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Wie Hunzinger und Baumeister für Kleinwort Benson trommelten
Moritz Hunzinger versuchte Mitte der Neunziger, Einfluss auf den Börsengang der Deutschen Telekom zu nehmen. Der Lobbyist warb beim damaligen Kanzleramtschef Bohl dafür, die Investmentbank Kleinwort Benson mit ins Emissionskonsortium zu nehmen. Schützenhilfe erhielt er von der früheren CDU-Fraktionsgeschäftsführerin Baumeister.
Aus: Spiegel Online 30. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]STUTTGART. Hunzinger wandte sich bei der anstehenden Privatisierung der Telekom im Jahr 1994 direkt an den damaligen Chef des Bundeskanzleramtes, Friedrich Bohl. In einem Schreiben Hunzingers an Bohl, das SPIEGEL ONLINE vorliegt, heißt es, "wir sprachen, vermittelt von unserem gemeinsamen Freund Michael Jung MdB, ..., über meine Interessen bei der Telekom- Privatisierung. Dabei lernten Sie auch den Chef des Hauses Kleinwort Benson, Herrn Borggreve, kennen." Hunzinger führt in dem Brief weiter aus, dass möglicherweise andere Banken als die von ihm genannte Investmentbank Kleinwort Benson zum Zuge kommen könnten. Das Institut gehört heute unter dem Namen Dresdner Kleinwort Wasserstein zur Allianz- Gruppe.
Er habe gehört, dass es bei der Telekom starke Tendenzen gebe, "die Entscheidungsfindung in Sachen Privatisierungs-Konsortium an sich zu ziehen. Insbesondere scheinen bekannte Verbindungen zwischen Goldman Sachs und Warburg zur Telekom ausschlaggebend zu sein", schrieb Hunzinger im Oktober 1994. Der Lobbyist riet Bohl: "Lassen sie sich das Heft nicht aus der Hand nehmen."
Zum damaligen Zeitpunkt war noch nicht endgültig klar, welche Banken die Telekom- Aktien platzieren würden. Wer Teil des Konsortiums war, konnte Millionen an Provisionen verdienen. Die Entscheidung darüber erklärte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl laut einem Bericht des "Südwestrundfunks" (SWR) seinerzeit zur Chefsache.
Hunzinger bestätigt Arbeit für Kleinwort
Tatsächlich gehörte die Investmentbank später zum Konsortium, das die Telekom an die Börse brachte. Hunzinger bestätigte gegenüber SPIEGEL ONLINE die Echtheit des Briefs. Sein Unternehmen sei für Kleinwort tätig gewesen.Die Dresdner Bank sagte auf Anfrage, zwischen der Kleinwort Benson Deutschland GmbH und Hunzinger habe ursprünglich ein Vertrag bestanden. Mit der Übernahme der Investmentbank durch die Dresdner sei die Geschäftsbeziehung mit Herrn Hunzinger jedoch 1995 beendet worden.
Zwei Tage nach dem Schreiben Hunzingers wandte sich die damalige Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion, Brigitte Baumeister, in derselben Angelegenheit ebenfalls an Bohl. In ihrem Schreiben, das auf offiziellem Briefpapier geschrieben ist, wirbt Baumeister bei dem "lieben Fritz" ebenfalls für Kleinwort Benson: "Bezüglich des Privatisierungs- Konsortiums bei der Telekom möchte ich Ihnen das Unternehmen Kleinwort Benson empfehlen. (...) Ich bitte Sie, die Firma Kleinwort Benson im Rahmen des Möglichen angemessen zu berücksichtigen."
Als Argument führt die Politikerin gegenüber Bohl an, Kleinwort sei bereits an Privatisierungen wie der von "Britisch Telekom" (sic!) und "Britisch Gas" (sic!) beteiligt gewesen. Ein weiteres gewichtiges Argument der Ex-Fraktionsgeschäftsführerin: "Das Unternehmen ist als seriös bekannt". Baumeister bestätigte laut SWR auf Anfrage, dass sie Hunzinger in ihrer Funktion als Schatzmeisterin einige Male eingeladen hatte. Sie selbst sei wiederum ebenfalls bei Veranstaltungen Hunzingers dabei gewesen. Unter anderem hielt sie nach ihrer eigenen Erinnerung einen Vortrag zur "Neuregelung der Parteienfinanzierung". Baumeister erklärte, sie habe jedoch keinerlei Honorar oder andere Leistungen von Hunzinger erhalten.
Allerdings gibt es interessante Querverbindungen zwischen der Investmentbank und Baumeister: Bei dem damaligen Chef von Kleinwort Benson, Hendrik Borggreve, handelt es sich den Ex-Ehemann von Kristina Gräfin Pilati- Borggreve, der heutigen Lebensgefährtin von Rudolf Scharping. Die Rechtsanwältin vertrat Brigitte Baumeister in der CDU-Spendenaffäre.
T E L E K O MRegierung verbessert Schutz gegen 0190-Abzocke
Jetzt hat es doch noch geklappt: Die sehnsüchtig erwartete Verordnung gegen den Missbrauch von so genannten 0190-Nummern ist vom Kabinett abgesegnet worden. Verbraucher können sich damit künftig besser gegen Abzocker wehren und gegen die Telefonfirmen, die mitverdienen.
Aus: Spiegel Online 1. August 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BERLIN. Gute Nachrichten für seriöse Betreiber von 0190-Nummern: Per Gesetzesänderung hat gestern die Regierung versucht, dafür zu sorgen, dass sich künftig Spreu von Weizen, Dienstleister von Betrüger leichter wird scheiden lassen. Noch bessere Nachrichten für Verbraucher: Da es in diesem Bereich weit mehr Spreu als Weizen gibt, steht zu hoffen, dass die Gesamtzahl der zu zahlenden 0190- Rechnungen künftig kräftig sinken wird.
Mit einer gestern in Berlin beschlossenen Änderung der Telekommunikations- Verordnung [TKV] sollen also gleichzeitig die Verbraucher und die zuverlässigen Unternehmen geschützt werden, die ihre Dienstleistungen über die 0190- Nummern anbieten.
Im Einzelnen werden die Diensteanbieter zu dem Hinweis auf ihren Rechnungen verpflichtet, dass gegenüber einzelnen Forderungen begründete Einwände erhoben werden können. Außerdem wird die Haftung von Netzbetreibern für unerwünschte Werbung per Fax, E-Mail und SMS erweitert.
Netzbetreiber, die zuschlagspflichtige Servicenummern einrichten, müssen diese so genannten Mehrwertdienste- Rufnummern sperren, wenn diese erwiesenermaßen missbräuchlich benutzt werden: Dem Kunden müsse daher auch Namen und ladungsfähige Anschrift des Netzbetreibers mitgeteilt werden. Damit sollte künftig zu verhindern sein, dass Telekommunikationsfirmen trotz deutlicher Hinweise auf betrügerische Vorgänge einfach weiter mit abkassieren was laut so niemand sagt, worüber sich Verbraucherschützer aber seit Monaten erregen.
