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BONN 26.10.1997 (wop/t-off). Noch immer verwehrt die Deutsche Telekom ihren Kunden die vollständige Kontrolle der Telefon- Rechnungen, obwohl sich seit Juli 1996 die Rechtslage grundlegend geändert hat. Auch auf den Nachweisen zu den Oktober- Rechnungen ersetzte die Telekom wieder die letzten drei Ziffern aller angewählten Orts- und Inlands- Rufnummern durch ein "XXX", auch wenn Kunden unter Verweis auf das geltende Recht anderes beantragt hatten. Denn die Bundesregierung hatte bereits im Juli 1996 ihre Schularbeiten gemacht und die neue Telekommunikations- Dienstleistungsunternehmen- Datenschutzverordnung (TDSV) erlassen. Danach ist unter bestimmten Bedingungen die ungekürzte Angabe der Ruf- nummern erlaubt. Das vermochte die Telekom aber bislang nicht umzusetzen, obwohl sie schon im Dezember 1996 selbst Handlungsbedarf erkannt hatte und im Sommer vorbereitend die Nummern der sozialen Dienste auf kostenlose Rufnummern [Ed: solche müssen nicht ausgewiesen werden] umgestellt hat. [mehr]
BONN 26.10.1997 (pin/t-off). Am kommenden Donnerstag soll der Deutsche Bundestag ein Begleitgesetz zum Telekommunikationsgesetz (TKG) von 1996 beschließen, mit dem die Möglichkeiten zum Abhören von Telefonaten und Online- Verbindungen erheblich ausgedehnt werden. So sollen ab 1998 Geheimdienste, Strafverfolger und Zollfahnder auch in den internen Firmen- Netzen, den Corporate Networks, legal lauschen dürfen. Kritiker befürchten, daß dadurch auch der Wirtschaftsspionage "Tür und Tor geöffnet" wird. Denn jeder, der "geschäftsmäßig Telekommunikationsdienste erbringt", muß künftig immer auch die technischen Voraussetzungen zum Abhören schaffen [Ed: wie sagte schon 1996 Andy Müller- Maguhn (CCC) dem SPIEGEL: "Wozu sollte ein Einbrecher den Tresor aufknacken, wenn der Schlüssel laut polizeilicher Anordnung unter der Fußmatte liegt?"]. [siehe auch: Netz für die Fahndung]
30.10.1997 (t-off). Das TKG-Begleitgesetz ist heute abend vom Bundestag mit den Stimmen von Union und FDP beschlossen worden. SPD, Grüne und PDS lehnten das Gesetz ab. [mehr]
BONN 25.10.1997 (pos/t-off). Die Deutsche Telekom hat sich etwas Neues einfallen lassen. Für den direkten Zugang zu den Kunden will sie neben den nutzungsabhängigen Interconnection- Tarifen von den neuen Telefon- Gesellschaften zusätzlich eine kräftige Grundgebühr abkassieren. Das steht in den neuen Angeboten für den entbündelten Ortsnetzzugang, die vorige Woche Arcor, Otelo und NetCologne nach langem Streit von der Telekom erhalten haben. Für jeden ihrer Kunden sollen die Neuen nun monatlich 28,80 Mark an die Telekom abführen, wenn sie ihre Kunden über die Ortsnetze der Telekom anschließen. Und damit könnte sich der bisher unwirtschaftliche Funkanschluß von Endkunden doch noch betriebswirtschaftlich rechnen [Ed: volkswirtschaftlich tut er das nicht wegen der bereits bei der Telekom vorhandenen Ressourcen]. Otelo soll das inzwischen für einige Ballungsgebiete vorbereiten. [mehr]
26.10.1997 (khd). Und alle Welt ist davon ausgegangen, daß mit den angeordneten Interconnection- Preisen, alle Kosten der Telekom abgegolten seien. Oder sollte da etwa der Regulierer einen Fehler gemacht haben? Sollte sich die Telekom mit jedweder Zahlung einer solchen Grundgebühr durchsetzen, dann wird es ab 1998 keinen (Ortsnetz-) Wettbewerb geben. Das Absahnen im Ortsbereich würde dann zum Dauerzustand. Ein fairer Internet- Telefontarif wäre dann in den Bereich der fernen Utopie gerutscht, mit allen schlimmen Folgen für die deutsche Wirtschaft. Und so wird dieses Ärgernis nun 1998 wohl auch zum Wahlkampfthema werden. Denn schließlich war es die wenig weitsichtige [u. a. Netz der Telekom belassen!] Bonner Politik, die uns das alles eingebrockt hat.
BONN 24.10.1997 (ri/t-off). Vor 19 Monaten, am 11. März 1996 hatte Postminister Bötsch (CSU), nachdem die "Rabatt"-Tarife City-Plus und City-Weekend vom Bonner Regulierungsrat genehmigt worden waren, im Nachrichtensender "n-tv" öffentlich versprochen, daß diese "noch nachgebessert" werden können. Denn aus den Diskussionen im Regulierungsrat war ihm sehr wohl klar, daß auch diese Telefontarife die gesunde Entwicklung der Online-Dienste behindern würden, insbesondere die des wirtschaftlich so wichtigen Internets. Schließlich hatte u. a. die CDU/CSU in den Jahren davor dessen Bedeutung nicht erkannt. Dennoch waren bislang weder Regulierer noch Telekom in der Lage, diesen Kardinalfehler ihrer wirtschaftsstandortfeindlichen Telefontarif- Politik zu korrigieren. Darauf wiesen gestern noch einmal Online-Nutzer im Internet hin.
Bei unseren Nachbarn Frankreich und Österreich sind (bzw. werden) spezielle Internet-Telefontarife eingeführt. Und die von der OECD im April publizierten Fakten sowie die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums angefertigte Prognos- Studie belegen die Versäumnisse eines Ron Sommers und Wolfgang Bötsch deutlich. Sehr aufschlußreich ist es da, einmal auf eine typische US-Telefon- Rechnung eines amerikanischen Internet-Nutzers zu schauen. Ergebnis: 100 Online- Stunden plus anderes kosteten im September umgerechnet nur 39 Mark. In Deutschland wären bei der Telekom für die gleiche Leistung zwischen 300 und gut 500 Mark fällig geworden. Soviel ist aus den meisten deutschen Familien- Budgets nicht finanzierbar. Und das bedeutet natürlich auch, daß junge Amerikaner sich einen enormen Wissensvorsprung via Internet erarbeiten können. Irgendwie hat man hier in Bonn noch immer nicht so ganz verstanden, worum es beim Internet wirklich geht [Ed: eben nicht nur um E-Kommerz und Unterhaltung, sondern auch um vielfältig verknüpftes menschliches Wissen], meinen junge Bonner Wilde. Und war nicht Wissen auch Macht und Voraussetzung für Innovation?
25.10.1997 (t-off). Was Leser der "t-off" bereits seit Februar 1996 (!) über die USA wissen, das hat jetzt auch das Computer- Magazin "c't" bei einem Vergleich der Internet- Zugangskosten erkannt: Der Zugang zum Internet sei in Deutschland wegen der hohen Telekom- Tarife für Ortsgespräche drastisch teurer als in den USA. Je intensiver ein deutscher Anwender das Internet nutze, desto teurer werde es im Vergleich zu den USA. Bei 100 Stunden im Monat beträgt die Differenz mehr als 800 Prozent. Bei 20-stündiger Nutzung betrage der Unterschied immer noch zwischen 217 und 281 Prozent. Congratulations c't! [Der kommentierte c't-Artikel: "Wegezoll auf deutschen Infobahnen"]
BERLIN 23.10.1997 (t-off). Heute in 10 Wochen beginnt er, der Freimarkt der Telcos (Telefongesellschaften), den viele unzufriedene Telekom-Kunden so herbeisehnen. Denn sie erwarten den Urknall für ihre Geldbörse und endlich das Ende der Monopol-Beutelschneiderei beim Ortsgespräch. Aber daraus wird wohl (zunächst) nichts.
So verkünden auch diese Woche die Rot-Blauen, die vornehmen Telefon- Leute von Arcor Mannesmann in ihren Inseraten nur das, was sie schon seit vielen Wochen tun, daß sie zwar schon "die sekundengenaue Abrechnung" mit "großer Wirkung" beim Telefonieren beherrschen, aber leider nur für Geschäftskunden. Die Privatkunden werden noch immer nicht mit soliden Preisinfos, also mit Zahlen und wegweisenden Fakten (z. B. zum Internet- Telefontarif) umworben.
