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Regulierer ermöglicht Vertragsstrafen gegen Telekom
Aus: Yahoo-Finanzen, 3. Juni 2002, 16.55 Uhr (Telekommunikation). [Original]BONN. Die Deutsche Telekom muss bei einer verspäteten Lieferung von Telekommunikationsleitungen an ihre Wettbewerber nach einer Entscheidung der Regulierungsbehörde nun erstmals mit Vertragsstrafen rechnen.
Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) teilte heute in Bonn mit, die Lieferzeiten für so genannte Mietleitungen zur Übertragung von Sprache oder Daten zwischen Endkunden und Telekommunikationsunternehmen seien nun für die Telekom verbindlich. Je nach Leistung der von der Telekom angemieteten Leitungen seien die Lieferzeiten zwischen zwölf und 30 Arbeitstagen gestaffelt. Bei Terminverfehlungen müsse die Telekom künftig je Kalendertag 5 % des monatlichen Mietentgelts an das beauftragende Unternehmen zahlen, entschied die Behörde. Orientierungsrahmen dafür sei ein Vorschlag der Telekom gewesen. Nach Behördenangaben fällt für eine Mietleitung mit einer Datendurchsatzrate von 2 Megabit pro Sekunde eine Monatsmiete von rund 1000 Euro und ein einmaliges Bereitstellungsentgelt von rund 1600 Euro an.
Hintergrund des mehrmonatigen Verfahrens sind zahlreiche Beschwerden von Telekom-Konkurrenten bei der Regulierungsbehörde, wonach die Telekom ihre Liefertermine oftmals nicht einhalte. Der Geschäftskundenanbieter BT Ignite bezeichnete das nun ergangene Votum der Aufsichtsbehörde als "zukunftsweisend". Die Behörde habe "das illegale Verhalten der Telekom mit einem kraftvollen Federstrich gestoppt". Die Telekom werde es künftig schwerer haben, ihre Wettbewerber "dadurch vom Markt zu drängen, dass sie ihnen Leitungen oder sonstige wesentliche Leistungen vorenthält", teilte BT Ignite mit.
Der Branchenverband VATM, in dem viele Telekom- Wettbewerber zusammengeschlossen sind, hält die Vertragsstrafen hingegen für "außerordentlich moderat". Gleichwohl zeige die Entscheidung jedoch, dass "es der Regulierer ernst meint und dem erkannten Missbrauch durch ein marktmächtiges Unternehmen Einhalt gebieten will", erklärte der VATM.
Die Deutsche Telekom kritisierte das Votum der Regulierungsbehörde. "Die Entscheidung ist für uns nicht nachvollziehbar, da die erreichten Verbesserung bei der Bereitstellungen von Mietleitungen keinen Niederschlag fanden", sagte ein Sprecher. Das Unternehmen prüfe rechtliche Schritte.
Die Regulierungsbehörde erhofft sich von ihrer Entscheidung Planungssicherheit für alle Marktteilnehmer. Behördenpräsident Matthias Kurth (SPD) sagte, Forderungen der Telekom nach weitreichenden Vertragsstrafen, die die Wettbewerber zu tragen hätten, habe seine Behörde abgelehnt. Die Wettbewerber müssen nach Kurths Worten jedoch für verbindliche Vereinbarungen einstehen. "Wenn ein Unternehmen eine verbindlich bei der Telekom bestellte Leitung abbestellt, geht das auch nicht ohne Sanktionen ab", sagte Kurth. Die Telekom hatte auf die Kritik seitens ihrer Wettbewerber wiederholt erklärt, die Konkurrenten hielten sich oft nicht an ihre Bestellungen.
Für Mietleitungen, die lediglich 2 Telekommunikationsunternehmen verbinden, jedoch keinen Endkunden anbinden, hatte die Behörde bereits im vergangenen Jahr verbindliche Lieferfristen zwischen acht Wochen und 6 Monaten vorgegeben. Auch für diese sogenannten Carrier- Festverbindungen gelten den Angaben zufolge die neuen Vertragsstrafen- Regelungen.
Mit der Vorgabe verbindlicher Lieferfristen für alle Mietleitungen, die nicht über eine Vermittlungsstelle laufen, sind nach früheren Angaben der Regulierungsbehörde zivilrechtliche Klagen gegen die Telekom bei Fristüberschreitung möglich. Die neuen Vertragsbedingungen gelten den Angaben zufolge jedoch nicht für die Kundenbeziehungen zwischen der Telekom und den Wettbewerbern bei der Anmietung sogenannter Teilnehmeranschlussleitungen privater oder gewerblicher Endkunden im Ortsnetz. Zu diesen Vertragsmodalitäten wird von der Regulierungsbehörde in Kürze ebenfalls eine Entscheidung erwartet.
Kabinett uneins über Telekom-Führung
Aus: Heise-Newsticker, 4. Juni 2002, 14.47 Uhr (Telekommunikation). [Original]BERLIN (pmz/c't). Bundeswirtschaftsminister Werner Müller schließt nach Informationen des Stern eine Ablösung von Telekom-Chef Ron Sommer nicht mehr aus. In einem Interview mit dem Hamburger Magazin räumte Müller mit Blick auf den Kurssturz der T-Aktie ein, dass "zweifelsohne" ein Vertrauensschaden entstanden sei: "Dass die Anleger heftigst enttäuscht sind, ist Tatsache." Der auf der Hauptversammlung geäußerte Zorn der Kleinanleger sei "nur zu verständlich". Dort sei aber auch deutlich geworden, "dass nicht die Bundesregierung für den Kursrückgang verantwortlich ist".
Zu einer möglichen Ablösung Sommers sagte Müller: "Das ist Sache des Aufsichtsrates. Und wenn solche Überlegungen anstehen, wäre der Aufsichtsrat bescheuert, darüber öffentlich zu spekulieren." Die Bundesregierung sei im Aufsichtsrat seit Jahren nur mit einem Mitglied vertreten.
Kabinettskollege Hans Eichel hingegen hatte die Führung der Deutschen Telekom um Vorstandschef Ron Sommer gegen die heftige Kritik in Schutz genommen. Der gesamte Bereich der Telekommunikation stecke weltweit in Schwierigkeiten, da stehe die Deutsche Telekom weitaus besser da als viele andere Unternehmen aus dem Sektor, hatte der Bundesfinanzminister gegenüber der Welt am Sonntag geäußert.