0190-Nummern waren schon mehrfach Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen. So entschied der Bundesgerichtshof Ende 2001 (Aktenzeichen: Bundesgerichtshof III ZR 5/01), wer teure Sextelefon- Nummern mit dieser Vorwahl anrufe, müsse auch dafür zahlen. Die Begleichung der Rechnung dürfe nicht mit der Begründung verweigert werden, dass Sextelefonate sittenwidrig seien. Mit dem Urteil gewann ein Mobilfunkbetreiber, der eine Kundin auf Bezahlung von Handy- Gebührenrechnungen in Höhe von rund 10.000 Euro verklagt hatte.
Wer andererseits seine Telefonrechnung nicht komplett bezahlt, weil er beispielsweise berechnete 0190- Verbindungen für falsch hält, muss sich keine Drohung mit schlechten Schufa- Einträgen gefallen lassen. Bei strittigen Forderungen dürfen Telefonanbieter nicht die Schutzgemeinschaft für Allgemeine Kreditsicherung als Druckmittel einsetzen, wie die Zeitschrift Finanztest in ihrer neuesten Ausgabe betont. In solchen Fällen sollten die Schufa und die Testzeitschrift von der Drohung unterrichtet werden, die den Anbieter gegebenenfalls aus dem Verband wirft, hieß es. Bei der Schufa werden Verbraucher mit schlechtem Zahlungsverhalten gespeichert.
Auch die Software- Branche macht sich seit längerem Gedanken über dieses Problem. So sollen manche Programme die automatische Anwahl von kostenverursachenden Nummern verhindern oder einschränken. In den letzten Monaten wurden Fälle von Dialer- Missbrauch bekannt, bei denen bis zu 700 Euro für einen [einzigen] Verbindungsaufbau berechnet wurden.
Doch reine Software- Lösungen helfen nicht hundertprozentig gegen Dialer: Kaschiert der Betrüger etwa die Dialer- Nummer dadurch, dass er eine Call-by-Call- Nummer vorschaltet, so verschwindet die verräterische "0190"- Nummernfolge auch für die Filtersoftware im Zahlenwust. Neben der 0190- Einwahl gelten auch die 0192 und 0193 als problematisch, weil der Anbieter den Tarif hier frei wählen kann. Bisher konnten sich Verbraucher effektiv nur schützen, wenn sie sich beim Telekommunikationsunternehmen gegen Gebühr für diesen Nummernkreis sperren ließen. Das effektivste Mittel gegen solche Betrüger ist jedoch die Vollsperrung der Einwahlnummer von Seiten des faktisch am Betrug mitverdienenden Telekommunikationsunternehmens.
Bei einer nicht repräsentativen SPIEGEL-ONLINE- Abstimmung über erfolgreiche Betrugsmethoden im Internet entpuppte sich der Dialer- Betrug Mitte Mai 2002 als wohl erfolgreichste Abzock- Methode. Über 18 % von rund 3000 Antwortenden gaben an, zumindest jemanden zu kennen, der schon durch Dialer geschädigt wurde.
[04.03.2002: Bundesregierung: Schluss mit dem 0190-Betrug]
[29.03.2002: Internet-Dialer: Heimliche Einwahl über 0190er-Nummern]
[07.05.2002: 0190-Nummern: Das Ende der Abzocke?]
[24.05.2002: Grand Prix der Web-Betrüger]
[31.05.2002: 0190-Abzocke: Künast ringt um neues Schutzgesetz]
[31.07.2002: 0190-Gesetz von Regierung abgesegnet]
]Fehler im System
Heribert Stülp, 55, Chef der Kerpener Software-Firma GS Datentechnik, über Ärger mit den Telefon-Rechnungen.
Aus: Der Spiegel 32/2002, 5. August 2002, Seite 71 (Wirtschaft). [Original
SPIEGEL: Die Deutsche Telekom versichert, Fehler bei ihren monatlich rund 40 Millionen Telefon- Rechnungen seien Einzelfälle, 99,9 % der Rechnungen seien richtig. Ist diese Aussage nach Ihren Erfahrungen richtig?
STÜLP: Nein. Mit unserer Software zur Datenauswertung, die wir in Zusammenarbeit mit dem Land Hessen entwickelt haben, prüfen wir seit gut 2 Jahren die Telefon- Rechnungen verschiedener Großkunden. Auf Grund dieser Erfahrungen mit Millionen von Einzelverbindungsnachweisen muss ich davon ausgehen, dass es sich keineswegs um Einzelfälle handelt.
SPIEGEL: Was sind die häufigsten Fehler?
STÜLP: Es beginnt bei Gesprächen, die erst Monate später berechnet werden. Dann gibt es exorbitant lange Gespräche, die angeblich bis zu 200 Stunden gedauert haben sollen. Ein weiterer Punkt sind extrem kurze Gespräche mit hohen Rechnungsbeträgen und absolut identische Gespräche, die mehrfach abgerechnet werden.
SPIEGEL: Wie groß ist nach Ihrer Erfahrung die gesamte Fehlerquote?
STÜLP: Wir haben in allen unseren Prüfungen noch nie einen Einzelverbindungsnachweis bekommen, in dem die geforderte Rechnungssumme nicht um mindestens 3 % zu hoch angesetzt war. Im Extremfall waren die Gesprächskosten um bis zu 20 % überhöht.
SPIEGEL: Lassen sich diese Ergebnisse aus Großunternehmen auch auf Privatanschlüsse übertragen?
STÜLP: In unserem eigenen kleinen Unternehmen treten hin und wieder die gleichen Merkwürdigkeiten auf, wie wir sie bei unseren Großkunden, darunter verschiedene Bundesländer und die Spedition Danzas, gefunden haben. Ich gehe deshalb davon aus, dass die Fehler mit ziemlicher Sicherheit auch in der Breite vorkommen. Da die meisten Kunden aber keinen Einzelverbindungsnachweis [EVN] haben, bemerken sie das erst bei einem krassen Ausreißer und der ist selten.
SPIEGEL: Treten solche Fehler auch bei den Telekom- Konkurrenten auf?
STÜLP: In dieser Häufigkeit sind sie uns dort nicht bekannt geworden. In Tausenden von Gesprächensdaten haben wir zum Beispiel kein einziges Null-Sekunden- Gespräch und nur eine Dublette gefunden.
SPIEGEL: Welchen Schluss ziehen Sie daraus?
STÜLP: Da die Konkurrenten durchweg neueste Abrechnungs- Software einsetzen und die Telekom immer noch mit alter, wenn auch x-fach modifizierter Software arbeitet, muss der Fehler im System liegen.
[21.10.1997: Wie entsteht die Telefonrechnung?]
[07.03.1998: Der Fall Wehretal]
[01.06.1998: Acht Fragen zur Wahrheitsfindung]
[29.06.1998: Aachen im Sekundentakt]
[22.12.2001: Wie verlässlich sind
Telekom-Rechnungen?]
[27.05.2002: Fehler im System?]