Sollte es also Arco auch wie Otelo gehen? Denen reichen ja zum Wettbewerbstart wie wir seit dem Wochenende wissen nur "ein paar hundert" Privatkunden aus. Sicher, um so die Telefon- Rechnungen per Hand schreiben zu können. Immerhin hat die kleine Talkline schon mal dem SPIEGEL zwei Fern- Preise genannt. Aber, ist das alles? Wie schrieb da dieser Tage ein bereits frustrierter Kleinkunde in einem Online- Forum: "Na, dann bleiben wir eben bei der Telekom. Da wissen wir wenigstens ganz genau, was wir (nicht) haben." Und so bleibt nur zu hoffen, daß die kleinen lokalen Telcos wie NetCologne & Co ihre Chancen erkennen und auch zu nutzen wissen.
Weitere Kommentare:
[Nachhilfe für Otelo]
[Die WELT: "Mühevoller
Start"]
["...überzeugende
Strategien nicht erkennbar"]
["Konzeptionslos?" nur noch 20 Wochen]
BERLIN 21.10.1997 (jjc/t-off). Eine digitale Vermittlungsstelle (Netzknoten) einer Telefon- Gesellschaft (Telco) ist ein programmgesteuerter Spezial- Computer. Bei jedem Telefonat produziert die jeweils lokale Vermittlungsstelle einen Gesprächsdatensatz mit allen für die Verbindung relevanten Daten und speichert diesen. Diese Datensätze heißen international CDR (call detail records). In regelmäßigen Abständen typisch einmal täglich sendet jede Vermittlungsstelle eine Datei mit allen bei ihr angefallenen CDRs an ein zentrales Abrechnungssystem. Diese Computer sortieren, analysieren und verrechnen die rohen CDRs und fertigen letztendlich aus diesen die Gesprächsnachweise sowie die Kunden- Rechnungen an [Ed: und mit einem solchen System hat jetzt auch Otelo Schwierigkeiten]. Alles erfolgt, gesteuert durch Computer- Programme die Software, vollkommen digital.
Und wie das so ist, betreibt eine große Telefon- Gesellschaft Vermittlungsstellen unterschiedlicher Hersteller, unterschiedlichen Typs [Ed: bei der Telekom von Siemens (EWSD) und Alcatel SEL (S12)] und mit verschiedenen Software- Versionen. Die Abrechnungscomputer kommen meist von noch anderen Herstellern. Und damit gibt es dann manchmal Probleme bei der Zusammenarbeit der verschiedenen Digital- Systeme. Es treten Fehler auf, auch auf den Rechnungen. Amerikanische Telco- Ausrüster halten eine Fehlerrate über alles von um die 1 % für einen guten Wert. Aber nicht so die konkret betroffenen Kunden, wenn sie es denn überhaupt bemerken. Wie es aber dabei zu "herrenlosen" CDRs kommen kann, das bleibt das Geheimnis der Deutschen Telekom, die nur ungern von ihren Fehlerquellen spricht. So sind von ihr keine Zahlen über Fehlerraten bekannt. [Fortsetzung
HAMBURG 20.10.1997 (sp/t-off). Was der Telefonriese
Telekom noch nicht schaffte, ein völlig simples Tarifschema für
alle Inlands- Ferngespräche im Festnetz (über 50 km), das macht
die kleine Telefonfirma Talkline mit
links. So kommt sie mit nur zwei Preisen aus, wo die Telekom derzeit noch
neun Preise kleinkrämerisch
verteilt auf 24 Zeitfelder benötigt. Ab 1. Januar gelten bei Vorwahl
der Talkline- Netzkennzahl 01050 die folgenden Preise:
Talkline | Ferngespräche in D | |
Netzkennzahl: 01050 | ||
Mo Fr | Sa + So | |
Nebenzeit | 22,0 Pf/Min | 22,0 Pf/Min |
Hauptzeit | 44,0 Pf/Min |
HAMBURG 19.10.1997 (ard/t-off). Otelo, die neue
Telefontochter der Stromriesen RWE und Veba, kann im Januar noch nicht wie
geplant mit der gesamten Angebotspalette auf dem Markt sein. Das berichtet
der SPIEGEL in seiner morgigen Ausgabe 43/1997.
Otelo habe "massive Probleme, seine
Technik in den Griff zu bekommen". Und das Abrechnungssystem werde erst
einige Wochen nach dem Jahreswechsel voll zur Verfügung stehen. Nach
anderen Informationen ist es zudem unklar, ab wann Otelo Ortsgespräche
sowie einen Internet- Telefontarif anbieten wird [Ed: und wer keine
Ortsverbindungen bietet, kann kein ernstzunehmender Konkurrent der Telekom
werden. Denn der Wettbewerb wird wegen des Internets beim Ortstarif
(einem bis 50 km!) entschieden, nicht beim Ferngespräch].
[mehr]
[Kommentar]
[Kommentar "Konzeptionslos?" vom 14.8.1997]
[Kommentar: "...überzeugende
Strategien nicht erkennbar"]
21.10.1997 (t-off). Ein Otelo-Sprecher erklärte heute im WDR-Magazin "Lokalzeit Ruhr", daß bei Ihnen Privatkunden erst ab etwa März/April nächsten Jahres in größerer Zahl angeschlossen werden können. Otelo sei besonders für Kunden interessant, die bisher viel für Ferngespräche ausgeben. Konkrete Tarifinfos zum Festnetz wurden wieder nicht genannt. Otelo-Hotline: 01803 1998.
WIEN 18.10.1997 (mil/t-off). Im November beginnt auch in Österreich ein neues Telefon- Zeitalter mit neuen Tarifen. Die österreichische Telekom PTA sagt, daß diese "für viele Bereiche eine deutliche Reduktion" bringen würden. Aber das hängt wie schon bei der deutschen "Tarifreform 96" sehr von den individuellen Telefonier- Gewohnheiten ab. Österreich gehört bisher zu den teuersten Telefon- Ländern der Welt. Eingeführt wird jetzt ein stark strukturiertes Tarifgefüge mit vom Kunden zu wählenden Tarifvarianten für Wenig-, Normal-, Viel- und Großtelefonierer. Auch das trage zur allgemeinen Verwirrung bei, meinen Kritiker. Die zu zahlende Grundgebühr ist in den Varianten unterschiedlich. Der [teure] Ortstarif gilt nun in der gesamten Regionalzone bis 50 km (bisher 25 km). Bei der Deutschen Telekom gibt es hier noch zwei Tarifzonen: Ort/City und Regio50.
Zum 1. November führt die PTA auch einen Internet-Telefontarif ein. Dieser bringt gegenüber dem neuen Ortstarif eine Reduktion von 31 bis 60 %, abhängig von der Tageszeit. Jede Telefon- Verbindung zu einem lokalen Internet- Anbieter kostet unter dem Tarif für Normal- Telefonierer (Standardtarif) umgerechnet in der Nebenzeit (188 Uhr) 1,55 DM pro Stunde. In der Hauptzeit (818 Uhr) kostet es aber rund 4,50 DM pro Stunde, was aber 48 % bzw. 60 % unter einem normalen Ortsgespräch liegt. An Wochenenden gilt der Preis der Nebenzeit rund um die Uhr. Und Österreich erreicht mit diesem Online- Tarif in etwa das derzeitige deutsche Ortstarifniveau der Telekom, wo Stundenpreise von 1,80 DM in der Nebenzeit (215 Uhr) und 4,80 DM in der Hauptzeit (918 Uhr) gelten. [mehr]
BONN 18.10.1997 (bz/t-off). Telefonkunden, deren Anfrage bei der Telekom- Auskunft nicht in drei Minuten beantwortet werden kann, ruft die Telekom künftig kostenlos zurück. Damit reagiert der Telefonriese auf massive Kundenbeschwerden über die jüngsten Gebührenerhöhungen: Drei Minuten kosten jetzt 5,70 Mark. Der Kölner "Express" zitierte Leserbeispiele, in den Kunden der Auskunft von astronomischen Kosten bei Einzelnachfragen berichteten. Die Berliner "B.Z." bezahlte für eine Falschauskunft 9,39 DM.
BERLIN 17.10.1997 (tsp/t-off). Daß das Erledigen von Bankgeschäften vom heimischen Computer aus ein teures Hobby sein könnte, ahnten bereits viele Nutzer, insbesondere von T-Online. Die Stiftung Warentest untersucht im November- Heft von "Finanz-Test" (Seite 2933) die Möglichkeiten des Online- Bankings (Telefon- Banking). Danach gewähren nur die Hälfte von 63 untersuchten Geldinstituten den Online- Kunden einen Rabatt. Teurer wird das Homebanking aber auch wegen der besonderen Kosten, die ein Schalterkunde nicht hat. So seien jährlich 200 bis 300 Mark allein für die Telefon- Gebühren und den Zugang über die Online-Dienste aufzubringen. Die Banken geben ihre Ersparnisse beim Online- Banking nicht an die Kunden weiter, indem sie z. B. ihre Dienste über kostenlose 0130er-Nummern erreichbar machen. Das Bezahlen (Überweisen) mit dem Computer wird so zum teuren Spaß. Zudem sei die verwendete Technik "grundsätzlich störanfällig" (Überlastung oder Ausfall des Online- Dienstes oder des Bank- Computers). Nur acht Banken bieten bisher ihre Dienste direkt im [wegweisenden] Internet an.
