Die Telekommunikation im SPIEGEL – Teil 41 khd
Stand:  1.12.2005   (26. Ed.)  –  File: Spiegel/41.html




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  • Neuere SPIEGEL-Berichte   (42. Teil).
  • 31.10.2005: Telefónica schluckt O2.
  • 29.10.2005: ProSiebenSat.1-Chef de Posch kritisiert Kabelnetzbetreiber.
  • 27.10.2005: Die Rückkehr der Münzer.
  • 26.10.2005: Die Findenix-Maschine. (Neues von der Telekom)
  • 26.10.2005: Millionenstreit um Switch-Tarif. (Telekom)
  • 17.10.2005: Kindergarten-Gerangel um AOL.
  • 17.10.2005: Handy-TV: Logische Fusion. (Hinweis)
  • 14.10.2005: 80 statt 19 Cent für eine SMS. (Telekom)
  • 11.10.2005: O2 zahlt geprellten Kunden Geld zurück.
  • 11.10.2005: Yahoo-News: Mischmasch aus Blogs und Medien.
  • 03.10.2005: Fusionsphantasie treibt Telekom-Aktien.
  • 20.09.2005: HSDPA – Fünfmal schneller als UMTS.
  • 17.09.2005: Telekom: UMTS-Offensive in Amerika geplant.
  • 15.09.2005: Spekulationen über AOL-Teilverkauf an Microsoft.
  • 03.09.2005: Bundesagentur droht Software-GAU.
  • 01.09.2005: Telekom baut Hochgeschwindigkeitsnetz.
  • Ältere SPIEGEL-Berichte   (40. Teil).
    Made with Mac


    M I L L I A R D E N - I N V E S T M E N T

    Telekom baut Hochgeschwindigkeitsnetz

    "Hochgeschwindigkeit" ist relativ: Was heute als schnell gilt, will die Telekom schon bald weit übertrumpfen. Ein neues Glasfasernetz soll Netzanbindungen möglich machen, die achtmal schneller als die leistungsfähigsten DSL-Verbindungen sein sollen.

    Aus:
    Spiegel Online – 1. September 2005, 14.09 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Die Deutsche Telekom plant den Aufbau eines neuen Hochgeschwindigkeitsnetzes: In den 50 größten deutschen Städten sollen den Kunden im Festnetz ab 2007 Datenübertragungs- Geschwindigkeiten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zur Verfügung stehen, wie der Telekom-Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke am Donnerstag vor Eröffnung der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin sagte.

    Das sei 50 Mal schneller als der jetzige DSL-Einsteigeranschluss und gut acht mal schneller als der derzeit schnellste DSL-Zugang. Allein für den Aufbau dieses Glasfasernetzes würden ab sofort 3 Milliarden Euro investiert. Bereits bis Mitte 2006 sollen die ersten 10 Städte und damit knapp 3 Millionen Haushalte an das neue Glasfasernetz angebunden sein.

    Der Vorstand der Telekom-Festnetzsparte T-Com, Walter Raizner, sagte, damit werde man "in die Spitzengruppe der Breitbandstaaten" eintreten. Man werde die Grundlage für neue Dienste und Anwendungen schaffen. Der Internet-Zugang werde schneller, hochwertige Kommunikationsdienste könnten genutzt werden und Unterhaltungsangebote wie Video-on-Demand würden möglich.

    Raizner: "Unsere Vision ist, dass der Kunde über einen einzigen Anschluss – und zwar unseren Breitbandzugang – den Anschluss an die gesamte Vielfalt der Multimediawelt erhalten soll." Erste Pilottests habe die Telekom am Donnerstag [1.9.2005] in Hamburg und Stuttgart gestartet.

    Ausbauen wird die Telekom auch ihr UMTS-Netz. Bis zur Computer- Messe CeBIT im März 2006 will der Konzern sein Mobilfunknetz der dritten Generation auf eine Geschwindigkeit von bis zu 1,8 Mbit/s beschleunigen. Bisher übertragen die UMTS-Netze der deutschen Betreiber Daten mit maximal 384 Kilobit pro Sekunde. Schrittweise werde das Netz bis auf 7,2 Mbit/s beschleunigt, teilte die Telekom weiter mit. Erste Laptop- Karten, die die neuen Geschwindigkeiten unterstützen, soll es bereits im Herbst geben.



    H A R T Z - P R O G R A M M   V O N   T - S Y S T E M S

    Bundesagentur droht Software-GAU

    Die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit bekommt die Probleme mit der Arbeitslosen-Software nicht in den Griff. Nun erwägt die Behörde, das Programm für das Arbeitslosengeld II vollständig neu entwickeln zu lassen.

    Aus:
    Spiegel Online – 3. September 2005, 12.25 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG. Grund sind nach SPIEGEL-Informationen die zahlreichen Fehler im existierenden Computerprogramm, über die eine Krisenrunde aus Vertretern von Bundesagentur, Wirtschaftsministerium und Kommunalverbänden vergangenen Dienstag [30.8.2005] in Berlin beriet. Demnach sind zu den bereits bekannten Computer- Problemen in den vergangenen Wochen zahlreiche neue Schwierigkeiten hinzugekommen, so dass die Nürnberger Agenturzentrale die Software inzwischen als "nicht mehr wartungs- und entwicklungsfähig" einstuft.

    Zum Beispiel führen die Jobcenter derzeit monatlich bis zu 25 Millionen Euro zu viel an Krankenkassenbeiträgen ab, weil das Programm wichtige Berechnungsgrundlagen nicht korrekt verarbeitet. Zudem musste die Behörde einräumen, dass eine verbesserte Software-Version nicht wie geplant in diesem, sondern erst im nächsten Jahr aufgespielt werden kann. Für rund 60 Verwaltungsvorgänge müssen die Sachbearbeiter deshalb weiterhin auf Behelfslösungen zurückgreifen; wollen sie etwa Sanktionen für Arbeitsunwillige verhängen oder Darlehen an Bedürftige vergeben, können sie dazu nicht das eigentlich vorgesehene Computerprogramm nutzen.

    Um die Probleme zu beheben, will die Krisenrunde nun bei einem Experten-Workshop unmittelbar nach der Bundestagswahl grundlegende Alternativen debattieren: Entweder sollen angepasste Computerprogramme für jede der rund 350 Arbeitsgemeinschaften erstellt oder eine neue bundesweite Zentral-Software erarbeitet werden. Der Programmhersteller T-Systems will an der Weiterentwicklung der Software dagegen festhalten und die aufgetretenen Mängel so schnell wie möglich abstellen [Ed: hm, wer kauft denn auch Profi-Software bei der Telekom...].



    T I M E   W A R N E R

    Spekulationen über AOL-Teilverkauf an Microsoft

    Der Medienkonzern Time Warner hat einem Zeitungsbericht zufolge mit Microsoft über einen Verkauf seiner Internet-Tochter AOL verhandelt. Eine Komplettfusion von America Online mit dem Redmonder Konkurrenten MSN wurde jedoch von Unternehmenskreisen als Falschmeldung dementiert.