[29.07.2002: Gutachten
bestätigt Verdacht auf fehlerhafte Abrechnungen]
[29.07.2002: Verbraucherzentrale:
Zahlreiche Beschwerden über Telekom-Rechnungen]
So etwas wie ein Big Bang
Der Medienkritiker Werner Lauff ist Vordenker und Kritiker der Breitbandwelten zugleich. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE beschreibt er neue Möglichkeiten im Mobilfunk, benennt aber auch die Grenzen.
Aus: Spiegel Online 5. August 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). Das Interview führte NIELS GRÜNDEL. [Original]SPIEGEL ONLINE: Die SMS hat sich zu einem großen Erfolg entwickelt, bei WAP dagegen hapert es bis heute. Wo liegen die derzeitigen Probleme im Mobilfunk?
Werner Lauff: WAP ist in seiner jetzigen Form unbequem. Der Weg zur Information ist lang, die Darstellung ist spärlich, die Kosten sind hoch, der Nutzen ist begrenzt. Außerdem muss man sich immer wieder einwählen; WAP ist nicht "always on". Hinzu kommt, dass WAP reines "Pull" ist, also immer wieder Initiative vom Nutzer verlangt; der Push-Aspekt fehlt völlig. Die Summe aus allem ist ziemlich schrecklich; folglich gibt es auch auf der Anbieterseite keine großen Anstrengungen, zumal ein Revenue-Sharing- Modell fehlt und Werbeeinnahmen nicht zu erzielen sind. Nichts gegen die WAP-Technologie; sie ist ja, insbesondere in der neuen Generation, leistungsfähig. Aber die Umsetzung war bisher gelinde gesagt nicht gelungen.
SPIEGEL ONLINE: Welche Potenziale sehen Sie für das "Mobile Computing" der nächsten Jahre?
Lauff: Große, wenn man die WAP-Fehler vermeidet und die Always-on- Funktionalität von GPRS und UMTS konsequent nutzt insbesondere für Location Based Services, also Dienste, die spezifischen Nutzen in der augenblicklichen Situation des Kunden bieten. Immerhin entsteht durch die neuen Techniken erstmals die Möglichkeit, Dienste zu nutzen, die unterwegs den größten Sinn machen. Wenn ich in einer fremden Stadt bin, will ich zum Beispiel am Ende einer Sitzung wissen, wie ich jetzt zu meinem Hotel komme, welches Theaterstück ich besuchen könnte und wo es einen guten Italiener gibt. Das alles ist jetzt nur schwer möglich auf einem Organizer kann ich die meisten Internet- Dienste nicht lesen, und ein Laptop ist teuer, ganz zu schweigen von Themen wie Übertragungsgeschwindigkeit und Verbindungskosten.
SPIEGEL ONLINE: Die Bedienung des Telefons überfordert schon heute die meisten Menschen. Sind die neuen mobilen Endgeräte nicht gerade wegen ihrer Funktionsvielfalt ein Problem?
Lauff: Darüber kann man streiten: Wenn ich sehe, mit welcher Geschwindigkeit meine Freunde SMS- Mitteilungen eintippen, dann ist das schon beachtlich. Aber ich glaube ohnehin nicht an den Markterfolg universeller Endgeräte, zumal die zu groß, zu schwer und zu teuer würden. Denken wir lieber zweigleisig: "kleines Telefon für Sprache und (Bild-) Kurznachricht" plus "Organizer mit UMTS- Modul und aufklappbarem Display". Die Bedienung hängt im Übrigen nicht nur von den Endgeräten ab. Das größere Problem sind die Inhalte, bei denen wir mehr Einfachheit benötigen. Das World Wide Web ist ja mit Frames, Scripts, Applets, Controls und Plug-ins geradezu überschwemmt. Wir brauchen für mobile Endgeräte eine neue Formenstrenge, zum Beispiel wie bei SPIEGEL ONLINE über "Avantgo". Da steht vieles drin, es bietet großen Nutzen, ist hoch aktuell und trotzdem schnell und einfach zu bedienen.
SPIEGEL ONLINE: Sind MMS und i-mode bereits die ersten Vorläufer der neuen UMTS-Technologie?
Lauff: Ja, aber man darf die Testwirkung nicht überschätzen. MMS läuft erst auf ein paar Geräten und i-mode nur bei einem Betreiber. Der Marketingaufwand ist unter solchen Voraussetzungen natürlich enorm hoch. Erst mit UMTS wird der Massenmarkt entstehen. Ich denke auch, dass man UMTS- Dienste nicht schleichend einführen kann. Erst ein umfangreiches Inhalte-Bouquet mehrerer Netzbetreiber wird genug Anreize bieten, UMTS- Endgeräte zu kaufen. Hier muss eine konzertierte Aktion stattfinden und so etwas wie ein "Big Bang".
SPIEGEL ONLINE: Werden die Mobilfunkunternehmen andere Abrechnungs- und Tarifmodelle einführen müssen, damit UMTS ein Erfolg wird?
Lauff: Natürlich. Eine Always-on- Technologie kann nicht zeitabhängig tarifiert werden. Man muss viel stärker nutzenorientiert denken. Erst wenn der Anwender zu dem Service vorgedrungen ist, den er will, darf es Geld kosten. Und eines ist ja auch klar: Die Netzbetreiber müssen einen Großteil ihrer Investitionen über Inhalte und E-Commerce refinanzieren; über die reine Übertragungs- Dienstleistung wird das nicht gelingen.
SPIEGEL ONLINE: Die eine Killerapplikation für UMTS wird es nicht geben, aber was werden die erfolgreichsten Anwendungen der mobilen Zukunft werden wagen Sie eine Prognose?
Lauff: Die "Umfeldkarte", die mir zeigt, wo die nächste Haltestelle ist und wann die Bahn fährt, welchen Stau ich vermeiden sollte und dass es hundert Meter entfernt eine McDonald's- Filiale gibt, die Hawaii- Burger führt das wäre so eine Anwendung, die Sinn macht. Im Grunde muss man so vorgehen: Wir müssen uns anschauen, welche Inhaltenutzungen jetzt im mobilen Bereich unbequem sind. Das sind die Potenziale. Dann müssen wir sehen, ob die neuen Netze das ändern können. Das ist so eine Art "Medienzukunfts- Formel": Wenn da ein Defizit ist, das sich verbessern lässt, dann kann es auch erfolgreich werden. Ist da aber gar kein Defizit, dann kann man diese Anwendung gleich streichen. Sie können mit UMTS nur die Welt verbessern, sie aber nicht verändern.
SPIEGEL ONLINE: Wird UMTS unsere mobile Kommunikation verändern?
Lauff: Kaum, wenn wir darunter "A spricht mit B" verstehen. Sehr, wenn wir über Mail und Instant Messaging, elektronische Ansichtskarten und alles das sprechen, was wir bisher sinnvoll nur stationär oder umständlich nutzen können. Der Maßstab ist einfach: Soweit UMTS Unbequemlichkeit in Bequemlichkeit verwandelt, werden wir die neue Technologie nutzen und uns auch an sie anpassen. Alle anderen Anwendungen, insbesondere solche, die neue Unbequemlichkeiten generieren, werden wir wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. [mehr]
Werner Lauff: "Schöner, schneller, breiter. Die ungeahnten Möglichkeiten von Kabel, DSL, Satellit und UMTS". Redline Wirtschaft / Carl Ueberreuter Verlag, Frankfurt/Wien, 220 Seiten, 24,90 Euro.
