TCI, the world's largest cable company, the target of its affection. Ballpark figures say the Redmond, WA software giant could invest anywhere between $600 million to $1 billion in cash-strapped TCI to help it buildout tomorrow's Internet/interactive TV/communications/entertainment services.

    If so, this would be the second move by Microsoft into cable, the first coming a few months ago when it invested $1billion in Comcast, the fourth-largest cable company. The cash is significant because it tells the world Microsoft bets on cable as a major force in the emerging mediascape. We wanted to get inside the numbers and see where the value equation lays, if cable Internet (which is just one aspect of what coaxial wire could deliver) could reach any sort of potential return for the billion-dollar bets placed today. One scenario shown says yes, if high-speed services such as @Home (NASDAQ:ATHM), Time Warner's (NYSE:TWX) RoadRunner, and a few others get to the critical consumer stage. (...)

    Our number crunching forecasts a possible 11 million cable modem households in the U.S. in five years, about 17% of all cable TV households. To create an annuity business we think leasing modems will favor selling them and show $9.99 per month as a no-brainer fee. That could generate $1.3 billion revenue annually. The real revenue though may come via monthly access fees. For convenience sake we estimate $19.99 per month although a pay per megabit or gigabit plan could prevail, or mix of both flat fee plus $x for anything above X. However, if cable TV reveals anything it's that a set monthly fee for a certain amount of "channels," not "data" works with consumers. In a hybrid TV/Web environment the last thing advertisers want is people tuning out ads for fear of being charged to view them. As such we estimate annual access flat fees could reach north of $3 billion. Together with modem leasing a combined $4.6 billion industry arises. (...) [more] [Telekom & Microsoft kooperieren]



    Der Streit um das Telefon

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 19. Oktober 1997, Seite 22 (Wirtschaft). Kommentar von TOM WEINGÄRTNER.

    Bis vor wenigen Jahren galt die Vermutung, daß es selbst in einem dicht besiedelten Land wie der Bundesrepublik keinen Sinn macht, mehrere Telefonnetze zu betreiben. Die technische Entwicklung ist über diese Annahme hinweggegangen. Es ist Platz für viele Anbieter entstanden. Das "natürliche Monopol" gibt es nur noch in kleinen und schrumpfenden Nischen des Telekommunikationsmarktes. Der Übergang zum Wettbewerb ist jedoch kein Selbstläufer. Er kann von der Telekom zwar nicht verhindert, aber verzögert werden. Das ist aus der Sicht des früheren Monopolisten legitim. Niemand kann erwarten, daß die Telekom- Manager tatenlos zusehen, wie ihnen Newcomer die Butter vom Brot nehmen.

    Deshalb ist die Klage, die der Vorstand in Bonn jetzt gegen die jüngste Entscheidung des Postministers eingereicht hat, vollkommen in Ordnung. Wolfgang Bötsch hatte die Telekom verpflichtet, ihr Netz der Konkurrenz für 2,7 Pfennige pro Minute [Ed: Mittelwert!] zur Verfügung zu stellen. Nach Ansicht der Telekom ist das ein Schleuderpreis. Ihre Manager sind nach dem Aktiengesetz durchaus verpflichtet, dieser Perspektive entgegenzutreten. Sie sind nicht die Hüter des Wettbewerbs, sondern müssen sich um die Interessen ihrer Aktionäre kümmern.

    Es ist Sache des Staates, dafür zu sorgen, daß auf dem Telekommunikations- markt auch andere Anbieter eine Chance erhalten. Das Telekommunikations- gesetz gibt dem Postminister dafür die notwendigen Instrumente in die Hand. Allerdings können dabei die Grundsätze des Rechtsstaates nicht über Bord geworfen werden. Den Wettbewerbern, die sich heute über die Verzögerungs- taktik der Telekom beklagen, muß das von Anfang an klar gewesen sein. Eine wirkliche Gefahr für den Wettbewerb geht von dem juristischen Geplänkel nicht aus. Bislang ging es dabei vornehmlich um das Verfahren. In der Sache dürften die Chancen der Telekom aber nicht größer sein, zumal sich die Entscheidung des Postministers in dem von der EU vorgegebenen Rahmen bewegt. Das Vorgehen der Telekom bestätigt die Erfahrungen, die in anderen Ländern bei der Marktöffnung gemacht worden sind. Auch dort haben die alten Monopolisten versucht, den schnellen Durchbruch der Konkurrenz vor den Gerichten zu verhindern. Mit nur mäßigem Erfolg.

