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Die Telekommunikation im SPIEGEL – Teil 35 khd
Stand:  13.7.2002   (24. Ed.)  –  File: Spiegel/35.html




Dokumentiert sind hier in Auszügen oder als Links zum SPIEGEL-Archiv einige ausgewählte und in einer Zusammenstellung besonders interessante Artikel aus dem SPIEGEL. Dieses Copyright- geschützte Material wurde hier wegen der permanenten Link-Möglichkeit (HTML-Anker) dokumentiert. Bitte beachten Sie das Copyright, das beim Spiegel-Verlag (Hamburg) liegt. Tippfehler gehen zu meinen Lasten.

  • Neuere SPIEGEL-Berichte   (36. Teil).
  • 11.07.2002: Telekom droht eigenem Aufsichtsrat mit Klage.
  • 10.07.2002: Das Szenario für Sommers Abwahl.
  • 10.07.2002: Sommer: Kein Nachfolger, kein Rauswurf.
  • 09.07.2002: Drahtloses Internet: Regulierer gibt weitere Frequenzen frei.
  • 08.07.2002: Ab Dezember: Call-by-Call im Ortsnetz.
  • 08.07.2002: Berlusconi zeigt Interesse an Kirch-Sendern.
  • 02.07.2002: Microsoft: Volle Kontrolle mit Users Segen.
  • 01.07.2002: Wie Handy-Firmen Urlauber abkassieren.
  • 26.06.2002: Bilanzskandal bei WorldCom – Schlimmer als Enron.
  • 24.06.2002: UMTS-Technik erst ab 2004/2005.
  • 21.06.2002: Marke MobilCom dem Untergang geweiht.
  • 18.06.2002: Eichel lobt Sommers Gehaltsrückzieher.
  • 17.06.2002: Stoiber: Manager bringen unsere Wirtschaftsordnung in Verruf.
  • Ältere SPIEGEL-Berichte   (34. Teil).



    S T O I B E R S   S C H E L T E

    „Manager bringen unsere Wirtschaftsordnung in Verruf“

    Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber versucht bei den Arbeitnehmern zu punkten. Mit ungewöhnlich scharfen Worten kritisierte er die hohen Gehälter der Konzernmanager in Deutschland.

    Aus:
    Spiegel Online – 17. Juni 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG. Überbezahlte Konzernführer seien mit dafür verantwortlich, dass die Akzeptanz unserer Wirtschaftsordnung schwindet, sagte Stoiber in einem Interview mit dem Manager-Magazin. Mancher Manager müsse sich wieder bewusst machen, dass er selbst auch Verantwortung für diese Gesellschaft trägt. "Hier geht es nicht um eine Sozialneid- Diskussion", betonte Stoiber. Er plädiere für Transparenz: "Die Unternehmen würden sich selbst einen Gefallen tun, wenn sie die Vorstandsgehälter offen legten."

    Mit ungewöhnlich deutlichen Worten wandte sich der Unions- Kanzlerkandidat speziell an Telekom- Vorstand Ron Sommer. Es sei unverständlich, dass bei der Telekom die Vorstandsgehälter um bis zu 89 % erhöht werden, wenn gleichzeitig die Volksaktie, in die viele kleine Sparer ihr Geld gesteckt haben, historische Tiefstände erreicht. Beobachter werten dies als Signal, dass Telekom- Chef Ron Sommer nach einem Wahlsieg Stoibers seinen Posten räumen müsste.

    Zur Diskussion, ob die Union nach einem Sieg bei der Bundestagswahl drastische Reformen angehen soll, sagte Stoiber, er wolle sehr wohl einschneidende Veränderungen. Einem überraschenden Kurswechsel nach der Wahl erteilte der Kandidat dennoch indirekt eine Absage: "Wir müssen die Bürger mitnehmen. Die Menschen sind doch ohnehin schon verunsichert."

    Die Globalisierung der Wirtschaft, die deutsche Wettbewerbsschwäche, die Alterung der Gesellschaft und die Folgen der Terroranschläge vom 11. September sorgen nach Stoibers Worten für eine Verunsicherung, die ein behutsames Vorgehen einer unionsgeführten Bundesregierung ratsam erscheinen ließen. "In einer Zeit, in der so viel auf die Menschen einstürmt, möchte ich sie mit Verständnis für ihre Ängste und Sorgen zu Reformen bringen." Stoiber: "Ich muss die Leute, die aus ökonomischen Gründen eine starke Reformbereitschaft haben, mit denen verbinden, die Angst haben, Sicherheiten zu verlieren. Führungsstärke heißt einen langen Atem haben."

    [Maßlose Elite – was Deutschlands Topmanager verdienen]
    [Was die nächste Regierung ändern muss]



    T E L E K O M

    Eichel lobt Sommers Gehaltsrückzieher

    Bundesfinanzminister Hans Eichel hat den Verzicht des Vorstandes der Deutschen Telekom auf Aktienoptionen begrüßt. Er stellte sich bei dieser Gelegenheit ausdrücklich hinter Telekom-Chef Ron Sommer.

    Aus:
    Spiegel Online – 18. Juni 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. "Ich glaube, dass der Vorstand eine weise Entscheidung getroffen hat in der gegenwärtigen Situation", sagte Eichel beim Jahrestreffen Wirtschaft, Politik und Bundesunternehmen in Berlin. Auf die Frage, ob der Bund Druck auf die Entscheidung des Telekom-Vorstandes ausgeübt habe, wollte Eichel nicht eingehen.

    "Die Position von Herrn Sommer steht in gar keiner Weise in Frage", sagte Eichel auf Nachfragen zur Unterstützung für den umstrittenen Konzernvorstand. Sommer selbst sagte bei der Veranstaltung, die Entscheidung sei getroffen worden, um aus der Diskussion in der heißen Phase den Wind herauszunehmen. Generell verteidigte er jedoch das Konzept von Aktienoptionen für Führungskräfte.