KÖLN/BRÜSSEL 16.10.1997 (wop/cref). Die Deutsche Telekom AG hat fristgerecht beim Verwaltungsgericht Köln Klage gegen die vom Regulierer Postminister Bötsch im Fall Arcor angeordneten Preise für die Netzzusammenschaltung mit den Konkurrenten (Interconnection- Tarife) eingereicht. Die Klage hat aber keine aufschiebende Wirkung. Am Montag hat die Telekom ihren Konkurrenten die neuen Angebote für den direkten Endkundenzugang gemacht, wie es Ende September vor dem OVG Münster vereinbart worden war. Das Postministerium verteidigte heute erneut die Preisentscheidung als "fair und angemessen". Man habe dabei auch die Situation der Telekom berücksichtigt [Ed: sonst wären die Preise noch niedriger ausgefallen]. Unterdessen hat gestern die EU Leitlinien über die Höhe solcher Tarife erlassen. Die von Minister unlängst festgesetzten Preise liegen im Rahmen dieser EU-Empfehlungen. Aber Österreich muß seine Tarife nun kräftig nach unten korrigieren. [mehr] [Fall Arcor] [Fall Otelo]
HAMBURG 15.10.1997 (meh/t-off). Im Dezember 1995 ließ das Bundespost- ministerium einem Hamburger Online-Nutzer, der sich über die erheblichen Nachteile der "Tarifreform 96" für die Internet- Nutzung beschwerte, mitteilen: "Das Bundes- ministerium für Post und Telekommunikation hat die Deutsche Telekom AG auf diese Problematik aufmerksam gemacht. (...) Sobald die Deutsche Telekom AG eine diese Randbedingungen erfüllende Lösung gefunden hat und ein konkreter Tarifantrag gemäß § 4 Abs. 1 PTRegG vorliegt, wird das Bundesministerium für Post und Telekommunikation unverzüglich über die Genehmigungsfähigkeit entscheiden." [kompletter Text]
Und die Deutsche Telekom denkt nun seit 22 Monaten über eine Lösung für die Online-Nutzer und damit über die wirtschaftliche Förderung der Nutzung des Internets nach. Bisher ohne jedes Ergebnis. Denn bis September 1997 hat sie noch immer keinen entsprechenden Tarifantrag beim Minister Bötsch gestellt. Fixer ist da die France Télécom. Diese bietet seit dem 1. Oktober einen Sondertarif "Primaliste Internet" für Nachtarbeiter an. Für die zusätzliche Zahlung von monatlich 10 Franc [ca. 3 DM] kostet dann jede Telefon- Verbindung zu einem lokalen Internet- Anbieter in der Nebenzeit (228 Uhr) 40 % weniger. Auf deutsche Verhältnisse übertragen würde das folgende Stundenpreise ohne die Berücksichtigung der 3 Mark Festkosten bedeuten: 1,08 DM (225 Uhr) und 1,73 DM (58 Uhr). D. h. bei 20 Online-Stunden (225 Uhr) im Monat würden insgesamt 24,60 DM (1,23 DM/Stunde) Telefon- Kosten entstehen [Ed: und warum ist nicht wenigstens das in Deutschland möglich?]. [mehr France Télécom]
16.10.1997 (khd). Der Preis von 1,08 Mark pro Stunde sollte ein erster Maßstab für die künftige Preisgestaltung bei den Internet- Telefontarifen in Deutschland sein. Denn mit den Flat-rates wird's doch noch etwas dauern. Wünschenswert wäre aber eine Ausdehnung der Nebenzeit auf 219 Uhr, wie bei der Struktur der Interconnection- Tarife. Und auch die Neuen könnten bei einem solchen Preis mithalten. Denn für die Nutzung der Telekom- Ortsnetze bezahlen sie inklusive Mehrwertsteuer 0,86 DM pro Stunde. Eine Marge von 26,2 % sollte ihnen reichen. Der damit mögliche erste Internet- Boom wird es über die Masse richten. Natürlich muß ein solcher Nachttarif um einen attraktiven Tagestarif (921 Uhr) ergänzt werden. Auf der Basis des angeordneten Interconnection- Tarifs von 1,97 Pfennig pro Minute könnte dieser immerhin um 1,72 DM pro Stunde liegen. Bei der Telekom kostet das jetzt noch 4,80 DM pro Stunde. Und sogar Österreich führt jetzt einen reduzierten Internet- Telefontarif ein.
PARIS 13.10.1997 (fen/ch/t-off). Die von der France Télécom im April angekündigte Aufholjagd beim Absenken der Preise fürs Telefonieren ist (fast) vollbracht. So wurden in Frankreich innerhalb von nur zwei Jahren die Preise für Ferngespräche halbiert, und diese liegen damit heute deutlich unter den Preisen der Deutschen Telekom. Und was der deutsche Telefon-Riese bis heute obwohl noch im Februar versprochen nicht packte, ehrliche Rabatt- Tarife auch für die Kleinkunden einzuführen, das ist in Frankreich längst kein Thema mehr. Mit den Zusatztarifen "Primaliste" und "Temporalis" der France Télécom, die jeweils 15 Franc [rund 4,50 DM] im Monat kosten, können auch Privatkunden beim Telefonieren erheblich sparen. Bei längeren Telefonaten lassen sich mit diesen attraktiven Optionstarifen bis zu 50 % Rabatt erzielen, zudem gelten sie auch für Ferngespräche. Die deutschen Alibi- Tarife "City-Plus" und "City- Weekend" der Telekom gelten hingegen nur für den Ortsbereich. Bekanntlich führte man diese in Deutschland auch nur ein, um Regulierer plus EU- Kommission auszutricksen, so daß im Herbst 1996 die lukrativen Großkundenrabatte genehmigt werden konnten. Für den Regio- und Fernbereich bietet die Deutsche Telekom für Kleinkunden nichts. [mehr] [Produktliste der France Télécom]
Noch ein Hinweis zum Web-Angebot der France Télécom: Die französische Abkürzung TTC bedeutet "Toutes Taxes Comprises", im Preis sind alle Steuern enthalten (Endpreis).
HAMBURG/BONN 11.10.1997 (lim/t-off). Gegen die massive Ortstariferhöhung der Telekom von 1996 mochte die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) damals nicht klagen. Bei der von der Telekom bereits Anfang Juli angekündigten 15%-Preiserhöhung fürs Kabelfernsehen ist das nun anders. Nach einem Bericht des ARD- Magazins "Panorama" vom Donnerstag erwägt die AgV diesmal eine Verbandsklage gegen die Gebührenerhöhung der [inzwischen deutlich angeschlagenen] Deutschen Telekom AG. Nach einem Rechtsgutachten des Berliner Rechtsanwalts Christoph Wagner sei die zum 1. November geplante Gebührenerhöhung unzulässig. Die Telekom mißbrauche damit ihr De-facto- Monopol beim Kabelfernsehen, was die Telekom inzwischen zurückwies. Außerdem haben die Verbraucherschützer alle Kabelkunden aufgefordert, bei der Telekom schriftlich gegen das [neue] Preisdiktat zu protestieren und alle Zahlungen nur noch unter dem ausdrücklichen Vorbehalt der Rückforderung zu leisten. [mehr] [mehr Kabel-TV]
12.10.1997 (t-off). Für diese Berichterstattung wurde die ARD von der Deutschen Telekom AG inzwischen abgestraft. Bereits einen Tag nach der Sendung stornierte am Freitag die Telekom bei der ARD Werbespots im Volumen von 30 Mill. Mark. Das berichtet der SPIEGEL (42/1997, Seite 112). Und das gebe bereits heute einen sehr deutlichen Vorgeschmack auf den Umgang der Telekom mit dem Grundrecht der Meinungsfreiheit im künftig von ihr gemanagten digitalen Kabel-Fernsehen, befürchten Freunde des FreeTV, des frei für jeden empfangbaren Bezahl-TV. [mehr Telekom-Ärger für die ARD]
BRÜSSEL 8.10.1997 (cref/t-off). Erneut muß die Deutsche Telekom AG klein beigeben. Auf Druck der EU-Kommission wird die Telekom rückwirkend zum November 1996 die bisher wettbewerbsfeindlichen Tarife für Großkunden massiv absenken. So müssen die Preise für Ortsgespräche um rund 40 % und für Ferngespräche bis zu 80 % reduziert werden. Ob die streitsüchtige Telekom nun Klage vor dem Europäischen Gerichtshof erheben wird, ist nicht bekannt. Auch sind die Rückzahlungsmodalitäten an die Großkunden noch unklar.
