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Telekommunikation in den Medien – Teil 37 khd
Stand:  10.1.1999   (34. Ed.)  –  File: Aus_Medien/37.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Zeitungsartikel und andere Texte zur Telekommunikation im Original dokumentiert und manche auch kommentiert [Ed: ...]. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten. Presseberichte zu Pannen der Telekom und anderer Telcos sind ab der Seite "Neue Telekom/Telco- Ungereimtheiten" gesondert dokumentiert und kommentiert. Hier sind dokumentiert:

  • Neuere Presseberichte  (38. Teil).
  • 07.01.1999: Regulierungsbehörde will Hürden zum Interconnect-Tarif niedrig halten.
  • 05.01.1999: Telekom bietet Chipkarten für digitale Unterschrift an.
  • 05.01.1999: MobilCom will Ortsgespräche ohne Zusatzkosten ab März anbieten.
  • 05.01.1999: Kartellamt sorgt für billigere Telefonauskunft.
  • 04.01.1999: USA: Online-Weihnachtseinkäufe über eine Milliarde Dollar.
  • 02.01.1999: Bell Atlantic will AirTouch kaufen.
  • 02.01.1999: TelDaFax investiert 170 Millionen.
  • 31.12.1998: Für die Telekom rechnen sich Radiopioniere nicht.
  • 30.12.1998: BerliKomm erwartet 100.000 Kunden.
  • 30.12.1998: So billig telefonieren wie noch nie.
  • 30.12.1998: Kritik an Preispolitik der Telefon-Anbieter.
  • 30.12.1998: Scheurle: "Der Wettbewerb hat eindrucksvoll begonnen". (SZ-Interview)
  • 28.12.1998: Nun muß Klarheit über "letzte Meile" folgen.
  • 28.12.1998: Interview mit Telekom-Chef Ron Sommer. (6 Pfennig/Minute)
  • 27.12.1998: Telekom plant neue Billigtarife.
  • 27.12.1998: Unterschiedliche Resonanz auf Gratistelefonate der Mobilcom.
  • 26.12.1998: MobilCom will Gratistarif zum Dauerangebot machen.
  • Ältere Presseberichte  (36. Teil).



    MobilCom will Gratistarif zum Dauerangebot machen

    Laut "Focus" Kurzgespräche ab 19.00 Uhr im neuen Jahr kostenlos / Telekom kritisiert Aktion als "Marketinggag"

    Aus:
    Yahoo-News, 26. Dezember 1998, 16.18 Uhr (Wirtschaft).

    MÜNCHEN. Die Telefonfirma MobilCom will ihre Weihnachtsaktion mit bundesweiten Gesprächen zum Nulltarif nach Informationen des "Focus" auch im neuen Jahr fortsetzen. Ab dem 1. Januar 1999 sollen Call-by-Call Telefonate, die nicht länger als eine Minute dauern, an allen Wochentagen ab 19.00 Uhr kostenlos sein, wie das Magazin am Samstag vorab berichtete. Die Deutsche Telekom kritisierte den Gratistarif der Konkurrenz am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag als "Marketinggag". Unternehmenssprecher Ulrich Lissek sagte der "Welt am Sonntag": "Nur ein Bruchteil der Kunden kam in den Genuß der Maßnahme. Der Rest hat mehr oder weniger nach dem Besetztzeichen frustriert aufgelegt".

    Unter der MobilCom-Netzvorwahl 01019 konnten Anrufer am ersten und zweiten Weihnachtstag jeweils zwischen 19.00 und Mitternacht kostenlos telefonieren. Die Firma wollte sich so nach eigenen Angaben bei ihren Kunden bedanken. Bereits Mitte November hatte das Unternehmen angekündigt, der Deutschen Telekom ab dem 1. Januar 1999 auch im Ortsnetz Konkurrenz zu machen. Die Schleswiger Firma will zunächst in bundesweit 23 Großstädten starten.

    Das Angebot von MobilCom wurde nach Informationen der "Welt am Sonntag" mit großer Resonanz angenommen – soweit eine Leitung frei gewesen sei. Messungen des Netzwerkmanagements der Deutschen Telekom hätten einen gewaltigen Ansturm von Telefonaten mit der MobilCom-Netzvorwahl ergeben. Der Stau an den 23 Übergabepunkten der Firma in das Festnetz der Telekom soll zu stundenlangen Wartezeiten geführt haben. "Ich halte den Marketinggag von MobilCom, sich als Wohltäter der Telefonkunden aufzuspielen, für relativ verantwortungslos", sagte Telekom- Sprecher Lissek. Viele der nicht zum Zug gekommenen Telefonierer würden die Aktion mit sehr zwiespältigen Gefühlen aufnehmen. Eine vergleichbare Aktion der Telekom soll es laut "Welt am Sonntag" nicht geben. (...)



    Unterschiedliche Resonanz auf Gratistelefonate

    Telekom kritisiert Mobilcom-Aktion als "Bauernfängerei" / Interconnection-Verträge mit Wettbewerbern gekündigt

    Aus:
    Yahoo-News, 27. Dezember 1998, 14.17 Uhr (Wirtschaft).

    MÜNCHEN. Die bislang beispiellose Aktion der Telefonfirma Mobilcom mit Gratisanrufen an den Feiertagen hat bei Kunden und Wettbewerbern unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Messungen ergaben nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" einen gewaltigen Ansturm auf die Vorwahlnummer des Unternehmens. Ein Teil der Anrufer hörte trotz stundenlanger Versuche immer nur das Besetztzeichen. Telekom-Sprecher Ulrich Lissek kritisierte die Aktion der Konkurrenz im Gespräch als "Bauernfängerei". Er bestätigte eine Meldung des Nachrichtenmagazins "Focus", wonach die Telekom zum Jahresende die Vereinbarungen zur Zusammenschaltung ihres Netzes mit Leitungen anderer Anbieter gekündigt hat.

    Als Folge müssen Billiganbieter wie TelDaFax, Tele2 und WestCom Branchenexperten zufolge bei der Aushandlung eines neuen Vertrags mit deutlich höheren Preisen rechnen. Diese Firmen verkaufen die Telefonminuten der Telekom weiter, ohne selbst stärker in die Infrastruktur zu investieren. Mobilcom will nach Informationen von "Focus" seine Weihnachtsaktion auch im neuen Jahr fortsetzen. Ab dem 1. Januar 1999 sollen Call-by-Call Telefonate, die nicht länger als eine Minute dauern, an allen Wochentagen ab 19.00 Uhr kostenlos sein, wie das Magazin am Samstag vorab berichtete.