Der Kurs der T-Aktie setzte unterdessen seine Talfahrt fort und rutschte an der Frankfurter Börse vorübergehend auf ein neues Allzeittief von 11,05 Euro [Ed: und noch weiter runten]. Als mögliche Gründe für den neuerlichen Kursverfall wurden ein entgangener Großauftrag der Bundeswehr sowie geänderte Zugangsbedingungen für Mietleitungen der Telekom genannt.
Kabelnetzbetreiber Ish schlittert an Insolvenz vorbei
Aus: Financial Times Deutschland, Hamburg, 5. Juni 2002, 17.08 Uhr (TV-Kabel). [Original]MÜNCHEN. Der angeschlagene Kabelnetzbetreiber Ish ist nach einem Medienbericht nur knapp an einer Insolvenz vorbeigeschlittert. Hilfe soll von der Telekom und dem Land Nordrhein- Westfalen gekommen sein.
In letzter Minute habe sich das Unternehmen mit seinen Geldgebern auf einen Rettungsplan geeinigt, schrieb die Süddeutsche Zeitung. Unterstützung habe dabei auch die nordrhein- westfälische Landesregierung geleistet. Unternehmen und Landesregierung wollten zu dem Bericht am Mittwoch keine Stellung nehmen.
Es sei bekannt, dass Ish seine Strategie überarbeite und den Netzausbau in Nordrhein- Westfalen verlangsamen werde, sagte Pressesprecherin Eva Krüger. Sie räumte ein, dass es Fehler gegeben habe. So versorgt Ish nur etwa 1,4 Millionen der 4,2 Millionen NRW-Kabelhaushalte mit einem direkten Anschluss. "Wir sind für Kooperationen mit der Wohnungswirtschaft und Anbietern wie Telecolumbus bereit", sagte die Sprecherin.
Mehrere Manager entlassen
Anfang April hatte das Unternehmen, das ursprünglich unter dem Namen des Investors Callahan Associates firmierte, bekannt gegeben, 570 der 2400 Beschäftigten betriebsbedingt zu kündigen. Im vergangenen Jahr hatte Callahan NRW bei Umsätzen von 388,3 Mio. Euro einen Nettoverlust von 527,1 Mio. Euro erwirtschaftet.Der Süddeutschen Zeitung zufolge soll für Ish ein neuer Geschäftsplan ausgearbeitet werden. Außerdem sollen mehrere Manager ihren Posten verlieren. Vor einigen Wochen war bereits ein personeller Wechsel an der Führungsspitze bekannt geworden. Davon sind neben Vorstandschef David Colley auch Finanzvorstand Paul Ward betroffen.
Zum Erhalt von Ish als Kabelnetzbetreiber in NRW leistet offenbar auch die Telekom einen Beitrag. Von dem Bonner Konzern hatte die Callahan-Gruppe das NRW- Kabelgeschäft zu 55 % übernommen und war im Herbst vergangenen Jahres unter dem Namen Ish gestartet. Jetzt will die Telekom dem Unternehmen nach Angaben der Zeitung 4 Monate lang Zahlungen stunden. In dieser Zeit könnte ein neuer Investor gefunden werden, der einen Betrag zwischen 120 und 150 Mio. Euro einschießen soll. [mehr]
G L O S S EDen nächsten Fehler hat Ron Sommer schon im Visier
Aus: Financial Times Deutschland, Hamburg, 7. Juni 2002, Seite ?? (Telekom). [Original]Reden wir nicht über die Fehler von gestern. Dass Ron Sommer VoiceStream gekauft hat, war einer, keine Frage. Aber der Fehler ist nun mal passiert in einem Klima von Überschwang, das nicht zuletzt durch Medien und Banken geschürt wurde.
Nicht zu verzeihen wäre indes, wenn Sommer einen neuen schweren Fehler begehen würde. Er ist im Begriff, genau das zu tun. Es ist klar, dass VoiceStream auf sich gestellt kaum eine Chance hat, einen freien Cash- Flow zu erzielen. Das ist einer der Gründe dafür, dass die T-Aktie ein Tief nach dem anderen testet. Es ist ein Teufelskreis: Solange Sommer nicht nachweisen kann, dass VoiceStream kein Fass ohne Boden ist, wird es ihm kaum gelingen, T-Mobile an die Börse zu bringen. Damit wiederum ist der Abbau der Schulden auf 50 Mrd. Euro passé. Und solange die Schulden nicht deutlich fallen, hört das Unternehmen nicht auf zu bluten. Dass die T-Aktie inzwischen trotz der Dividenden- Kürzung um zwei Fünftel wieder eine Rendite von 3,5 einbringt, ist bezeichnend.
Wenn VoiceStream den Marktanteil auf 10 % verbesserte und 80 % der Amerikaner mobil telefonierten, würde die Zahl der Abonnenten von 7,5 auf 24 Millionen steigen. Hört sich nicht schlecht an. Aber ein Blick auf die Konkurrenten zeigt, dass selbst das kaum reicht. Marktführer Verizon Wireless mit inzwischen 29,6 Millionen Kunden hat 2001 einen Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Goodwill (Ebitda) von gut 6 Mrd. $ erzielt, fast 35 % des Umsatzes. Gleichzeitig wurden alleine gut 5 Mrd. $ in Sachanlagen investiert. Nach Zinsen und Steuern bleibt also nicht mal beim Marktführer so richtig viel hängen, auch wenn die Investitionen im Verhältnis zum Umsatz mit der Zeit sinken.
Recht gut aber eben nicht richtig gut sieht es auch bei der Nummer zwei, Cingular, aus, die jetzt 21,8 Millionen Kunden hat. Nach Schätzungen von CSFB wird Cingular dieses Jahr ein Ebitda von 5,255 Mrd. $ erzielen, was einer Marge von 33,5 % entspricht. Das Dumme ist nur, dass 5,3 Mrd. $ in den Netzaufbau gesteckt werden sollen. Dazu werden knapp 900 Mio. $ Zinsen fällig.
Dabei ist Cingular noch vergleichsweise effizient. AT&T Wireless, mit 21,4 Millionen Kunden die Nummer 3 in den USA, bringt es nur auf eine Ebitda-Marge von 22,8 %. Pech! Nach Zinsen, Steuern und Investitionen fehlten 2001 fast 2,7 Mrd. $ in der Kasse. Für 2002 schätzt CSFB ein Minus von 2,6 Mrd. $.
Falls VoiceStream 24 Millionen Kunden für sich gewinnt und sie 50 $ pro Monat einbringen, ergibt sich ein Umsatz von 14,4 Mrd. $. Bei einer unterstellten Marge von 30 % ergibt das ein Ebitda von 4,32 Mrd. $. Da grenzte es schon fast an Zauberei, wenn nach Zinsen, Steuern und Investitionen noch etwas für den Eigner hängen bliebe.