Telemedizin Killerapplikation für UMTS?
Die ursprünglich verbreiteten UMTS-Visionen von Filmen auf Handys und Werbung on demand reißen kaum mehr jemanden vom Hocker. Dabei gibt es sehr konkrete Anwendungen, die ahnen lassen, was "3G" alles möglich machen könnte.
Aus: Spiegel Online 7. August 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]Die Entwicklung telematischer Anwendungen in der Medizin hat enorm an Fahrt gewonnen. In spätestens 2 Jahren werden marktreife Lösungen erwartet. Da freuen sich nicht nur die Patienten, sondern auch die Mobilfunkbetreiber. Weil den neuen Techniken enorme Einsparpotenziale im Gesundheitswesen nachgesagt werden, fließen Subventionen und Fördermittel in seltener Fülle.
Große Hoffnungen ruhen auf der Entwicklung intelligenter und ultrakompakter Biosensoren. Diese, so die Vision, können den Gesundheitszustand des Patienten lückenlos überwachen und besondere Vorkommnisse sofort an den behandelnden Arzt melden. Die Technik ermöglicht es, den Patienten früher als heute aus dem Krankenhaus zu entlassen und seine Genesung in den eigenen 4 Wänden zu überwachen.
Klare Sache, jeder, der schon mal nach der Akutbehandlung im Krankenhaus gelegen hat und seiner Entlassung entgegenfieberte, weiß genau, dass sieben Tage Krankenhaus für drei Untersuchungen mit einem Gesamtzeitaufwand von kaum drei Stunden eine Strafe sein können. Und den Krankenkassen kommen diese Liegetage teuer zu stehen.
"Body Area Network" wann kommt die "Datenaura"?
Das alles ließe sich ändern mit fortschrittlicher Mobiltechnik. Kern der geplanten telemedizinischen Anwendungen sind kleine Funksensoren. Sie messen den Blutdruck, erfassen das EKG, messen die Körpertemperatur oder den Blutzuckergehalt. Die gesammelten Daten werden vom Sensor mit minimalster Sendeleistung an ein kleines "Gürtelkästchen" gefunkt und von dort ähnlich dem schnurlosen Telefon an eine Basisstation gesendet.Die Übermittlung der Messdaten erfolgt dann zyklisch oder, bei auffälligen Abweichungen von den Normwerten, umgehend über die Telefonleitung an den behandelnden Arzt. Die Technik der funkenden Patientensensoren wird Body Area Network (BAN) genannt. Das Fraunhofer- Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen stellte im März ein neuartiges Funksystem vor, das den Kabelsalat auf Intensivstationen durch eine "Datenaura" der Patienten ablösen soll, aber eben auch Überwachungsfunktionen im Heimbereich übernehmen könnte.
Mit der Entwicklung der Sensoren und erforderlichen Übertragungstechnik beschäftigen sich weltweit ganze Heerscharen von Ingenieuren und Medizinern. Von einem einheitlichen und offenen Standard für derlei Anwendungen ist man leider weiter entfernt als von der Präsentation prinzipiell funktionstüchtiger Lösungen.
Nichts geht ohne "Always on"
Nun investiert die Europäische Union aktuell 4,9 Millionen Euro in das Projekt "MobiHealth". Immer kleinere Sensoren machen den Patienten mobil und damit schlägt die Stunde von GPRS und UMTS. 14 europäische Partner beteiligen sich an diesem Projekt, bei dem der Netztechniklieferant Ericsson die Gesamtverantwortung übernommen hat."Eine schnelle und sichere Datenübertragung ist nötig, weshalb neue Techniken wie GPRS mit dauernden Verbindungen (Always on) sowie das kommende UMTS mit seinen hohen Übertragungsgeschwindigkeiten eingesetzt wird", erklärt Jens Kürten von Ericsson in Düsseldorf. Rainer Herzog, Koordinator des MobiHealth- Konsortiums von der Ericsson- Consulting in München, erläutert: "Unser Projekt umfasst die Sensorenentwicklung und Integration des BAN- Systems in neue Hard- und Software für das GPRS- und das künftige UMTS- Netz, hin zu einer marktreifen Anwendung binnen 18 Monaten." Bereits im November 2002 hofft MobiHealth erste Anwendungsmuster auf der Medica in Düsseldorf vorführen zu können.
Bei allen bisherigen Funk-Medizinanwendungen werden Datensätze nur on demand gesendet. Selbst bei EKG- Übertragungen aus einem Rettungswagen in die Aufnahmeklinik reichen die geringen Datenraten des vorhandenen GSM- Handynetzes völlig aus. Mobihealth zielt deshalb vor allem auf Dauerüberwachungsaufgaben in Echtzeit: "Die neuen Mobilfunknetze GPRS und UMTS werden im Datenbereich nicht nach Zeit, sondern nach Datenvolumen abgerechnet", lässt Chefkoordinator Herzog wissen. Die neuen Netze könnten in solchen Fällen einen Kostenvorteil gegenüber in Zeittakten abgerechneten GSM- Handynetzen haben.
Industrie und Politik wollen offenbar schnell einsetzbare Lösungen. Angesichts des Geldsegens können Forscher und Anwendungsentwickler nur noch staunend den Kopf schütteln. Doch besonders der Einsatz in der Notfallmedizin erfordert eine Netzverfügbarkeit, die UMTS in 18 Monaten sicher nicht bieten können wird. Das eine mag hier das andere beschleunigen: Wird die Telemedizin also zur Killerapplikation für UMTS? Der EU-finanzierte Versuch kann der Sache jedenfalls nicht schaden.
D E U T S C H E T E L E K O MTelekom-Aufsichtsrat entscheidet sich gegen Middelhoff
Die Spekulationen um die berufliche Zukunft des ehemaligen Bertelsmann-Chefs Thomas Middelhoff gehen weiter. Doch eine Entscheidung ist offenbar bereits getroffen: Bei der Besetzung des Chefsessels der Deutschen Telekom ist er aus dem Rennen.
Aus: Spiegel Online 11. August 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]FRANKFURT AM MAIN. Zu dieser Entscheidung seien Bundesfinanzminister Hans Eichel, der vorläufige Telekom- Vorstandsvorsitzende Helmut Sihler und der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Dietrich Winkhaus während eines Treffens in Bonn gekommen, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unter Berufung auf Aufsichtsratskreise. "Wir haben noch keinen Nachfolger gefunden", zitiert das Blatt seinen Informanten. Man sei weiter auf der Suche.
Middelhoff betonte angesichts des Berichts am Samstag in Berlin, er kommentiere grundsätzlich keine Personalspekulationen. Er werde sich zu seiner Zukunft vor einer für den 10. September geplanten Pressekonferenz in Berlin auch nicht äußern.