    Aus:
    Spiegel Online – 15. September 2005, 19.00 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    NEW YORK. Das Boulevardblatt "New York Post" hatte berichtet, Microsoft habe Time Warner vorgeschlagen, das Redmonder Internetportal MSN mit der Time-Tochter AOL zu verschmelzen. Mit dieser Nachricht steht das mitunter für waghalsige Thesen bekannte Blatt allerdings ziemlich allein da. Reuters berichtet unter Verweis auf informierte Kreise, Time Warner und Microsoft hätten in den vergangenen Monaten lediglich über einen Teilverkauf AOLs verhandelt.

    Microsoft soll unter anderem an den Online-Vermarktungsaktivitäten von AOL interessiert gewesen sein. Über ein Joint Venture oder gar eine Fusion hätten die beiden Konzerne aber nicht gesprochen. "Es gab im Rahmen der normalen Geschäftstätigkeit Gespräche", zitiert die Agentur eine anonyme Quelle. Der "Post"-Bericht sei jedoch "komplett überzogen".

    Time Warners Aktie stieg nach Bekanntwerden des AOL-Gerüchts deutlich. An der Wall Street notierte das Papier bei 18,32 Dollar über 2 % im Plus.



    D E U T S C H E   T E L E K O M

    UMTS-Offensive in Amerika geplant

    Ein möglicher Abschied vom US-Geschäft ist bei der Deutschen Telekom kein Thema mehr. Stattdessen will der Bonner Konzern Milliarden in den Aufbau eines amerikanischen UMTS-Netzes investieren.

    Aus:
    Spiegel Online – 17. September 2005, 13.06 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. "Es gibt keinen Grund für einen Verkauf", sagte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). In den vergangenen Monaten war über eine Veräußerung der US-Tochter spekuliert worden, nachdem Ricke und Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick dies als mögliche Option bei Treffen mit Investoren und Analysten genannt hatten. Eick hatte dabei sogar die Möglichkeit einer Sonderdividende aus dem Verkaufserlös ins Spiel gebracht.

    "Amerika ist und bleibt für uns ein Wachstumsmotor", stellte Ricke nun klar. Er ließ keine Zweifel daran, dass er den amerikanischen Mobilfunkmarkt für weitaus viel versprechender hält als Europa, wo rund 50 Anbieter um zum Teil wesentlich stärker gesättigte Märkte konkurrieren.

    Im vorigen Geschäftsjahr stammten den Angaben zufolge bereits knapp 40 % des Umsatzes und knapp ein Viertel des Betriebsgewinns der Mobilfunksparte aus Amerika, wo T-Mobile weiterhin hohe Neukundenzuwächse verbucht. Der Konzernchef erwartet, dass in wenigen Tagen die Marke von zwanzig Millionen Kunden fällt.

    UMTS-Aufbau kostet mehrere Milliarden

    Zudem setzt der Bonner Konzern auf ein amerikanisches UMTS-Netz. Vor einigen Monaten hatte der Produkt- Vorstand von T-Mobile USA, Cole Brodman, bereits den Netzaufbau in der zweiten Hälfte 2006 angekündigt. Dieser und der Erwerb von Lizenzen werden über die kommenden Jahre acht bis zehn Milliarden Euro erfordern, verlautete aus konzernahen Kreisen. Ein allein auf die Zentren beschränktes UMTS-Netz schlüge mit rund drei Milliarden Euro zu Buche.

    Ricke hielt sich zu den Kosten bedeckt. "Hier wird viel spekuliert, und es wird auch zu hoch spekuliert", sagte er der "FAZ". Die Auktionskosten für die Lizenzen ließen sich noch nicht abschätzen, weil das "genaue Design" der Versteigerung nicht feststehe. Klar sei allerdings, dass die Zahl der Mitbewerber durch die Fusionen auf dem US-Mobilfunkmarkt geschrumpft sei.

    Die Telekom liegt nach der Konsolidierung der US-Mobilfunkbranche auf Rang 4 der nationalen Anbieter. Allerdings ist T-Mobile USA mit einem Zuwachs von rund einer Million Kunden pro Quartal einer der am schnellsten wachsenden Mobilfunker der Vereinigten Staaten.



    HSDPA – Fünfmal schneller als UMTS

    UMTS ist längst nicht so erfolgreich, wie sich die Betreiber das einst erträumten. Jetzt rüsten sie ihren Service um: Mit Geschwindigkeiten von 1,8 Megabit, später bis zu 7,2 Megabit pro Sekunde, soll UMTS attraktiver werden.

    Aus: Spiegel Online – 20. September 2005, 15.31 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    DÜSSELDORF. Das UMTS-Mobilfunknetz ist gerade eingeführt, da schalten die Anbieter schon einen Gang höher: Die bislang erreichte Bandbreite von 384 Kilobit pro Sekunde wird demnächst auf 1,8 Megabit/sec fast verfünffacht. Die als HSDPA bezeichnete Technik nutzt die mit Milliardeninvestitionen aufgebauten UMTS-Netze weit effizienter als bisher. Filme und Spiele auf dem Handy sollen spürbar flotter laufen, aber auch Geschäftsanwendungen wie der mobile Zugriff auf Datenbanken.

    Bei den beiden großen Mobilfunkanbietern laufen zurzeit die Vorbereitungen für die neue Turbo-Technik. Sowohl T-Mobile als auch Vodafone starten zunächst mit einer Datenkarte für das Notebook, ähnlich wie bei der Einführung von UMTS im vergangenen Jahr. Bei T-Mobile soll HSDPA ab Ende September in Berlin und Bonn einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der kommerzielle Start ist nach Angaben von Firmensprecher Husam Azrak zur CeBIT 2006 geplant.

    Im Testzentrum von Vodafone in Düsseldorf demonstriert Projektleiterin Dana Schneider die Übertragung eines Films mit HSDPA, der so flüssig wie bei einer DSL-Verbindung auf den Bildschirm kommt. Der einzige Unterschied ist, dass die Datenpakete nicht durch die Leitung rauschen, sondern über die "Luftschnittstelle" übertragen werden, wie die Techniker das nennen. "Das ist eine Qualität, die wir mit UMTS in der jetzigen Form nicht hinbekommen", sagt die Informatikerin.

    Zunächst nur für den Laptop

    Bei den Tests werden unterschiedliche Anwendungen erprobt wie der Empfang einer E-Mail mit einem großen Dateianhang oder der Download einer Datei aus dem Internet. Um die optimale Konfiguration der Netztechnik herauszufinden, probieren die Techniker verschiedene Einstellungen aus und messen die jeweils erzielten Übertragungsraten.

    "Jetzt haben wir im Schnitt gerade 1,65 Megabit pro Sekunde", sagt der Techniker bei einem Besuch im Testzentrum und zeigt auf eine Grafik mit den für das Internet typischen Ausschlägen der Übertragungsraten nach oben und unten. Beim Upload ins Netz werden im Test Datenraten von etwa 290 Kilobit/sec erreicht – das ist auch schon deutlich mehr als die mit UMTS bislang möglichen 64 Kilobit/sec.

    Neben der Geschwindigkeit wird auch das "Handover" getestet – das ist die Übergabe von einer zur anderen Mobilfunkzelle, etwa wenn der Nutzer mit dem Auto unterwegs ist. "Wir sind gerade in Zelle 91", erklärt ein Vodafone-Techniker mit dem Blick auf ein Schaubild. "Da geben wir jetzt etwas mehr Dämpfung rein, dann geht es in die Nachbarzelle 92." Die Übergabe dauere nur wenige Millisekunden, sagt Schneider. "Der Kunde merkt gar nichts davon."