Ron Sommer sollte mit Cingular reden, die dem Vernehmen nach Interesse an VoiceStream zeigt. Und er sollte es lieber früher als später tun, bevor die enormen Investitionen einzeln getätigt werden. Wenn sich andere zusammenschließen, wird es bitter für VoiceStream. Sollte sich dagegen in Sachen Konsolidierung gar nichts tun, könnte es den Mobilfunkanbietern so ergehen wie den Festnetzbetreibern. Die Telekom hat vielleicht die finanzielle Kraft, den Wettbewerb zu überstehen. Aber im Sinne der Aktionäre wäre das ganz sicher nicht.
Volksstreik für die T-Aktie
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 10. Juni 2002, Seite 8 (Meinung) von BERND MATTHIES.Dies wird eine streikfreudige Woche. Die Bauarbeiter sind sauer, die Kita- Erzieher auch, aber das ist alles nichts gegen die Stimmung der T-Aktien- Käufer. Es herrscht ein Käuferstreik, sagt der Telekom- Finanzchef, doch die Forderungen der Streikenden sind nur schwer auszumachen. Sie können schon 24 Stunden täglich telefonieren, dürfen sich Endgeräte in allen nur erdenklichen Farben kaufen, und jedes Handy klingelt auf Wunsch mit Dutzenden verschiedener Melodien [Ed: auch werden sie nicht mehr gleich vor den Kadi gezerrt und vielleicht sogar ins Gefängnis gesteckt, wenn sie nur ein 'falsches' 1200 Baud-Modem aus den USA gekauft haben].
Sogar die Tarife in beiden Teilen Deutschlands sind längst vereinheitlicht. Dennoch wird man wohl erwarten können, dass der Streik fortgesetzt wird mit der Folge, dass der Kurs der Aktie weiter sinkt. Allmählich stellen wir uns die Frage, ob in dieser Lage ein Kurs unter Null noch gänzlich undenkbar ist das würde bedeuten, dass die Besitzer der Aktien jedem, der ihnen welche abnimmt, noch ein paar Euro draufzahlen, nur weg damit!
Für die Telekom wären die Folgen schrecklich: Das Telefonnetz könnte nur aufrecht erhalten werden mit öffentlichen Apparaten, in die vor dem Telefonieren Bargeld eingeworfen wird [Ed: nix Geld-Karte]. Es hilft offenbar nur eins: Jeder Deutsche kauft sich eine T-Aktie. Noch heute! Manfred Krug allerdings muss zur Strafe für seine [miese] Reklame gleich zwei nehmen.
[08.06.2002: Steuerzahlerbund: Bund muss bei Telekom eingreifen]
Telekom-Markt: EU droht mit Klage
Bundesregierung fehlt bei Gesetzesnovelle Rückhalt der SPD-Fraktion im Bundestag. Die EU-Kommission wird Deutschland wohl vor dem Europäischen Gerichtshof verklagen, weil die EU-Regeln zum Ortsnetz-Wettbewerb voraussichtlich nicht bis Ende 2002 umgesetzt werden.
Aus: Handelsblatt, 11. Juni 2002, Seite xx (Telekom-Markt). [Original]BERLIN Montag, 10. Juni 2002, 19.02 Uhr. Die SPD-Fraktion im Bundestag ist dabei, der rot-grünen Bundesregierung eine internationale Blamage einzuhandeln. Wie das Handelsblatt erfahren hat, blockieren SPD- Abgeordnete einen Kabinettsbeschluss zur weiteren Öffnung der Telekom- Ortsnetze im Bundestag. Damit kann die verbindliche EU-Richtlinie voraussichtlich nicht mehr bis Ende des Jahres umgesetzt werden.
Für diesen Fall hat die EU-Kommission eine Klage gegen Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) angekündigt. Die Erfolgsaussichten der Bundesregierung, vom EuGH nicht mit einer Geldbuße belegt zu werden, sind gering: Die EU-Richtlinie gilt für alle Mitgliedsländer.
Bereits das Kabinett hatte die notwendige Änderung des Telekommunikationsgesetzes erst nach Drohungen der EU-Kommission verabschiedet. Jetzt sorgt der [Ed: bislang nur durch wenig IT/TK- Kompetenz aufgefallene] SPD- Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel, Vorsitzender des Unterausschusses für Telekommunikation und Post, für eine neue Verzögerung. Er setzte das Thema nicht auf die Tagesordnung des Unterausschusses, der am Mittwoch [12.6.2002] zusammen kommt. "Nur weil die EU-Kommission Call-by-Call im Ortsnetz vorgibt, machen wir noch lange kein Gesetzgebungsverfahren nach Durchwinken", sagte Barthel dem Handelsblatt.
Die Gesetzes-Änderung sieht vor, dass künftig Kunden der Deutschen Telekom auch bei Ortsgesprächen die Telefongesellschaft für jeden Anruf frei wählen können. Bisher ist dies nur bei Ferngesprächen möglich. Das Call-by-Call im Ortsnetz war zunächst auf heftigen Widerstand von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) gestoßen, der die Telekom vor zusätzlicher Konkurrenz schützen will. Erst die Staatssekretäre Alfred Tacke (Wirtschaftsministerium) und Manfred Oberhaus (Finanzen) sowie Kanzleramtsminister Martin Bury brachten nach langen Verhandlungen eine Kabinettsvorlage zustande.
Das Call-by-Call im Ortsnetz hat hierzulande nur wenige Freunde. Telekom- Regulierer Matthias Kurth ist skeptisch, ob ein weiterer Preiskampf tatsächlich, wie die EU-Kommission meint, zu mehr Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt führen wird. Unter dem Preiskampf würden neben der Telekom die Stadtnetzbetreiber und die Anbieter schneller Internet- Zugänge per DSL, etwa die QSC AG, leiden. Sie bauen seit 1998 eigene Netze auf und mieten die letzte Meile von der Telekom. Wenn jetzt Billiganbieter wie der Call-by-Call- Spezialist 01051 Einzelverbindungen günstig von der Telekom einkaufen und einen Preiskampf anzetteln, fürchten die Ortsnetzanbieter um ihre Investitionen.
Die Bedenken nimmt auch das Wirtschaftsministerium ernst. "Wir haben deshalb extra vorgeschrieben, dass auch Call-by-Call- Anbieter in jedes Ortsnetz, in dem sie dies anbieten wollen, investieren müssen", sagte Horst Ehrnsperger (CDU), zuständiger Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium, dem Handelsblatt. Barthels Verzögerungsstrategie macht ihn wütend. "Wir verspielen sehr viel Vertrauen in Brüssel", sagte er.