    Wie wenig Eichel zurzeit auf die Telekom gibt, lässt sich unterdessen an einer anderen Bemerkung ablesen. Nach seiner Auskunft plant der Bund angesichts der gegenwärtigen Börsenverfassung und den Kursen von Deutscher Telekom und Deutscher Post gegenwärtig keine weiteren Aktienverkäufe. Die Privatisierungspolitik des Bundes gehe zwar konsequent weiter, jedoch unter Berücksichtigung der jeweiligen Lage an der Börse, betonte Eichel.

    Er wies darauf hin, dass der Bund ab 2004 gar nicht mehr mit Privatisierungserlösen im Haushalt plane; diese würden ab dann ausschließlich zur Schuldentilgung eingesetzt. Für 2002 habe der Bund mit Blick auf die für den Haushalt nötigen Privatisierungserlöse das Geld auf der hohen Kante, für 2003 brauche man jedoch noch einmal Geld aus Privatisierungen. Dieses soll, wie Eichel andeutete, zum gegebenen Zeitpunkt aus einem Verkauf von Aktien an die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erlöst werden, bei der solche Bundestitel bei schwachen Börsenkursen üblicherweise geparkt werden.

    Die Fördertätigkeit der KfW werde hiervon nicht beeinträchtigt, versicherte Eichel. Er betonte, dass die Bestände, die der Bund halte, auch bei den sehr niedrigen Kursen mehr als ausreichten, um 2003 die von den Erlösen zu bestreitenden Beiträge zur Postunterstützungskasse zu finanzieren.



    Marke MobilCom dem Untergang geweiht

    Nachdem die französischen Großaktionäre MobilCom-Chef Gerhard Schmid geschasst haben, wollen sie offenbar schnellstmöglich auch das Unternehmenslogo mit ihrer eigenen Farbe übermalen.

    Aus:
    Spiegel Online – 21. Juni 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    PARIS/BÜDELSDORF. Sollte France Télécom die MobilCom- Aktien Schmids wie geplant übernehmen, könnten die Franzosen MobilCom mit ihrer deutschen Tochter Hutchison Telekom in Münster zusammenführen und unter der Konzernmarke Orange Mobilfunkleistungen anbieten. Diese Integration würde nach Schätzungen von Analysten rund 1000 bis 2000 Arbeitsplätze kosten. Nach Informationen des Focus ist die Umbenennung bereits beschlossene Sache: Der Name MobilCom sei endgültig verschlissen, zitiert das Magazin einen Unternehmensmanager. Hutchison hat 680.000 Handykunden.

    Spitzenleute von France Télécom hatten in der Vergangenheit auch Zusammenschlüsse zwischen den kleineren Inhabern einer UMTS-Lizenz befürwortet, was aber Probleme aufwerfen würde. Damit ginge eventuell eine Lizenz verloren, die einmal 8 Milliarden Euro gekostet hat. Der Aufbau eines Netzes für das neue Mobilfunk- UMTS hatte den Streit zwischen France Télécom und Schmid ausgelöst. Weil sie die Marktchancen für UMTS- Dienste zunehmend skeptischer einschätzten wollten die Franzosen das Investitionstempo bremsen.

    Obwohl die Franzosen am Freitag [21.6.2002] ihre personellen Wünsche durchgesetzt und Schmid durch den früheren Finanzvorstand Thorsten Grenz ausgetauscht haben, fehlen noch wichtige Elemente für eine Gesamtlösung der MobilCom- Krise. So hat die France Télécom mit Schmid noch keine Regelung für die Übernahme seiner Aktien und der Aktien seiner Frau ausgehandelt, die zusammen knapp die Hälfte des MobilCom- Kapitals kontrollieren.

    Eine Sprecherin von France Télécom kündigte harte Verhandlungen mit Schmid über das Aktienpaket an. Der MobilCom-Gründer beharrte auf seiner Forderung von 22 Euro je Aktie in bar. "Ich sehe nichts, was den Wert des Unternehmens seit März gesenkt hat", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die hoch verschuldeten Franzosen wollen Schmid und die freien Aktionäre angeblich nicht in bar ausbezahlen, sondern mit Aktien der Tochter Orange. Das lehnt Schmid ab. Zum aktuellen Börsenkurs ist MobilCom ungefähr 662 Millionen Euro wert.

    Solange Schmid Großaktionär bei MobilCom ist, kann France Télécom das schleswig- holsteinische Unternehmen nicht kontrollieren. Die Franzosen halten nur 28,5 % der Aktien, während Schmid die Mehrheit der Hauptversammlung hinter sich hat. Die Zustimmung der Hauptversammlung ist notwendig bei Fusionen oder wichtigen Verträgen. Zudem könnte Schmid eine außerordentliche Hauptversammlung durchsetzen und die Kapitalseite des Aufsichtsrats mit seinen Vertrauten besetzen.

    Die Finanzierung von MobilCom ist zunächst gesichert und damit eine unmittelbare Insolvenzgefahr abgewendet. "Wir werden jetzt MobilCom weiter finanzieren", sagte ein Sprecher von France Télécom. Damit scheint auch die Verlängerung eines Kredits über 4,7 Milliarden Euro geklärt, der Ende Juli ausläuft. Die Gläubigerbanken von MobilCom haben sich grundsätzlich mit France Télécom geeinigt, auf 10 % ihrer Forderungen zu verzichten. Die Schulden von MobilCom sollen in eine Anleihe umgewandelt werden, um die Bilanz von France Telecom nicht zu belasten. Die Verträge sind jedoch noch nicht unterschrieben.

    Zudem fordert France Télécom auch von den Lieferanten Nokia und Ericsson, dass sie auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Die beiden Hersteller haben MobilCom Lieferantenkredite in Milliardenhöhe gewährt. Die Verhandlungen zwischen France Télécom und den Nordländern sind bereits angelaufen und sollen schnell zu einem Ende geführt werden. "Wie es exakt weiter geht, hängt von dem Ausgang der Verhandlungen ab", hieß es bei France Télécom. Erst dann werde mit Schmid verhandelt.