    Der Vorteil gegenüber Wireless LAN (WLAN) besteht vor allem in der flächendeckenden Abdeckung der drahtlosen Internet- Verbindung. Die Makrozellen im UMTS-Netz haben je nach Ballungsdichte eine Reichweite von mehreren hundert Metern bis zu einigen Kilometern.

    Hier will Vodafone mit HSDPA zunächst eine Übertragungsrate von 1,8 Megabit/sec anbieten, in späteren Ausbaustufen sind bis zu 7,2 Megabit/sec denkbar. Für besondere Ereignisse wie eine große Messe können auf kleinem Raum auch Mikrozellen eingerichtet werden, in denen mit HSDPA theoretisch 14,4 Megabit/sec erreichbar sind.

    Neben dem Vorteil der höheren Geschwindigkeit verkürzt HSDPA die Reaktionszeit beim Aufrufen von Datendiensten. Die "Roundtrip-Zeit" für die Anfrage beim Server und die Antwort sei wesentlich schneller, erklärt Vodafone-Projektleiterin Schneider. Während dieser Wert bei UMTS 400 Millisekunden betrage, seien es bei HSDPA nur noch 100 Millisekunden.

    Der Aufwand für die Umrüstung der UMTS-Basisstationen ist überschaubar. Dazu wird eine Platinenkarte für den HSDPA-Kanal in den "Node B" eingesteckt, wie die Basisstation bezeichnet wird. Jeder "Node B" deckt drei Mobilfunkzellen ab.

    Mit HSDPA werde es nicht nur eine höhere Bandbreite geben, sondern auch eine bessere Qualität bei der Nutzung der Datendienste, erklärt der Technik-Direktor von Nokia, Lothar Schwemm. Der Nutzer werde eine ähnlich deutliche Verbesserung bei den Datendiensten erleben wie bei der Einführung von DSL, sagt Schwemm. "Wir betrachten HSDPA daher als Belebung für den Markt."

    Sobald die Netzbetreiber die Investitionen für die Aufrüstung der UMTS-Sendeanlagen hinter sich haben, ist HSDPA für sie auch aus Kostengründen interessant: Da über die bestehenden Frequenzen mehr Daten geschaufelt werden können, verbessert sich die "spektrale Ausnutzung" der verfügbaren Bandbreite nach Angaben Schwemms um 50 bis 70 Prozent.

    Wann es die ersten HSDPA-Handys geben wird, steht noch nicht fest. Dafür sind spezielle Anpassungen bei der Hard- und Software erforderlich. Je nach maximalem Datendurchsatz sind 4 Klassen von HSDPA-Mobiltelefonen geplant – die Einsteigerklasse bei HSDPA schafft 1,2 Megabit/sec, während es die maximale Bandbreite nur in der höchsten Klasse gibt.



    M E R G E R - G E R Ü C H T E

    Fusionsphantasie treibt Telekom-Aktien

    Die Übernahme würde rund 20 Milliarden Euro kosten: Laut "Wall Street Journal" interessiert sich die spanische Telefónica für den Kauf der niederländischen KPN, zu der auch E-Plus gehört. Die Beteiligten dementieren – ihre Aktienkurse steigen trotzdem.

    Aus:
    Spiegel Online – 3. Oktober 2005, 13.18 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    MADRID. "Wir kommentieren normalerweise keine Fusionsgerüchte. In diesem Fall weisen wir ausdrücklich zurück, dass Gespräche mit KPN geführt worden sind", sagte ein Sprecher von Telefonica heute in Madrid. Auch KPN dementierte einen entsprechenden Zeitungsbericht. Es habe keine Anfrage zur Aufnahme von Übernahmegesprächen aus Spanien gegeben.

    Das "Wall Street Journal" hatte unter Berufung auf ungenannte informierte Personen über erste Übernahmegespräche berichtet. Telefónica – inzwischen der drittgrößte Telekomkonzern der Welt – und KPN hatten bereits im Jahr 2000 über einen Zusammenschluss verhandelt, diese Gespräche waren jedoch gescheitert.

    Am Aktienmarkt wurden die Übernahmespekulationen ungeachtet der Dementis voll in Kursgewinne umgesetzt. So stieg die Aktie von KPN in Amsterdam um mehr als fünf Prozent. Die Telefónica-Aktie tendierte in Madrid mit dem Markt leicht im Plus.

    Analysten: "Strategisch sinnvoll"

    Bei Finanzexperten stieß die Möglichkeit eines Zusammenschlusses beider Konzerne zumindest auf Sympathie. Die niederländische Bank ING erhöhte ihr Kursziel für die KPN-Aktie auf 6,80 Euro, behielt aber die Verkaufsempfehlung "Sell" bei.

    "Strategisch wäre ein solcher Schritt sinnvoll", hieß es in einer Markteinschätzung der Amsterdamer Bank ABN Amro. Die Geschäftsbereiche von KPN und Telefonica würden sich ergänzen. Zudem erlaube die finanzielle Situation von Telefónica einen solchen Schritt ohne größeren Aufwand, hieß es.

    KPN-Chef Ad Scheepbouwer hatte im August erklärt, der Konzern sei zurzeit kein Übernahmeziel. Die Niederländer und die Deutsche Telekom hatten jüngst Gespräche über eine Übernahme des britischen Mobilfunkanbieters O2 ergebnislos beendet.



    Y A H O O   N E W S

    Mischmasch aus Blogs und Medien

    Wer künftig auf Yahoo News nach aktuellen Meldungen sucht, weiß nicht, ob ihm dort zuerst Medienmeldungen oder Blog-Einträge begegnen werden. Als erstes Web-Unternehmen behandelt Yahoo Blogs und professionelle Medien als gleichwertige Quellen.

    Aus: Spiegel Online – 11. Oktober 2005, 15.10 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    USA. Keine große Suchmaschine, die auf eine Nachrichtensuche verzichten würde: Nach Stichworten durchpflügen die Suchdienste ausgewählte Nachrichtenquellen, präsentieren zudem das prominent, was gerade aktuell ist. Gemeinsam haben die Angebote, dass sie dabei weitgehend auf den Eingriff von Menschen verzichten: Angebote wie Google News machen keine Nachrichten, sie sammeln sie nur.

    Anders als Yahoo, denn seit einigen Wochen macht die Internet-Firma – zum zweiten Mal in ihrer zehnjährigen Geschichte – den Versuch, sich ein eigenständiges Profil als Nachrichtenquelle zu geben. Das geht einerseits über selbst beigesteuerte Inhalte, wie Yahoos Krisenschauplatz-Blog "Kevin in the Hotzones", andererseits über Kommentare, die Yahoo seit einiger Zeit en Masse liefert. Und es geht dadurch, dass man sich von der Konkurrenz durch eigenständige Merkmale absetzt.

    Ziemlich publikumswirksam fällt da die Entscheidung von Yahoo USA aus, künftig Weblogs als gleichberechtigte Nachrichtenquellen neben dem Output der professionellen Medien zu behandeln. Die Suchfunktion ist bereits implementiert: Wer künftig in Yahoos Nachrichtenpool sucht, durchwühlt "All News & Blogs".