TV-Sender wollen bei Kabelnetzen einsteigen
Aus: Heise-Newsticker, 12. Juni 2002, 10.22 Uhr (Cable). [Original]MÜNCHEN (jk/c't). Mit Liberty Media hat es wegen des Vetos durch das Bundeskartellamt nicht geklappt, nun könnte neue Hoffnung bei der Telekom aufkeimen, die TV-Kabelnetze doch noch losschlagen zu können. Dem Bonner Konzern, der durch den Verkauf der Kabelnetze auch seine Schuldenberge abbauen will, steht angeblich ein Angebot für die Netze durch ein Konsortium ins Haus. Die Initiative geht laut einem Bericht des Stern vom n-tv- Gründer Ulrich Kuhlo aus, der dafür Rückendeckung von den Privatsendern erhalten haben soll.
Kuhlo bestätigte inzwischen den Bericht gegenüber dpa: "Der Ausbau des Kabels ist insbesondere für die privaten Sender lebenswichtig." Unter den vom Kartellamt genannten Bedingungen komme praktisch nur noch eine deutsche Lösung in Frage, da ein Kauf für ausländische Anbieter uninteressant geworden sei. Nach Kuhlos Worten will die Organisation der Privatsender der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) auch mit ARD und ZDF deswegen in Kontakt treten.
In das Konsortium könnten sich alle Sender inklusive ARD und ZDF sowie Finanzinvestoren und regionale Netzbetreiber einkaufen. Scheitere die Initiative, sehe Kuhlo laut Stern allerdings kaum Chancen, noch Käufer für das TV-Kabel finden zu können; allerdings erscheint es unwahrscheinlich, dass die Telekom noch einmal einen Käufer findet, der wie Liberty 5,5 Milliarden Euro für das Netz zu zahlen bereit ist. Aus den Kreisen der möglichen Käufer und bei der Telekom war bislang nichts über die neuen Verkaufspläne und ihren Stand zu erfahren.
Regulierer verpflichtet Telekom zu Internet-Angebot
Aus: Yahoo-Finanzen, 12. Juni 2002, 15.38 Uhr (Telekommunikation). [Original]BONN. Die Deutsche Telekom hat erneut eine Niederlage bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post erlitten und muss nun konkurrierenden Telekom- Unternehmen in Deutschland Internet- Kapazitäten zu einem pauschalen Tarif anbieten. Die Regulierungsbehörde teilte am Mittwoch in Bonn mit, die Telekom müsse ihren Konkurrenten künftig Internet- Verbindungen über das reguläre Telefonnetz an bundesweit 475 Knotenpunkten zu einem pauschalen Preis und nicht mehr in Abhängigkeit von der Nutzungsdauer zur Verfügung stellen. Damit gab die Behörde einem Antrag des Telekommunikationsanbieter Mediaways statt. Die Telekom hatte dagegen eine Zusammenschaltung mit den Netzen der Konkurrenz an mehr als 1600 Punkten vorgeschlagen, was die Behörde jedoch als wettbewerbsbehindernd ansieht.
Die bereits seit längerem zwischen der Behörde und der Telekom umstrittene Anzahl der Knotenpunkte zweier Telefonnetze bei der Zusammenschaltung ist ausschlaggebend für die Höhe der Nutzungsgebühren, die die Wettbewerber an die Telekom für die Netznutzung zu zahlen haben. Mediaways und andere Telekom- Konkurrenten sahen sich dadurch benachteiligt, dass eine hohe Zahl von Zusammenschaltungspunkten höhere Investitionen in das eigene Netz erfordert, um die günstigsten Tarife zu erhalten.
Die Telekom kritisierte das Votum der Regulierungsbehörde. Statt auf den forcierten Ausbau der Telefon- Infrastruktur mit hohen Übertragungsgeschwindigkeiten zu setzen, führe die Entscheidung dazu, dass die Telekom für ihre Wettbewerber weitere Netz- Investitionen für niedrige Datenübertragungsraten tätigen müsse. Neben der volkswirtschaftlichen Fehlleitung von Investitionen stelle die Entscheidung auch einen "massiven Eingriff in die unternehmerische Freiheit" dar. Die Telekom prüfe daher rechtliche Schritte, sagte ein Sprecher weiter [Ed: aber in Spanien nutzt T-Online (Ya.com) ohne Skrupel die Großhandelsflatrate von Telefonica zur Realisierung eines eigenen Flatrate- Endkundentarifs in der Nebenzeit].
In Telekom-Kreisen hieß es, die Entscheidung nutze lediglich dem Mediaways- Kunden und dem größten Telekom- Internet-Konkurrenten AOL. Kleinere Telekommunikations- oder Internet- Anbieter seien auf Grund eines geringeren Internet- Verkehrs nicht an Pauschaltarifen interessiert, da die Kapazitäterfordernisse schwerer planbar seien. Diese Problematik wurde in Branchenkreisen grundsätzlich bestätigt. Weiter verlautete aus den Kreisen, "von der Entscheidung profitieren vor allem Unternehmen mit wenig eigener Telefon-Infrastruktur wie Mediaways."
Nach der jüngsten Grundsatzentscheidung über die Pflicht der Telekom zu Pauschalangeboten an ihre Wettbewerber wird der Telekom-Regulierer in einem weiteren Verfahren über die Höhe der Zusammenschaltungsentgelte und damit über die Höhe des Pauschaltarifs entscheiden. Die Telekom muss den Angaben zufolge der Behörde binnen 6 Wochen einen Tarifvorschlag zur Genehmigung unterbreiten. Erst dann wird Mediaways ein Gesamtpaket vorliegen, auf deren Basis das Unternehmen seinen eigenen Kunden Angebote für die Internet- Nutzung machen könnte.
Auf den privaten Endkundenmarkt haben die Entscheidungen über den Pauschaltarif keine direkten Auswirkungen. Dennoch sieht das zur spanischen Telefonica gehörende Unternehmen in den unabhängig von der Nutzungsdauer berechneten Pauschaltarifen einen "wichtigen Schritt", um das Internet als Massenmedium zu etablieren. Durch die pauschale Abrechnung mit der Telekom könnte Mediaways auf Grund verbesserter Kalkulationsmöglichkeiten seinen Kunden ebenfalls kostengünstigere Pauschaltarife für die Internet- Nutzung anbieten. Mediaways sieht sich selbst als größten Konkurrenten der Telekom und ihrer Internet- Tochter T-Online bei der Bereitstellung von Internet- Kapazitäten an Internet-Dienste- Anbieter oder Geschäftskunden in Deutschland.