Nach Middelhoffs Ablösung bei Bertelsmann hatten Gerüchte kursiert, der Medienmanager solle nach dem Abgang von Ron Sommer das Ruder bei dem Bonner Konzern übernehmen. Der 72-jährige Sihler war Mitte Juli als Übergangschef an die Spitze des Unternehmens berufen worden. Damals hieß es, er solle die Leitung der Deutschen Telekom binnen sechs Monaten an einen neuen Vorstandsvorsitzenden übergeben.
T - O N L I N E - R E C H N U N G E NWundersame Geldschöpfung
Einen Monat nach dem Rücktritt von Ron Sommer legt der neue Telekom-Chef sein Sparpaket vor. Überraschungen sind nicht zu erwarten. Stattdessen droht Ärger mit dem Staatsanwalt.
Aus: Der Spiegel 34/2002, 19. August 2002, Seite 7980 (Wirtschaft). [Original]Alles schien bestens vorbereitet für den Wechsel. Mit aktuellen Fotos und der Schlagzeile "Helmut Sihler ist neuer Vorstandschef" sollte die Mitarbeiterzeitschrift "Monitor" die Telekom- Belegschaft schnell über den spektakulären Wechsel an der Spitze informieren. Doch dann entdeckten die Telekom- Manager einen kleinen Fehler. Eilig wurde die gesamte "Monitor"- Auflage, rund 230.000 Exemplare, wieder eingestampft.
Der Grund für die rund 20.000 Euro teure Aktion: In einem Bericht über die notwendigen Sparmaßnahmen im Konzern war vom "Projekt 50" die Rede die Reduzierung der Finanzschulden bis Ende 2003 von jetzt 67 auf 50 Milliarden Euro. Interimschef Sihler, 72, wollte sich den Mitarbeitern aber nicht mit einem noch von Ron Sommer erarbeiteten Plan vorstellen, sondern einen eigenen "eisernen Sparkurs" verordnen: "Projekt E3" heißt das neue Paket, mit dem durch "Effizienzsteigerung, Ergebnisverbesserung und Entschuldung die Verbindlichkeiten des Konzerns bis Ende 2003 auf rund 50 Milliarden Euro gesenkt werden" sollen.
Am Mittwoch dieser Woche wird der reaktivierte Manager, der seit dem 16. Juli die Telekom leitet, sein Programm offiziell der Öffentlichkeit präsentieren. "Beim Sparen gibt es für uns keine Tabus mehr", will Sihler dann verkünden und so den gebeutelten Aktionären Hoffnung machen auf eine baldige Erholung der T-Aktie.
Doch dazu besteht kaum Anlass. Kenner des Konzerns werden im "Projekt E3" vergeblich nach einem Strategiewechsel oder neuen Lösungen für das drängende Schuldenproblem suchen. Außer dem Namen hat sich an dem im März unter der Leitung von Sommer erarbeiteten Plan kaum etwas geändert. Betriebs- Events zum Beispiel sollen reduziert werden, auch bei der Bewirtung von Gästen sowie bei Dienstreisen, die vergangenes Jahr noch mit 290 Millionen Euro zu Buche schlugen, muss stärker auf die Kosten geachtet werden. Alles in allem sollen so jährlich eine Milliarde Euro eingespart werden.
Das sind aber nur Kleinigkeiten angesichts der gewaltigen Probleme des Konzerns. Um zu spürbaren Entlastungen zu kommen, muss Sihler Teile des Konzerns abstoßen. So stehen der Verkauf der TV-Kabelnetze sowie von nicht mehr benötigten Immobilien auf der Agenda. Diskutiert wird auch über eine Neuausrichtung der US-Mobilfunkgesellschaft VoiceStream. Vom Verkauf bis zur Suche nach einem Partner alles ist möglich. Neu sind aber auch diese Pläne nicht.
Abgesehen von solchen bekannten Optionen ist Sihlers Spielraum extrem eng. Und mit anderen wichtigen Themen wie einer realistischen Darstellung der Unternehmenswerte hat sich der promovierte Jurist offenbar noch nicht auseinander gesetzt. Dabei müsste dem Interims-Chef die Dringlichkeit der Aufgabe bewusst sein.
Bei der Staatsanwaltschaft in Bonn und beim Bundesrechnungshof in Berlin liegt seit einigen Wochen eine Ausarbeitung über die näheren Umstände des VoiceStream- Kaufs, die den Telefon- Multi in ernsthafte Schwierigkeiten bringen könnte. Sollte sich erweisen, dass auch nur in Ansätzen stimmt, was Wolfgang Philipp ehemals Syndikus der Dresdner Bank, Chefjurist der Rütgers Werke und heute Wirtschaftsanwalt in Mannheim aufgeschrieben hat, bröckelt nicht nur das Eigenkapital in der Telekom- Bilanz. Der umstrittene Deal wäre dann auch ein Fall für den Staatsanwalt. Der Bundesrechnungshof jedenfalls will die "substanzielle Analyse" eingehend prüfen.
VoiceStream =
Teurer
NonvaleurWolfgang Philipp,
WirtschaftsanwaltWas die Experten dabei zu Tage fördern werden, ist zumindest ein merkwürdiger Ablauf des Milliarden- Deals. Als die Telekom sich im September 2000 entschloss, den US-Mobilfunker zu übernehmen, war das Unternehmen nämlich nach wirtschaftlichen Kriterien so gut wie wertlos es machte mehr Verluste als Umsatz. Die fast unbekannte Mini- Firma, die später den Filmstar Jamie Lee Curtis als Werbeträger gewann, war damit ein so genannter Nonvaleur (Philipp), der bestenfalls zum symbolischen Wert von einem Euro hätte übernommen werden dürfen.
Den damaligen Telekom-Chef Sommer störte das nicht. Im Spätsommer 2000 wurde er mit VoiceStream- Gründer John Stanton handelseinig, auch Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus war zufrieden. In einem ersten Schritt bezog die Telekom Vorzugsaktien der Mini- Firma, die VoiceStream vorher im Wege einer Kapitalerhöhung selbst geschaffen hatte. Preis der Einlage: Rund 5,6 Milliarden Euro.
Im Mai 2001 flossen weitere Milliarden. Insgesamt addiert die Telekom den Kaufpreis in ihrem Geschäftsbericht auf 39,4 Milliarden Euro. Rund 4,9 Milliarden davon flossen im Mai noch einmal in bar. Der Rest wurde mit rund einer Milliarde T-Aktien beglichen, die im Zuge einer Kapitalerhöhung von der Telekom zum Mindestpreis von 2,56 Euro ausgegeben wurden, um sie dann zum Marktpreis von 24,50 gegen VoiceStream- Papiere zu tauschen.
Für die T-Aktionäre hatte das schlimme Folgen: Sie bezahlten die Geldschöpfung mit drastisch fallenden Kursen. Dabei hätte Sommer damals ahnen können, dass der Wert des US-Unternehmens unter dem von ihm bezahlten Preis liegen könnte. In einem Gutachten, das die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO mit Datum vom 31. Mai 2001 beim Amtsgericht in Bonn einreichte, testieren die Prüfer für die noch nicht von der Telekom übernommenen 89,5 % einen Mindestwert von rund 8,8 Milliarden Euro. Der Gesamtwert der Firma, so Philipp, lag damit bei rund 9,8 Milliarden Euro.