Nach geltendem EU-Recht hätte die Bundesregierung bereits bis zum 1. Juli 1997 die Bedingungen für den Netzzugang und die Preise für die Nutzung oder Verbindung der Telekom- Netze veröffentlichen müssen. Das ist bisher noch immer nicht geschehen, denn Postminister Bötsch hatte erst am 2. Oktober die Interconnection- Tarife angeordnet. Unterdessen fragen sich nun viele Telekom- Kleinkunden, wann denn endlich die zum 1. Januar 1996 eingeführten und durch nichts begründeten wirtschaftsfeindlichen Mondpreise bei den Telekom- Ortstarifen rückwirkend gekippt werden. [mehr] Zur Erinnerung: [Die Rabattstory]
BONN 2.10.1997 (pos/t-off). Postminister Bötsch hat heute in Bonn die Preise festgesetzt, die die Deutsche Telekom ihren Konkurrenten ab 1998 für Regio- und Fernverbindungen berechnen darf. Damit ist das Beschwerdeverfahren der Firma Otelo abgeschlossen. Zu Überraschungen kam es nicht, denn die Interconnection-Preise für die Regio- und Fernzonen waren bereits publiziert. Ob die Telekom nun gegen diesen Entscheid des Regulieres wie von Telekom-Chef Sommer angekündigt klagt, muß abgewartet werden. In Münster hatte die Telekom erst am Montag ihr gerichtliches Waterloo erfahren müssen. Daher wird in Bonn eine neue Klage der Telekom gegen den Postminister (Regulierer) für eher unwahrscheinlich gehalten. Und die Frage ist nun mehr, welche der neuen Telefongesellschaften zuerst ihre Telefontarife für den Endkunden präsentieren wird. [mehr] [Fall Arcor]
4.10.1997 (tsp/t-off). Telekom-Sommer bezifferte inzwischen den Schaden, den das (von ihm provozierte) Bötsch-Diktat der Durchleitungspreise verursacht. Danach werde der Unternehmenswert der Deutschen Telekom AG mit 10 Mrd. DM "negativ beeinflußt".
BERLIN 1.10.1997 (ard/t-off). Der von BerTelKirch angekündigte Start des digitalen Kabelfernsehens fiel heute aus. Denn mit einer Einspeisung der digitalen TV-Programme von Premiere und DF1 in ihr Kabelnetz würde sich die Deutsche Telekom AG "in Widerspruch zu geltendem Recht setzen". Das stellte gestern Reiner Hochstein, Vorsitzender der Direktoren- Konferenz der Landesmedienanstalten (DLM), klar. Hinter den Kulissen rangeln sich heute in Ludwigshafen die Telekom mit den Landesmedienanstalten über die Zuteilung der Kabelplätze. Die Medienwächter wollen maximal fünf Kanäle (= 30 Programme) für die Privaten vergeben, was aber DF1 und Premiere nicht reicht. Es wird erwartet, daß sich die Medienwächter durchsetzen, um so einen Kanal für das ZDF, zwei für die ARD und fünf Kanäle für andere vergeben zu können.
2.10.1997 (ard/t-off). Die DLM hat gestern einen Beschluß gefaßt, der es ermöglicht, daß noch im Oktober mit dem digitalen Kabel-TV begonnen werden kann. Die Landesmedienanstalten müssen aber vorher noch der Telekom die Genehmigungen erteilen. Unterdessen hat in Berlin die MABB die Verbreitung digitaler Programme in den Kabel- Netzen ausgesetzt. Die Telekom erfülle nicht die Anforderungen an einen Versuchsbetrieb. So sei es der Telekom z. B. nicht möglich, Set-top- Boxen bereitzuhalten, mit denen nur die kostenlosen digitalen Angebote von ARD und ZDF zu empfangen seien, heißt es in einer Mitteilung. [Wer stoppt TV-Monopol?] [Alternative OpenTV]
PALO ALTO 30.9.1997 (cyf/t-off). Angesichts der exorbitanten Telekom-Preise und den sich daraus ergebenden hohen Kosten der Internet- Nutzung warf unlängst in einem Internet- Diskussionsforum ein Online- Nutzer die Frage auf, ob denn nun etwa die Deutsche Telekom und der staatliche Regulierer doch noch den bereits 1945 von den Amerikanern verworfenen Morgenthauplan in die Realität umsetzen wollten [Ed: danach sollte in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg nur noch Ackerbau und Viehzucht erlaubt sein]. Denn auch für 1998 seien ja nur lächerliche Preissenkungen angekündigt [Ed: Telekom 5%]. Aber auch diesmal wie nach 1945 kommt gute Hilfe aus den USA. Telekom- Chef Ron Sommer erhielt jetzt echte (Nach)hilfe à la Marshallplan so von Manager zu Manager.
Der Firmengründer der kalifornischen Sun Microsystems [u. a. Erfinder von Java], der erfolgreiche Deutsche Andreas von Bechtolsheim, gibt in einem Interview mit CAPITAL (10/1997) gute Ratschläge für die marktwirtschaftliche Marschrichtung bei der Telekommunikation. Für die Entwicklung des Internets sei es eminent wichtig, daß die Online- Nutzer nicht ständig auf die Uhr schauen müssen, wenn sie sich zum Ortstarif einwählen. "Die Zukunft gehört den Flat- rates", so wisse der Kunde, was er monatlich zahlen müsse, und die Telefongesellschaft wisse, mit welchen Einnahmen sie monatlich fest rechnen kann. "Die hohen Preise in Deutschland sind ein Witz", so von Bechtolsheim. [mehr]3.10.1997 (khd). In dem Interview sagt von Bechtolsheim auch, daß es für eine Telefon- Gesellschaft entscheidend sei, die Kunden dauerhaft zu gewinnen. Und dabei helfen fixe, überschaubare Tarife für den Ortsbereich (Flat- rates), d. h. auch, es muß echten Ortsnetz- Wettbewerb geben. Ob das aber mit den vom Regulierer verordneten Interconnection- Preisen möglich ist, muß bezweifelt werden. Wir werden es sehen. Die Neuen in Deutschland müssen nun erst einmal zeigen, ob sie überhaupt zu solch wegweisenden Marketing- Konzepten fähig sind, oder ob sie auch nur die Kunden abmelken wollen (Stichwort: Oligopol). Und die Telekom tut noch immer (fast) alles, um möglichst viele ihrer langjährigen Kunden dauerhaft zu vergraulen [Störfaktor Kunde!]. Die aktuellen Dokumentationen "Telekomien" sprechen für sich, und sie sollten für die Neuen ein Ansporn dafür sein, wie man's eben nicht machen sollte. Auch die Telekom mit Dr. Sommer wird lernen, daß die Flat-rates (in den USA) eben kein "Auslauf- Modell" sind, wie sie so gerne erzählen. Denn es kann doch wohl nicht sein, daß in Deutschland durch das permanente Verweigern eines kostengünstigen Internet- Zugangs (via Telefon) die gesamte Volkswirtschaft ins internationale Hintertreffen gerät [Prognos- Studie]. Das wäre in der Tat, wie Morgenthau aus der Mottenkiste der Ges(ch)ichte zu holen.
MÜNSTER 29.9.1997 (wop/t-off). Vor dem Oberverwaltungsgericht Münster einigten sich heute der Bundespostminister und die Deutsche Telekom AG im Streit um den entbündelten Netzzugang für die Mitbewerber. Die Telekom wird nun Arcor, Otelo und NetCologne innerhalb von 14 Tagen die gewünschten Angebote für den direkten Endkunden- Zugang (d. h. ohne Telekom- Vermittlungstechnik und Übertragungs- Schnickschnack) vorlegen. Die Telekom hatte in Münster Beschwerde gegen die Eilentscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts vom 20. August eingelegt. Im Erörterungstermin gab die Telekom heute erst nach, nachdem die Richter des 13. Senats unmißverständlich deutlich gemacht hatten, daß sie der Rechtsauffassung des Regulierers (Postministerium) zuneigten. Ob die Telekom nun noch die bereits angekündigte Klage gegen den Ministerentscheid vom 12. September im Fall Arcor wegen der Interconnection- Tarife erheben wird, ist unklar. [mehr]
BERLIN 26.9.1997 (t-off). In der folgenden Tabelle sind die vom Bundespostminister Bötsch angeordneten Verkaufspreise für das Mieten von Netzteilen von der Telekom durch die Mitbewerber zusammengestellt. Diese Großhandelspreise gelten zuzüglich 15 % Mehrwertsteuer ab dem 1. Januar 1998 bis Ende 1999. Die Preise für die Regio- und Fernzonen wird der Minister erst am 2. Oktober offiziell (im Fall Otelo) verkünden. [Fall Arcor]
Netzteil | Hauptzeit | Nebenzeit | Anmerkungen |
921 Uhr | 219 Uhr | ||
City | 1,97 Pf/Min | 1,24 Pf/Min | |
Regio 50 | 3,36 Pf/Min | 2,02 Pf/Min | |
Regio 200 | 4,25 Pf/Min | 2,35 Pf/Min | |
Fern | 5,14 Pf/Min | 3,16 Pf/Min |
Unklar bleibt aber, wie sich aus diesen Zahlen der von Bötsch am 12. September genannte Mittelwert von 2,7 Pfennig pro Minute errechnet. Da fehlen vermutlich noch die Gewichte für die Netzteile, mit denen dieser Mittelwert ermittelt worden ist [Ed: und warum werden diese wichtigen Zahlen nicht auch publiziert?]