Bereits im November 2000 hatte die Behörde die Telekom gegen deren Willen dazu verpflichtet, Internet-Dienste- Anbietern wie beispielsweise AOL Netz- Kapazitäten für den Datenverkehr in und aus dem Internet zu einem Pauschaltarif zur Verfügung zu stellen. Mit der jüngsten Entscheidung wurde diese Verpflichtung auf Telekommunikationsanbieter wie Mediaways ausgedehnt.
Der ebenfalls mit der Telekom konkurrierende Anbieter Arcor begrüßte im Grundsatz die jüngste Entscheidung des Regulierers über die Netzstruktur, wartet jedoch noch auf das Votum über die Preise. "Die Frage der Entgelte ist noch offen, daher müssen wir abwarten, ob daraus ein interessantes Geschäftsmodell werden könnte", sagte ein Arcor- Sprecher. [mehr] [more]
[SPIEGEL: Tiefschlag für die Telekom]
[HEISE: Flatrate-Entscheidung stößt auf geteiltes Echo]
Deutsche Telekom ordered to widen wholesale Internet access
Aus: Yahoo Finances, 12. Juni 2002, 16.26 Uhr MESZ (Internet). [Original] [Übersetzungs-Service]FRANKFURT. Germany's telecoms regulator said on Wednesday it had ordered Deutsche Telecom to widen technical conditions under which it offers rival carriers flat rate access to its network for narrowband Internet service.
The regulator RegTP said it had ordered Telekom to offer rival carriers access to its network through 475 main connection points instead of through more restrictive levels which require them to link in through as many as 1,600 points across Germany.
The biggest operator affected by the ruling, Telefonica unit Mediaways, said the decision was an essential step towards allowing Internet service providers to offer customers unlimited Internet access at a monthly flat rate. But it said Telekom would have to set an appropriate fee for competitors to benefit fully from the ruling and a spokesman for rival operator Arcor, also reserved judgment. "The question of fees is still open, so we'll have to wait to see if an interesting business model can come out of this," he said.
A separate proceeding is to decide on the level of the flat rate Deutsche Telekom can charge. Attempts by Internet service providers to offer flat monthly rates for unlimited access in Germany have been thwarted by the minute-by-minute charges carriers have to pay for access to Deutsche Telekom's network, through which most traffic from homes and offices has to pass. The charges make flat rates uneconomical once customers remain online past a certain point.
RegTP said an earlier offer from Deutsche Telekom to allow rival carriers flat rate access through levels obliging them to link into its network at 1,600 points, was anticompetitive. It said it expected the former monopolist, whose current technical requirements force rivals to pay minute-by-minute rates for network access, to propose a flat wholesale rate within six weeks.
Deutsche Telekom said the ruling discouraged investment in faster broadband lines and would force it to continue heavy investment in lower capacity narrowband networks. Rival carriers had complained that Deutsche Telekom's demand that they link with its network through 1,600 connection points hit competition since only Telekom's own internet unit T-Online International was capable of meeting the requirement without heavy investment in network upgrades.
The ruling is the latest episode in a long-running battle between Deutsche Telekom and rivals in both the Internet and voice telephony sectors over access to the former state monopolist's fixed line network. It extends a ruling from November 2000 in which Telekom was ordered to offer flat rate access to its network to Internet service providers such as AOL.
Both competitors and the telecoms regulator have accused Telekom of dragging its feet over letting in competition while the Bonn-based giant has struck back claiming regulators have sought to interfere in its own business.
M A N A G E R S C H E L T ENew Oftel research shows lower prices for broadband
Aus: OFTEL, London, 12. Juni 2002, ??.?? Uhr MESZ (Press Release 34/02). [Original] [Übersetzungs-Service]LONDON. Broadband prices for consumers in the UK are as cheap as in France, Germany or the USA, according to new research published today by Oftel. Following recent wholesale price cuts, the UK is now cheaper than France and Germany for consumer DSL, with packages available for as little as £20 a month. And for some business broadband services, the UK is the cheapest country surveyed.
As consumers get a better deal, take up continues to rise. Prices for DSL have fallen by 39 % since the beginning of the year and user numbers have increased by 50 %. The UK now has over 600,000 broadband connections and Oftel estimates that there are over 20,000 new connections every week. The UK has a more competitive market for DSL than either France or Germany, with cheaper wholesale prices than France and more competition from service providers. In addition, there is more competition from cable operators in the UK than in France or Germany.
David Edmonds, Director General of Telecommunications, said today: "Oftel's latest benchmarking research shows that the UK is moving up the broadband league. The UK is as cheap or cheaper for consumer broadband than all countries surveyed except Sweden. Taking DSL on its own, the UK is now cheaper than either France or Germany, as prices to consumers have fallen in line with reductions to the wholesale price.
Oftel's research shows that the UK has a more competitive broadband market than either France or Germany, with consumers taking services from a range of networks and service providers. End to end wholesale DSL is more expensive in France than in the UK, and not available at all in Germany. Oftel estimates that 50 per cent of connections are provided by service providers other than BT.
In addition, there is strong broadband competition from the cable operators in the UK. Oftel is committed to ensuring that service providers can compete fairly with BT at the retail level and to healthy competition at the wholesale level."
Oftel's research showed that UK consumers continue to get a good deal on dial-up Internet access, particularly for unmetered services where UK prices are cheaper than all other countries in the study by at least 9 %.
Oftel has also published updated reports on the fixed and mobile markets. The fixed market has seen little change over the last year, with residential prices lower than average and business services slightly higher than average. UK mobile customers have moved from paying prices slightly below the average of the benchmarked countries to paying slightly more. This is mainly due to the withdrawal of some lower cost packages by UK mobile operators.
Notes to editors:
1. International benchmarking study of Internet access (dial-up and broadband), International benchmarking study of mobile services and International benchmarking study of fixed line services are published on Oftel's website at www.oftel.gov.uk/publications/research. Hard copies are available to the media from Oftel's Press Office on 020 7634 8991 and to the public from Oftel's Research and Information Unit on 020 7634 8761.2. The reports look at: Internet access via dial-up PSTN, DSL and cable modem; mobile services; and fixed line services. The countries considered in the studies were France, Germany, Italy (mobile only) Sweden, the UK and the US (not included for mobile). The analysis and drafting of the reports was carried out by Oftel. The models developed by Oftel used to generate the results were audited by an independent consultant, Analysys Ltd, who confirm that the models are logically sound and that correct tariff data has been used. The tariff data used in the reports have been collected by consultants Total Romtec and Tarifica. The results are based on a snapshot of prices as at February 2002 except for UK broadband results which have been revised to reflect prices as at April 2002.