    Telekom-Sprecher Lissek bemängelte, der Konkurrent Mobilcom sei "überhaupt nicht in der Lage, zu steuern, was er da losgetreten hat". Das Netz der Firma könne den Ansturm gar nicht verkraften. Dies gelte auch für eine mögliche Fortsetzung der Gratistarife im neuen Jahr. Insgesamt zeige die Aktion, welche "Schieflage" in der gegenwärtigen Regulierungspolitik herrsche. Mobilcom könne sich solche "Marketinggags" leisten, weil die Firma der Telekom weniger für die Nutzung der Netzinfrastruktur zahle als der ehemalige Monopolist seinerseits für die Aufrechterhaltung des Netzes aufwenden müsse.

    Kündigung keine "böswillige Maßnahme"

    Unter der Mobilcom-Netzvorwahl 01019 konnten Anrufer am ersten und zweiten Weihnachtstag jeweils zwischen 19.00 Uhr und Mitternacht kostenlos telefonieren. Die Firma wollte sich so nach eigenen Angaben bei ihren Kunden bedanken. Bereits Mitte November hatte das Unternehmen angekündigt, der Deutschen Telekom ab dem 1. Januar 1999 auch im Ortsnetz Konkurrenz zu machen. Die Schleswiger Firma will zunächst in bundesweit 23 Großstädten starten.

    Die Kündigung der sogenannten Interconnection-Verträge mit den Telekom- Wettbewerbern ist nach den Worten von Unternehmenssprecher Lissek keine "böswillige Maßnahme". Der Schritt sei aus terminlichen Gründen notwendig geworden. Wäre die Kündigung nicht jetzt zum Jahresende erfolgt, hätten die Verträge erst im übernächsten Jahr neu ausgehandelt werden können.



    Telekom plant neue Billigtarife

    Aus: ARD/ZDF-Teletext, 27. Dezember 1998, 21.48 Uhr, Tafel 121, Rubrik Nachrichten.

    HAMBURG. Der Chef der Deutschen Telekom, Ron Sommer, hat neue Billigtarife angekündigt. Sommer sagte der "BILD-Zeitung", 1999 solle es eine Tarifsenkung auf bis zu sechs Pfennig pro Minute für ein Ferngespräch geben. Diesen Preis sei "weltweit einmalig". Der Einführungstermin stehe allerdings noch nicht fest. Erneut Kritik übte Sommer an der staatlichen Regulierungsbehörde. Kleinunternehmen wie MobilCom profitierten von einer falschen Regulierungsentscheidung: "So können sie auf unserem Netz unseren Kunden zu extrem günstigen Preisen Telefongespräche anbieten", erklärte Sommer. "Ist das wirklich Wettbewerb?" [Vollständiges Sommer-Interview]

    27.12.1998 (t-off). Ein klare Antwort dazu: Ja, auch das ist Wettbewerb. Nicht die Regulierungsentscheidung ist "falsch", sondern die Entscheidung der Bonner Politik, der Telekom das Netz zu belassen, ist falsch. Wäre nämlich eine von der Deutsche Telekom AG getrennte Deutsche Netz AG geschaffen worden, dann gäbe es heute keinen Grund, so unqualifiziert zu jammern.



    Wir wollen das kundenfreundlichste Unternehmen Deutschlands werden

    Telekom-Chef Ron Sommer im BILD-Interview

    Aus:
    BILD, 28. Dezember 1998, Seite 1 + 2 (Politik).

    BILD: Die deutschen Telefonkunden haben 1998 eine Revolution auf dem Telefonmarkt erlebt. Durch die Konkurrenz stürzten die Telefontarife rasant ab. Die Telekom verlor ein Viertel Marktanteil. Wie kann die Deutsche Telekom den Verlust wettmachen?

    Sommer: Es stimmt, in diesem Jahr sind die Telefontarife deutlich gefallen. Die Verbraucher profitieren davon – kurzfristig gesehen. Aber wir müssen auch die Kehrseite der Medaille sehen. Der Wettbewerb läuft nur über den Preis, nicht über Innovationen. Wenn wir den Standort Deutschland für die kommenden globalen Herausforderungen stärken wollen, müssen wir zu einem Wettbewerb der Ideen und Investitionen kommen, sonst werden wir hier dramatisch und unwiederbringlich Boden gegenüber anderen verlieren.

    BILD: Plant die Telekom neue Angebote gegen die Kampftarife aggressiver Wettbewerber?

    Sommer: Ja, bereits zum Jahresbeginn planen wir umfangreiche Preismaßnahmen. So werden alle unsere Kunden für zwölf Pfennig quer durch Deutschland telefonieren können. Damit gehören wir ganz klar zu den preisgünstigsten Anbietern. Und unsere Leistungsfähigkeit in puncto Qualität und Service haben wir ja bereits unter Beweis gestellt.

    BILD: Wo liegt die Schmerzgrenze für Billigtarife bei der Telekom?

    Sommer: Die jetzigen Preismaßnahmen sind sicherlich nicht das Ende der Fahnenstange. Es wird in Zukunft immer mehr nutzerorientierte Tarife geben – etwa für den Online- oder Mobilfunkbereich. Und hier planen wir noch die eine oder andere Überraschung. Gehen Sie davon aus, daß Sie mit der Telekom im kommenden Jahr für nur noch sechs Pfennig pro Minute quer durch Deutschland telefonieren können. Und das ist ein Preis, der weltweit einmalig ist.

    BILD: Ist der niedrige Telefontarif der einzige Grund, einen Anbieter zu wählen?

    Sommer: Ganz klar nein. Der Verbraucher erwartet – völlig zu Recht – auch einen vernünftigen Service. Ein Unternehmen muß rund um die Uhr erreichbar sein – selbstverständlich kostenfrei. Sie müssen kurze Installationszeiten bieten, Rechnung und Inkasso aus einer Hand, rasche Hilfe bei Störungen. Und das kann Ihnen in Deutschland nur einer bieten – die Deutsche Telekom.

    BILD: Wie muß sich das Großunternehmen Telekom dem umkämpften Telekommunikationsmarkt anpassen?

    Sommer: Unsere Vision ist ganz klar: Die Telekom wird das kundenfreundlichste Unternehmen Deutschlands. Diesem Ziel sind wir auch 1997 ein gutes Stück nähergekommen.

    BILD: Die kleinen Gesellschaften wie MobilCom waren überraschend erfolgreich. Zahlt sich Größe nicht mehr aus?

    Sommer: Diese Unternehmen profitieren doch nur von einer falschen Regulierungsentscheidung. So können sie auf unserem Netz unseren Kunden zu extrem günstigen Preisen Telefongespräche anbieten. Ist das wirklich Wettbewerb? Diese Unternehmen bieten ihren Kunden nicht einmal eine eigene Rechnung, geschweige denn einen eigenen Service. In Zukunft, da bin ich sicher, wird der Kunde mehr auf Aspekte wie Service und Qualität achten.

    BILD: Welche Visionen haben Sie für den Standort Deutschland?