    Es wäre auch falsch, in den angestrengten Verfahren alleine Hinhaltetaktik zu sehen. Im vorliegenden Fall ist es auch für die neuen Telefongesellschaften durchaus von Interesse, daß bestimmte Fragen, die der Gesetzgeber offenließ, von den Gerichten entschieden werden. So hat es Wolfgang Bötsch abgelehnt, die privaten Netzbetreiber dafür zur Kasse zu bitten, daß die Telekom bei den privaten Anschlüssen einen Verlust ausweist. Alle Beteiligten müssen wissen, ob diese Entscheidung auch in Zukunft Bestand hat. Es ist sogar fraglich, ob der Schlagabtausch vor den Gerichten überhaupt eine direkte Auswirkung auf den Wettbewerb hat. Denn die angefochtene Entscheidung des Postministers ist auf zwei Jahre befristet und der Einspruch der Telekom hat keine aufschiebende Wirkung.

    Die Wettbewerber können also ihre Netze mit dem der Telekom bis Ende 1999 zu den festgelegten Preisen zusammenschalten. Bis dahin wird ein rechts- kräftiges Urteil nicht ergehen, so daß die Entscheidung des Regulierers gültig bleibt. Danach wäre auch ohne Einspruch alles offen. Wenn der Wettbewerb zu Beginn des nächsten Jahres nicht zustandekommt, dann liegt das nicht an den Vorschriften sondern an den Privaten, die sich mit ihrem Debut auf dem neuen Wachstumsmarkt schwerer tun als erwartet. Vor allem für den Einstieg in das Massengeschäft sind überzeugende Strategien bislang nicht erkennbar.



    Otelo drohen Vertragsstrafen

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 20. Oktober 1997, Seite 24 (Aus den Unternehmen).

    RWE AG, ESSEN. Der Telefongesellschaft Otelo drohen Vertragsstrafen wegen zugesagter und nicht erbrachter Leistungen. Das bestätigte eine Sprecherin des Gemeinschaftsunternehmens der Konzerne Veba und RWE am Wochenende. Ferner hieß es, das Otelo-Telefonsystem werde im Januar zunächst nur einer begrenzten Zahl neuer Kunden zur Verfügung stehen. Die Firma werde mit "ein paar hundert Kunden" beginnen. [mehr]



    Satelliten-Projekt von Gates hat nur geringe Chancen

    Aus:
    Yahoo-News, 20. Oktober 1997, 14.54 Uhr.

    HAMBURG. Das private Satellitenprojekt "Teledesic" des US- Software- Milliardärs Bill Gates hat nach einer Analyse des Marktforschungs- instituts Forrester Research im Vergleich zu anderen Projekten "die geringsten Chancen". Für das gemeinsam mit dem ebenfalls milliardenschweren Telekommunikations-Pionier Craig McCaw initiierte Projekt sei nicht einmal die Finanzierung gesichert, heißt es in einem Report des Instituts Forrester Research (Cambridge, US- Staat Massachusetts) zu den Marktchancen neuer Satellitensysteme, der am Montag in Hamburg veröffentlicht wurde. Teledesic plant, 288 Satelliten bis zum Jahre 2002 in eine erdnahe Umlaufbahn zu schicken, um weltweit breitbandige Telekommunikations- Kapazitäten unabhängig von Festleitungen anbieten zu können. Neben Gates und McCaw ist auch der Luftfahrtkonzern Boeing (Seattle) an dem Projekt beteiligt.

    Das vom US-High-Tech-Konzern Motorola geführte "Iridium"-Projekt sei dagegen das "finanziell, technisch und vertrieblich am weitesten fortgeschrittene System einer neuen Satellitengeneration für die globale Mobilkommunikation", schreibt Forrester Research. Es stehe praktisch fest, daß das Satellitennetz 1998 wie vorgesehen den Betrieb aufnehmen werde. Einen "guten Start" sagen die Auguren auch dem von Hughes geführten Konkurrenzprojekt "Spaceway" voraus. [Ed: und wie steht es um das ICO-Projekt mit nur 12 Satelliten, an dem ja die Deutsche Telekom beteiligt ist, und das 2000 starten soll?]