    [Gerhard Schmid – Der Schauspieler]   [Ranking: Die 100 reichsten Deutschen]
    [17.06.2002: MobilCom-Kursrutsch: Profis am Werk]
    [20.06.2002: MobilCom: Schmid wird abgesetzt, aber jetzt wirklich]
    [20.06.2002: Weitere Ohrfeigen für den MobilCom-Gründer]



    I N F I N E O N

    UMTS-Technik erst ab 2004/2005

    Der Chip-Hersteller Infineon macht sich fit für UMTS – und offenbart dabei das wahre Timing der Neutechnologie. "Marktreif", so Infineon-Chef Ulrich Schumacher, sei UMTS in 2 bis 3 Jahren. Dann boxe auch Infineon mit im Markt.

    Aus:
    Spiegel Online – 24. Juni 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    MÜNCHEN. "Zur Marktreife von UMTS 2004 oder 2005 werden wir fertige Lösungen im Angebot haben – günstiger und mindestens so gut wie die derjenigen Hersteller, die heute schon trommeln", sagte Infineon- Chef Ulrich Schumacher in Focus. In die Handyproduktion wolle das Münchner Unternehmen [Ed: eine Siemens-Tochter] aber nicht einsteigen. "Wir stellen nur den technologischen Kern der Telefone bereit, das heißt Chips, Software und Systemdesign."

    Für die Lieferung dieser kompletten Systeme brauche Infineon aber zusätzliches Know-how. "Der Zusammenschluss mit Motorola und Agere hilft uns auf diesem Weg", sagte Schumacher. Anfang voriger Woche hatte der Chip- Hersteller die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit den beiden US-Konzernen zur Entwicklung und Vermarktung von Digitalsignalprozessoren (DSP) verkündet. Mit diesem speziellen Halbleiterchip können Sprach-, Daten-, und Bildsignale mit Hochgeschwindigkeit verarbeitet werden.



    Bilanzskandal bei WorldCom — Schlimmer als Enron

    Der Bilanzskandal beim US-Telekommunikationskonzern WorldCom schockt die Märkte. Das Unternehmen hat seine Gewinne offenbar um 3,8 Milliarden Dollar aufgebläht. Den Wirtschaftsprüfern von Andersen war das nicht aufgefallen.

    Aus:
    Spiegel Online – 26. Juni 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    CLINTON. Mit einem Mal ist die Enronitis an den Aktienmärkten wieder das beherrschende Thema: Wie die interne Revision des US-Telekommunikationsunternehmens WorldCom festgestellt hat, wurden Ausgaben in der Bilanz als Investitionen ausgewiesen. Dadurch soll der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 3,8 Milliarden Dollar aufgebläht worden sein. Die vom Wirtschaftsprüfer Andersen testierte 2001er Bilanz nach US-GAAP ist anscheinend falsch. Zum Vergleich: Der bankrotte Energiehändler Enron hatte seinen Gewinn in einem vierjährigen Zeitraum um 586 Millionen Dollar zu hoch angegeben.

    "Unser Führungsteam ist geschockt", erklärte WorldCom-Chef John Sidgmore. Er hatte seinen Posten erst am 29. April übernommen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC und ihre wichtigsten Banken von den Entdeckungen informiert.

    Korrektur der vergangenen fünf Quartale

    WorldCom, einer der Stars des Aktienbooms, gab weiter bekannt, dass das Unternehmen ohne die fehlerhaften Buchungen im Geschäftsjahr 2001 einen Verlust ausgewiesen hätte. Das gleiche gelte für das erste Quartal 2002. Nach den bisherigen Zahlen hatte WorldCom 2001 einen Gewinn von 1,4 Milliarden Dollar ausgewiesen, im ersten Quartal des laufenden Jahres lag der Überschuss bei 130 Millionen Dollar.

    Der Konzern will seine Geschäftsergebnisse für die fünf fraglichen Quartale heute offiziell korrigieren und am Freitag mit der Entlassung von 17.000 Mitarbeitern beginnen. Dies teilte WorldCom am Dienstagabend nach Börsenschluss mit.

    Details noch unklar

    Noch ist nicht bekannt, wie genau WorldComs Zahlen manipuliert wurden. In einer Pressemitteilung spricht das Unternehmen davon, dass Ausgaben als Investitionen verbucht worden seien. Hintergrund dieser Praxis ist, dass sich Ausgaben bilanztechnisch gesehen negativ auf das Unternehmensergebnis auswirken. Investitionen in Anlagevermögen oder Ähnliches können hingegen zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt abgeschrieben werden – folglich werden Cash-Flow und Ergebnis zunächst nicht geschmälert.

    Nach Angaben des Unternehmens waren die Unregelmäßigkeiten erstmals während einer kurz nach dem Abgang von Ex-CEO Bernie Ebbers durchgeführten internen Prüfung aufgefallen. Das Unternehmen habe daraufhin seinen Wirtschaftsprüfer KPMG verständigt, der zu dem Schluss gekommen sei, die Börsenaufsicht müsse unverzüglich informiert werden. WorldComs früherer Wirtschaftsprüfer Arthur Andersen, der die Zahlen testiert hat, wies in einer Erklärung alle Schuld von sich: Andersen habe stets auf die Einhaltung der Bilanzregeln geachtet. WorldComs Finanzchef Scott Sullivan habe Andersens Prüfern vorsätzlich Informationen vorenthalten.

    Reale Gefahr eines Konkurses

    Ob WorldCom diesen an Enron erinnernden Skandal überstehen kann, wird von Experten bezweifelt. Das Unternehmen ächzt bereits unter einer Schuldenlast von 30 Milliarden Dollar und befindet sich derzeit in Verhandlungen mit seinen Banken über weitere fünf Milliarden Dollar Kredit. WorldCom braucht mittelfristig dringend Cash, um seine Schulden bedienen zu können. Der Bilanzskandal, der sich jetzt abzeichnet, dürfte die Bereitschaft von Banken und Investoren senken, WorldCom weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. "Das dürfte das abschließende Kapitel für dieses Unternehmen sein", sagte Analyst Blake Bath von Lehman Brothers dem Wall Street Journal, "Sie haben das Vertrauen der Finanzwelt verletzt".

    Märkte reagieren mit Panik

    WorldComs Aktie brach nachbörslich von 83 Cents auf nur noch 35 Cents ein. Sie hatte auf dem Höhepunkt des Booms der neunziger Jahre zeitweise mit über 60 Dollar notiert.