Selbst diese Wertermittlung ist nach Ansicht des Juristen nur als "Gefälligkeitsgutachten" zu sehen. Denn die BDO-Experten stützten ihre Zahlen fast allein auf eine Zehn-Jahres- Prognose des VoiceStream- Vorstands. Dass solche Prognosen vor einem lukrativen Milliarden-Deal äußerst positiv ausfallen, liegt nahe. Hinzu kommt: Der von BDO testierte Mindestwert konnte nach Ansicht Philipps nur entstehen, weil die Telekom kurz zuvor durch die Zeichnung von jungen Vorzugsaktien 5,6 Milliarden Euro in das US-Unternehmen eingeschossen hatte.
"Initial-Investment" nennen das die Telekom- Strategen. Von einem Trick spricht Philipp, weil die Telekom ein Unternehmen zu einem horrenden Preis kaufte, das sie erst durch eigenes Geld werthaltig gemacht habe. Die Telekom mag in dem Kreislaufgeschäft nichts Anstößiges erkennen. Es handele sich, sagt Chefjurist Manfred Balz, um zwei voneinander unabhängige Deals. Insofern sei die Darstellung falsch, dass man mit eigenem Geld erst den Wert geschaffen habe, den man später teuer bezahlte.
Auch von einer künstlichen Aufblähung des Eigenkapitals will die Telekom nichts wissen. Alles sei korrekt abgelaufen. Doch auch daran nährt die Analyse des Wirtschaftsanwalts Zweifel. Denn allein auf Grund des hohen Kaufpreises verdoppelte sich der Bilanzwert von VoiceStream im Jahr 2001 auf mehr als 41 Milliarden Dollar, ohne dass sich am tatsächlichen Wert der Firma etwas geändert hätte. Nach US-Recht nämlich werden nach einem Verkauf des Unternehmens die Bilanzwerte dem Kaufpreis angepasst immaterielle Vermögensgegenstände wie Lizenzen waren nun plötzlich das Doppelte wert. Nach deutschem Recht wäre ein solcher Sprung unmöglich, weil die Anschaffungskosten das Anlagevermögen nicht überschreiten dürfen.
Für die Telekom sollte sich die US-Bilanzierung trotzdem auszahlen. Als VoiceStream im Mai 2001 als 100-prozentige Tochter in der Bonner Bilanz konsolidiert wurde, stieg das Aktivvermögen der Telekom mit einem Schlag um mehr als 23 Milliarden Euro. Die "wirkliche Lage" des Konzerns, moniert Philipp, werde durch dieses "Luftgeschäft" nicht zutreffend dargestellt. Eine Abwertung von mindestens 20 Milliarden Euro sei deshalb in diesem Jahr dringend geboten. Ein Teilwert, so der Wirtschaftsjurist, hätte schon 2001 per Sonderabschreibung eleminiert werden müssen.
Die Telekom hält all das für "blanken Unsinn", die Notwendigkeit einer Sonderabschreibung gebe es bisher nicht. Davon werde man auch die durch die Philipps- Analyse aufgeschreckte Staatsanwaltschaft überzeugen. Dabei können die Telekom-Juristen gleich ein weiteres Thema klären. Denn bei den Ermittlern in Bonn sind inzwischen neue Vorwürfe eines Telekom-Mitarbeiters gegen Ex-Chef Sommer eingegangen.
Der soll in den letzten Tagen seiner Amtszeit rund 20 Millionen Euro Aktionärsvermögen verschleudert haben, nur um seinen Chefsessel zu sichern. In der detaillierten Berechnung sind beispielsweise zwei bundesweite Anzeigenkampagnen aufgelistet, die von der Telekom bezahlt wurden, um die Ablösung des Chefs zu verhindern.
Außerdem soll Sommer fünf Anwälte und die Investmentbank Goldman Sachs mit teuren "Analysen" beauftragt haben. Die Fragestellung lautete: Wie ist die Ablösung mit Rechtsmitteln zu verhindern? Die Telekom bestreitet das. Sommer habe nur einen Anwalt beauftragt und den auch aus eigener Tasche bezahlt [Ed: und auch schon eine honorige Spende für die Opfer der Hochwasserflut?].
D E U T S C H E T E L E K O MWer sich telefonisch beschwert, muss zahlen
Der größte deutsche Internet-Provider T-Online richtet für Rechnungsreklamationen gebührenpflichtige Hotlines ein. Bisher liefen die Anrufe über den Mutterkonzern und waren für Kunden gratis.
Aus: Spiegel Online 20. August 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]DARMSTADT. Bereits seit Juli finden die ersten 350.000 T-Online-Kunden auf ihrer Rechnung eine neue Telefonnummer für Rückfragen. Darunter sind auch Geschäftskunden aus ganz Deutschland, die bisher unter der gebührenfreien Hotline 0800-3301061 ein Callcenter der Telekom in Emden erreichten. Diesen Betrieb mit etwa 80 Zeitarbeitskräften hat die Telekom Ende Juli aufgelöst. Die betroffenen Kunden haben nun einen direkten, dafür aber kostenpflichtigen Draht zu T-Online: Wer die 0180er Nummer wählt, zahlt 12 Cent pro Minute.
Wie diesen Kunden wird es offenbar bald allen T-Online- Nutzern gehen. "Wir haben mit der Telekom vereinbart, sukzessive den Erstkontakt bei Rechnungsreklamationen zu T-Online- Positionen zu übernehmen", sagt T-Online- Sprecherin Dagmar Nielsen. Die bisherige Aufgabenteilung sah so aus, dass die Telekom die Kundenfragen entgegennahm und sie zur Bearbeitung an T-Online weiterleitete.
Ein weiterer Grund für die Umstellung dürfte das von T-Online-Chef Thomas Holtrop erklärte Ziel sein, im Gesamtjahr 2002 die Gewinnschwelle beim EBITDA, dem Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, zu erreichen. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Darmstädter Unternehmen die Hotlines für Fragen zur Technik und zu T-Online- Produkten gebührenpflichtig gemacht.
In 12-Cent- Schritten der Gewinnschwelle entgegen T-Online-Chef Holtrop Das Ziel war schon damals "eine maßgebliche Verbesserung des Unternehmensergebnisses", wie es in einem internen Papier hieß. Diesmal ist der Versuch, die Einnahmen durch Gebühren im Service- Sektor zu verbessern, allerdings deutlich pikanter. Denn gerade die jüngsten Diskussionen über fehlerhafte Telekom- Rechnungen dürften etliche Kunden verunsichert haben. Und ausgerechnet nun gilt bei T-Online: Wer eine fehlerhafte Rechnung erhält und dies telefonisch reklamiert, zahlt in jedem Fall drauf.
Dass diese Maßnahme nicht gerade der Kundenbindung dient, ist inzwischen wohl auch den Managern des Darmstädter Internet- Riesen klar geworden. Man plane, so lässt das Unternehmen verlauten, "kurzfristig die Einführung einer kostenlosen Hotline für Fragen zur T-Online- Abrechnung" [Ed: denn sonst landen sie vor dem Kadi].