MÜNCHEN 25.9.1997 (ca/t-off). Jeder deutsche Bürger habe 1996 durchschnitllich 1141 Mark [95 DM pro Monat] für Telefon- Gebühren und -Geräte ausgegeben. Und das sei Weltspitze. Das steht in einer heute vorab in München veröffentlichten Studie des Magazins FOCUS. Damit hätten die Deutschen im vergangenen Jahr erstmals die Amerikaner und Japaner bei den Ausgaben für die Telekommunikation übertroffen. Bereits Anfang Juni hatte Infas-Dimap ein ähnliches Ergebnis bezüglich der Höhe von Telefon- Rechnungen veröffentlicht. [mehr
[Ed: Und hier sollte eigentlich ein Link zu einem weiterführenden FOCUS- Dokument hin. Aber das Fakten- Magazin hat mal wieder Osterhase beim Verstecken ihrer Infos gespielt. Auch in 20 Minuten habe ich am Freitag (abends) die Studie oder eine Zusammenfassung nicht gefunden. Schade!].
BONN 24.9.1997 (pos/t-off). Nächster Akt im Bonner Telekom-Theater: Telekom-Chef Sommer und Postminister Bötsch streiten jetzt in Interviews beim SPIEGEL (39/1997) munter weiter um die Kosten des Ortsnetzes (Interconnection- Tarife). Minister Bötsch kritisiert die Absicht der Telekom, gegen die im Fall Arcor vom staatlichen Regulierer angeordneten Interconnection- Tarife vor Gericht zu ziehen. Denn das Gerichtsverfahren könnte dazu führen, daß "ein effizienter Wettbewerb mit fallenden Telefonpreisen" erst später als am 1. Januar 1998 einsetze. Und Telekom- Sommer bestreitet, daß die Telekom mit einer Klage den Wettbewerb abwürgen wolle. Aber sollten das alles nur Scheingefechte sein? Das fragen sich Bonner Telekom- Kenner. Denn schließlich werde im nächsten Jahr in Deutschland doch gewählt, und da könne man sich nicht auch noch massiv angestauten Ärger mit den Bürgern wegen zu hoher Telefon- Preise leisten. Man habe doch schon genug anderen Zündstoff angehäuft. Außerdem habe die Bundesregierung versprochen, daß ab 1998 die Preise für Ortsgespräche wieder deutlich sinken würden. [mehr Sommer] [mehr Bötsch]
BERLIN 22.9.1997 (info-radio/t-off). Nach ihrer Einigung beim digitalen Kabel-TV haben heute Bertelsmann (CLT/Ufa), Deutsche Telekom und die Kirch-Gruppe (BerTelKirch) ihr damit beschlossenes Technik- [d-Box] und Programm- Monopol bei der EU-Kommission in Brüssel angemeldet. Dennoch wollen sie bereits in nur neun Tagen am 1. Oktober mit ihrem Bezahl-TV im Kabel präsent sein, ohne die kartellrechtlichen Prüfungen abzuwarten. Unterdessen hat der scheidende Indendant des Sender Freies Berlin (SFB), Günther von Lojewski, mit rechtlichen Schritten gegen das Monopol von BerTeleKirch beim Digital-Fernsehen gedroht. Er forderte heute alle Bundesländer auf, in Staatsverträgen zu regeln, daß die Telekom die öffentlich- rechtlichen Rundfunkprogramme in ihre Kabelnetze einzuspeisen habe, "ob es ihren wirtschaftlichen Interessen entspricht oder nicht". Notfalls müsse der öffentlich- rechtliche Rundfunk seine Interessen und die seiner Zuschauer mit gerichtlichen Eilverfahren wahren. [Digital-TV]
BONN 18.9.1997 (pos/wop/t-off). Gegen den Entscheid des Bundespostministers Bötsch (CSU) zu den Preisregeln für Arcor (Interconnection- Tarife) vom letzten Freitag wird die Deutsche Telekom Verwaltungsgerichts- Klage erheben. Das kündigte heute Telekom- Chef Sommer in Bonn an. Vermutet wird aber in Bonn, daß das eigentliche Ziel der Telekom eine Verfassungs- beschwerde sei, um so das TKG von 1996 auf seine Verfassungs- mäßigkeit überprüfen zu lassen. Denn Sommer erneuerte seinen Vorwurf, Bötsch betreibe eine "Enteignung durch die Hintertür".
Auch sonst übte Sommer scharfe Kritik am gesetzlichen Regulierer. So warf er dem Ministerium vor, zur Preisfestsetzung einfach internationale Vergleichspreise herangezogen zu haben, statt die "detaillierten Kostenaufstellungen der Telekom zu prüfen." In Deutschland seien die Kosten für ein Leitungsnetz viel höher als im Ausland [Ed: warum?]. Minister Bötsch hatte vorige Woche festgestellt, daß von der Telekom keine "prüfungsfähigen Kostenunterlagen präsentiert" worden seien, wozu "Überflieger" (FAZ) Sommer heute sagte: "Die Kostenstrukturen der Deutschen Telekom sind natürlich nicht von Volksschülern nachvollziehbar." [Antwort von Bötsch]
Der Kurs der T-Aktie brach in Frankfurt erneut ein (Schlußkurs 32,90 DM), obwohl die Telekom im ersten Halbjahr 1997 ihren Reingewinn mit 1,65 Mrd. Mark mehr als verzwölffacht (!) hat. Die T-Aktie liegt damit unter der Schlußnotierung 33,03 DM vom ersten Handelstag (18.11.1996: Schluß- DAX = 2763,84). Der Kurs der Aktie ist seitdem immer deutlich unter der Entwicklung des DAX geblieben, wie die am Montag publizierte SPIEGEL- Grafik zeigt. Einige Analysten erwarten nun, daß die T-Aktie ihrem realen Wert (um 20 Mark) zustreben wird. Zudem belasten die Aktie mögliche Rückzahlungsforderungen beim Verlieren der Musterprozesse. [zur T-Aktie]
BERLIN 16.9.1997 (t-off). In der WELT kritisiert heute Wilhelm Hübner, Chef des Verbandes für Post und Telekommunikation (früherer Postbenutzerverband) die Absicht der Deutschen Telekom, die Anschluß- und Grundgebühren für das Telefon zu erhöhen: "Das läßt sich nicht machen, dann würde die Telekom einen Großteil ihrer Kunden noch schneller zur Konkurrenz treiben." Hübner kritisiert weiter, daß Postminister Bötsch die Kosten der Telekom in diesem Bereich "nie geprüft" habe, sondern die Entscheidung "nur auf Kostenbehauptungen" der Telekom stütze. Bei einer sachgemäßen Prüfung könne nur herauskommen, daß die Grundgebühr schon jetzt zu hoch sei. Besonders negativ habe sich das Verfahren der Kostenbehauptung bei der genehmigten Preissteigerung der Telefonauskunft ausgewirkt. "Wenn die Kosten geprüft worden wären, hätte die Auskunft billiger werden müssen", so Hübner zur WELT. [mehr] [Quersubventions-Gewinne] [und TeleGate]
LONDON/BERLIN 16.9.1997 (irk/t-off). Die Deutsche Telekom, Europas größte Telefon- Gesellschaft, habe ganz offensichtlich die schlechteste Beziehung zu ihren Kunden. Das berichtet gestern die Londoner "Financial Times" aufgrund einer neuen Untersuchung der Yankee Group. Bei allen untersuchten Diensten schnitt die Telekom schlechter als British Telecom, France Télécom oder US-Telefongesellschaften ab, was den Schluß nahelege, daß die Deutsche Telekom AG noch einen weiten Weg vor sich habe, um ihr Image zu verbessern. Bereits im Januar 1995 hatte die Telekom selbst groß angekündigt, das "kundenfreundlichste Dienstleistungsunternehmen Deutschlands" zu werden. Schlechte Noten erhielt die Telekom gestern aber auch in Deutschland von der Zeitschrift "Connect". [mehr] [die Ausnahme?]