    Satellitengestützte Mobilkommunikation wird dem Report zufolge insbesondere von vielreisenden Geschäftsreisenden nachgefragt. Die Marktforscher sehen derzeit ein Potential von mehr als 25 Millionen Führungskräften, die laufend rund um den Globus erreichbar sein wollen und bislang dazu regional begrenzte Mobiltelefone benutzen. Bis zum Jahre 2005 wird sich das Marktpotential nach Ansicht von Forrester Research auf rund 50 Millionen Manager verdoppeln. "Etwa jeder vierte dieser High-Tech-Nomaden wird bis dahin ein Satcom- Telefon als ständigen Reisebegleiter mit sich führen", prognostizierte Forrester-Experte David M. Copperstein.



    Microsoft soll hohe Strafe zahlen

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 20. Oktober 1997, 23.19 Uhr, Tafel 581, Rubrik Computer.

    WASHINGTON. Das US-Justizministerium hat heute Microsoft vorgeworfen, massiv gegen kartellrechtliche Vereinbarungen zu verstoßen. Microsoft zwinge Computer-Hersteller, die das PC-Betriebssystem Windows95 installieren wollten, damit auch den Internet-Explorer zu vertreiben [Ed: im Vorgriff auf Windows98!]. Damit breche Microsoft aber eine Vereinbarung zum Schutz des Wettbewerbs von 1995. Gegen das Software- Unternehmen wurde daher vor Gericht eine Strafe von einer Million Dollar pro Tag beantragt [Ed: üblich sind 10.000 $]. Offenbar wolle Microsoft andere Anbieter von Internet- Navigationsprogrammen [Ed: Netscape Navigator] vom Markt verdrängen, hieß es. Der Konzern wies die Vorwürfe zurück. [Microsoft machte 1 Mrd. Dollar Reingewinn pro Quartal]

    22.10.1997 (t-off). Dazu berichtet heute der Berlin "Tagesspiegel" unter der Überschrift "Microsoft steht mit dem Rücken zur Wand" ergänzend: (...) "Die Art und Weise, wie Microsoft sein Produkt in den Markt drückt, ist ein Mißbrauch des Monopols. Wir werden versuchen, dem ein Ende zu machen", sagte Joel I. Klein, Vorsitzender der Antitrust-Abteilung des US-Justizministeriums. (...) Außerdem protestiert Klein gegen einzelne Bestandteile der Lizenzverträge zwischen Microsoft und den Computer- Herstellern. Letztere mußten unterschreiben, daß sie diese Verträge staatlichen Behörden erst nach Rücksprache zugänglich machen. Klein zu dieser Geheimniskrämerei: "Wir werden niemandem erlauben, anderen das Recht zu nehmen, die Behörden zu informieren." (...)

    23.10.1997 (khd). Und wenn heute allein in den USA 80 % aller Computer mit Windows- Betriebssystemen von Microsoft laufen, dann bedeudet das noch lange nicht, daß sich hier Qualität durchgesetzt hat. Das Gegenteil ist der Fall. Vor dem Hintergrund der jetzt bekannt- gewordenen verwerflichen Geschäftspraktiken eines unersättlichen Monopolisten wird der hohe Anteil allerdings nun verständlich. Es muß wieder echter Wettbewerb hergestellt werden.



    Telekom will hohe Gebühr von Konkurrenz

    28,80 Mark pro Monat für direkten Zugang zu Kunden

    Aus: Berliner Zeitung, 22. Oktober 1997, Seite ?? (Wirtschaft).

    BONN – 21. Oktober. Die Deutsche Telekom AG verlangt von ihren Konkurrenten für den direkten Zugang zum Telefonkunden eine monatliche Grundgebühr von 28,80 Mark. Das erfuhr die Berliner Zeitung in Bonn. Der Privatkunde der Telekom bezahlt für seinen Anschluß eine Gebühr von monatlich 24,60 Mark. Die Preisforderung ist Bestandteil eines Angebots der Telekom an ihre Konkurrenten Otelo, Arcor und NetCologne zum sogenannten entbündelten Zugang zum Kunden. Auf den sind die Herausforderer der Telekom angewiesen, weil nur die Telekom Kabel in jeden Haushalt verlegt hat. Die Telekom rechtfertigt den Aufschlag für die Konkurrenz damit, daß ihre Monatsgebühr für den Privatkunden nicht kostendeckend sei. Die tatsächlichen Kosten würden zum Teil mit Gesprächsgebühren heruntersubventioniert. Die Konkurrenten empfinden die Forderung der Telekom als zu hoch.