    Sommer: Wir wollen Deutschland zur führenden Telekommunikations- Nation der Welt machen. Dafür haben und werden wir Milliarden investieren – beispielsweise in Hochgeschwindigkeits- Datennetze. Mittelfristig soll es in Deutschland die meisten Online- Nutzer weltweit geben. Deutschland muß fit gemacht werden für die Anforderungen des kommenden Jahrhunderts, das mit Sicherheit das Jahrhundert der Kommunikation werden wird. Und das erreichen Sie nur, wenn hier in Deutschland das "Silicon Valley" der Telekommunikation entsteht.



    Nun muß Klarheit über "letzte Meile" folgen

    Aus:
    Yahoo-News, 28. Dezember 1998, 16.16 Uhr (Telekommunikation).

    BONN. Die Deutsche Telekom AG, Bonn, sollte endlich vom Regulierer auf allen Feldern in den vollen Wettbewerb gestellt werden. Das bedeute vor allem, daß der Mietpreis für den Zugang zu den Teilnehmeranschluß- leitungen (TAL) der Telekom in einer die Mitbewerber nicht behindernden Höhe möglichst schnell festgesetzt werden müsse, sagte Gerd Eickers, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) am Montag im Gespräch mit vwd. In der Telekom-Ankündigung von sechs Pf für ein Ferngespräch zur Nebenzeit, sieht Eickers indes "nicht die große Überraschung, sondern im Prinzip alten Wein in neuen Schläuchen."

    Mit sechs Pf/Min zur Nachtzeit sei die Telekom bereits am Markt aktiv. Bei einer leichten Ausweitung des betreffenden Zeitraums müsse dann nicht von einem erhöhten Prüfaufwand der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP) für den entsprechenden Antrag ausgegangen werden. Anders sähe dies bei einem weitreichenderen Vorstoß aus: Biete die Telekom sechs Pf/Min auch in der Hauptgeschäftszeit an, müsse über die von den Wettbewerbern verlangten Interconnection- Tarife von im Schnitt 2,7 Pf/Min und die dazu vorgelegten Kostenkalkulationen neu gesprochen werden. Diese schienen dann überhöht. Generell bleibe aber erst einmal abzuwarten, was der Marktführer tatsächlich beantragen werde.

    Auch die Kündigung der Interconnection-Verträge durch die Telekom gegenüber ihren Wettbewerbern und die Ankündigung von Neuverhandlungen hat laut Eickers nicht überrascht. "Daß die Diskussion kommen wird wußte jeder." Die Telekom müsse nun nachweisen, wo ihr höhere, bei Festlegung der Zusammenschaltungs- Entgelte nicht berücksichtigte Kosten entstehen. 1999 rechnet Eickers nicht mit einer Beruhigung des Telekommunikationsmarktes. 1998 sei turbulent gewesen und 1999 werde ebenso sein. Es werde "völlig neue Angebote" im Ortsbereich geben. Zudem werde der Wettbewer auch in den Sektoren Internet und Datenkommunikation zunehmen.

    Sicher werde der eine oder andere Anbieter durch den im Jahresverlauf 1998 verschärften Wettbewerb 1999 auch unter Druck geraten. Dies gehöre aber zum Markt. Dies bedeute aus seiner Einschätzung nicht, daß die Gruppe der in der Branche aktiven Unternehmen kleiner werde. In den genannten Bereichen, in denen im kommenden Jahr mit mehr Auswahl für die Kunden zu rechnen sei, werde es auch neue Namen auf Unternehmerseite geben. Wichtig sei allerdings, daß der Regulierer weiter für angemessene Rahmenbedingungen sorge und keinen Schutzkäfig für die Telekom errichte.



    „Der Wettbewerb hat eindrucksvoll begonnen“

    Interview mit Klaus-Dieter Scheurle, dem Präsidenten der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post

    Aus: Süddeutsche Zeitung, 30. Dezember 1998, Seite 20 (Wirtschaft) von ANTONIE BAUER.

    SZ: Wie sieht Ihre Bilanz nach einem Jahr der Marktöffnung aus?

    Scheurle: Der Wettbewerb hat eindrucksvoll begonnen. Vom Januar 1998 weg haben wir eine sehr dynamische Entwicklung zu verzeichnen. Es sind über 125 Unternehmen an den Start gegangen. Der Verbraucher hat jetzt die Möglichkeit, so preiswert wie noch nie zu telephonieren. Das ist auch für Unternehmen sehr wichtig, Telekommunikation ist ein bedeutender Standortfaktor.

    SZ: Werden die Preise weiter sinken?

    Scheurle: Ja, aber die großen Margen sind jetzt heraus und die Möglichkeit, die Preise weiter zu senken, wird immer begrenzter. Um so gewichtiger wird es für die Unternehmen sein, sich im Produkt von den Wettbewerbern zu unterscheiden.

    SZ: Wie könnte diese Produktdifferenzierung aussehen?

    Scheurle: Jeder Kunde hat spezielle Bedürfnisse. Firmen zum Beispiel haben mehr Datenverkehr, sie brauchen vielleicht sogar besondere Standleitungen zu anderen Unternehmensteilen. Der Verbraucher wiederum will vielleicht möglichst leichte Bedienbarkeit. Ich erwarte, daß die Telephongesellschaften in Zukunft viel mehr auf die spezifischen Kundenbedürfnisse eingehen.

    SZ: Die Preise für Ferngespräche innerhalb Deutschlands sind schon um bis zu 70 Prozent gesunken. Ist da überhaupt noch Luft drin?

    Scheurle: Neue Netztechniken werden die Produktionskosten weiter senken – ein Stichwort ist Internet-Telephonie. Auch die Sprachtelephonie wird dann so behandelt wie heute schon der Datenverkehr. Auf diese Weise nutzt man die Netzkapazitäten besser aus. Es wird immer preiswerter werden, große Datenströme über große Strecken zu transportieren. Deshalb ist noch kein Ende der Preissenkungen abzusehen, aber das Tempo wird sich jetzt etwas verlangsamen.

    SZ: Bei Ortsgesprächen gibt es noch kaum Wettbewerb, auch deshalb, weil noch immer die Entscheidung Ihrer Behörde zur Miete der dafür notwendigen Teilnehmer-Anschlußleitung aussteht.

    Scheurle: Das hindert aber manche nicht, schon jetzt in das Ortsnetzgeschäft einzusteigen, wie man beispielsweise in Köln sieht. Wir haben ja die Sicherheit, daß es den Anspruch der Wettbewerber darauf gibt, die Teilnehmeranschluß- leitung zu mieten, und wir haben auch schon einen Preis dafür. Es steht de facto nichts im Wege, mit der Telekom einen entsprechenden Vertrag abzuschließen. 21 Firmen haben das auch schon getan.

    SZ: Aber die augenblicklichen Preise gelten doch nur befristet.