17.9.1997 (t-off). Glück hatte die Deutsche Telekom hingegen bei der Bewertung ihrer Finanzkraft durch das englische Rating-Institut Standard & Poor's. Für kurzfristige Schuldtitel erhielt der Konzern jetzt die Bestnote. Das soll heute die Telekom in Bonn mitgeteilt haben. Angesichts der hohen Schulden [rund 96 Mrd. DM] sei aber die finanzielle Position doch relativ schwach.
HAMBURG 15.9.1997 (am/t-off). In einem Interview mit der "BamS" teilte Telekom-Chef Ron Sommer gestern mit, daß bei der Telekom die Telefon-Gebühren 1998 um rund 5 % sinken werden. "Vor allem Langzeit-Telefonate werden billiger. Je länger und je weiter man telefoniert, desto stärker sinkt der Preis. Das Kurztelefonat kostet weiter 12 Pfennig. Besonders günstig wird das Telefonieren über das Internet", sagte Sommer der BamS. Von der Einführung einer sekunden- genauen Abrechnung der Telefonate sagte er nichts. Er wies aber daraufhin, daß die Deutsche Telekom "bereits 1996 die Gebühren um insgesamt 9 Mrd. Mark gesenkt" habe. Über kräftige Absenkungen berichtet heute auch der SPIEGEL (38/1997). Danach schrumpfen jetzt bei der Telekom die Gewinn- Margen "erheblich". Denn bis zu 40prozentige Preisnachlässe müsse der Telefonkonzern derzeit bei den Geschäfts- kunden in Kauf nehmen. Trotzdem laufen der Telekom die Großkunden in Scharen weg, zu der noch günstigeren Konkurrenz (Beispiel: Bayern). Als marktwirtschaftliche Antwort auf das Bonner Preisdiktat vom Freitag plant die Telekom nun eine Erhöhung der Grundgebühren!
BONN 14.9.1997 (wop/t-off). Gegen den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG, Ron Sommer, liegt nach einem Bericht des SPIEGEL (38/1997, Seite 122f) beim Landgericht Köln ein Antrag auf Beugehaft vor. British Telekom, in Deutschland Partner der Münchner Viag Interkom, will so von der Deutschen Telekom die Herausgabe von belastenden Rechnungsunterlagen erzwingen. Von der Telekom wurde der Bericht inzwischen bestätigt. Hintergrund: Es geht um Schadensersatz in Millionenhöhe. Die Telekom habe mit ihrer internationalen Allianz "Global One" bereits Geschäfte getätigt, bevor eine Genehmigung vorgelegen habe [t-off dokumentierte].
Unterdessen kritisiert die Viag Interkom, daß die angeordneten Interconnection-Tarife auch noch 1999 gelten sollen, da diese "auf einem Notbehelf fußen" [Ed: weil die Telekom laut Minister Bötsch keine "prüfungsfähigen Kostenunterlagen" präsentierte] und somit noch dem viel höheren heutigen Preisniveau entsprechen würden. Zudem habe die Viag Interkom im Regulierungsverfahren als zu spät Beigeladene von den Telekom- Eingaben, mit denen diese ihre Preisforderungen begründete, "nicht mehr als einige Deckblätter zu sehen bekommen", heißt es in einer Pressemitteilung vom Freitag.
BRÜSSEL 13.9.1997 (cref/t-off). Um dem endlosen Streit mit den Brüsseler Wettbewerbshütern zu entgehen, lenkt jetzt die Telekom ein. Sie will ihren gesamten TV- Kabelnetzbereich in eine eigenständige Aktiengesellschaft, die T-MediaNet AG auslagern. Diese neue AG soll auch an die Börse gehen. Ein entsprechendes Angebot hat jetzt die Deutsche Telekom der EU- Kommission gemacht. Diese prüft nun den Vorschlag im Rahmen der anhängigen Beschwerdeverfahren.
16.9.1997 (t-off). Die Deutsche Telekom dementierte gestern die Absicht, die T-MediaNet AG zu bilden. [mehr Kabel-TV]
BONN 12.9.1997 (pos/t-off). Die Würfel bei den Interconnection-Tarifen sind in der letzten Nacht im Bundespostministerium (BMPT) nach einer Intervention von Finanzminister Waigel gefallen. Der Regulierer des Tekommunikationsmarkts hat entschieden, daß Mannesmann Arcor für die Nutzung der Telekom- Ortsnetze tagsüber höchstens 1,97 Pfennig pro Minute (Pf/min) [Ed: mit 15 % MwSt sind das rund 2,27 Pf/min] und nachts (219 Uhr) 1,24 Pf/min zu zahlen habe. Die Telekom hatte ursprünglich 6 Pf/min gefordert [Ed: fürs Ortsnetz 4,58 Pf/min inklusive 2 Pfennig Ausgleich für ihr Anschlußdefizit (siehe Nachtrag vom 15.9.)], die Neuen hatten 2 Pf/min geboten.
Die Anordnung gilt bis Ende 1999. Sie präjudiziert jetzt den Ausgang weiterer Beschwerdeverfahren, u. a. von Otelo, das am 2. Oktober entschieden werden soll. Dann werden auch die Preise für die Regio- und Fern- Netze festgelegt. Der (gewogene?) Mittelwert über alle Tarifzonen wurde aber bereits jetzt mit 2,7 Pf/min festgelegt. Dabei wurden insbesondere nicht die Kosten der von der Telekom ins Feld geführten Anschlußdefizite berücksichtigt [Ed: Die Telekom quer- subventioniert (!) also die Preise für Telefonanschlüsse aus Erträgen ihrer Netze, was nun Folgen haben soll]. Außerdem hat der Regulierer die bereits zwischen der Telekom und WorldCom sowie TeleDanmark abgeschlossenen Netz-Verträge nicht genehmigt.
Nach dem von der Brüsseler EU-Wettbewerbskommisssion in Auftrag gegeben KPMG- Gutachten wäre aber ein Preis zwischen 0,47 Pf/min und 1,2 Pf/min (im Mittel 0,84 Pf/min) marktwirtschaftlich aufgrund der realen Kostensituation geboten gewesen. Der heutige Entscheid des Bundespostministers basiert auf einer Vergleichsbetrachtung von 10 Ländern. Der mittlere Preis von 2,7 Pf/min liegt somit beim Dreifachen des mittleren EU-Werts. Dennoch beschwerte sich heute die Telekom im InfoRadio- Berlin: "Der [vom BMPT festgesetzte] Preis liegt unter den Kosten der Telekom. Er berücksichtigt nicht die Sonderlasten der Deutschen Telekom." Mit dem Beschluß des Regulierers ist nun für die Neuen der Weg frei, ihre ab dem 1.1.1998 geltenden Privatkundentarife zu veröffentlichen. [mehr] [noch mehr] [Hintergrund]
15.9.1997 (t-off). Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ vom 13.9.1997) sind die von Minister Bötsch noch nicht veröffentlichten Interconnection- Preise: Für die Zone Regio 50 tagsüber (921 Uhr) 3,36 und nachts (219 Uhr) 2,02 Pf/min. Für die Zone Regio 200 (bis 200 km) 4,25 bzw. 2,35 Pf/min. Für die Fernzone (über 200 km) 5,15 bzw. 3,16 Pf/min. Außerdem wußte die "SZ" noch zu berichten, daß die Telekom für die Nutzung ihrer Ortsnetze zuletzt 4,58 Pf/min inklusive 2 Pfennig für den Ausgleich ihres Anschlußdefizits verlangt hat. Und daraus folgen ohne Quersubventionskosten 2,58 Pf/min bzw. rund 1,55 DM pro Stunde. Zum Vergleich: Tagsüber kassiert die Telekom derzeit beim Ortstarif inklusive Mehrwert- steuer 4,80 DM pro Stunde, bis Ende 1995 waren es noch 2,30 DM pro Stunde.
BONN 10.9.1997 (pos/t-off). Der Regulierer Postminister Wolfgang Bötsch hat am Dienstag über die umstrittenen Interconnection- Tarife entschieden. Bis zum Freitag wird der Beschluß bekanntgegeben. Aus gut informierten Bonner Kreisen war zu erfahren, daß die neuen Telefon- Gesellschaften für die Nutzung der Ortsnetze der Telekom (Zugang zu den Endkunden) um die 2 Pfennig pro Minute, egal zu welcher Tageszeit oder an welchem Wochentag, an die Deutsche Telekom zu zahlen haben. Die Telekom hatte zuletzt noch 5 Pfennig pro Minute verlangt, auch wollte sie noch durch "Mauschel- gespräche" eine Entscheidung verhindern. [mehr]
In Bonn wird nun erwartet, daß die Telekom in der nächsten Woche gegen die Minister-Entscheidung Klage beim zuständigen Verwaltungsgericht erheben wird. Denn Telekom-Chef Ron Sommer hatte sich am Dienstag nochmals gegen eine "überstarke staatliche Förderung der Konkurrenten" ausgesprochen [Ed: was bedeutet, daß er das TKG nicht akzeptiert]. "Bevor wir in Deutschland auch noch die Telekommunikationsindustrie durch ständige Intervention des Staates kaputtregulieren, sollten wir endlich dem Markt als Steuerungsinstrument vertrauen", sagte Sommer in Bonn. Er lehnte es ab, den Wettbewerbern "freie Netzzugänge bis zu den Kunden zu gewähren" [Ed: was auch niemand gefordert hatte].