    Medien-Puristen graut es da, schnell steht die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Quellen im Raum. In der Praxis jedoch hat Yahoos Entscheidung wenig Konsequenzen. Als aktuell präsentiert wird nach wie vor das, was originär und aktuell zugeliefert wird – und das kommt von Nachrichtenagenturen und "Profi-Medien".

    Dass die gezielte Suche nach Themen dann auch Blog-Inhalte zutage fördert, verbreitert nur die Basis abrufbarer Kommentare und Meinungen. Denn nach wie vor treiben die meisten Blogger Metakommunikation: Sie deuten, analysieren, diskutieren oder kommentieren Nachrichten, schaffen aber nur sehr selten selbst welche.

    Medienkommentatoren sehen in Yahoos Entscheidung trotzdem einen "großen Schritt", denn damit verwische die Grenze zwischen Blogs und professionellen Medien. Davon jedoch kann auch bei Yahoo keine Rede sein: Statt einer Ergebnisliste bekommt man nun stattdessen zwei davon serviert: Links (und prominent platziert) die Suchergebnisse aus Medienquellen, und rechts in einer Spalte Ergebnisse aus Weblogs [Ed: hm, eine ähnliche Mode des Blogeritis-Mixes praktiziert doch DIE ZEIT seit einiger Zeit auf ihrem Portal auch schon].

    Für Joff Redfern von Yahoo ist die Erweiterung des Nachrichtenpools hin zu "Laien-Reportern" darum auch nicht mehr als ein Zusatznutzen: "Wir versuchen, klar zu machen, was aus den Mainstream-Medien kommt und was von Web-Nutzern beigesteuerte Inhalte sind, um hier jede Verwirrung zu vermeiden."

    Der Rest ist offenbar eine Überzeugungssache. Für den Journalismus-Professor Robert Thompson gibt es "einen Unterschied zwischen Informationen, die einen redaktionellen Prozess durchlaufen haben, und solchen, die von jemandem veröffentlicht werden, ohne vorher einen solchen Prozess zu durchlaufen". Diesen Unterschied gelte es zu wahren.

    Ob Yahoo nun eine Medienfirma im eigentlichen Sinne und damit auch den journalistischen Standards verpflichtet ist, sorgt in der US-Presse seit einigen Wochen für heiße Diskussionen. Besonders gut kommt Yahoo dabei nicht weg: Nachdem im letzten Monat öffentlich geworden war, dass Yahoo eine Rolle bei der Verhaftung eines chinesischen Dissidenten gespielt hatte, hagelte es Kritik aus Medien und Menschenrechtsorganisationen. Und Kevin Sites Warblog, ätzte die Los Angeles Times, zeige deutlich, dass Nachrichten für Yahoo nichts als Entertainment seien.



    O N L I N E - S C H W I N D E L

    O2 zahlt geprellten Kunden Geld zurück

    Tausende Kunden des Mobilfunkbetreibers O2 sollen im Schnitt 100 Euro zurückerstattet bekommen. Sie waren auf unseriöse Internet-Angebote hereingefallen und hatten mit ihrem Mobiltelefon bezahlt.

    Aus:
    Spiegel Online – 11. Oktober 2005, 18.51 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    FRANKFURT AM MAIN. Die betroffenen rund 8000 Kunden hätten auf Internetseiten von Drittanbietern Dienste über ihr Handy und einen PIN-Code bestellt, sagte O2-Sprecher Stefan Zuber. Von den Betreibern der Seiten sei aber nicht deutlich gemacht worden, dass es sich bei den Angeboten um feste Abonnements mit Kosten von 9,98 Euro pro Tag handelte. Überdies hätten die Kunden keine dem Betrag entsprechenden Inhalte erhalten.

    Der O2-Sprecher bestätigte damit einen Bericht des ARD-Wirtschaftsmagazins "Plusminus". Der Sendung zufolge wurden im Juli und August mit Angeboten wie "hausaufgaben.de" vor allem bei Kindern und Jugendlichen abkassiert.

    "Wir halten dieses Angebot für sittenwidrig", sagte Zuber dazu. O2 wolle seine Kunden vor solchen Angeboten schützen und habe die Abrechnungs-Schnittstelle zu den Drittanbietern, die gegen Vertragsvereinbarungen mit O2 verstoßen hätten, inzwischen geschlossen.

    Auch andere Anbieter betroffen

    Zuber wies ausdrücklich darauf hin, dass die Rückzahlung freiwillig geschehe, da der Vertrag nicht zwischen O2 und den Kunden zu Stande gekommen sei, sondern O2 nur die Abrechnung vollzogen habe. Man behalte sich juristische Schritte gegen die Drittanbieter vor.

    Auch andere Mobilfunkanbieter seien betroffen, berichtete das ARD-Magazin weiter. Allein bei T-Mobile seien mehr als 20.000 Kunden geschädigt worden. Ein Sprecher von T-Mobile wollte keine Zahl betroffener Kunden nennen. Er sagte aber, das Unternehmen werde sicher stellen, dass die Kunden ihr Geld zurückbekämen – unabhängig davon, ob sie sich beschwert hätten oder nicht.

    T-Mobile habe den Vertragszwischenhändler, der Internetseiten-Betreibern das Bezahlen per Handy anbiete, dazu aufgefordert, den Kunden Geld gutzuschreiben. Die Zugänge für die Zahlung per Handy auf den entsprechenden Seiten seien gesperrt worden.



    S O F T W A R E F E H L E R   I N   H A N D Y S

    80 statt 19 Cent für eine SMS

    Smartphones des Mobilfunkbetreibers T-Mobile haben seit Jahren SMS-Kurznachrichten falsch abgerechnet und damit für seine Besitzer saftige Mehrkosten verursacht. Das Unternehmen bestätigte den Fehler und kündigte an, die Betroffenen zu entschädigen.

    Aus:
    Spiegel Online – 14. Oktober 2005, 16.49 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. T-Mobile wolle sich mit betroffenen Kunden in Verbindung setzen und den Schaden regulieren, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag [14.10.2005]. Der Fehler trete bei den Smartphones MDA und SDA auf.

    Einige Kunden berichteten sogar von der zehnmaligen Berechnung einer einzigen SMS, hieß es in einem Bericht des Hessischen Rundfunks. Schuld an der Abrechnungspanne sei die Texteingabehilfe. Das Einfügen eines Apostrophs zum Beispiel bewirke, dass die SMS statt der regulären 19 Cent bis zu 80 Cent koste. Vier Jahre lang sei unerkannt geblieben, dass die Software bei einigen Sonderzeichen Fehler verursache [Ed: man glaubt es kaum – 4 Jahre nichts getestet...].

    Der Unternehmenssprecher kündigte an, T-Mobile werde sich per SMS oder Rechnungsbeilage mit den betroffenen Kunden in Verbindung setzen und ihnen eine Entschädigung anbieten. Viele Kunden hätten die teuren Kurznachrichten nicht bemerkt, weil diese in ihren Abrechnungen nur als Sammelposten auftauchten.

    Dass der Fehler erst jetzt gefunden worden sei, sei "ärgerlich". Allerdings sei den Betroffenen nur geringer wirtschaftlicher Schaden entstanden. Nach Berechnungen von T-Mobile habe ein betroffener Nutzer Anspruch auf eine Entschädigung von 2,50 Euro im Monat. Die Zahl der Nutzer eines MDA oder SDA bezifferte der Sprecher auf 106.000. Davon würden aber viele auf die SMS-Funktion verzichten und stattdessen E-Mails verschicken.