    Scheurle: Sie gelten zunächst bis zum 30. April. Was danach kommt, und da haben wir in der Tat ein Leck in der Planungssicherheit in Deutschland, kann zur Zeit niemand sagen. Noch gibt es kein neues Antragspapier der Telekom. Wir müssen dieses Leck jetzt schließen. Das werden wir auch tun. Daneben unterstützen wir den Wettbewerb im Ortsnetz auch mit Frequenzen für den funkgestützten Anschluß. Das Interesse der Firmen ist hier auch bemerkenswert groß.

    SZ: Wann ist mit der Entscheidung zum Teilnehmeranschluß zu rechnen?

    Scheurle: Das hängt davon ab, wann der Antrag der Telekom eingeht und wie er gestaltet ist. Wir wollen aber auf jeden Fall sehr schnell entscheiden. Mit dem Antrag ist zu Beginn nächsten Jahres zu rechnen, und dann wird es ein Beschlußkammerverfahren geben. Das dauert dann schon ein paar Wochen, auch wenn die Datenlage sich nicht verändert.

    SZ: Bevor die Telekom ihren Antrag zur Teilnehmer- Anschlußleitung zurückzog, hatte Ihre Behörde sich schon für einen Preis von 23,20 DM für die einfache Kupferdoppelader entschieden. Viele Wettbewerber erklären, bei Mieten in dieser Größenordnung könnten sie kein sinnvolles Angebot für normale Haushalte machen.

    Scheurle: Eines ist richtig: Je niedriger diese Miete ist, desto eher werden auch die Privathaushalte, also auch Wenigsprecher, erschlossen. Aber auf der anderen Seite läßt die Konstruktion der Teilnehmer-Anschlußleitungen sowieso erwarten, daß der Wettbewerb erst einmal in den Großstädten beginnt, weil an den Hauptverteilern der Großstädte mehr Anschlußleitungen hängen als in den kleinen Städten. Deshalb wird es im nächsten Jahr ohnehin noch keinen flächendeckenden Wettbewerb geben. Allerdings gibt es auch in kleineren Städten aktive Stadtnetzbetreiber.

    SZ: Werden die neuen Gesellschaften also die Rosinen picken, wie Wirtschaftsminister Müller schon gewarnt hat?

    Scheurle: Jeder, der einen hohen Preis fordert, muß wissen, daß er damit diese Art des Rosinenpickens unterstützt. Aber in einer funktionierenden Marktwirtschaft bleibt eine Rosine ohnehin nicht lange eine Rosine, weil sich viele darauf stürzen. Geschäftskunden werden beispielsweise bald keine Rosinen mehr sein, weil dort die Verdienstmöglichkeiten wegen des verschärften Wettbewerbs abnehmen, und da kann ich mir vorstellen, daß auch der Privatkunde eines Tages zur Rosine wird.

    SZ: Wird es überhaupt zum flächendeckenden Wettbewerb im Ortsnetz kommen?

    Scheurle: Das denke ich schon. Das wird aber ein mehrjähriger Prozeß sein.

    SZ: Viele Wettbewerber klagen über Verzögerungstaktik der Telekom beispielsweise bei Kapazitäts- erweiterungen. Können Sie dagegen nichts machen?

    Scheurle: Wenn ein solches Hinauszögern mißbräuchliches Verhalten ist und als solches spezifiziert werden kann, können wir schon etwas dagegen tun. Aber die Beweislage ist manchmal etwas schwierig. Andererseits sieht sich die Telekom 125 Unternehmen gegenüber, die eine Zusammenschaltung oder sonst etwas von ihr fordern. Das muß sie auch erst einmal bewältigen. Da haben vermutlich beide Seiten ab und zu Recht.

    SZ: Sie sollen ja auch den Telekom-Konkurrenten auf die Finger sehen. Wo gab es da Probleme?

    Scheurle: Beim Einzelverbindungsnachweis zur Telephonrechnung. Wir haben die Anforderungen veröffentlicht, die er auch in der kostenlosen Standardform erfüllen muß. Zu Beginn des Jahres wollten viele Firmen ihren Kunden diesen Service ungern bieten. Das hat sich aber sehr stark verbessert.

    SZ: Wächst eigentlich der politische Druck auf Ihre Behörde?

    Scheurle: Wenn eine Behörde Unabhängigkeit beansprucht, und das ist ja auch vom Gesetzgeber vorgesehen, ist sie immer irgendwelchem Druck ausgesetzt. Das war von Anbeginn an festzuzustellen. Aber die Behörde hat natürlich auch eine gewisse Rechenschaftspflicht gegenüber der Öffentlichkeit, dem Bundestag und der Bundesregierung, der wir als Geschäftsbereich des Bundeswirtschaftsministeriums auch angehören. Wir wollen nicht die Rechenschaftspflicht mit politischem Druck verwechseln, aber wir wollen und müssen unsere Unabhängigkeit immer wachsam hüten.

    SZ: Aber Ihr Geschäft ist mit dem Regierungswechsel nicht, wie von vielen befürchtet, schwerer geworden?

    Scheurle: Bislang jedenfalls nicht. Unser Geschäft war noch nie einfach.

    SZ: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsminister Müller?

    Scheurle: Vertrauensvoll und gut.

    SZ: Es gibt immer wieder Gerüchte, daß Sie durch den Vizepräsidenten der Behörde, Arne Börnsen, abgelöst werden sollen. Fühlen Sie sich sicher im Sattel?

    Scheurle: Nach den Spielregeln muß ich mich eigentlich sicher fühlen können. Denn es würde die Unabhängigkeit der Behörde untergraben, wenn eine Personaldiskussion entfacht würde. Diese Spielregeln gelten weltweit, auch in Deutschland durch das Telekommunikationsgesetz, und haben Niederschlag gefunden in dem konkreten öffentlich- rechlichen Amtsverhältnis, das ich und die beiden Vizepräsidenten mit dem Vertragspartner Bund abgeschlossen haben.

    SZ: Wie ist die Stimmung innerhalb des Präsidiums?

    Scheurle: Absolut sachlich. Wir haben bislang immerhin alle Entscheidungen ohne Mehrheitsentscheid durchgebracht. Es ist immer gelungen, sich einvernehmlich auf eine Vorgehensweise zu verständigen. Natürlich ist die Meinungsbildung manchmal nicht so ganz einfach.

    SZ: Hat sich die Zusammenarbeit mit der Telekom verbessert?

    Scheurle: Sie ist sachlicher, professioneller und emotionsfreier geworden, was auch notwendig war.

    SZ: Wird Ihre Behörde irgendwann einmal überflüssig?