M O B I L F U N KRekordverlust im ersten Halbjahr
Das VoiceStream-Abenteuer verhagelt der Deutschen Telekom im ersten Halbjahr 2002 kräftig die Bilanz. Der Telefon-Riese ist noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht.
Aus: Spiegel Online 21. August 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BONN. Insgesamt sei im ersten Halbjahr ein Fehlbetrag von 3,9 Milliarden Euro entstanden, berichtete Konzernchef Helmut Sihler heute bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz in Bonn. Dies sei vor allem auf Abschreibungen bei neu konsolidierten Gesellschaften wie der US-Mobilfunktochter VoiceStream zurückzuführen. Im gesamten Jahr 2001 hatte Europas größte Telefongesellschaft ein Minus von 3,5 Milliarden Euro ausgewiesen.
Trotz des Rekordverlusts im Halbjahr blieb die Deutsche Telekom [Chart zeigen] weiter auf Wachstumskurs. Der Konzernumsatz stieg um fast 15 % auf 25,8 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg ohne Sondereinflüsse um 7,2 % auf 7,8 Milliarden Euro.
Wesentlicher Wachstumsträger bei der Deutschen Telekom war im ersten Halbjahr erneut die Mobilfunktochter T-Mobile, die ihre Marktführerschaft in Deutschland weiter ausbauen konnte und auch in den USA Boden gut machte. Die Gesamtumsatzerlöse der T-Mobile stiegen um 53 % auf 9,1 Milliarden Euro. Das EBITDA erhöhte sich um 86 % auf knapp 2,6 Milliarden Euro.
Sihler, der vor gut einem Monat Ron Sommer abgelöst hatte, nannte das Ergebnis angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ermutigend und insgesamt sehr zufrieden stellend. Vordringliche Aufgabe des Vorstandes sei nun die Überprüfung der Strategie des Unternehmens.
Dazu gehört vor allem die Rückführung des Schulden. Der Schuldenstand sank zum Ende des zweiten Quartals auf 64,2 Milliarden Euro. Ende März stand die Telekom noch mit 67,3 Milliarden Euro in der Kreide. Sihler bekräftigte das Ziel, das Minus bis Ende kommenden Jahres auf 50 Milliarden Euro zu senken.
Sihler bestätigte, dass in diesem Zusammenhang auch über die Zukunft von VoiceStream nachgedacht werde. Derzeit gebe es Gespräche "mit vielen Beteiligten". Einzelheiten hierzu wollte er aber nicht nennen. Gestern hatte das Wall Street Journal Europe über Verhandlungen mit dem US-Konkurrenten Cingular Wireless berichtet. Zusammen mit Cingular käme VoiceStream auf 22 Millionen Kunden. Spekuliert wird zudem über Gespräche der Telekom- Tochter mit AT&T Wireless. Bislang ist allerdings noch nicht abzusehen, auf welches Ergebnis die Gespräche hinauslaufen sollen. Ergebnisse will Sihler erst im November mitteilen.
Bis zum Jahresende soll auch die Entscheidung für den Nachfolger für Sihler fallen. Der Endtermin für seinen Abgang stehe fest, sagte der 72-Jährige. [Kommentare]
A K T I E N - O P T I O N E NBrücke zwischen den Inseln
Die von Krisen geplagte Mobilfunkbranche verschiebt den Start des teuren UMTS-Systems immer weiter. Nokia setzt daher auf den Billig-Datenfunk WLAN.
Aus: Der Spiegel 35/2002, 26. August 2002, Seite 144 (Wissenschaft + Technik). [Original]Nein, Krise würde ich das nicht nennen", fasst Paavo Aro zusammen und lächelt. "Es ist eine Zeit des technischen Wandels, eine interessante Zeit" beherzte Worte nach einem Vortrag, der sich vor allem um eines gedreht hat: den derzeitigen Niedergang der Mobiltelefonbranche.
Draußen gleiten weiße Segelboote träge durch die Flaute auf der Ostsee. Drinnen im Glaspalast, der die Firmenzentrale von Nokia beherbergt, dem weltgrößten Hersteller von Handys (Marktanteil: 38 %), hat Aro Sturmmeldungen einer Branche in Seenot vorgetragen. Viele Mobilfunkanbieter ertrinken in Schulden durch Lizenzierung und Aufbau des neuen Mobilfunknetzes UMTS, dessen Start immer wieder verschoben wird. Das trifft auch Techniklieferanten wie Nokia hart: Seit letztem Jahr mussten die Finnen über 6000 Stellen streichen.
Es kommt noch schlimmer. Viele Experten meinen, dass UMTS überschätzt wird. Rückenwind haben stattdessen billigere lokale Funknetze, WLAN genannt, die zu einer gefährlichen Konkurrenz werden könnten: WLAN ist bis zu 25-mal schneller als UMTS. Über 100.000 Basisstationen weltweit könnten laut Marktanalysen bald an zentralen Orten Funk- Internet bieten.
Hunderte unterschiedlichster Anbieter halten schon heute für Interessierte WLAN- Zugänge bereit; in vielen Flughäfen, Hotellobbys und Universitäten kann jeder, der ein Notebook mit einer Funknetzkarte (Preis: unter 100 Euro) dabei hat, kabellos E-Mails abrufen oder durchs Web surfen und das vielerorts sogar kostenfrei. Zudem schalten auch Privatleute ihre Funknetze großherzig für Passanten frei.
"WLAN-Netze könnten den UMTS-Anbietern zwischen 3 und 10 % der Umsätze wegnehmen", prophezeit der Nokia-Manager Aro, und fügt dann gut gelaunt hinzu: "Das ist unsere Chance." Dieser eiserne Optimismus in Krisenzeiten wird in Finnland mit dem Wort "Sisu" umschrieben. Er gilt nicht nur als Nationaltugend, sondern auch als Erfolgsgeheimnis von Nokia - neben der Innovation: Rund jeder dritte Mitarbeiter ist in Forschung und Entwicklung tätig.
Während viele Mobilfunker das Thema WLAN noch verdrängen und das Feld daher branchenfremden Herstellern wie Hewlett-Packard überlassen (SPIEGEL25/2002), geht Nokia in die Offensive: Zusammen mit rund 80 Mitarbeitern will Aro den lokalen Bürgerfunk in die globale Telefonwelt integrieren.
Ganz allein ist der finnische Konzern dabei nicht. Einige Telefonkonzerne verfolgen bereits eine ähnliche Strategie und überbieten sich mit Ankündigungen: Die British Telecom etwa plant 4000 Basisstationen in Großbritannien, die Swisscom 100 in der Schweiz, und T-Mobile unterhält seit letzter Woche Stationen in insgesamt 1200 Starbucks- Filialen testweise auch eine in Berlin.
Noch allerdings hat die WLAN- Technik Tücken: Die Endgeräte passen, anders als Handys, nicht in die Hosentasche, die Funknetzkarten saugen die Batterien der Notebooks leer, der mitgelieferte Sicherheitsstandard namens Wep gleicht einem Scheunentor für Datendiebe. Doch das größte Problem ist der zersplitterte Markt: Die Reichweite ist mit maximal 100 Metern gering, und jede Basisstation bildet eine Insel.