    Als Grund für die Panne nannte der Sprecher zusätzlichen Speicherbedarf bei der Nutzung von Sonderzeichen in einer SMS. Statt wie gewohnt 160 Zeichen stünden dann nur noch 70 zur Verfügung [Ed: und das das Folgen hat, soll wirklich keiner gewußt haben?]. Beim 71. Zeichen werde dann eine zweite Nachricht als verkettete SMS verschickt. Abhilfe schaffe vorerst nur das Abstellen der Sonderzeichen, hieß es. Einige SMS würden dann aber nur verstümmelt verschickt. [mehr]



    H A N D Y - T V 

    Logische Fusion

    TV-Sender, Mobilfunkbetreiber und Handy-Hersteller treibt eine Vision um: Fernsehen auf dem Handy soll schon bald zu einem Milliardengeschäft werden. Vorher sind allerdings einige technische Probleme zu lösen [Ed: und das ist nicht nur die Akku-Frage].

    Hinweis auf:
    Der Spiegel – 42/2005, 17. Oktober 2005, Seite 226–228 (Medien). [Original suchen]



    M S N   /   G O O G L E   /   Y A H O O

    Kindergarten-Gerangel um AOL

    Zuerst Microsoft, dann Google, jetzt Yahoo: Nachdem AOL jahrelang still vor sich hin kriselte, buhlen jetzt gleich drei Internetgiganten um die Online-Tochter von Time Warner. Doch welche Ziele verfolgen die Interessenten?

    Aus:
    Spiegel Online – 17. Oktober 2005, 20.12 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG. Jahrelang interessierte sich niemand für die angeschlagene Time-Warner-Tochter AOL. Bis vor ein paar Wochen bekannt wurde, dass Microsoft mit Time Warner über eine Zusammenarbeit verhandelt. Seitdem verhält es sich mit AOL wie mit einem beliebten Spielzeug im Kindergarten: Weil es einer unbedingt haben will, wollen es auf einmal alle anderen auch.

    Aber was ist so interessant an der Sparte, die doch eigentlich als Klotz am Bein von Time Warner gilt? AOL war 2002 mit knapp 100 Milliarden Dollar für die höchsten Verluste verantwortlich, die je ein Unternehmen in den USA verbuchen musste. Seit Jahren kämpft die Online-Tochter mit sinkenden Umsätzen und zurückgehenden Kundenzahlen bei seinen Internet- Zugängen. Ursache dafür sind vor allem die hohen monatlichen Zugangsgebühren sowie die im Vergleich zu den Breitbandverbindungen langsamen Internetzugänge über herkömmliche Telefonleitungen.

    Interessant ist allerdings das Portalgeschäft von AOL. Die Website Aol.com ist nach Yahoo die am häufigsten angesteuerte Seite in den USA. Als besonders populär erwies sich in diesem Sommer die Übertragung der Live8- Konzerte über diese Site. Mithilfe der Mutter Time Warner konnte sich AOL bereits starke Wettbewerbsvorteile verschaffen.

    Schwerer Schlag für Google

    Das Portal und die Suchmaschine von Microsoft kommen dagegen nicht richtig in die Gänge. Konzernchef Bill Gates will sich Medienberichten zufolge künftig vermehrt auf die Entwicklung seiner Suchmaschine konzentrieren und wäre bereit, das Portal sowie das Zugangsgeschäft an AOL zu verkaufen. Im Gegenzug soll sich die Time-Warner- Tochter von der Google- Suchmaschine verabschieden, die derzeit auf der AOL-Website angeboten wird, und stattdessen die Technologie von Microsoft verwenden.

    Für Google wäre das ein schwerer Verlust: Wenn der Suchmaschinenbetreiber das Ringen um seinen größten Einzelkunden verliert, würden dem Unternehmen über zehn Prozent seines Gesamtumsatzes verloren gehen. Gemeinsam mit dem amerikanischen Kabelnetzbetreiber Comcast holte Google Medienberichten zufolge deshalb kurz nach Microsofts Ankündigung zum Gegenschlag aus. Spekuliert wird, dass Google und Comcast ein Gemeinschaftsunternehmen gründen wollen, das wiederum Anteile an AOL halten soll. Die Transaktion soll einen Gesamtwert von 5 Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) haben.

    Yahoo will Marktführerschaft ausbauen

    Genügend Kleingeld für den Einstieg hat sich Google bereits besorgt: Mitte September gab das Unternehmen rund 14 Millionen neue Aktien aus, die insgesamt knapp 4,2 Milliarden Dollar in die ohnehin schon prall gefüllte Kriegskasse spülten.

    Doch auch der Dritte im Bunde will sich nicht so einfach überrollen lassen – weder von Microsoft noch von Google. Um der Aufholjagd seiner Wettbewerber einen Riegel vorzuschieben, soll sich deshalb auch Yahoo in den Wettbewerb um AOL eingeschaltet haben. Wie Google und Microsoft will Yahoo allerdings nur das Portalgeschäft übernehmen und durch seine Marktführerschaft in diesem Bereich ausbauen.

    Klar ist, dass bei AOL demnächst etwas passieren muss. Darauf drängt nicht nur der unzufriedene Time-Warner-Großaktionär Carl Icahn. Dieser hatte von Konzernchef Richard Parsons gefordert, zur Kurspflege Aktien für 20 Milliarden Dollar zurückzukaufen und die TV-Kabelsparte auszugliedern. Parsons setzt dagegen auf eine deutliche Kurssteigerung durch einen Verkauf des Portalgeschäfts.

    Microsoft hat gute Chancen

    Die größten Chancen auf den Erwerb der AOL-Anteile hat derzeit Microsoft. Die Verhandlungen mit dem Softwarekonzern sind Medienberichten zufolge am weitesten fortgeschritten. Bei einer Verschmelzung würden MSN und AOL gemeinsam auf einen Marktanteil im US-Suchmaschinenmarkt von 18 Prozent kommen und sich damit Yahoo (23 Prozent) weiter annähern. Der Abstand zu Google (46 Prozent) bliebe indes beträchtlich.

    AOL und der Gigant aus Seattle streten aber noch noch über die Führungsrolle im Web-Geschäft. Bill Gates will auf die Führung nicht verzichten, Time-Warner-Chef Parsons möchte nur einen Minderheitsanteil abgeben. AOL ist mit einem geschätzten Wert von etwa 10 bis 20 Milliarden Dollar deutlich höher bewertet als MSN. Gates müsste sich die Führung also teuer erkaufen. [Kampfarena Internet]



    V O D A F O N E   G E G E N   T E L E K O M

    Millionenstreit um Switch-Tarif

    Die Telekom kämpft mit einer komplizierten neuen Waffe gegen ihre Konkurrenten: Sie bezahlt Kunden dafür, Handygespräche auf das Festnetz umzuleiten – und kann so hunderte Millionen Euro verdienen. Der Mobilfunkanbieter Vodafone hat dagegen Klage eingereicht.