3. The survey was conducted to benchmark UK prices against those of a number of other countries and US states and should not be seen as recommended 'best buys'. When making a purchase decision, consumers will want to have the latest pricing information, as well as taking into account other factors such as service features, personal usage patterns, terms and conditions and indeed any other factors that they feel are relevant to their needs.
Lasst uns diese Leute loswerden
Werden die Manager großer Konzerne immer raffgieriger? Sollten glücklose Unternehmenslenker wie Telekom-Boss Ron Sommer ihren Job verlieren? Der US-Nobelpreisträger Gary Stanley Becker plädiert für radikale Schnitte.
Aus: Manager-Magazin, Hamburg, 12. Juni 2002, Seite ?? (Manager). [Original]BERLIN. Gary Stanley Becker, 71, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, gilt als Erz- Neoliberaler, der einen radikalen Forschungsansatz verfolgt: Die Menschen handeln immer eigennützig egal ob als Unternehmer, Verbraucher, Eheleute, Politiker oder auch als Kriminelle.
Der US-Ökonom und Wirtschafts-Nobelpreisträger hat sich für harte Einschnitte an der Spitze schlecht geführter Unternehmen ausgesprochen. Wenn eine Firma nach Fehlern der Konzernleitung ins Schlingern komme, sollten "auch die Manager ihre Jobs los werden", sagte Becker der Berliner Zeitung.
Fehlentscheidungen korrigieren
Vor allem die Distanz zum Produktionsprozess sei schuld daran, dass viele Manager die wahre Situation ihres Unternehmens verkennen. Denn Führungskräfte bekämen die Rezession nicht so stark zu spüren wie die weniger gut ausgebildeten Beschäftigten. Auf die Straße gesetzt werden dagegen die schlecht ausgebildeten Arbeiter.Aber nicht nur die Belegschaft zahle für die Fehler des Managements. In einer Marktwirtschaft leiden alle unter diesen Fehlern. Deswegen sollten nach Stanleys Ansicht auch die Manager bluten.
Die besten Unternehmen in den USA entließen derzeit bis in die Vorstandsetagen hinauf Mitarbeiter. "So sollte es in der Marktwirtschaft sein", sagte Becker. Bei Firmenchefs, die fortlaufend Verluste präsentieren, werde ein kompetenter Aufsichtsrat nach einer Weile sagen: "Unser Unternehmen hat nicht Pech, es hat die falschen Leute an der Spitze. Also lasst uns diese Leute loswerden." [mehr]
Rechnungshof kritisiert mangelnde Telekom-Bundeskontrolle
Aus: Heise-Newsticker, 15. Juni 2002, 10.51 Uhr (Telekom). [Original]MÜNCHEN (gr/c't). Der Bundesrechnungshof (BRH) wirft dem Bundesfinanzministerium nach Angaben des Nachrichtenmagazins Focus schwere Versäumnisse bei der Kontrolle der Deutschen Telekom vor. Dies gehe aus dem Geheimbericht der obersten Rechnungskontrolleure hervor, berichtet das Magazin.
Der niedrige Kurs und offene Fragen bei der Immobilienbewertung hätten sich zu einem unkalkulierbaren Haushaltsrisiko entwickelt, berichtet das Magazin unter Hinweis auf den BRH- Bericht, der derzeit bei der Geheimschutzstelle des Bundestages liegt und nur dort von den Abgeordneten eingesehen werden könne. Erst gestern war der Telekom- Kurs unter die Marke von 10 Euro gerutscht.
Das federführende Finanzministerium sei "seiner Verpflichtung zur Prüfung der Lage des Unternehmens" nur unzureichend nachgekommen. So hätte sich das Ministerium im Aufsichtsrat nicht nur bei seinem beamteten Staatssekretär Heribert Zitzelsberger, sondern auch bei anderen von ihm vorgeschlagenen Mitgliedern informieren können. Eine Vereinbarung mit der Telekom müsse sicherstellen, "dass der Bund regelmäßig über Haftungsrisiken" unterrichtet wird, berichtet Focus.
Breite Front gegen steigende Manager-Bezüge
Sieben von zehn Europäern sind der Ansicht, dass die Manager inzwischen zu viel Geld verdienen. Auch im Unternehmerlager selbst wächst die Kritik. Umstritten sind vor allem Optionspläne. Cromme kritisiert Optionspläne.
Aus: Handelsblatt, 17. Juni 2002, Seite ?? (Managergehälter). [Original]DÜSSELDORF/LONDON Sonntag, 16. Juni 2002, 19.02 Uhr (sts/fs). In Europa wächst angesichts der schwierigen Lage vieler Unternehmen die Kritik an der Selbstbedienungsmentalität der Manager. 67 % der Europäer verlangen, Spitzenmanager gesetzlich zur detaillierten Offenlegung ihrer Bezüge zu verpflichten. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag des Wall Street Journals Europe. Von den 13.000 Befragten aus 14 Ländern forderten 59 % gar ein Gesetz, um die Bezüge der Manager zu deckeln.
Dieses Ergebnis deckt sich nicht nur mit der Kritik vieler Aktionäre auf den jüngsten Hauptversammlungen. Auch die Fakten sprechen dafür, dass die Manager während des Börsenbooms zu kräftig zugelangt haben. Nach Angaben des größten deutschen Personalberaters Kienbaum konnten die Vorstände führender Aktiengesellschaften ihre Bezüge in den vergangenen 4 Jahren mindestens verdoppeln. Aktuelles Beispiel: Die Top- Manager der Deutschen Telekom genehmigten sich allein im vergangenen Jahr 90 % mehr als im Jahr zuvor, obwohl sich das Ergebnis stark verschlechterte.
Gegensatz von Leistung und Entgelt
Zum Vergleich: Die Tarifgehälter der Angestellten haben in den vergangenen Jahren im Schnitt gerade um 3 % jährlich zugelegt. Entsprechend laut ist die Kritik der Gewerkschaften: "Leistung und Entgelt stehen oft im krassen Gegensatz", rügt der Deutsche Gewerkschaftsbund.Im Unternehmerlager wächst die Selbstkritik. Vor allem die überzogenen Optionspläne, die Managern satte Zusatzeinkommen bescheren können, sind ins Blickfeld geraten. Gerhard Cromme, Aufsichtsratschef von Thyssen- Krupp und Vorsitzender der Regierungskommission Corporate Governance (Unternehmenskontrolle), forderte die Aufsichtsräte auf, dafür zu sorgen, dass bei der Bezahlung der Manager "das Augenmaß gewahrt bleibt". Cromme sagte dem Handelsblatt: "Ein Problem sind die Aktienoptionen. Es kann nicht sein, dass Vorstände eines Unternehmens, dessen Aktienkurs von 100 auf 20 Euro abgestürzt ist, schon bei einem Anstieg auf 30 Euro wieder Aktienoptionen ausüben dürfen. Hier müssen wir Fehlentwicklungen wie in den USA verhindern."