    Scheurle: Es gibt jede Menge Aufgaben, die keinem Verfallsdatum ausgesetzt sind, so etwa Frequenzmanagement, Verbraucherschutz und Nummernverwaltung. Nur die besondere Marktregulierung hat ein Verfallsdatum: dann, wenn sich der Wettbewerb selber trägt. Das ist nach dem Jahr eins überhaupt noch nicht sichtbar. Zwar haben die Telekom- Konkurrenten relativ hohe Marktanteile im Fernsprechbereich erreicht, aber wenn Sie jetzt die Regulierung streichen würden, wäre es mit dem Wettbewerb schnell wieder vorbei.



    Kritik an Preispolitik der Telefon-Anbieter

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 30. Dezember 1998, Seite 15 (Wirtschaft).

    BONN/SAARBRÜCKEN. Der Preiskampf auf dem Telefonmarkt ist auf ein unterschiedliches Echo gestoßen. Während der Vizepräsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Arne Börnsen, und die FDP in den anhaltenden Preissenkungen für Ferngespräche Vorteile für die Verbraucher sehen, befürchtet der saarländische Ministerpräsident und Vorsitzende der SPD-Medienkommission, Reinhard Klimmt, Standortnachteile für Deutschland.

    Klimmt kritisierte, daß sich die aktuellen Preissenkungsrunden auf Ferngespräche konzentrierten, während Ortsgespräche und die Einwahl ins Internet unangetastet blieben. Dies sei eine folgenschwere Fehlentwicklung. Deutschland leiste sich weltweit mit die teuersten Einwahlgebühren für das Zukunftsmedium Internet. Die Anbieter und die Regulierungsbehörde [Ed: was ist eigentlich aus deren Prüfauftrag wegen der Einwände von Professor Doeblin geworden?] müßten endlich spürbar die Kosten für Ortstarife und Datentransfers senken, forderte Börnsen.

    Nach Ansicht der FDP sollten die Anbieter ihre Preise künftig nur noch gleichzeitig [Ed: und bitteschön alle mit sekundengenauer Abrechnung], zum Beispiel vierteljährlich, ändern. Dies könne den Überblick für die Kunden verbessern, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP- Bundestagsfraktion, Jürgen Koppelin, am Dienstag.



    So billig telefonieren wie noch nie

    Da stellt sich die Frage: Hat uns die frühere Post jahrelang gnadenlos abgezockt? – B.Z.-Interview mit Dr. Christian Schwarz-Schilling, früherer Postminister der Regierung Kohl.

    Aus:
    B.Z., Berlin, 30. Dezember 1998, Seite 2 (Politik). [Ed: unter diesem Interview veröffentlicht die B.Z. in "Wahrheit und Lügen über billiges Telefonierten heute" zwei interessante Kosten- Grafiken]   [Original]

    B.Z.: Warum senkt die Telekom jetzt die Preise?

    Schwarz-Schilling: Das sind offensichtlich Kampfpreise, um den Trend, Marktanteile gegenüber den Wettbewerbern zu verlieren, zu stoppen. Der Gewinner ist der Kunde. Allerdings bleibt abzuwarten, ob es sich um Preis- Dumping handelt, um den Wettbewerb kaputtzumachen und anschließend die Preise anzuheben. Darauf muß die Regulierungsbehörde ein wachsames Auge richten.

    B.Z.: Warum passiert das jetzt, ein Jahr nach der Liberalisierung des Telefonmarktes?

    Schwarz-Schilling: Die Telekom hat lange versucht, die Wettbewerber als völlig unerheblich abzukanzeln. Und sich selbst eingebildet, daß die ihr nicht gefährlich werden können. Nachdem die Wettbewerber aber durch neue Tarife Bewegung in das Ganze gebracht haben, sah sich die Telekom jetzt offensichtlich gezwungen, einen großen Schlag auszuführen.

    B.Z.: Die Kunden fragen sich, ob sie jahrelang von der Post abgezockt wurden.

    Schwarz-Schilling: Welcher Monopolist senkt denn schon die Preise, wenn er im Monopol gemütlich leben kann, eine sichere Rendite hat und sich nicht aufregen muß, weil Innovationen und Preiskämpfe nicht stattfinden? Das ist das normalste der Welt. Ich kenne keinen Monopolisten, der sich anders verhält.

    B.Z.: Wann können wir mit billigeren Ortsgesprächen rechnen?

    Schwarz-Schilling: Es gibt immer Mischkalkulationen. Wenn die zu hohen Ferntarife reduziert werden, bleibt natürlich weniger Spielraum bei den Ortstarifen. Irgendwo muß die Telekom ja auch ihre Rendite erwirtschaften.

    B.Z.: Was halten Sie davon, wenn ein Unternehmen kostenlose Telefonate anbietet?

    Schwarz-Schilling: Das ist keine durchdachte Strategie, sondern wohl mehr eine Werbekampagne. Solche Einmal- Aktionen kann niemand durchhalten. Ich kann nur hoffen, daß die anderen sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Denn wenn jeder zu einem bestimmten Feiertag solche Tarife anbietet, werden die Gewinne nach unten rutschen. Für den Kunden ist das zwar ein ganz lustiges Spiel. Das könnte für einzelne Anbieter aber sehr ernst werden.



    BerliKomm erwartet 100.000 Kunden

    Ende 1999 flächendeckendes Angebot im Berliner Ortsnetz

    Aus:
    Berliner Zeitung, 30. Dezember 1998, Seite xx (Wirtschaft).

    BERLIN – 29. Dezember. Die Telekommunikationsgesellschaft der Berliner Wasserbetriebe, BerliKomm, rechnet bis Ende kommenden Jahres mit rund 100.000 Privatkunden in ihrem Netz. Mittelfristig will das Unternehmen der Telekom sogar 700.000 Kunden abjagen. Das kündigte Ralf Freimund, Geschäftsführer der BerliKomm- Gruppe, an.

    "Entsprechende Rückschlüsse lassen die Entwicklungen anderer Anbieter im Ortsnetz zu", sagte Freimund zu der Hochrechnung. BerliKomm plant ab Mitte 1999 ein Angebot im Ortsnetz der Hauptstadt auch für Privatkunden. In Vorbereitung des Marktauftritts hat das Unternehmen jetzt die notwendige Vermittlungstechnik für die erste Ausbaustufe bei der Siemens AG bestellt. Mittelfristig will Freimund der Deutschen Telekom 700.000 bis 800.000 Kunden abjagen.

    Ortsgebühr umstritten

    Allerdings sind die Kundenprognosen noch unsicher. "Gegenwärtig müssen wir abwarten, welcher Preis für einen Teilnehmeranschluß verlangt wird", sagte Freimund. Hintergrund ist der Streit um den Tarif für den sogenannten "entbündelten Netzzugang". Um überhaupt zu den einzelnen Privatkunden zu gelangen, müssen die Telekom- Konkurrenten die "letzten Meter" bis zur Wohnung vom Fernsprechriesen mieten, der fast alle deutschen Haushalte vernetzt hat. Ursprünglich sollte die Miete für den Teilnehmeranschluß vor wenigen Wochen von der Regulierungsbehörde festgelegt werden. Die Telekom zog jedoch kuzfristig ihren Antrag zurück. Mit einer Entscheidung wird nun im Februar gerechnet. "Das trifft auch uns", sagte Freimund.