    Aus:
    Spiegel Online – 26. Oktober 2005, 18.30 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    DÜSSELDORF. Der neue "switch and profit"-Tarif ist nicht gerade leicht zu verstehen – doch er lohnt sich. Bei dem Angebot bekommen Kunden der Festnetzsparte T-Com rund drei Cent gutgeschrieben, wenn sie aus dem Festnetz auf ihrem Handy angerufen werden, diesen Anruf aber per Rufumleitung auf ihrem eigenen Festnetz-Telefon annehmen. Das auf den ersten Blick völlig unverständliche Geschenk bringt auch der T-Com satte Gewinne ein und ärgert Mobilfunkanbieter maßlos.

    Der Anruf verbleibe auf diese Weise im T-Com-Netz, erklärt ein Sprecher des Mobilfunkanbieters Vodafone. Der Anrufer aus dem Festnetz zahle jedoch trotzdem den teuren Handytarif, der zwischen 18 und 26 Cent pro Minute liegt. Die Telekom kassiere fast die gesamte Summe, die Mobilfunkbetreiber gehen vollkommen leer aus. Sollte es dem Telefonriesen gelingen, nur ein Zehntel der Handy-Anrufe aus ihrem Netz durch den Tarif wieder zurückzuleiten, könnte das nach Berechnungen des Wirtschaftsmagazins "Capital" schon 500 Millionen Euro an Einnahmen bringen.

    Nachdem bereits zwei Anträge auf einstweilige Verfügungen gescheitert sind, will Vodafone den Tarif nun gerichtlich stoppen. Dem britischen Mobilfunkanbieter zufolge verstößt er gegen das Wettbewerbsrecht, deshalb hat Vodafone beim Düsseldorfer Landgericht Klage eingereicht. Ein T-Com-Sprecher sagte, die Klageschrift liege dem Konzern noch nicht vor.



    A P P A R A T S C H I K

    Die Findenix-Maschine

    Mit großem Tamtam bewirbt die Deutsche Telekom zurzeit ihre neue Online-Auskunft. DasTelefonbuch.de will mit mehr Übersichtlichkeit und neuen Features punkten – dummerweise weist die Suchfunktion der selbsternannten "Findemaschine" etliche Macken auf.

    Aus:
    Spiegel Online – 26. Oktober 2005, 18.47 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG/BONN. [Die nervende Niete] Robert T-Online ist von den Toten auferstanden. Fünf Jahre nach dem Börsengang ihrer Internet-Tochter wirbt die Deutsche Telekom wieder mit einer – diesmal weiblichen – Computerkunstfigur. Klara Finden, die "Info-Expertin" soll der neu gestalteten Online-Auskunft ein menschliches Antlitz verleihen.

    Mir persönlich macht der Photoshop-Klon eher Angst. Während Robert lediglich ein wenig nervte, weil er sein Ritalin nicht genommen hatte, treibt einem Klara die kalte Furcht ins Herz. Meine erste Assoziation war keineswegs "sympathische Service-Schönheit" (Pressetext). Auf mich wirkt Creepy Klara eher wie eine Statistin aus George Romeos "Dawn of the Dead": Ihr Blick ist ausdruckslos, ihr rechter Arm reckt sich starr nach vorne.

    Auch die neue Webpräsenz der Telefonauskunft kommt leider nicht ohne Gruseleffekte aus.

    Kleine Karten, tote Links

    Die Telekom hat gegenüber der alten Version zahlreiche Funktionen hinzugefügt oder verändert. Die Trefferanzeige ist deutlich übersichtlicher geworden. Auch die Einzelanzeige wirkt wesentlich aufgeräumter und bietet etliche Zusatzfeatures. So lassen sich Datensätze per Mausklick beispielsweise ins eigene Outlook-Adressbuch schaufeln. Seltsam ist hingegen, dass noch mehrere andere Optionen (Versand per Fax, SMS, E-Mail) zwar angezeigt werden, aber nicht funktionieren.

    Eine schöne Idee ist der Button "Auf der Karte anzeigen", wie es ihn in den Gelben Seiten schon seit einiger Zeit gibt. Die Umsetzung lässt allerdings zu wünschen übrig. Die Karte ist so klein geraten, dass kaum etwas zu erkennen ist. Nur im starken Zoom (600 m Umkreis) lassen sich Beschriftungen entziffern. Dafür zeigt die Karte dann aber auch nur 4, 5 Sträßchen an.

    Ebenfalls neu ist das Glossar. Die Rubrik enthält eine Auflistung wichtiger Nummern wie den Störungsdienst oder den Giftnotruf. Beim genauerer Betrachtung entpuppt sich das Glossar jedoch als äußerst unvollständig. Unter "Auto" steht beispielsweise weder der Pannendienst des ADAC, noch der des AvD – sondern ausschließlich die Kurzwahl der T-Mobile-Pannenhilfe. Wer ein Vodafone-Handy besitzt, hat also Pech gehabt.

    Suche Pizza, finde Smörrebröd

    Kernstück der Seite ist die Suchfunktion. Die Telekom hat sich den Begriff Findemaschine als Marke eintragen lassen und wirbt mit Slogans wie "Lieber punktgenau als ewig lange suchen". Im Test wies die Suchabfrage jedoch allerlei Merkwürdigkeiten auf.

    DasTelefonbuch bietet eine Basissuche mit zwei Eingabefeldern (Name, Stadt) sowie einen Profimodus, in dem sich auch Postleitzahlen und Straßennamen suchen lassen. Mitunter liefert dieselbe Abfrage in Basis- und Profimodus jedoch unterschiedliche Resultate. Eine Suche nach meinem Hamburger Freund Jakob Streich* führte im Profimodus zu 16 Treffern. Alle hatten den Nachnamen Streich, keiner den Vornamen Jakob. Eine Abfrage im Basismodus lieferte hingegen nur einen Treffer – und zwar die gesuchte Person.

    Ähnlich wunderlich sind die Resultate des Umkreisfinders. Diese Suchfunktion soll eigentlich Personen oder Geschäfte in vorher definierter Entfernung zum eigenen Standort aufspüren. Beim Versuch, in einem Kilometer Umkreis der SPIEGEL-ONLINE-Redaktion eine Pizzeria zu finden, fand die Findemaschine (in dieser Reihenfolge):

    • das Fischrestaurant Kontor
    • das Fischrestaurant Deichgraf
    • den Smörrebröd-Spezialisten Danske Hereford
    • das Museumsrestaurant Destille
    • nochmals das Museumsrestaurant Destille.
    Unter den ersten 10 Treffern fand sich lediglich ein Italiener, obwohl es in der Umgebung mehrere gibt. Einen kann ich vom Fenster aus sogar sehen.

    Unterhalb der als "Toptreffer" gekennzeichneten Liste steht seltsamerweise eine zweite, nicht gekennzeichnete Ergebnisliste, deren Resultate etwas besser sind. Man findet sie nur, wen man die Seite ganz herunterscrollt. Wie unterscheiden sich die beiden Listen? Und wie kommen die Treffer zustande? Nach Angaben der Telefonbuch- Servicegesellschaft verwendet die Webseite keine Such-Algorithmen, sondern arbeitet mit einer einfachen Datenbankabfrage.

    Verzerrt oder einfach mies?

    Nervig, aber nicht gruseligDie wunderliche Sortierung kann eigentlich nur zwei Gründe haben. Entweder ist die von DasTelefonbuch verwendete Datenbank ziemlich krautig oder die Trefferliste wird nicht allein nach Relevanzkriterien erstellt. Einige Suchmaschinen bessern ihre Kasse auf, indem sie Firmen gegen Bezahlung eine bessere Platzierung zusichern oder ihnen garantieren, dass sie bei der Suche nach bestimmten Schlüsselbegriffen auf jeden Fall in der Trefferliste erscheinen – auch wenn das für den Suchenden keinen Sinn macht.