    Sie bringen vor, daß sie nicht die gleichen Dienste wie der Privatkunde der Telekom in Anspruch nehmen. So könne die Telekom Geld für Vermittlungstätigkeiten, die in der Grundgebühr enthalten sind, von ihnen nicht verlangen, weil sie selbst Gespräche vermitteln. Die Neulinge wollen in ihren Verhandlungen mit dem Marktführer einen niedrigeren Preis durchsetzen. Noch steht nicht fest, ob die neuen Anbieter die Anschlußgebühren auf ihre Kunden abwälzen oder ob sie sie ebenfalls quersubventionieren. Ihnen wäre dieses Verfahren erlaubt, nicht jedoch der Telekom. Das Telekommunikationsgesetz schreibt vor, daß marktbeherrschende Unternehmen verlustbringende Teile ihres Geschäfts nicht mit Erlösen aus lukrativen Bereichen finanzieren dürfen. Die Telekom müßte dann einen kostendeckenden Preis von ihren Privatkunden verlangen. Das würde bedeuten, daß die Grundgebühr für ihre Privatkunden steigen.



    Digital-TV: KEK gegen Medienkontrolleure

    Aus: TAZ, 23. Oktober 1997, Seite 19 (Flimmern & Rauschen).

    BERLIN (taz). In der Frage der Zulässigkeit der umstrittenen Versuchs- lizenzen für die Digitalprojekte von Bertelsmann/Kirch widerspricht die unabhängige Kommission KEK, die für die Lizensierung zuständig ist, deutlich der Position der Medienanstalten. Sie wirft ihnen vor, Regeln, die die Meinungsvielfalt sichern sollen, nicht zu beachten. Während die Gesamtkonferenz der Landesmedienanstalten vorgestern in Mainz festhielt, sie hielte derartige Versuche "bis zur Erteilung der regulären Lizenz" mit dem Rundfunkstaatsvertrag für vereinbar, wendet sich der KEK-Vorsitzende Reimut Jochimsen im Namen des ganzen Gremiums eindeutig gegen die Praxis, mit der Bertelsmann/Kirch derzeit in Bayern und Hamburg sowie in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ihr Digitalfernsehen ohne reguläre Lizenz starten.

    In einem Brief des KEK-Vorsitzenden an die Medienanstalten vom Montag heißt es über die Digitalprojekte, sie seien "ebenso bundesweit angelegt wie Programme aus dem Analogbereich". Das Fazit der KEK: "Ein Ausweichen auf nur landesweit erreichbare Versuchsgenehmigungen ist deshalb nicht gerechtfertigt." Jochimsen weiter: "Die KEK ist besorgt, daß der Umweg über zeitlich befristete Versuchszulassungen nach dem Medienrecht einzelner Länder zu einer daran orientierten Länderpräferenz führen könnte. Darüber hinaus könnte diese Vorgehensweise Schule machen, um das Zulassungsverfahren für bundesweite Fernsehsendungen im Vorfeld zu vermeiden." Jochimsen führt aus, wenn die von den Medienanstalten sanktionierte Praxis der Konzerne Schule mache, würde die vorgeschriebene Zulassung "durch die bereits eingespielte Sendepraxis" und durch die bereits geschlossenen Verträge mit Pay-TV-Abonnenten und der Telekom unzulässig präjudiziert. Die KEK urteilt, "die Nichtanwendung der die Sicherung der Meinungsvielfalt gewährleistenden Regeln" sei mit dem Staatsvertrag nicht zu vereinbaren. Die Anstalten hielten ungeachtet der Kritik der Konzentrationswächter, der sich auch mehrere Bundesländer angeschlossen hatten, an ihrer Position fest.



    Scheurle sieht noch zahlreiche Telekom-Prozesse

    Aus:
    Yahoo-News, 23. Oktober 1997, 9.07 Uhr.

    BONN. Der künftige Leiter der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation, Klaus- Dieter Scheurle, erwartet noch zahlreiche Prozesse mit der Deutschen Telekom. Der Konzern werde auch weiterhin eine Abwehrhaltung gegen Regulierungsentscheidungen einnehmen, sagte Scheurle in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagausgabe). "Dies hält den Wettbewerb aber keineswegs auf."