11.9.1997 (t-off). Hinter den Kulissen haben Sommers Drohungen wohl doch Wirkung gezeigt. Denn der vwd- Wirtschaftsdienst meldet heute um 18.59 Uhr, daß sich heute, noch einen Tag vor der Beschluß- Bekanntgabe (immerhin hatte man 10 Wochen Zeit), im Bundespostministerium erneut eine Expertenrunde zur Beratung der Interconnection- Preise getroffen habe und die Sitzung noch am Abend andauere. Man gehe nun von einem "salomonischen" Regulierungsentscheid von etwa um die drei Pfennige aus. [mehr]
BERLIN 8.11.9.1997 (t-off). Unter diesem Titel veröffentlicht die Berliner "B.Z." jetzt eine Serie über die neuen Telefon- Gesellschaften. Diese informativen Artikel können auch im Internet gelesen werden. Denn die B.Z. publiziert ihre gesamte Zeitung jeweils am nächsten Tag im layoutgetreuen PDF-Format. Zum Lesen wird das kostenlose Programm "Acrobat Reader" von Adobe benötigt.
In der folgenden Tabelle sind in der Spalte "Teil" (nur kurzzeitig gültige) Links zu den Texten in normaler Web- Darstellung und in der Spalte "Seite" die dauerhaften Archiv- Links zu den einzelnen Teilen der B.Z.-Serie im PDF-Format angegeben. Aber Vorsicht! In jeder PDF-Datei ist eine ganze Zeitungsseite archiviert, so daß diese durchaus 300400 kByte groß sein können. Tarif- Informationen der Neuen sind hier noch nicht zu finden, da diese noch immer keine Planungssicherheit wegen der wettbewerbsfeindlichen Haltung der Telekom bei den Interconnection- Preisen haben.
Teil | Thema | Seite | Anm. |
1 | Otelo lockt mit bis zu 20 % billigeren Ferngesprächen, bietet aber (zunächst) keine Ortsgespräche. | 2 + 3 | o.tel.o - Hotline 018031998 |
2 | Bei Arcor mischen ausrangierte Bahn- Beamte mit. | 2 | |
3 | Viag Interkom: Nicht 1000 Tarife, sondern faire Preise. | 2 | |
4 | So will P2 mit US-Hilfe (US Global Link) den Telefonmarkt aufrollen (Internet-Telefonie). | 2 | Infoline 04103100 |
BONN 7.9.1997 (wop/t-off). Und auch hier geht es um mehrere hundert Millionen Mark. Durch die drastische Preiserhöhung bei der Telefon- Auskunft kassiert die Telekom ab 1. Oktober kräftige Subventionsgewinne. Die (durch die nunmehr kostendeckenden Auskunftspreise) eingesparten Quersubventionen sollen einen dreistelligen Millionenbetrag pro Jahr erreichen, der Auskunfts- Konkurrent TeleGate spricht sogar von 1 Mrd. DM. Der staatliche Regulierer ist daher der Auffassung, daß die erheblichen Einsparungen an die Telefon- Kunden in Form von Preissenkungen an anderer Stelle [Ed: beispielsweise bei den überteuerten Ortstarifen] weitergegeben werden müssen. Dennoch hat bislang die Deutsche Telekom zum Ausgleich keine abgesenkten Telefontarife beim Postminister zur Genehmigung eingereicht. So hat nun das Ministerium bei Telekom- Chef Ron Sommer interveniert und einen entsprechenden Preisvorschlag angefordert.
In Kreisen der Kläger gegen die "Tarifreform 96" wird zudem überlegt, ob die Klagen gegen die Telekom ergänzt werden müssen. Denn allein die Tatsache, der Nichtweitergabe von außerordentlichen Quersubventionsgewinnen an die Kunden ab dem 1. Oktober, belege erneut, daß die Telekom ihr Preisgefüge willkürlich festsetze und sich die Telekom damit einen weiteren Vorteil gegenüber den Wettbewerbern geschaffen habe. Die Frage der Mischkalkulation bei der Telekom ist demnächst auch Gegenstand der Revision des Münchner Musterprozesses in Karlsruhe.
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BERLIN 6.9.1997 (t-off). Vielleicht war es ja sehr geschickt, daß sich die USA bei Investitionen in die ISDN-Technik sehr zurückgehalten haben. Denn mit der neueren ADSL-Technik (Asymmetric Digital Subscriber Line) können digitale Daten in Hochgeschwindigkeit über die beiden dünnen Kupferdrähte, die bereits jeden Telefon- Kunden mit seiner Vermittlungsstelle verbinden, gejagt werden.
Dabei werden heute rund 10 Megabit pro Sekunde (MBit/s) zwischen Vermittlungsstelle und Kunde erreicht, in umgekehrter Richtung sind es immerhin noch bis zu 1 MBit/s. Das ISDN leistet nur maximal 2 x 0,064 MBit/s. ADSL ist daher eine Technik, die sich ideal für den Zugang zum Internet und für Multimedia- Anwendungen eignet [Ed: auch fürs ruckfreie Bildtelefon!]. Denn sie ist ausreichend schnell (das Digital-TV benötigt etwa 46 MBit/s), und es müssen vor allem keine neuen (Koax- oder Glasfaser-) Leitungen zum Kunden verlegt werden. Dieser benötigt nur ein ADSL- fähiges Digital- Modem.
Gemessen an der ISDN- Technik kosten die in den Vermittlungsstellen notwendigen Investitionen deutlich weniger. Allerdings sind die meisten Internet- Anbieter für diese Traumgeschwindigkeiten nicht gerüstet. Sie können wg. ihrer eigenen schlechten Anbindung an die 'Backbones' garnicht soviel 'Internet' anliefern, wie dann vom Kunden abgerufen werden würde.
Bereits vor einem Jahr wurde an dieser Stelle zweimal auf diese
wegweisende ADSL- Technik hingewiesen und vermutet,
daß die Deutsche Telekom diese Zukunftstechnik ignoriert, um ihr angestaubtes ISDN verkaufen zu können. Um
der ADSL- Technologie weltweit den Weg zu ebnen, haben sich inzwischen viele
Firmen im ADSL- Forum zusammengefunden.
Der in Kalifornien registrierte Interessentenkreis ist groß. Nur die
Deutsche (Der "Global Player"!), Österreichische und Schweizer Telekom
sucht man dort vergeblich
(Liste vom 22.7.1997).
So überraschte jetzt die Deutsche Telekom auf der Berliner IFA mit der
Mitteilung, daß sie in Nürnberg die ADSL-
BERLIN 4.9.1997 (mo/t-off). In Deutschland soll jetzt das Digital-Fernsehen durchgesetzt werden. Aber eine Mehrheit von 80 % der Deutschen hat angesichts von immer weniger Geld im Portemonnaie am Digital-TV kein Interesse. Das ergab eine Prognos-Marktstudie, die auf der Berliner Funkausstellung vorgestellt wurde. Nur 7 % der Zuschauer wollen maximal 10 DM, 6 % 1120 DM pro Monat dafür ausgeben. Weitere 7 % sind bereit, über 20 DM zu zahlen. Dennoch gibt es bereits (unter Federführung der Deutschen Telekom) Pläne, bis zum Jahr 2006 das derzeitige Analog- Fernsehen total einzustellen, d. h. die analoge TV-Ausstrahlung über Antennen soll abgeschaltet werden.
Alle Fernsehprogramme sollen dann nur noch in der wirtschaftlicheren Digitaltechnik verbreitet werden [Ed: auf jedem Analog-Kanal können digital etwa 48 verschiedene Programme gesendet werden], über Antenne, Kabel und Satellit. Und das bedeutet, daß alle vorhandenen Fernsehgeräte nichts mehr empfangen können. Nur durch den Zukauf eines Digital-Decoders (Set-top Box) zu jedem (!) einzelnen Fernseher kann ihnen wieder Fernsehleben eingehaucht werden. So erhofft sich die Industrie ein Riesengeschäft. Und im UseNet des Internets hieß es heute schon: "Irgendwann muß einmal Schluß sein mit der Technik von 1936." [siehe auch: Freier Zugang zum Digital-TV? (9.8.1997), OpenTV contra closed d-Box. (17.8.1997)]
6.9.1997 (t-off). In Großbritannien sollen bereits ab 1998 terrestrisch 30 Fernseh- Programme in Digital- Technik über Antenne verbreitet werden. Daran beteiligen sich BBC, ITV, BDB (British Digital Broadcasting) und SDN (S4C Digital Network). Etwa ein Drittel der Programme wird FreeTV, also unverschlüsseltes Fernsehen sein.