Aktionärsschützer laufen Sturm
Aktionärsschützer laufen schon lange Sturm. "Es gibt Vorstandschefs wie Ron Sommer, die kümmern sich in erster Linie ums Management der eigenen Person", sagt Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) [Ed: und der Bund bemerkt das nicht einmal]. Ähnlich argumentiert die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK): "Wenn sich keine Erfolge einstellen, müssen das die Verantwortlichen auch bei ihren Gehältern zu spüren bekommen", fordert Lars Labryga von der SdK. Viele Fachleute sind sich darüber einig, dass die Kontrolle der Leistungen [Ed: ...Leistungen?] zu lasch ist. Die britische Regierung hat bereits gehandelt: Sie arbeitet an einer Gesetzesänderung, wonach die Aktionäre über die Optionspläne des Managements entscheiden dürfen.
Unverdient
(HB-Kommentar von Dirk Hinrich Heilmann). Erst die Politiker, jetzt die Unternehmenslenker: Das Volk verliert das Vertrauen in seine Führungskräfte.In den westlichen Industriestaaten hat das Ansehen der Manager schwer unter Börsenabsturz, Enron- Skandal und persönlichen Bereicherungen gelitten. Gerade noch jeder fünfte Westeuropäer mochte in der heute im Handelsblatt veröffentlichten Umfrage der Aussage zustimmen, dass die meisten Vorstandschefs ehrlich seien. In den USA macht sich sogar der Finanzminister öffentlich Gedanken darüber, dass die Verfehlungen einzelner Top- Manager das Vertrauen in das ganze Wirtschaftssystem beschädigen könnten.
Und tatsächlich: Wer sich etwa die Skandalserie am Neuen Markt anschaut, der mag kaum noch von Einzelfällen sprechen. Als jüngste deutsche Negativbeispiele dienen Mobilcom und Babcock- Borsig: Im ersten Fall tätigt der Firmengründer erst heimliche Geschäfte zum Vorteil seiner Ehefrau und riskiert dann lieber den Tod des Unternehmens, als sein Aktienpaket zu einem marktgerecht niedrigen Preis zu verkaufen. Im zweiten Fall verkauft der Vorstandschef die attraktivste Tochter seines Konzerns quasi an sich selbst und lässt den Rest in Trümmern zurück. Ethisches Verhalten an der Firmenspitze taugt offenbar nur noch als Thema für Sonntagsreden.
"Nieten in Nadelstreifen"
Gern anvisiertes Ziel der Manager-Schelte sind die kräftig steigenden Gehälter der Führungskräfte in Zeiten schrumpfender Dividenden. Natürlich ist es billig, den Volkszorn gegen hoch bezahlte "Nieten in Nadelstreifen" zu schüren. Wenn ein Vorstandschef eines international agierenden Konzerns ein Millionengehalt bezieht, dann hat das der Markt geregelt. Gegen eine leistungsgerechte Bezahlung, die sich auch an angelsächsischen Maßstäben orientiert, ist nichts zu sagen. Es muss nur erstens transparent sein, wie Gehaltssprünge zu Stande kommen, und zweitens in das wirtschaftliche Umfeld passen. Für Transparenz kann jedes Unternehmen leicht sorgen: Es muss nur ausweisen, wer im Vorstand wie viel verdient, wie sich das auf fixe und variable Gehaltsbestandteile aufteilt und welche Abfindungen und Pensionszahlungen ausscheidende Führungskräfte bekommen. Darauf haben die Aktionäre ein Recht. Außerdem müssen sie sofort erfahren, wenn ein Vorstand oder Aufsichtsrat Aktien des Unternehmens verkauft, das er führt oder kontrolliert.Ein Paradebeispiel für miserables Timing ist das Aktienoptionsprogramm der Deutschen Telekom. Ein Unternehmen, das gigantische Schuldenberge aufgetürmt hat, milliardenhohe Verluste schreibt und dessen Börsenwert auf weniger als ein Zehntel zusammengeschnurrt ist, sollte sich schlicht und einfach Aktienoptionen erst einmal verkneifen. Allzu leicht entsteht sonst der Eindruck, dass die Vorstände die niedrigen Kurse nutzen wollen, um sich die Latte für die Ausübung ihrer Optionen schön niedrig zu hängen. Etwas anderes wäre es, wenn ein Teil des fixen Gehalts so in Optionen umgewandelt würde, dass die Vorstände erst dann belohnt würden, wenn das Unternehmen wieder Geld verdient. Doch auf so viel Risikofreude kann man wohl nicht hoffen. Ein erfahrener Aufsichtsrat formuliert das so: "Deutsche Vorstände wollen Gehälter wie in den USA, aber bitte weiterhin mit sicherem Fünfjahresvertrag."
Telekom-Vorstand verzichtet auf neue Aktienoptionen
[Branchenkenner: ha-ha-ha ein Marketing-Gag]
Aus: Yahoo-News, 18. Juni 2002, 13.17 Uhr Uhr (Telekommunikation). [Original]BONN. Der Vorstand der Deutschen Telekom will nach dem dramatischen Kurssturz der T-Aktie auf neue Aktienoptionen in diesem Jahr verzichten. Dieser Vorschlag werde dem Aufsichtsrat des Bonner Unternehmens unterbreitet, sagte ein Telekom- Sprecher. Damit bestätigte er einen Bericht der Bild-Zeitung. Außerdem soll der neue Optionsplan für Führungskräfte und Spezialisten gegenüber dem Vorjahr halbiert werden. Durch den Abwärtstrend bei der T-Aktie seien die Aktienoptionen in den Vorjahren nicht ausgeübt worden.
Mit diesem Schritt werde auf die Situation an den Aktienmärkten reagiert. Der Vorstand um Ron Sommer wolle mit seinem Verzicht auf Aktienoptionen ein Zeichen nach innen und außen setzen, verlautete aus der Konzernzentrale in Bonn. Der Vorstand musste sich auf der Hauptversammlung des Bonner Unternehmens vor 3 Wochen in Köln lautstarke Kritik der Kleinaktionäre anhören. Die Vorstandsbezüge kletterten im Jahr 2001 um 89 % auf 17,4 Millionen Euro.