    Der Dax fiel im frühen Handel um rund 6 % auf den tiefsten Stand seit dem 25. September 2001. "Hier geht die Angst um, dass WorldCom kein Einzelfall ist und andere Unternehmen auch falsche Bilanzen ausgewiesen haben", sagte ein Frankfurter Aktienhändler und verwies auf die Bilanzunregelmäßigkeiten beim US-Energiehändler Enron.

    Seit dem Bekanntwerden von Bilanzmanipulationen bei Enron vor einigen Monaten geht an den Aktienmärkten die als "Enronitis" bezeichnete Angst um, auch andere Großkonzerne könnten es in der Vergangenheit mit der Bilanzierung nicht so genau genommen haben.

    [06.02.2002: WorldCom: Der Absturz des Telekom-Stars]
    [21.02.2002: Geplatzter Cowboy-Traum: Star-Manager soll Riesenranch verkaufen]
    [05.03.2002: US-Unternehmen: Die schönsten Kredite der Welt]
    [30.04.2002: WorldCom: Der tiefe Fall des Schuldenkönigs]
    [19.06.2002: Wall-Street-Special: Raubritter in Maßanzügen]
    [24.06.2002: Analystenjäger Zamansky: Der Rächer der Geprellten]
    [26.06.2002: WorldCom-Schock: Schwarzer Mittwoch an den Weltbörsen]
    [26.06.2002: US-Börsenaufsicht SEC: Die überforderten Sheriffs]
    [26.06.2002: Wall Street: Das Vertrauen ist zerstört]
    [27.06.2002: WorldCom: Salomon gerät ins Visier der Anwälte]
    [27.06.2002: WorldCom-Skandal: US-Börsenaufsicht reicht Klage ein]
    [27.06.2002: Wall Street: Warten auf den Knock-out]



    T E L E K O M M U N I K A T I O N

    Recht auf Selbstbedienung

    Mobilfunkbetreiber lassen sich Telefonate im Ausland teuer bezahlen. EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti vermutet illegale Preisabsprachen.

    Aus:
    Der Spiegel – 27/2002, 1. Juli 2002, Seite 96 (Wirtschaft). [Original]

    Millionen Deutsche mögen auch im Urlaub ihren ständigen Begleiter nicht missen – das Handy. Sie wollen ständig erreichbar sein – für Freunde, Verwandte oder die Kollegen im Büro. Dass die Deutschen in mehr als hundert Ländern so einfach telefonieren können wie zu Hause, verdanken sie dem so genannten Roaming: Die Kunden eines Mobilfunknetzes können sich weltweit in das jeweilige Landesnetz einloggen.

    Doch dieser Service hat seinen Preis. Den erfahren die meisten allerdings erst, wenn sie nach Urlaubsende zu Hause die Telefonrechnung bekommen und nicht selten dabei eine böse Überraschung erleben. Denn die deutschen Mobilfunkfirmen bitten ihre Kunden für Telefonate im Ausland kräftig zur Kasse. Und das gleich mehrfach: Sie kassieren nicht nur, wenn der Handy- Besitzer selbst jemanden anruft, sondern auch, wenn er einen Anruf entgegennimmt.

    Was wie viel kostet, ist kaum zu ergründen. Für Gespräche, die im Ausland empfangen werden, gibt es bei T-Mobile und Mobilcom eine seitenlange Liste mit Tarifen. E-Plus und Vodafone hingegen haben die Welt in drei Tarifzonen aufgeteilt: Europa, Nordamerika und den Rest der Welt. Ob ein Anruf in Graz oder Granada entgegengenommen wird, spielt keine Rolle – er ist gleich teuer.

    Vollends unüberschaubar wird es, wenn in dem Netz des Urlaubslandes mit einem deutschen Handy telefoniert wird. Ohne speziellen Auslandstarif bleiben die Kosten trotz aller Preislisten wegen ständiger Preis- und Währungsschwankungen immer eine Überraschung. "Letztendlich kann man vorher nie genau wissen, was Gespräche im Ausland kosten", sagt Axel Burkert, vom Mobilfunk-Verbraucherportal Xonio.

    Alle Mobilfunkanbieter zahlen für Gespräche im Ausland denselben Preis an ihre Kooperationspartner – vorausgesetzt, sie gehören nicht zum selben Konzern. Zusätzlich stellen die deutschen Mobilfunker ihren Kunden einen Aufschlag von happigen 25 % – angeblich eine Bearbeitungsgebühr – in Rechnung, der manchmal schon in den Tarifen versteckt ist.

    "Alle europäischen Anbieter genießen das Recht auf Selbstbedienung beim Roaming", höhnt Verbraucherberater Burkert. Das Roaming ist für die Handy- Firmen überaus profitabel. Die Investmentbank Goldman Sachs hat in einer Studie herausgefunden, dass die Einnahmen aus Roaming- Gebühren bei den Mobilfunkanbietern Vodafone, MMO2 und T-Mobile zwischen 5 und 14 % der Erträge ausmachen.

    Doch "die Tage der hohen Gebühren könnten gezählt sein", vermuten die Bank-Analysten. Denn in Brüssel hat sich EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti des Falles angenommen. Er verdächtigt die deutschen Mobilfunkbetreiber illegaler Preisabsprachen, was von diesen jedoch heftig bestritten wird. Noch in diesem Jahr will Monti seine Untersuchungen gegen die deutschen Firmen zu Ende bringen.

    Schon jetzt hat die EU-Kommission eine Verordnung zur Regulierung des europäischen Handy- Netzes ausgearbeitet, die im kommenden Jahr in Kraft treten soll. Ziel ist es, den Wettbewerb unter den Mobilfunkanbietern zu fördern und die nationalen Aufsichtsbehörden zu stärken.

    Bis es so weit ist, müssen sich die Handy-Besitzer selbst helfen. Helga Zander- Hayat von der Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen empfiehlt, bei Auslandsaufenthalten das Telefon gar nicht erst abzunehmen. Auf dem Display erscheine meist die Nummer des Anrufers, meint sie, und man könne sich dann immer noch überlegen, ob man zurückruft.