Das ist so lange kein Problem, wie WLAN-Zugänge kostenlos sind. Doch sobald der Netzbetreiber Gebühren kassieren will, muss er jeden Kunden erfassen. Wer zum Beispiel bei Starbucks gegen die Monatspauschale von knapp 16 Dollar als Surfkunde eingetragen ist, könnte nicht die WLANs der Swisscom oder der British Telecom nutzen.
Nokia will mit seinem neuen System "Operator Wireless Lan" nun eine Brücke zwischen diesen Netzinseln schlagen. "WLAN muss so einfach werden wie Telefonieren per Handy", sagt Aro. Herzstück seiner Strategie ist eine SIM-Karte, wie sie auch in jedem Handy steckt. Sie trägt die Kundendaten und ermöglicht das automatische Einwählen auch in fremde WLAN-Netze (siehe Grafik) vorausgesetzt, die einzelnen WLAN- Anbieter haben untereinander entsprechende Vereinbarungen ("Roaming-Verträge") geschlossen. Die Funknetzgebühren aus aller Welt werden dann einfach mit der Handy-Rechnung beglichen.
Dreißig Anbieter testen bereits den Nokia-Datenfunk, darunter auch der finnische Telefonkonzern Sonera. Das Unternehmen hatte sich heillos überhoben mit der Beteiligung am deutschen Mobilfunkanbieter Quam, der auf die schnelle Einführung von UMTS spekuliert hatte, bis er im Juli spektakulär floppte. "Jetzt werden wir mit WLAN den Erfolg des europäischen GSM-Handy- Standards vom Anfang der neunziger Jahre wiederholen", verspricht die Sonera- Managerin Lara Saulo, die für den Aufbau der bislang 140 Basisstationen in Hotels, Flughäfen und auf Fähren verantwortlich ist. In 3 Jahren soll der Datenfunk profitabel sein.
Das traditionsreiche Graswurzelsystem der Computerfunker wird damit umfunktioniert zur Fortsetzung der Handy- Welt mit anderen Mitteln. Die finnischen Pioniere versprechen, die Bedrohung durch WLAN in eine Chance zu verwandeln, mit Hilfe ihres SIM-Karten- Systems und natürlich mit einer gehörigen Portion Sisu.
Ohrfeige für Telekom und Daimler
Die Fondsgesellschaft Union Investment übt harsche Kritik an der Art und Weise, in der deutsche Top-Unternehmen ihre Manager mit Aktienoptionen belohnen. Viele Chefs erhielten selbst bei dürftigen Leistungen fürstliche Prämien.
Aus: Spiegel Online 26. August 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]FRANKFURT AM MAIN. In ihrer heute veröffentlichten Studie hat die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken die Vergütungsprogramme für Manager der Dax-30- Unternehmen untersucht. Viele Manager, so das Fazit, profitieren auch dann, wenn der Aktienkurs ihres Unternehmens nur geringfügig steigt und selbst dann, wenn andere Unternehmen derselben Branche besser dastehen. Die Autoren der Studie konstatieren daher eine "Tendenz zur Selbstbedienung".
Schlechte Noten erhielten unter anderem die Vergütungsprogramme von Deutscher Telekom und DaimlerChrysler. Beide wurden auf einer Skala von 1 bis 5 mit 4,4 bewertet. Das Optionsprogramm der Telekom, das eine Laufzeit von 10 Jahren habe, verlange in diesem Zeitraum lediglich eine Wertsteigerung der T-Aktie um insgesamt 20 %. Wird dieses Ziel erreicht, könnten die Manager ihre Optionen ausüben.
Schieflage: Telekom-Chefs können selbst dann extra für Leistung entlohnt werden, wenn sich die Konkurrenz besser entwickelt.
"Dies bedeutet, dass bereits bei einer Rendite von weniger als 2 % jährlich für die Begünstigten die Sektkorken knallen", monierte Union- Sprecher Rolf Drees. Hinzu komme, dass die Entwicklung der T-Aktie nicht mit einem repräsentativen Branchenindex verglichen werde. Negativ bewertet wurde drittens, dass die Telekom die Kosten der Optionszahlungen nicht in ihrer Bilanz ausweise.
Auch bei DaimlerChrysler hängt die Latte, an der der Erfolg der Manager gemessen wird, nach Auffassung der Fondsgesellschaft "unangemessen niedrig". Hier werde ebenfalls eine jährliche Kurssteigerung von nur 2 % erwartet. Die Kosten der Entlohnungsprogramme berücksichtige DaimlerChrysler in seiner Gewinn- und Verlustrechnung nur teilweise. Schlechte Noten erhielten auch die Deutsche Bank (4,3), deren Programme künstlich kompliziert seien, sowie Epcos (4,2), Siemens (3,9) und Volkswagen (3,8).
Am besten schneidet laut Jens Wilhelm, dem Leiter des Union- Aktienfondsmanagements, die Lufthansa mit einer Gesamtnote von 1,2 ab. Positiv sei, dass die Fluglinie ihren Managern im Rahmen der Optionsprogramme nur einen Kaufrabatt von 20 % einräumt also müssen die Führungskräfte 80 % des Aktienpreises aus eigenen Mitteln bezahlen. Zudem erhielten sie eine Option, die nur dann zu einer zusätzlichen Vergütung führe, wenn die Lufthansa- Aktie sich besser entwickele als die Aktien wichtiger Wettbewerber.
Auf den weiteren Gewinner-Plätzen folgen BASF, RWE und Schering sowie Adidas. Bei RWE zum Beispiel könnten Manager die zusätzlichen Leistungsentgelte nur dann in Anspruch nehmen, wenn die RWE-Aktie jährlich um 6 % im Wert steigt, bei Adidas seien es mehr als 8 %. Der Sportartikel- Hersteller verlange in seinen Optionsbedingungen zudem, dass die Adidas- Aktie die ihrer Konkurrenten um jährlich 1 % übertrumpft.
Union Investment hat für die Untersuchung vier Kriterien für die Benotung formuliert. Ein Maßstab ist das absolute Renditeziel, das laut Wilhelm bei mindestens 8 % liegen sollte. Ein weiterer Punkt sei der nachhaltige Branchenvergleich: "Erst wenn sich eine Aktie langfristig besser entwickelt als die Kurse der wichtigen Wettbewerber, verdienen die Manager eine zusätzliche Vergütung. Andernfalls würden die Manager für den Rückenwind einer günstiger Branchenkonjunktur entlohnt."
Auch die langfristige Ausrichtung mindestens 5, besser 10 Jahre mit einer entsprechenden Sperrfrist sei ein wichtiges Kriterium. Viertens wurde auch die bilanzwirksame Erfassung der Programme von Union Investment unter die Lupe genommen. Die Fondsgesellschaft fordert, dass Aktienoptionsprogramme in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen werden, weil sonst die tatsächliche Ertragslage der Unternehmen falsch dargestellt werde eine Forderung, die nach den jüngsten Bilanzskandalen auch in den USA immer öfter und lauter geäußert wird.
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