    Möglicherweise hat die Telekom einfach keine ausreichend breite Datenbasis. Philipp von Stülpnagel vom Suchmaschinenoptimierer Sumo weist darauf hin, dass es relativ schwierig ist, aus den informationsarmen Telefonbuchdatensätzen gute Treffer zu generieren. "Die enthalten nur Name, Nummer, Adresse und Geschäftszweck. Google oder Yahoo durchsuchen hingegen komplette Webseiten, darin sind natürlich viel mehr Informationen enthalten."

    Insgesamt überzeugt das neue Online-Telefonbuch nicht. Es weist einfach zu viele Macken auf. Schade, dass bei einer derart elementaren Referenzseite (16 Millionen Besucher im Monat) die Trefferqualität derart schlecht ist. Schade auch, dass die Telekom mit dem Begriff Findemaschine etwas verspricht, das sie nicht einhalten kann. (* = Name geändert)



    T E L E F O N Z E L L E N

    Die Rückkehr der Münzer

    Telefonanbieter haben neue Kunden für einen Klassiker entdeckt. In den Großstädten werden wieder öffentliche Telefonzellen aufgebaut. Sie sparen teure Handykosten und nehmen bisweilen sogar die alte D-Mark an.

    Aus:
    Spiegel Online – 27. Oktober 2005, 12.19 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG. Der Standort ist eine Goldgrube für die Betreiber. Gleich neben dem Berliner Bahnhof Zoo gegenüber dem Taxistand steht das ertragsstärkste Telefonhäuschen der privaten Bonner Firma Tele-Ruf. Unter einem stahlblauen Halbdach kann nach dem Einwurf von mindestens 5 Cent lostelefoniert werden.

    Und das ganz klassisch: Hörer abnehmen, Geld einwerfen, Tasten drücken. "Zu uns kommen immer mehr die ganz Jungen mit den Handys", sagt Tele-Ruf-Sprecherin Christina Haberland, "die wollen nicht ihre teuren Prepaid-Karten verballern."

    So wird ein Ortsgespräch für die nächste Verabredung schnell von der Telefonsäule aus geführt. Demnächst bietet Tele-Ruf über seine Häuschen sogar Klingeltöne an, die ohne die teuren Abogebühren gegen einen einmaligen Obolus auf das Mobiltelefon übertragen werden können.

    Nicht nur bei Jugendlichen, die in der Schuldenfalle hoher Mobilfunkabrechnungen stecken, erfreuen sich die klassischen Telefonzellen wieder neuer Beliebtheit. Die Vorteile des Festnetzes und der "direkten Kostenkontrolle über den Münzeinwurf" (Tele-Ruf) lassen die Nachfrage nach den bereits um die Jahrhundertwende als "Fernsprechkiosk" oder "Straßensprechzelle" eingeführten Telefonen wieder wachsen.

    Ohne die Kultur des Telefonhäuschens sind ganze Generationen von Drehbuchschreibern für Psycho-Thriller, Krimis und Polizeifunkserien aufgeschmissen. Wie urbane Leuchtfeuer haben einsam gelegene, beleuchtete Telefonzellen Eingang in die moderne Kunst gefunden. Der überdachte Quadratmeter Fernsprech-Häuslichkeit hatte seine Liebhaber mit vielerlei Vorlieben gefunden – in manchen Telefonzellen wurde gelitten, genächtigt, gevögelt, gekotzt oder gezündelt.

    "Fasse Dich kurz", lautete noch in den siebziger Jahren ein pädagogisch meist ins Leere gehender Aufkleber gegen dauerquasselnde Telefonbenutzer. Schlangen von wartenden Kunden vor den klappbaren Türen der Telefonzellen gehören zu den kuriosen Selbstverständlichkeiten der Vor-Handy-Ära.

    Jetzt kehren die Münzer zurück. Die Deutsche Telekom kündigte an, weitere 10.000 Münz- und Kartentelefone an frequentierten Lagen der deutschen Großstädte bis 2006 aufzubauen. Seit der Liberalisierung der europäischen Telekommunikationsmärkte drängen zudem verstärkt private Anbieter ins Geschäft mit der schnellen Münze.

    Auf die ältere "handykritische Kundschaft" und Touristen setzt der britisch-deutsche Telefonanbieter New World Payphones-Spektrum GmbH (NWP). An zahlreichen U-Bahn Stationen in Frankfurt und Berlin sowie am Hamburger Flughafen hat der Newcomer mit robusten Wandgeräten zum Münzeinwurf und einem Exklusivvertrag mit den Nahverkehrsunternehmen die Telekom verdrängt.

    Zusätzlich stehen inzwischen allein in Hamburg 30 rot-graue NWP-Telefonzellen mit schwenkbarer Tür, davon teilweise an prominenter Stelle wie dem Jungfernstieg und an der Außenalster.

    "Öffentliches Telefonieren mit Münzeinwurf ist ein interessanter Markt", sagt NWP-Manager Henner Menz.

    Aus einem Existenzgründer-Wettbewerb an der Dresdner Hochschule für Wirtschaft und Technik ist 1999 die Firma "GeKarTel" entstanden. Heute betreiben die 10 festangestellten Mitarbeiter an bundesweit 200 Standorten Münztelefone, 20 davon alleine in Dresden. "Wir wollen weiter ausbauen", sagt GeKarTel- Prokurist Fleis Trägner, 30, der derzeit mit Baden-Württemberg über die Aufstellung neuer Telefonzellen verhandelt.

    Eine erstaunliche Kehrtwende: Noch vor wenigen Jahren schien das "Fernsprechhäuschen", so die offizielle Bezeichnung der Deutschen Reichspost seit 1927, endgültig zu einem Auslaufmodell zu werden. Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern wurden mit wachsender Verbreitung des Mobilfunks gut 40.000 nach der Wende eilig installierte Häuschen wieder abgebaut. Die postgelben Design-Dinger aus glasfaserverstärkten Polyesterharz kamen massenhaft in den Schredder.

    Angesichts der Verbreitung von inzwischen rund 75 Millionen Mobilfunktelefonen schien das Häuschen keine Zukunft zu haben. In einer Forsa- Umfrage gaben im Jahr 2003 gar 68 Prozent der Deutschen an "seit mehr als einem Jahr" gar kein öffentliches Telefon in einem der rund 110.000 Sprechzellen mehr benutzt zu haben. "Wir haben auch ganz unrentable Standorte", sagt T-Com-Sprecher Rüdiger Gräve. Bei monatlichen Betriebskosten für einen Standort von rund 200 Euro stünden mancherorts nur Einnahmen von 5 Euro dagegen.

    Wer nicht will, der muss

    Solche Groschengräber würde der Bonner Kommunikations-Konzern am liebsten ganz loswerden. Doch nach den gesetzlichen Vorgaben des Telekommunikationsgesetzes ist die T-Com zur einer "flächendeckenden Bereitstellung von öffentlichen Münz- und Kartentelefonen" verpflichtet. Gemäß des Versorgungsauftrags gelten als "zumutbare Entfernung" für Bürger ohne Telefonanschluss "2 bis 3 Kilometer".