    Es geht auch einfacher. Im Internet bietet die Freiburger Firma Globilo Prepaid- Karten ausländischer Handy- Netzbetreiber an. Die Kunden erhalten automatisch eine Mobiltelefonnummer im Urlaubsland. Eingehende Gespräche aus der Heimat kommen dann nur den Anrufer teuer zu stehen. Und unerwünschte Anrufer kommen gar nicht erst durch – weil sie die Nummer nicht kennen.



    M I C R O S O F T

    Volle Kontrolle mit Users Segen

    Ein Update dient normalerweise dazu, die Möglichkeiten eines Programmes zu erweitern. Das ist auch beim Mediaplayer so: Fortan kontrolliert er, welche Musik auf dem Rechner spielt und welche nicht. Nebenbei nimmt er Updates zum Betriebssystem vor. Normal ist das nicht.

    Aus:
    Spiegel Online – 2. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    Der Teufel steckt, wie so oft, im Detail: Der von Microsoft letzte Woche vorgestellte Patch zum Mediaplayer war nötig, weil er tatsächlich einige Löcher im Programm stopft. Der Flicken erhöht also die Sicherheit des Programmes – doch er tut noch mehr, und das bringt Fachpresse wie IT-Experten weltweit auf die Palme.

    Der Patch installiert eine Digital-Rights- Software, die bei Bedarf "automatisch" upgedated werden kann. Im Klartext: Microsoft nimmt sich das Recht, Programme auf dem Rechner des Users zu installieren, ohne dass dieser darüber vorab informiert würde oder eine Einspruchsmöglichkeit hätte. Die huckepack installierte Kopierschutz-Software soll verhindern, dass auf dem Rechner kopiergeschützte Dateien abgespielt oder "gerippt", das heißt bearbeitet oder umformatiert werden. Darüber hinaus ermächtigt sich das Unternehmen, künftig Software-Updates zum Betriebssystem im Zusammenhang mit "Digital Rights Management" vorzunehmen.

    Dazu heißt es im Lizenzvertrag, der im Rahmen der Installation in einem Fenster gezeigt wird:

    You agree that in order to protect the integrity of content and software protected by digital rights management ('Secure Content'), Microsoft may provide security related updates to the OS Components that will be automatically downloaded onto your computer. These security related updates may disable your ability to copy and/or play Secure Content and use other software on your computer. If we provide such a security update, we will use reasonable efforts to post notices on a web site explaining the update."

    Das pauschale Recht zu Rechner- Zensur und Veränderungen am Betriebssystem erteilt der User dem Unternehmen faktisch dadurch, dass er den Lizenzvertrag des Updates per Klick akzeptiert – also in der Regel unwissentlich, denn wer liest schon am Rechner das Kleingedruckte von Lizenzverträgen für kostenlose Programme?

    Microsoft geht davon aus, seiner Informationspflicht über solche Installationsvorgänge genüge tun zu können, indem das Unternehmen eine entsprechende Website einrichten will, über die man sich informieren könne, was in letzter Zeit denn so alles auf dem heimischen Rechner gelandet sei.

    Mehr Kontrolle im Namen der Sicherheit: Siegt Frechheit?

    All das liegt im Trend: Microsoft versucht zunehmend, Programm-Updates zu automatisieren. Was zunächst nach Service klingt, ist aufs Engste mit der Erfassung von Daten über den User und die von ihm benutzte Software verbunden. Die "Produktregistrierung" von Windows XP machte hier den spektakulären Anfang. Inzwischen sind auch die Produkt-Update- Funktionen von Windows 2000 an einen Registrierungsprozess geknüpft, in dessen Verlauf der Rechner des Users mit einer Art "Nummernschild" versehen wird, dem "Globally Unique Identifier" GUID. Der macht den Rechner weltweit einwandfrei identifizierbar.

    Genau diese Verbindung von Service, Kontrolle und letztlich für den User unkontrollierbare Programm-Updates macht Verbraucherschützern Sorgen und beschert Datenschützern Alpträume: Das pauschale Ja zu automatischen Programm- Updates entziehe dem User die Kontrolle über den Rechner, der die Installation bestimmter Programme noch nicht einmal mehr verweigern könne.

    Alptraum-Qualitäten haben solche Aussichten auch für viele Microsoft-Konkurrenten, die die Nachrichten über Microsofts Sicherheits-Initiative Palladium mit einem gewissen Misstrauen vernahmen: Teil der Initiative soll sein, dass auf dem geschützten Rechner nur noch "vertrauenswürdige", registrierte Programme laufen sollen. Kritiker wagen hier zu fragen, wer denn darüber entscheidet, wer und was vertrauenswürdig ist – und wer die entsprechenden Datenbanken pflegt, die im automatischen Update entscheiden, was auf Users Rechner läuft und was nicht.

    Schon werden die Kartellwächter hellhörig

    Denn auch dass Microsoft sich vorbehält, Programme außer Funktion zu setzen, nickt der User ja per Klick zum Lizenzvertrag pauschal ab: "may disable your ability to (...) use other software on your computer" heißt es da überdeutlich.

    So deutlich, dass darauf auch Brüssel mit ungewohnter Geschwindigkeit reagierte. Philip Lowe, ab 1. September oberster Kartellwächter der EU, gab schon einmal einen Warnschuss in Richtung Richmond ab: Microsoft müsse glaubhaft sicherstellen, dass Palladium die Rechte von Konkurrenten nicht einschränke. Lowe wörtlich: "Microsoft hat sicherzustellen, dass Konkurrenten alle Dienste, die sie anbieten wollen, auch anbieten können". Das "sonst" schwang mit, ohne explizit genannt werden zu müssen: Noch immer schwebt das Kartellverfahren der EU gegen Microsoft. Eine Entscheidung ist hier nicht zu erwarten, bis auch im amerikanischen Prozess das Urteil gefallen ist. Das lässt den Experten der EU auch Zeit und Raum, auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren.