    In jedem Fall legt das Unternehmen seine Ausbaupläne expansiv an. "Wir werden zum Start eine Flächendeckung von 70 Prozent, zum Ende kommenden Jahres von 100 Prozent erreichen", sagte Freimund. In einem Jahr soll also jeder Berliner die Möglichkeit haben, im Ortsnetz auch an der Telekom vorbei zu telefonieren. Die Ertragsaussichten beurteilt das Unternehmen positiv. In diesem und im kommenden Jahr erwarte man einen Gewinn. 1998 werde der Gruppenumsatz rund 90 Millionen Mark erreichen, sagte Freimund. Gleichzeitig sollen 80 Stellen zu den bestehenden 250 dazukommen. Dabei rückt auch die Börse ins Blickfeld der BWB-Tochter. Alle Gremien hätten der Umwandlung von BerliKomm in eine Aktiengesellschaft bereits zugestimmt, verlautete aus Unternehmenskreisen.



    Für die Telekom rechnen sich Radiopioniere nicht

    Kunden sind verärgert über die Abschaltung des digitalen Satellitenempfängers / Teure Geräte wertlos / Ausgleichszahlung angeboten

    Aus:
    Stuttgarter Zeitung, 31. Dezember 1998, Seite xx (Wirtschaft).

    Die Telekom und auch die ARD haben sich den Zorn einer besonders treuen Radiohörergruppe zugezogen. Wenn das einst als Pionierprojekt gefeierte Digitale Satellitenradio (DSR) am 15. Januar abgeschaltet wird, sind auch die teuren Empfangsgeräte nur noch Schrott wert.

    Von einem "Skandal" ist bei den Hörern des Digitalen Satellitenradios, das trotz des Namens hauptsächlich über Kabel empfangen wird, in diesen Wochen häufig die Rede. Denn das Bouquet von insgesamt 16 Sendern in allerbester Klangqualität, zumeist aus dem Kultur- und Klassikbereich wie etwa S2 Kultur, können diese Rundfunkfreunde nur noch zwei Wochen lang genießen. Dann schaltet die Telekom die Radioübertragung ab, um die beiden für DSR benutzten Kabelkanäle wieder mit Fernsehprogrammen zu füllen. Was die geschätzten bis zu 150.000 Hörer verärgert, ist nicht nur, daß wieder einmal ein Minderheiten- angebot dem Massenbedarf weichen soll. Wertlos sind damit von heute auf morgen auch die teuren speziellen DSR-Empfangsgeräte, für die die Hörer im Schnitt 500 bis 1500 Mark zahlen mußten.

    Mit Protestbriefen, aber auch mit Protestseiten im Internet machen vor allem die enttäuschten Fans klassischer Musik ihrem Ärger Luft. Daß die Telekom für ihr Programmangebot im Kabel auch lange noch mit den DSR- Empfangsmöglichkeiten warb, obwohl der Beschluß zum Abschalten wohl schon gefallen war, bringt für viele das Faß vollends zum Überlaufen.

    Die Gründe für das Aus des Digitalen Satellitenradios sind sowohl wirtschaftlicher als auch medienpolitischer Natur. Als börsennotiertes Unternehmen hat die Telekom große Mühe, ihren Aktionären ein jährliches Defizit im gesamten Kabelbereich von rund einer Milliarde Mark zu erklären. Und die beiden für DSR benötigten Kabelkanäle haben sich aufgrund der geringen Zahl der verkauften Empfangsgeräte wohl noch nie gerechnet. "Die Rundfunkanstalten hatten einen Staffelpreis mit der Telekom vereinbart, der sich nach der Zahl der verkauften DSR- Geräte richtete", erklärt Werner Kölz, Hauptabteilungsleiter Übergeordnete technische Aufgaben beim Südwestrundfunk. DSR sei für die Telekom wohl eine "defizitäre Veranstaltung" gewesen. Deshalb habe der Bonner Konzern auch das Hauptinteresse daran gehabt, dieses Angebot zu beenden.

    Die Alleinverantwortlichkeit, etwa auch für zu geringe Marketingmaßnahmen für DSR, will sich der einstige Monopolist allerdings nicht zuschreiben lassen. Die Entscheidung für das Aus sei gemeinschaftlich mit den Programm- veranstaltern bei einem "runden Tisch zur Entwicklung des Kabelfernsehens in Deutschland" gefällt worden, der bereits im Mai 1997 stattfand, schreibt die Telekom. Tatsächlich kam DSR damals unter die Räder anderer medienpolitischer Forderungen. Denn die privaten Fernsehsender hatten angesichts der Knappheit von Sendeplätzen im Kabel mächtig Druck gemacht, daß die Telekom die zwei DSR-Empfangswege für das Fernsehen freiräumt. Da weder die Geräteindustrie noch die ARD sonderlichen Widerstand leisteten, kam das Aus schnell.

    Daß die Zukunft des 1989 gestarteten Digitalen Satellitenradios nicht gesichert ist, hatte die Telekom zwar schon im Jahr 1994 erklärt – zu einem Zeitpunkt, als auch ein namhafter Gerätehersteller wie Philips beschloß, die Produktion von DSR-Empfängern aufgrund des zu geringen Absatzes wieder einzustellen. Dennoch wurde den Kunden gegenüber nicht immer gleich mit offenen Karten gespielt, wie die Telekom- Kabelbroschüren mit DSR-Werbung belegen. Nur deshalb hat der Bonner Konzern wohl auch entschieden, aufgebrachten Hörern eine Art Schadenersatz von bis zu 200 Mark zu zahlen – allerdings nur für Geräte, die nicht älter als drei Jahre sind (Telefonnummer: 0800-3738393).

    Wem es nur um den überragenden Klang der DSR-Sendungen geht, den tröstet die Telekom mit dem Verweis auf die neue Digital Video Broadcasting-Technik (DVB), die in ganz Europa zum Standard werden soll. Über DVB würden ebenfalls bereits 30 Radioprogramme, darunter zehn der öffentlich-rechtlichen Sender, mit digitaler Klangqualität ausgestrahlt. Zudem habe die ARD angekündigt, weitere Programme, darunter vor allem Klassik- und Kultursendungen, bald über DVB zu übertragen. "Das Ganze ist auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit", erklärt ein Telekom-Sprecher. Für 16 DSR- Programme habe man zwei Kabelkanäle benötigt, während beim DVB- Standard über einen Kanal bis zu 180 digitale Radioprogramme übertragen werden könnten.