    Wissen ist Macht, und das bleibt auch so

    Warum die Informationsgesellschaft und die informierte Gesellschaft zwei Paar Schuhe sind / Experten diskutieren auf dem Debis-Kongreß: Wie finden wir wieder den Anschluß?

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 24. Oktober 1997, Seite 19 (Wirtschaft).

    BERLIN (Tsp). Als IBM noch in den Kinderschuhen steckte, pflegte auf den Tischen aller Mitarbeiter ein Schild zu stehen, das die schlichte Aufforderung zu denken enthielt: "Think" stand auf der Pappe. Dann ging es mit "Big Blue" abwärts, und der neue Chef ließ neue Schilder aufstellen: "Think twice" heißt es seit dem, und mit dem zweimaligen Nachdenken scheint der US-Computerriese nun wieder endgültig auf die Erfolgsspur zurückgekehrt zu sein. Ein Rezept, das nach Meinung des SPD-Bundestagsabgeordneten Siegmar Mosdorf auch der deutschen Wirtschaft nur nutzen könnte. In den USA, so glaubt der Vorsitzende der Enquete-Kommission "Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft" erkannt zu haben, spielt die Musik nicht mehr im Silicon Valley, sondern in der "Silicon Alley" in New York, wo sich junge Nachrichten- techniker und Informatiker mit Marketing-Leuten zu kleinen aufstrebenden Dienstleistungsfirmen zusammenschließen.

    "Früher hatten wir einen Vorsprung bei den Inhalten", beklagt Mosdorf am Donnerstag nachmittag auf dem Debis-Dienstleistungskongreß in Berlin, doch nach dem "Gesetz des bremsenden Vorsprungs" habe die deutsche Informationstechnik inzwischen den Anschluß verloren. Keine Frage, das muß sich ändern. Doch wie? Bildung und Wissen scheinen die neuen/alten Schlüsselbegriffe zu sein. Denn in einem sind sich fast alle einig: Die reine Information bringt nichts. "Informationsgesellschaft heißt nicht informierte Gesellschaft", sagt Mosdorf. André Büssing, der sich mit seinen Arbeiten zur Psychologie der Arbeitsorganisation einen Namen gemacht hat und heute an der TU München lehrt, stößt in dasselbe Horn: Wichtiger denn je ist heute das Wissensmanagement, das die Flut von Informationen in die richtigen Bahnen lenkt. Denn bekanntlich ist Wissen Macht. Das gilt vor allem im globalen Wettbewerb: Mit dem richtigen Know-how läßt sich heutzutage nahezu überall in derselben Qualität produzieren.

    Dreh- und Angelpunkt in der Jagd nach dem technischen Spitzenplatz ist und bleibt der Mensch. Er ist der "Haupthemmschuh" bei der Einführung neuer Techniken in den Unternehmen [Ed: und auch an Unis, wo noch 1991, nachdem gerade kostenlose (!) Internet-Software auf einem Institutscomputer installiert worden war und man nun u. a. endlich weltweit E-Mail nutzen konnte, doch tatsächlich ein deutscher Professor fragte: "Wozu brauchen wir denn dieses Internet?"], weiß Paulus Neef, Geschäftsführender Gesellschafter des Multimedia-Unternehmens Pixelpark. Denn mit den neuen Techniken brechen die alten Firmenstrukturen auf: Statt bürokratischer Hierarchien entstehen Kompetenzhierarchien – der Chef fragt den Fachmann direkt, zentrales Arbeiten wird von dezentralem abgelöst. Das geht nicht ohne Umdenken. Der Fortschritt erfordert aber nicht nur mentale Veränderungen. Auch das deutsche Bildungssystem steht in der Pflicht. denn die deutschen Universitäten haben ihren Ruf als Schmiede für Eliten im technischen Bereich verloren. Längst ziehen ambitionierte Nachwuchskräfte aus Asien oder Afrika US- Bildungsstätten den deutschen Hochschulen vor. Oder sie bleiben im Lande, wie im indischen Silicon Valley, genannt Bangalore. Dort unterhält nicht nur Daimler-Benz ein Forschungszentrum, alle namhaften Global Players sind dort vertreten. Und auch die ersten Nobel-Preise sind schon an Forscher vom Subkontinent vergeben worden.