    Thomas Greene kommentiert Microsofts Mediaplayer- Vorstoß im englischen IT-Newsportal The Register treffend, "ironischerweise" habe Microsoft gerade "Schritte unternommen, das Web noch sehr viel weniger vertrauenswürdig" zu machen, als es ohnehin schon sei. Das Mediaplayer- Update verleihe Microsoft "Admin- Autoritäten auf dem Heim-PC". Und damit, warnen IT-Experten, habe Microsoft zu allem Überfluss durch ein Sicherheits- Update ein potenzielles Sicherheitsrisiko erster Güte geschaffen. [Microsoft redet sich raus]



    F E R N S E H E N

    Berlusconi zeigt Interesse an Kirch-Sendern

    Das Medienunternehmen des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi will der hochverschuldeten Kirch-Gruppe möglicherweise ein Kaufangebot für die Sender Sat.1 und Pro7 unterbreiten.

    Aus:
    Spiegel Online – 8. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    ROM. Der Eintritt in den deutschen Markt wäre für Mediaset Spa sehr interessant, sagte Vorstandschef Fedele Confalonieri heute der Tageszeitung La Stampa. Bevor man jedoch ein konkretes Angebot vorlegen werde, wolle man noch weiter Konditionen und mögliche Preise prüfen.

    In den vergangenen Monaten hatten zahlreiche deutsche Politiker, darunter Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bedenken gegen einen entscheidenden Einfluss Berlusconis auf den deutschen Medienmarkt geäußert. Die Kirch- Gruppe hat Schulden in Höhe von insgesamt 6,5 Milliarden Euro. Sat.1 und Pro7 machen zusammen 45 % des deutschen TV-Werbemarktes aus.



    A B   D E Z E M B E R

    Call-by-Call im Ortsnetz

    Die letzte Meile fällt endgültig: Noch am Freitag [5.7.2002] beschloss der Bundestag, Call-by-Call auch im Ortsnetz zu ermöglichen. Sobald der Bundesrat zustimmt, ist der Weg frei für Telekom-Konkurrenten.

    Aus:
    Spiegel Online – 8. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Auch bei Ortsgesprächen sollen Telefonkunden künftig durch eine Vorwahl den günstigsten Anbieter wählen können. Eine entsprechende Änderung des Telekommunikationsgesetzes beschloss der Bundestag in Berlin. FDP und PDS stimmten gegen den Entwurf [Ed: was wir uns merken sollten], die Unionsfraktion enthielt sich. Ab 1. Dezember soll danach wie bisher schon bei Ferngesprächen das Call-by-Call- Verfahren auch im Ortsnetz möglich sein. Dadurch werden auch geringere Preise für den Endkunden erwartet. Die Gesetzesänderung muss noch durch den Bundesrat [am 12.7.2002].

    Widerstand gegen die Zulassung von Call-by-Call im Ortsnetz leistete bis zuletzt die Telekom, die hier mit einem Marktanteil von 97 % ihr letztes Monopol verteidigt. 3 % Marktanteil werden von regionalen Anbietern gehalten, die in der Sache den Schulterschluss mit der Telekom übten: Sie befürchten, dass das Call-by-Call- Verfahren die Refinanzierung ihrer Investments erschweren könnte. Die betroffenen Unternehmen hatten eigene Leitungen auf der letzten Meile zum Kunden verlegt. Sekundiert werden die Telekommunikationsunternehmen durch die Gewerkschaft Verdi, die einen massiven Verlust von Arbeitsplätzen befürchtet.

    Profitieren dürften von der Regelung dagegen die Kunden. Call-by-Call hatte schon bei den Ferntarifen und bei den Preisen für den Zugang zum Internet Wunder gewirkt. Der durch das Verfahren ausgelöste Preisdruck wirkte auch auf die Festnetz- Provider, die in den letzten Jahren ihre Tarife merklich senken mussten. [Aus fürs Call-by-Call im Ortsnetz]



    Drahtloses Internet: Regulierer gibt weitere Frequenzen frei

    Verbraucher können künftig auf mehr drahtlose lokale Funknetze setzen. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post findet, WLANs seien keine Konkurrenz für UMTS – und erhöhte die Zahl der Frequenzen.

    Aus: Spiegel Online – 9. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. Die so genannten Wireless Local Areas Networks (WLANs) stellten keine Konkurrenz für UMTS dar, sagte Präsident Matthias Kurth heute in Bonn. Beide Systeme ergänzten sich vielmehr auf sinnvolle Weise. Deshalb stelle die Regulierungsbehörde neben den bisherigen Frequenzen im 2,4 Gigahertz- Bereich (GHz) weitere Frequenzen im 5 Gigahertz- Bereich für neue WLAN- Anwendungen bereit. Dieser Frequenzbereich sei weitgehend störungsfrei.

    WLANs sind für eine hohe Datenübertragung in stationärem Betrieb geeignet wie für breitbandige Internet- und Intranet- Zugänge sowie Bild-, Video- und Musikübertragungen. Auf Grund seiner relativ geringen Reichweite von 200 und 300 Meter ist dieses Netz für die Datenübertragung beispielsweise auf Flughäfen und Messegeländen oder in Bahnhöfen und Hotels sinnvoll. Daneben nutzen immer mehr WLAN- Surfer solche Funknetze, um huckepack und kostenlos im Internet zu surfen.

    Nach Einschätzung der Behörde ist ein entsprechender Markt für diese neuen Nutzungsmöglichkeiten vorhanden. Es werde davon ausgegangen, dass UMTS- Lizenznehmer und WLAN- Anbieter kooperierten, sagte Kurth. Auch hoffe er, dass durch die Freigabe der Frequenzen ein Anstoß für die Entwicklung neuer Geräte gegeben werde.

    10.7.2002 (t-off). Damit steht insgesamt eine Bandbreite von 455 MHz zur Verfügung. Bei UMTS wurden lediglich 145 MHz an exklusive Lizenznehmer vergeben. Bei der WLAN- Frequenzvergabe handelt sich hingegen um eine Allgemeinzuteilung: Jeder darf die Frequenz nutzen, solange er "störungsfreie Geräte innerhalb bestimmter Parameter" betreibt. Es werden weder Lizenzen erteilt noch Gebühren erhoben. Die Sendeleistung der Geräte kann bis zu einem Watt betragen.