    Darin liegt aber auch der Haken gerade für die klangverwöhnten Klassikhörer. Denn um so viele Radiosender auf einem Kanal übertragen zu können, muß bei DVB mit Datenkompression gearbeitet werden. Damit erreiche der Klang nicht mehr die gewünschte CD-Qualität, bemängelt ein Hörer. SWR-Experte Werner Kölz zeigt Verständnis für diesen Einwand. Technisch sei DVB tatsächlich kein ganz gleichwertiger Ersatz für das Digitale Satellitenradio. Und außerdem braucht der Hörer ein neues, spezielles Empfangsgerät: die Set-Top-Box, mit der sich auch digitales Fernsehen empfangen läßt. Das Problem: für den Empfang über Kabel gibt es bisher mit der d-Box des Münchner Medienhändlers Leo Kirch nur ein einziges Gerät auf dem Markt. Ein richtiger Wettbewerb soll hier erst noch beginnen.

    Ein weiteres pikantes Detail der DSR-Geschichte steuerte schließlich noch das Bonner Verkehrsministerium bei. Die dortigen Experten raten von einer Belegung der beiden Kabelkanäle mit Fernsehprogrammen dringend ab. Der Grund: deren Signale könnten die Navigation und den Sprechfunk von Flugzeugen beeinträchtigen.



    TelDaFax investiert 170 Millionen Mark in eigene Telefoninfrastruktur

    Marburger Telefonanbieter reagiert gelassen auf Telekom- Vertragskündigung

    Aus:
    Zeitungsgruppe Lahn-Dill, 2. Januar 1999, Seite ?? (???).

    MARBURG (at). "Wir sehen uns als Partner, nicht als Gegner der Deutschen Telekom, so TelDaFax- Sprecher Klaus Stoffers gegenüber unserer Zeitung. Das Marburger Telefonservice- Unternehmen muß sich wie andere private Anbieter auch gegenwärtig mit der vorzeitigen und einseitigen Kündigung ihrer Verträge mit dem ehemaligen Monopolisten befassen. Dabei hatte ein Nachrichtenmagazin die Behauptung aufgestellt, daß TelDaFax die anstehenden Neuverhandlungen mit der Telekom besonders treffe, weil das Unternehmen selbst über keine nennenswerte Netzinfrastruktur verfüge und die von der Telekom bezogenen Telefonminuten lediglich weiterverkaufe.

    Dem widerspricht TelDaFax mit eindrucksvollen Zahlen. In diesem Jahr, so Stoffers, habe TelDaFax (Gesamtumsatz 260 Millionen Mark in 1998) allein 100 Millionen Mark in ein eigenes bundesweites Telekommunikationsnetz investiert. 1999 werden noch einmal 70 Millionen Mark hinzukommen, so der Sprecher des Marburger Unternehmens, das sich in 1998 unter den privaten Anbietern auf einen bundesweit vierten Platz vorgearbeitet hat. Natürlich werde auch TelDaFax die vorzeitige Kündigung der Verträge zusammen mit den anderen Privaten rechtlich überprüfen lassen. Dies aber nicht aus Gegnerschaft zur Telekom. Vielmehr setzen die Marburger laut Stoffers auf Partnerschaft mit dem Telefonriesen. Im übrigen werden die auszuhandelnden Vertragsbedingungen ja auch von der Regulierungsbehörde überprüft und schließlich auch von ihr gebilligt.

    Partnerschaft ist für TelDaFax wohl auch wichtige Voraussetzung, um die in 1999 angepeilten Unternehemensziele verwirklichen zu können. So planen die Marburger laut Pressetext eine "Vervielfachung" des Umsatzes. Der Umsatz war in den Jahren von 1997 zu 1998 von 32 Millionen auf 260 Millionen Mark emporgeschnellt. Für 1999 ist laut Stoffers ein eigener Internet-Zugang und ein Ausbau der Dienstleistungsangebote vorgesehen.



    Bell Atlantic will AirTouch kaufen

    Übernahme würde 45 Milliarden Dollar kosten / Aufstieg zum US-Marktführer beim Mobilfunk

    Aus:
    Die Welt, 2. Januar 1999, Seite ?? (Wirtschaft).

    BERLIN (hc). Die größte amerikanische Regional- Telefongesellschaft Bell Atlantic streckt offenbar schon wieder die Hände nach einem Branchenriesen aus: Obwohl die geplante Übernahme des Telefonkonzerns GTE noch nicht perfekt ist, will die Bell Atlantic Corp. den Mobilfunkanbieter AirTouch kaufen.

    Mit den knapp acht Millionen Kunden, die AirTouch vor allem in Amerikas Westen bedient, würde Bell Atlantic zum größten US-Mobilfunkanbieter. Bisher betreuen die New Yorker vorrangig die Ostküste. Wie die "New York Times" in ihrer Internet- Ausgabe berichtet, würde Bell Atlantic nach der Übernahme mit einem Marktanteil von 13 Prozent beim Mobilfunk die bisher führende Gesellschaft AT&T (zehn Prozent) überrunden. Die Übernahme soll durch einen Aktientausch finanziert werden, heißt es. Der Preis werde rund zehn Prozent über dem derzeitigen Börsenwert liegen und 45 Mrd. Dollar (75 Mrd. DM) betragen. Die Unternehmen haben bisher noch nicht Stellung genommen.

    Mit weltweit 16 Millionen eigenen Kunden und 19 Millionen, die außerdem Partnerunternehmen beisteuern, ist AirTouch Communications nach eigener Darstellung das weltgrößte Unternehmen im Bereich drahtlose Kommunikation. Unter anderem hält die Gesellschaft aus San Francisco fast 35 Prozent am deutschen Mobilfunkanbieter D2, der Rest ist im Besitz der Mannesmann AG. Außerdem ist AirTouch an der Satelliten- Gesellschaft GlobalStar beteiligt, die den Einstieg in das Zukunftsgeschäft Satellitenfunk bringen soll. Im vergangenen Jahr hat der Telekom-Anbieter mit den Sparten Mobilfunk, Paging und Personal Communications Services (PCS) sowie Service-Dienstleistungen fünf (1996: 3,8) Mrd. Dollar umgesetzt. Mehr als die Hälfte des operativen Geschäfts werde außerhalb der USA gemacht, berichtet die Deutsche Bank Research. Durch Joint-ventures ist AirTouch in 13 Ländern auf vier Kontinenten aktiv. Bell Atlantic ist mit rund 140.000 Mitarbeitern die größte der "Baby Bells", die einst bei der Zerschlagung des AT&T- Monopols entstanden sind. 1997 setzte das Unternehmen 30,5 Mrd. Dollar um, davon allerdings nur 3,1 Mrd. Dollar mit Mobilfunk.