Der angekündigte Verzicht auf neue Aktienoptionen wurde von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre als ein längst überfälliger Schritt bewertet. "Ich halte das für eine Selbstverständlichkeit", sagte das Vorstandsmitglied Reinhild Keitel. Die auf Kurssteigerungen beruhenden Aktienoptionen seien um so leichter erreichbar, je niedriger der Kurs der T-Aktie liege. Der Aufsichtsrat des Unternehmens hätte bei dem Thema schon 2001 handeln müssen.
Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz sieht einen Zusammenhang zwischen Vorstandsverzicht und Aktionärskritik. "Das ist ein psychologisch wichtiges und richtiges Zeichen", sagte Geschäftsführer Jörg Pluta. In Bankenkreisen werden keine größeren Auswirkungen auf den Kurs der T-Aktie erwartet. "Das ändert nichts an den Aussichten des Unternehmens", sagte Telekom- Analyst Werner Stäblein von der ING BHF Bank zu dem Vorstandsverzicht. Die T- Aktie lag heute ähnlich wie der DAX-Durchschnitt im Minus. Das Papier notierte am Mittag bei 10,39 Euro.
Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Emnid zufolge hat Telekom- Chef Ron Sommer das Vertrauen vieler Privatanleger verloren. Demnach glaubten lediglich noch 20 % der privaten Aktionäre in Deutschland, dass Sommer den Kurs der T-Aktie nachhaltig steigern könne, berichtete die Wirtschaftszeitschrift "manager magazin" als Auftraggeber der Umfrage vorab in Hamburg. Drei Viertel der Investoren hätten sich von dem einstigen Börsenstar abgewandt. [mehr]
Kein wirklicher Verzicht
18.6.2002 (yahoo). "Wenn die Aktienoptionen praktisch wertlos sind, dann kann man nicht wirklich von einem Verzicht sprechen", sagte ein Händler. Auch einen positiven psychologischen Effekt kann der Börsianer nicht erkennen. "Solche Forderungen sind ja schon des öfteren gestellt worden", sagte Stefan Buchholz von der DZ Bank. Bei den Verlusten der Gesellschaft seien die hohen Vorstandsbezüge in die Kritik geraten. Die Meldung über einen Verzicht bewertet Buchholz als neutral.
Deutsche Telekom: Vorstand verzichtet auf Teile des Gehalts
Aus: Financial Times Deutschland, Hamburg, 18. Juni 2002, 14.59 Uhr (Unternehmen). [Original]BONN. Die Vorstandsmitglieder der Deutschen Telekom wollen in diesem Jahr freiwillig auf den Erhalt von Aktienoptionen als Teil ihrer Vergütung verzichten. Aktionärsschützer bezeichneten diesen Schritt als "überfällig".
Der Telekom-Vorstand werde diesen Vorschlag dem Aufsichtsrat unterbreiten, sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag und bestätigte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung. Neben den Telekom-Vorständen würden außerdem 3000 weitere Führungskräfte auf die Hälfte ihrer Aktienoptionen verzichten, sagte der Sprecher. Es sei eine Form der Anerkenntnis wie sich die Situation auf den Aktienmärkten entwickelt habe. Der Telekom- Vorstand habe den Plan für ein Programm in Höhe von 1,7 Millionen Aktienoptionen verworfen. Zudem würden die 6,5 Millionen Optionen für Führungskräfte halbiert, sagte der Sprecher. An dem Gehalt des Vorstandes ändere sich nichts. Die Entscheidung des Vorstandes bedürfe noch der Zustimmung des Aufsichtsrates.
Der angekündigte Verzicht des Telekom-Vorstandes wurde von Aktionärsschützern als ein längst überfälliger Schritt bewertet worden. "Ich halte das für eine Selbstverständlichkeit", sagte am Dienstag das Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, Reinhild Keitel. Die auf Kurssteigerungen beruhenden Aktienoptionen seien um so leichter erreichbar, je niedriger der Kurs der T-Aktie liege. Der Aufsichtsrat des Unternehmens hätte bei dem Thema schon im Vorjahr handeln müssen.
In der vergangenen Woche war der Wert der T-Aktie erstmals unter zehn Euro gesunken. Aktionärsschützer kritisierten zudem, dass 2001 die Gehälter des Vorstands insgesamt um knapp 90 % höher lagen als im Vorjahr.
Stoiber kritisiert Gehälter
Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) hat in seiner Rede auf dem CDU-Parteitag am Dienstag erneut die Gehaltsentwicklung von Top-Managern scharf kritisiert. Es ärgere ihn, wenn Unternehmensvorstände, die selbst Millionen von Euros verdienten, sagten, der Gürtel müsse enger geschnallt werden, sagte Stoiber heute in der Frankfurter Messehalle [Ed: und noch unethischer ist es, wenn abgehobene und hochbezahlte Unternehmenslenker wie Ron Sommer einen jahrelangen verbitterten Kampf gegen verbraucherfreundliche Flatrate- Tarife führen, wobei anderenorts wie bei British Telecom schon längst erkannt worden ist, daß auch mit Unmetered- Tarifen sehr profitabel gearbeitet werden kann].Bereits am Montag hatte Stoiber die Gehaltszuwächse bei Managern, insbesondere im Vorstand der Deutschen Telekom kritisiert. "Es ist den Bürgern nicht zu vermitteln, wenn zum Beispiel bei der Telekom die Vorstandsgehälter um bis zu 89 % erhöht werden, wenn gleichzeitig die Volksaktie, in die viele kleine Sparer ihr Geld gesteckt haben, historische Tiefststände erreicht", hatte Stoiber dem "Manager Magazin" gesagt. [mehr]
In der Union wurden Stoibers Äußerungen als wahltaktisches Manöver gewertet, mit dem er mehrere Millionen verärgerter Telekom- Aktionäre für sich gewinnen wolle. Als Sieger bei der Bundestagswahl im September hätte Stoiber entscheidenden Einfluss auf die Personalpolitik bei dem Unternehmen, denn der Bund ist größter Telekom- Aktionär. Die rot-grüne Bundesregierung hatte jüngst Medienberichte dementiert, wonach die Ablösung Sommers als Vorstandschef für die Zeit nach der Bundestagswahl beschlossen sei.
Mit Aktienoptionen erwerben die Firmenchefs das Recht, Wertpapiere ihres Unternehmens zu einem vorher vereinbarten Festpreis zu kaufen. Steigt der Aktienkurs über den Festpreis machen die Manager Gewinn.
[Eichel lobt Sommers Gehaltsrückzieher]
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