    Bereits im Spätsommer werden schnellere WLAN- Produkte auf dem Markt erscheinen. Die bisherigen WLAN- Geräte für das 2,4-GHz- Band (nach dem Norm IEEE 802.11b) sind mit den neuen Geräten nicht kompatibel. WLANs bieten mit Brutto-Geschwindigkeiten zwischen 11 und 54 MBit/s weit höhere Datenübertragungsraten als UMTS.



    S T R E I T   U M   T E L E K O M - C H E F   S O M M E R

    Kein Nachfolger, kein Rauswurf

    Im Aufsichtsratspräsidium der Telekom hat es während der zehnstündigen Krisensitzung angeblich "tierisch gekracht". Dennoch verdichten sich die Hinweise, dass es noch keine Mehrheit für eine Ablösung von Telekom-Chef Ron Sommer gibt.

    Aus:
    Spiegel Online – 10. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. Nach übereinstimmenden Angaben aus unternehmensnahen Kreisen in Bonn und politischen Kreisen in Berlin haben sich die Arbeitnehmervertreter im Präsidium des Aufsichtsrats vorerst gegen eine Ablösung Sommers ausgesprochen. Aufsichtsratschef Hans- Dietrich Winkhaus habe in der Sitzung des Gremiums gestern keine überzeugende Personal- Alternative zu Sommer bieten können, hieß es. Deshalb seien die Arbeitnehmervertreter nicht mit einer Ablösung Sommers einverstanden gewesen.

    Winkhaus, ehemals Chef des Henkel-Konzerns, habe ein katastrophales Bild geboten, hieß es weiter. Sollte ein geeigneter Nachfolger präsentiert werden können, sei eine Zustimmung der Arbeitnehmervertreter aber nicht ausgeschlossen. Auch Winkhaus müsse dann möglicherweise seinen Hut nehmen. Der gesamte 20-köpfige Telekom- Aufsichtsrat wird am Dienstag [16.7.2002] zusammenkommen, um über eine mögliche Neubesetzung des Chefsessels und die Situation des Unternehmens zu beraten.

    Der Kurs der T-Aktie war gestern angesichts der Spekulationen um Sommer um mehr als 6 % gestiegen. Auch am Mittwoch hielt sich das Papier bis zum Abend mit einem Minus von 1,5 % noch vergleichsweise gut, der Dax brach gleichzeitig um 3,4 % ein.

    Nach bisherigen Informationen soll die von Winkhaus und Finanzstaatssekretär Manfred Overhaus angeführte Arbeitgeberseite eine Ablösung Sommers favorisieren. Auch der ehemalige Dresdner-Bank- Chef Bernhard Walter, der ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt, soll sich über die finanzielle Situation des Unternehmens beklagt haben und personelle Konsequenzen angeregt haben.

    Im Präsidium des Aufsichtsrates habe es "tierisch gekracht". Winkhaus sei "dilettantisch" vorgegangen, was eine "verheerende Außenwirkung" habe, wurde in den Berliner Kreisen beklagt. Trotz des Drucks, auch von Seiten der Politik, ist Sommer entschlossen, im Amt zu bleiben. Aus Unternehmenskreisen verlautete am Mittwoch in Bonn, Sommer kämpfe um seinen Posten und seine Reputation.

    Im gesamten Aufsichtsrat soll außerdem großes Unverständnis darüber herrschen, dass sich Winkhaus ohne umfassende Begründung für die Ablösung Sommers ausgesprochen habe. Er sei auf Distanz gegangen, ohne dass neue unternehmerische Nachrichten vorlägen. Winkhaus wolle sein eigenes Fell retten, laute der Vorwurf.

    Kritik an Schröders Taktiererei

    Aus dem Unternehmen wurde auch Kritik an Bundeskanzler Gerhard Schröder laut. Unter dem Druck der Opposition habe dieser versucht, Sommer durch eine erhöhte Taktzahl gezielter Indiskretionen zur Aufgabe zu drängen. Sommer sei entschlossen standzuhalten. Wenn Schröder noch etwas machen wolle, müsse er aus der Deckung kommen, hieß es.

    Ein Sprecher des Unternehmen wies darauf hin, dass sich die Finanzlage der Telekom zu bessern beginne. Man rechne auf jeden Fall damit, bis Ende des Jahres die Schulden um rund 8 Milliarden Euro auf etwa 60 Milliarden Euro senken zu können. Das Handelsblatt berichtete, der Konzern habe allein im zweiten Quartal den Schuldenberg auf unter 65 Milliarden Euro abbauen können, größtenteils aus eigener Ertragskraft. Die Telekom habe unter anderem den Abwärtstrend im Festnetzgeschäft gestoppt und den Umsatz gegenüber dem ersten Halbjahr 2001 um etwa 10 % gesteigert.

    Unterstützung bekam Sommer vom ehemaligen Telekom-Aufsichtsratsmitglied Peter Glotz. Der SPD-Medienexperte sagte im Berliner "Inforadio", mit der Ablösung des Managers wäre nichts gewonnen. Im Kern gehe es um eine Wirtschaftskrise, von der die gesamte Branche erfasst worden sei. British Telecom und France Télécom stünden schlechter da als die Deutsche Telekom. "Die Idee, man wechselt jetzt den Mann aus, und dann steigt der Kurs wieder, ist einfach naiv. So sind die Märkte nicht."

    Henkel bescheinigt Sommer gute Arbeit

    Es gebe allerdings berechtigte Fragen, zum Beispiel ob die Entscheidung richtig war, aus der Telekom einen Global Player zu machen und für 30 Milliarden Euro das US-Mobilfunkunternehmen VoiceStream zu kaufen, meinte Glotz. Das werde sich erst in einigen Jahren zeigen. Wenn es sich dann als Flop erweise, könne man sagen, Sommer habe einen großen Fehler gemacht. "Amerika ist ohne Zweifel ein Risiko, aber Unternehmertum ohne Risiko funktioniert nicht."