    In einem Pilotverfahren mit der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hatte sich die Telekom bis 2006 auf die Bereitstellung von 14.000 abgespeckten "Basistelefonen" verpflichtet. Die Schlichtversion erlaubt einen Notruf oder auch ein R-Gespräch, bei dem der Angerufene die Gesprächskosten übernimmt. "An dieser Grundversorgung müssen wir festhalten", sagt die Sprecherin der Bonner Regulierungsbehörde, Renate Hichert.

    An den gut frequentierten Standorten will die T-Com dagegen weiter ausbauen. Über 10.000 neue sogenannte Telestationen sind in den Ballungsgebieten geplant. Das Häuschen zum Baupreis von 7500 Euro wird dann durch eine einfache, nicht überdachte 500-Euro- Telefonsäule (Branchenbezeichnung: "Marterpfahl") ersetzt. Die schlanken Stahlsäulen mit integriertem Fernsprecher für Münzen und Karten bieten zwar keinen Wetterschutz aber günstige Tarife.

    Zusätzlich nahmen die 50.000 "Münzer" (Telekom-Jargon) von Juni bis Ende Oktober wieder Geldstücke der nach der Euro-Einführung für Bargeld im Jahr 2002 ausgesonderten alten D-Mark. Denn immer noch sind nach Schätzungen der Deutschen Bundesbank gut 7,5 Milliarden in Pfennig und Mark in den Haushalten vorhanden – fast die Hälfte des ursprünglichen Münzen-Bestandes. Immerhin kamen bei der Telekom-Aktion "mehrere hunderttausend Mark" durch die Rückholaktion in die Kasse.

    Für den Verbraucher bot der Einwurf in den Schlitz der Fernsprechgeräte eine kostensparende Möglichkeit das alte Kleingeld loszuwerden. Das Ortsgespräch ist dann schon für 10 Pfennig zu haben.

    Einen neuen Service sollen die 800 öffentlichen Telefonstationen der Bonner Tele-Ruf demnächst als Einwahlstationen in das Internet bieten. Gegen Münzeinwurf wird eine Pin-Nummer vergeben, die den drahtlosen Zugang in das Netz möglich macht. Das Telefonhäuschen dient als sogenannter "hot spot" der mobilen Kommunikation.

    Eine lebensnahe Neuerung offeriert deshalb schon der Dresdner Telefonzellen- Betreiber GeKarTel. Um schlechten Geruch nach altem Zigarettenqualm oder körpereigenen Ausdünstungen des Vorgängers zu mildern, wurde ein Deckenventilator integriert. Er versprüht beim Betreten ein frisches Duftspray in dem Häuschen.



    ProSiebenSat.1-Chef de Posch kritisiert Kabelnetzbetreiber

    Aus:
    Spiegel-Pressemeldung – 29. Oktober 2005, 10.35 Uhr MESZ zum Artikel "xxx" im SPIEGEL – 44/2005, 31. Oktober 2005, Seite xxx–xxx (xxx).

    HAMBURG. Im Streit mit den Kabelnetzbetreibern über die Kosten für die digitale Einspeisung der Programme hat der ProSiebenSat.1-Vorstandschef Guillaume de Posch den Ton verschärft. "Die glauben wahrscheinlich, wir könnten nicht rechnen", sagte de Posch dem Hamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Hintergrund der schon länger schwelenden Auseinandersetzung ist der Plan des Marktführers Kabel Deutschland, die analogen Einspeisegebühren, die auch Richtschnur für die digitalen sind, deutlich zu erhöhen.

    De Posch zum SPIEGEL: "Wir wollen nur ein Geschäftsmodell, mit dem beide leben können. Der Marktführer Kabel Deutschland hat zwar behauptet, er würde die digitalen Programme kostenlos einspeisen. Gleichzeitig aber will er die analogen Gebühren für unsere fünf Sender um 34 Prozent erhöhen." Er hoffe aber auf eine Einigung im nächsten Jahr.



    M O B I L F U N K - M E R G E R

    Telefónica schluckt O2

    In der europäischen Mobilfunkbranche bahnt sich eine Großfusion an. Die spanische Gesellschaft Telefónica will den britischen Konkurrenten O2 übernehmen. Damit sichert sich Telefónica einen Zugang zum deutschen Markt.

    Aus:
    Spiegel Online – 31. Oktober 2005, 13.32 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    MADRID/LONDON. Je Aktie würden 200 Pence oder insgesamt 17,7 Milliarden britische Pfund (rund 25 Milliarden Euro) geboten, teilten die beiden Unternehmen in Madrid und London mit. Das Management von O2 stimme der Transaktion zu und wolle seine eigenen Aktien an Telefónica verkaufen. Die Offerte sei "fair und angemessen". Die Marke O2 solle erhalten bleiben.

    Der Zukauf wird den Angaben zufolge sofort das Ergebnis von Telefónica positiv beeinflussen. Ab dem Jahr 2008 werde ein positiver Einfluss von 293 Millionen Euro erwartet, hieß es. Die Dividenden-Politik solle daher fortgeführt werden.

    Aktien von O2 reagierten mit einem Kurssprung auf die Ankündigung. Im frühen Handel kletterte das Papier 24,51 Prozent auf 204,50 Pence nach oben.

    Die Mobilfunksparte der Telefónica, Telefónica Moviles, hat mehr als 90 Millionen Kunden in 15 Ländern. Telefónica Moviles erwirtschaftete mehr als die Hälfte des Umsatzes in Spanien und Südamerika. Im ersten Halbjahr 2005 erlöste die Sparte 17,4 Milliarden Euro und wies einen Nettogewinn von 1,8 Milliarden Euro aus. 02 wurde 2001 von der BT Group ausgegliedert und hat in Großbritannien, Deutschland und Irland rund 24,6 Millionen Mobilfunkkunden. Das Unternehmen beschäftigt 15.000 Mitarbeiter.

    Die geplante Übernahme könnte Telefónica Zugang zu zwei der größten Mobilfunk-Märkte Europas – Deutschland und Großbritannien – verschaffen. Die Übernahme ist nach Angabe des Wall Street Journals Teil der strategischen Bemühungen der Spanier, auf dem Heimatkontinent wieder zu expandieren. In den vergangenen Jahren hatte das Telekommunikationsunternehmen das Geschäft besonders in Südamerika forciert.

    Telefónica, nach Marktbewertung der weltweit fünftgrößte Telekomkonzern, ist nach Presseberichten schon länger auf der Suche nach einem Übernahmekandidaten in Europa. Jüngst waren die Spanier auch an die niederländische KPN herangetreten, doch die hätten keine Bereitschaft zu Gesprächen gezeigt. Danach habe sich Telefónica auf 02 konzentriert.

    Nachdem die europäischen Telekomunternehmen einen Teil ihrer Verbindlichkeiten von Ende der neunziger Jahre abgebaut hätten, gebe es einige Konzerne, die über hohe Barmittel verfügten und sich auf die Suche nach Übernahmezielen machten, berichtet das "Journal". Im Juli hatte France Télécom in einem für Branchenbeobachter überraschenden Schritt für 6,4 Milliarden Euro den spanischen Mobilfunkanbieter Amena übernommen.




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      Zum Teil 42

    © 2005-2005 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 17.12.2009 05.00 Uhr