    Andere sehen die ganze Sache pragmatischer. Arne Börnsen etwa, Vizepräsident der neuen Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, will erst einmal für Wettbewerb auf dem Telekommunikations- markt sorgen und so die Leitungskosten, die in den USA gerade einmal ein Zehntel der deutschen Gebühren betragen [Ed: dazu ein aktuelles Beispiel], senken. Als gelernter Schiffbauer folgt der Holsteiner einem klaren Kurs: "Man kann ein Schiff wunderbar entwerfen, aber wenn der Dampfer nicht schwimmt, dann taugt das alles nichts." Oder wie Bob Dylan seinerzeit sang: "Don't think twice, it's alright." [Ed: ...aber: Der Dampfer schwimmt nicht!]



    Wegezoll auf deutschen Infobahnen

    Aus:
    c't-Magazin für Computertechnik – 12/1997, 27. Oktober 1997, Seite 86–89 von MICHAEL WILDE. Wegen des großen Umfangs ist dieser Artikel an anderer Stelle dokumentiert.



    Rexrodt rät Telekom zu mehr Realismus

    Aus:
    Yahoo-News, 27. Oktober 1997, 12.22 Uhr (Wirtschaft).

    BERLIN. Wirtschaftsminister Rexrodt hat der Telekom zu mehr Realismus und Wettbewerbsfreudigkeit geraten. Sie müsse sich fragen lassen, ob sie bei ihrer Beschwerde gegen die von Postminister Bötsch festgelegten Zusammenschaltungspreise nicht das Maß der Dinge aus den Augen verloren habe. Rexrodt sagte in Berlin, das Kartellamt sei zum Schluß gekommen, daß noch niedrigere Tarife tragbar gewesen wären. Bötsch hatte entschieden, daß die Telekom von Konkurrenten für ihr Netz Durchleitungspreise von 2,7 Pfennig pro Minute verlangen darf.



    Telekom kritisiert Regulierungen

    Aus: n-tv-Teletext, 28. Oktober 1997, 00.19 Uhr, Tafel 324, Rubrik Business.

    MÜNCHEN. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom AG, Ron Sommer, hat gefordert, bei Regulierungsentscheidungen zur Telekommunikation den weltweiten Wettbewerb zu beachten. Entscheidungen von Brüssel und Bonn dürften nicht nur die Situation in Europa und Deutschland im Blick haben, sagte Sommer laut Redetext am Sonntag abend zu Eröffnung der Computermesse Systems '97 in München. Die Deutsche Telekom könne mit anderen international agierenden Unternehmen nur bestehen, wenn ihre Leistungsfähigkeit auf dem deutschen Markt nicht durch Regulierung "ungebührlich" beeinträchtig werde. [Ed: und auf der gleichen Veranstaltung hat Bayerns Ministerpräsident Stoiber von der Deutschen Telekom AG einen Internet-Telefontarif gefordert].



    Van Miert: Advent mit Digitalpapieren

    Aus: TAZ, 28. Oktober 1997, Seite 18 (Flimmern & Rauschen).

    BERLIN (taz). "Noch vor Ende des Monats" will Karel van Miert, EU- Wettbewerbskommissar, weitere Papiere der Telekom zu ihren gemeinsamen Digital-TV- Plänen mit Kirch und Bertelsmann sehen. Van Miert vermißt unter anderem Angaben zur Regelung des Netzzugangs und Einzelheiten über die Organisation des Decodervertriebs. Was die gemeinsame Programmplattform von Bertelsmann/Kirch betreffe, liege das Material bereits vor. Die Arbeit könne aber erst beginnen, wenn alle Unterlagen da seien.



    Viag Interkom konkretisiert ihre Start-Pläne

    Aus:
    Yahoo-News, 29. Oktober 1997, 6.53 Uhr (Wirtschaft).

    MÜNCHEN. Die Viag Interkom hat die Pläne für ihren Start im kommenden Jahr konkretisiert. Das Telekommunikations-Unternehmen werde im ersten Quartal 1998 mit einem flächendeckenden Festnetzangebot für Geschäftskunden an den Markt gehen, sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Martin Furuseth, am Dienstag in München. Im zweiten oder dritten Quartal sollen die Privatkunden folgen. Mitte 1998 solle das Mobilfunknetz stehen. Die Preise der Viag Interkom könnten das bestehende Niveau in einigen Bereichen halbieren. Kunden sollten zudem durch ein Konzept gewonnen werden, das auf Übersichtlichkeit und Komfort setzt.




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      Zum Teil 13

    © 1997-2001 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 31.12.2009 05.08 Uhr