    Der ehemalige BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel kritisierte im ZDF-Morgenmagazin, gerade ausländische Investoren schätzten es überhaupt nicht, wenn die Politik sich in Unternehmen einmische. Seiner Ansicht nach hat Sommer viel Positives bewirkt. Er sei fest davon überzeugt, dass es bei der Telekom nur bergauf gehen könne und auch bergauf gehen werde.

    SPD-Generalsekretär Franz Müntefering dagegen erklärte ebenfalls im ZDF-Morgenmagazin, angesichts des Vertrauensverlustes vieler Anleger müsse der Telekom- Aufsichtsrat wissen, dass Handlungsbedarf bestehe. Es gehe zwar nicht um eine Person. Das Unternehmen müsse sich aber Gedanken machen, wie das Vertrauen der Anleger wieder gewonnen werden könne.

    Sommer werden unter anderem verhängnisvolle Weichenstellungen wie die teure Übernahme der defizitären US-Mobilfunkgesellschaft VoiceStream angelastet. Diese soll sich nach einem Bericht des Wall Street Journal in Fusionsverhandlungen mit AT&T Wireless befinden. Gemeinsam würden beide den zweitgrößten Mobilfunker in den USA bilden, meldete die Zeitung. [mehr]

    [01.07.2002: Video: Abzocker in Nadelsteifen]
    [10.07.2002: Das Szenario für Sommers Abwahl]
    [10.07.2002: Opposition: Sommer wurde nicht richtig kontrolliert]
    [10.07.2002: Sommer-Ablösung: Heftiger Streit im Telekom-Aufsichtsrat]
    [10.07.2002: Fusionsgerüchte: Voicestream spricht mit AT&T]
    [10.07.2002: Fundierte Gerüchte über Sommers Rauswurf]
    [ VoiceStream: Doch noch eine Erfolgsstory?]
    [ T-Aktie – Chronik des Niedergangs]



    H I N T E R G R U N D

    Das Szenario für Sommers Abwahl

    Aus:
    Spiegel Online – 10. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    Eine Abberufung des Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer ist nur durch den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom AG möglich. Das Kontrollgremium des Bonner Konzerns muss zusammentreten, wenn eines seiner Mitglieder einen entsprechenden Antrag stellt. Es besteht aus je 10 Vertretern des Arbeitnehmer- und des Arbeitgeberlagers.

    Im ersten Wahlgang wäre für eine Abwahl Sommers eine Zweidrittel- Mehrheit erforderlich, es müssten also mindeste 14 Aufsichtsräte für den Antrag stimmen. Findet sich keine Mehrheit, könnte ein zweiter Wahlgang stattfinden. Hier würde dann eine einfache Mehrheit genügen, um Sommer seines Amtes zu entheben.

    Die Stimme des Aufsichtsratsvorsitzenden würde in diesem Wahlgang doppelt zählen. Für den zweiten Durchgang wäre formal ein neuer Antrag zu stellen, was binnen eines Monats zu geschehen hätte. Praktisch könnte dies unmittelbar im Anschluss an den ersten Wahlgang erfolgen. Der neue Antrag kann denselben Inhalt haben wie der erste. Für die Wahl eines Nachfolgers wäre eine separate Vorlage erforderlich, über die wieder nach den genannten Modalitäten abzustimmen wäre.

    Sommer war nach Stationen bei Nixdorf und Sony im Mai 1995 für zunächst fünf Jahre zum Vorstandsvorsitzenden der Telekom berufen worden. Im Februar 1999 wurde sein Vertrag bis zum Jahre 2005 verlängert. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Dietrich Winkhaus, der sich dem Vernehmen nach für eine Ablösung Sommers ausgesprochen hat, amtiert seit Mai 2000. Er war zuvor Geschäftsführungsvorsitzender des Düsseldorfer Konsumgüterartikelkonzerns Henkel. [mehr]



    S O M M E R - C H A O S

    Telekom droht eigenem Aufsichtsrat mit Klage

    Der Führungsstreit bei der Deutschen Telekom wird allmählich zu einem allgemeinen Hauen und Stechen. Jetzt bezichtigt das Unternehmen seinen eigenen Aufsichtsrat Bernhard Walter, Treuepflichten verletzt und das Unternehmen geschädigt zu haben.

    Aus:
    Spiegel Online – 11. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. Die Telekom hat von ihrem Aufsichtsratsmitglied Walter ultimativ eine Klarstellung von Äußerungen verlangt, mit denen der frühere Dresdner-Bank- Vorstand in Zeitungen zitiert wird. Wie aus Unternehmenskreisen heute verlautete, wurde Walter von den Anwälten des Unternehmens aufgefordert, bis 18.30 Uhr verbindlich zu erklären, dass bestimmte Aussagen nie gefallen seien.

    Es geht den Angaben zufolge um angebliche Mitteilungen Walters an den Finanzstaatssekretär Manfred Overhaus. Walter soll Berichten zufolge von einer Schieflage des Unternehmens Telekom gesprochen, weiteren Abwertungsbedarf bei den Immobilien festgestellt und erklärt haben, die Dresdner Bank weigere sich, die Unternehmensstrategie weiter mitzutragen. Zudem habe Walter die Ablösung von Telekom- Chef Ron Sommer gefordert und Zweifel an dessen Vier-Säulen- Geschäftskonzept [Ed: T-Net, T-Mobile, T-Online, T-Systems] geäußert.

    Diese Äußerungen an ein Nicht-Mitglied des Aufsichtsrates verletzten die Treuepflicht gegenüber dem Unternehmen und seien "in höchstem Maße geschäftsschädigend", hieß es. Die Telekom fordere von Walter eine Richtigstellung. Der Banker müsse "verbindlich erklären, dass er ein solches Gespräch mit Overhaus nie getätigt" habe [Ed: hm, das könnte ja als ein Aufruf zur Lüge verstanden werden]. Auch müsse er durch eine Presseerklärung und andere Schritte in den Medien klarmachen, dass diese Aussagen nicht existierten. [mehr]




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      Zum Teil 36

    © 2002-2002 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 20.12.2009 12.25 Uhr