BRÜSSEL/BERLIN 2.9.1997 (sa/t-off). Die zwischen Bertelsmann (CLT/Ufa), der Deutschen Telekom und der Kirch- Gruppe gebildete Allianz zum Durchsetzen des Digital-Fernsehens ist noch nicht bei der EU-Kommission in Brüssel angemeldet worden, wie die dpa heute erfuhr. Dennoch will die Telekom bereits Anfang Oktober den Weg für die Einspeisung des Digital-TV in ihre Kabelnetze "T-MediaNet" freigeben. Dann werden bundesweit 13 DVB-Kanäle (Digital Video Broadcasting) im Hyperband geschaltet, womit rund 100 Fernsehprogramme zum Kabel- Kunden übertragen werden können. Dieser muß dafür die bereits im Juli angekündigten höheren Preise bezahlen.
Zum Empfang des digitalen Kabel-TV ist neben einem hyperbandtauglichen Fernseher eine Set-top Box (Digital-Decoder) ein Spezial- Computer erforderlich, der aber frühestens zum Weihnachts- geschäft in einer größeren Vielfalt erhältlich sein wird. Derzeit ist nur die von Nokia produzierte d-Box zu einem Preis von um 1000 Mark oder einer Monatsmiete von 19,90 Mark auf dem Markt. Die Konkurrenz kündigte auf der Berliner IFA Preise von rund 600 Mark an. Die Decoder können auch für das bereits via Satellit übertragene sowie künftig auch terrestrisch verbreitete Digital-TV verwendet werden. In Fernsehgeräten der nächsten Generation wird der Digital-Decoder bereits integriert sein, auch preislich.
12.9.1997 (t-off). In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" hat der Präsident des Bundeskartellamts, Dieter Wolf, die geplante Pay-TV-Allianz zwischen Bertelsmann und der Kirch-Gruppe scharf kritisiert. Auch im Bezahlfernsehen müsse Konkurrenz herrschen. Sonst bestehe in der Medienlandschaft die Gefahr, daß sich ein einziger Block beim werbe- und abofinanzierten Fernsehen sowie im Programmeinkauf herausbilde. "Dies werden wir nicht zulassen", sagte Wolf. Zudem sei die nationale Abschottung der Fernsehindustrie im Zeitalter der globalen Märkte kleinkariert. Weder Bertelsmann noch Kirch haben ihre Vorhaben bisher in Berlin oder Brüssel angemeldet.
BERLIN 31.8.1997 (pm/t-off). Das Berliner Verwaltungsgericht hatte am 15. August festgestellt, daß es der Landesmedienanstalt Berlin- Brandenburg (MABB) an jeglicher Kompetenz fehle, die Verfügbarkeit von TV- Kabelkanälen für Rundfunk- zwecke festzustellen und zu belegen. Die Telekom hatte gegen die MABB geklagt. Das Gericht stützt sich dabei auf die Privatisierung der Deutschen Telekom AG. Dadurch seien auch sämtliche Kabelnetze für die freie wirtschaftliche Verwertung geöffnet worden. Eine Bindung im Sinne der öffentlichen "Daseinsvorsorge" liege nun nicht mehr vor.
Die Telekom könne aufgrund der grundgesetzlichen Verteilung der Kompetenz zwischen Bund und Ländern nicht durch die Bundesländer bzw. durch Landesrecht zu einer bestimmten Aufteilung der Kabelnetze gezwungen werden. Vielmehr sei nur der Bund zu einer solchen Regelung berechtigt. Dabei spreche manches dafür, daß der Bund im TKG entsprechende Regelungen bereits getroffen habe. Möglicherweise sei der Bund sogar nur verpflichtet, im Bereich der Kabelnetze die unerläßliche Grundversorgung zu sichern, nicht aber, weitergehende Kapazitäten für den Rundfunk zur Verfügung zu stellen. [vollständiger Urteilstext des VG 27 A 272/97]
12.9.1997 (t-off). Die Deutsche Telekom stellte jetzt nach einer Abmahnung durch das Berliner Kartellamt zwei weitere analoge TV-Kanäle im Berliner Kabelnetz zur Verfügung. Die Telekom erklärte dazu heute, dies geschehe freiwillig. Zwei bereits anhängige Gerichtsverfahren erklärten daraufhin die MABB und die Deutsche Telekom für erledigt.
MÜNCHEN 30.8.1997 (thi/t-off). Deutliche Worte zu den Telefonkosten sind dieser Tage in Berlin gefallen, von Minister Rexrodt und von Telekom-Chef Sommer (auch von Karstadt u. a.), aber unlängst auch in München: "Es geht hier nicht um 15.000 Mark [Ed: Streitwert], sondern es geht um mehrere hundert Millionen, weil wir bei einem Unterliegen damit rechnen müssen, daß wir die Gebühren zurückzahlen müssen. (...) Im übrigen ist in den Börsen- Einführungsprospekten der Telekom auf die Möglichkeit des Verlusts des Rechtsstreits hingewiesen worden, und wir möchten bei einer neuen Auflage der Prospekte diesen Vermerk nicht mehr aufnehmen." Damit begründeten Telekom- Anwälte beim Oberlandesgericht München (OLG), warum die Deutsche Telekom sich bei weiteren Prozessen um die "Tarifreform 96" schon jetzt eine rechtskräftige Entscheidung wünscht. Aber daraus wurde nichts. [mehr]
Wie berichtet laufen in München parallel zum Musterprozeß weitere Verfahren beim OLG. Im Rahmen des Musterprozesses, der dort mit dem Urteil vom 22.7.1997 entschieden wurde, hatten sich nun Gericht und alle Prozeßbeteiligten darauf geeinigt, alle Parallelverfahren bis zur Revisions- entscheidung über den Musterprozeß durch den Bundesgerichtshof (BGH) ruhen zu lassen. Davon wollte dann die Telekom nichts mehr wissen und beantragte rechtskräftige Entscheidungen, also Urteile ohne Revisions- zulassung. Der Senat des OLG folgte diesem Ansinnen nicht, und er wird nun in allen Fällen die Revision zum BGH in Karlsruhe zulassen. Und damit wird nun kein OLG- Urteil rechtskräftig. Deutschlands "Mischkalkulator Nr. 1" darf nun endlich in Karlsruhe vielleicht ja auch dann noch beim EU-Gerichtshof aufzeigen, daß er bei den Telefontarifen 96 richtig gerechnet hat.
BERLIN 28.8.1997 (t-off). Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) hatte noch im Januar 1996 die Ortstariferhöhung der Telekom ausdrücklich begrüßt. Angesichts der schlimmen volkswirtschaftlichen Folgen und eines Gutachtens der Prognos AG sieht er das nun anders. Und er konstatierte gestern in Berlin, daß die Deutschen einen Nachholbedarf bei der Internet- Nutzung haben. Die Telefonkosten seien zu hoch, um neue Internet- Anwendungen "stärker zu ermöglichen". [mehr] [dazu die Telekom]
BONN/HERZLIYA 28.8.1997 (os/t-off). Um auch bei der zukunftsträchtigen Internet- Telefonie richtig mithalten zu können, übernimmt die Deutsche Telekom AG 21,6 % der VocalTec (Israel und USA). Das entspricht einem Volumen von rund 90 Millionen Mark. VocalTec ist der Pionier bei der Software- Entwicklung für die Telefonie via Internet. Die Telekom wird außerdem von VocalTec Waren im Wert von 30 Millionen Dollar kaufen. Das berichtet heute die "internet- news.com". Telekom und VocalTec arbeiten bereits beim Pilotprojekt "T-NetCall" zusammen. [more] [ein Kommentar]
BONN 27.8.1997 (min/t-off). Eine erste Entscheidung des Regulierers über die Interconnection- Tarife (Preise für den Ortsnetz- Zugang) hat Postminister Bötsch jetzt für den 12. September angekündigt. Dann soll zunächst der Streit zwischen der Telekom und Mannesmann Arcor entschieden werden. Arcor will ab 1998 bundesweit Telefon- Dienstleistungen auch für Privatkunden anbieten. Dazu benötigt sie die Mitbenutzung der Ortsnetze der Telekom. Drei weitere Gesellschaften erwarten noch eine Entscheidung des Regulierers. Nur WorldCom und TeleDanmark haben bisher eine Vereinbarung mit der Deutschen Telekom. Zu welchen (Preis-) Bedingungen, ist aber bislang nicht bekannt. [mehr] [noch mehr] [die Entscheidung]
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