    Die Baby Bells sind bisher mit ihren unterschiedlichen Service-Angeboten in der Regel auf bestimmte Regionen konzentriert. Diese örtliche Fixierung, berichten Experten, laufe aber zunehmend den Kundenerwartungen entgegen. Der Wunsch nach einem bequemen, übersichtlichen Preissystem werde immer lauter. Deshalb erarbeiten die kleineren Telefon-Konzerne verstärkt Konzepte, um landesweite Service- Angebote aus einer Hand bieten zu können und damit den national operierenden AT&T, MCI Worldcom und Sprint Paroli bieten zu können. Aus eben diesem Grund hatte Bell Atlantic im Sommer die Übernahme der US-Telefongesellschaft GTE für knapp 53 Mrd. Dollar beschlossen. Ziel sei es, hieß es bei der Ankündigung, einen schlagkräftigen Konzern zu schaffen, der ein landesweites Angebot an Daten- und Sprachübertragung sowie Internet-Versorgung anbieten könne. Dieses Vorhaben wird derzeit noch von den zuständigen Aufsichtsbehörden geprüft.



    USA: Online-Weihnachtseinkäufe über eine Milliarde Dollar

    Aus:
    Yahoo-News, 4. Januar 1999, 16.25 Uhr (Wirtschaftspolitik).

    DULLES. Die Mitglieder von America Online Inc (AOL), Dulles, haben in den USA nach Berechnungen der Internet Research Group, Radnor, zwischen dem 26. November und dem 27. Dezember 1998 über eine Mrd. US-$ bei den über AOL zugänglichen Online-Vertriebsgesellschaften ausgegeben, wie AOL am Montag mitteilte. 1,25 Millionen Verbraucher hätten zum ersten Mal online eingekauft, so das Unternehmen weiter. An der Spitze stand der 17. Dezember, an dem die Verbraucher 36 Mio. US-$ für Konsumgüter und Tourismus-Dienstleistungen aufgewendet hätten.



    Kartellamt sorgt für billigere Telefonauskunft

    Aus:
    Frankfurter Rundschau, 5. Januar 1999, Seite ?? (Wirtschaft).

    BERLIN (wüp). Die Telefonauskunft wird voraussichtlich bald preiswerter. Die Deutsche Telekom muß aufgrund einer Abmahnung des Bundeskartellamts wegen Preismißbrauchs ihre Daten der privaten Konkurrenz künftig preisgünstiger zu Verfügung stellen.

    Nach Informationen der Frankfurter Rundschau hat der Ex-Monopolist im Streit über den Preis der Datensätze eingelenkt. So will er das Mißbrauchsverfahren rasch vom Tisch bekommen und eine imageschädigende offizielle Verfügung des Amts vermeiden. Mehrere private Auskunftsdienste und Telefonbuchverlage hatten sich bei den Wettbewerbshütern über Praktiken der Telekom bei der Datenbereitstellung beklagt, die ihrer Ansicht nach grob wettbewerbswidrig seien. Die Behörde habe die Vorwürfe geprüft und danach den Plauderriesen Anfang Dezember abgemahnt, bestätigte ein Sprecher erstmals.

    Die Antwort des Unternehmens auf den blauen Brief liegt den Wettbewerbshütern inzwischen vor. Wie die FR erfuhr, sagt der T-Konzern eine Senkung der Datenpreise zu, die Konkurrenten für "obszön überhöht" und "wettbewerbsverhindernd" halten. Die Bonner, die aus Monopolzeiten über sämtliche Informationen der rund 40 Millionen deutschen Anschlüsse im Festnetz verfügen, kassieren bisher pro bereitgestellten Datensatz. Und zwar desto mehr, je mehr Nutzungen der Käufer plant.

    Will ein Wettbewerber mit den Daten eine Auskunft betreiben und gleichzeitig ein CD-ROM-Verzeichnis für Computer erstellen, mußte er bisher deutlich mehr bezahlen als bei einfacher Verwendung. Das Kartellamt stuft eine solche Preisstaffelung als ebenso fragwürdig ein wie die Höhe der verlangten Entgelte. Als dritten Punkt hatten Konkurrenten im Mißbrauchsverfahren zudem beklagt, daß die Telekom die Herausgabe von Daten bestimmter Anschlüsse, zum Beispiel von Nebenstellen, ganz verweigere.

    Die Bonner äußerten sich auf Anfrage nur ausweichend und verwiesen darauf, die Gespräche mit dem Kartellamt seien "fruchtbar, konstruktiv und vertraulich". Man könne nicht verlangen, daß eine frühere Behörde zwei Jahre nach der Privatisierung schon so kostengünstig arbeite wie eine schlanke Firma, begründete Sprecher Jürgen Kindervater die hohen Preise. Mit der Pflege der Daten seien "mehrere tausend Mitarbeiter beschäftigt und hohe Kosten verbunden". Klar sei, daß die neuen Konkurrenten bei der Auskunft und den Verlagen "die Daten am liebsten umsonst hätten".

    Falls der T-Konzern sie künftig unter dem kalkulierten Preis verkaufen müsse, sei die Frage, "wer diese Kosten subventioniert", sagte Kindervater weiter. Auch die Telekom-Tochter DeTeMedien, die Telefonbücher und CD-Roms verlegt, bezahle dieselben Preise für die Informationen aus der Telekom-Datenbank wie die private Konkurrenz von Mannesmann Arcor bis Telegate. Falls die Entgelte reduziert würden, sei keineswegs sicher, daß auch die Gebühren der Wettbewerber für die Auskunft sänken. Möglicherweise erhöhe sich nur deren Gewinnspanne. Beim Kartellamt hofft man darauf, das Mißbrauchsverfahren in der nächsten Woche abschließen zu können. Zuvor erhalten nun nochmals die privaten Wettbewerber der Telekom die Gelegenheit zur Stellungnahme.



    MobilCom will Ortsgespräche ohne Zusatzkosten ab März anbieten

    Nur umsonst zwischen MobilCom-Kunden / Auch Ferngespräche sollen günstiger werden / Telekom nicht besorgt

    Aus:
    Yahoo-News, 5. Januar 1999, 13.38 Uhr (Wirtschaft).

    HAMBURG. Mit Ortsgesprächen ohne Zusatzkosten im eigenen Netz will die private Telefongesellschaft MobilCom den früheren Monopolisten Telekom spätestens ab März auf dessen ureigenstem Gebiet angreifen. Kunden, die mit ihrem kompletten Anschluß zu MobilCom wechselten, könnten dann für einen monatlichen Grundpreis von 29 Mark Ortsgespräche untereinander kostenlos führen, sagte MobilCom-Chef Gerhard Schmid dem Hamburger Magazin "Stern" in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Interview. "City-Anrufe bei allen anderen, die nicht komplett über MobilCom telefonieren, und sämtliche Ferngespräche kosten für unsere Kunden dann nur 9,5 Pfennig pro Minute [Ed: im 2-Minutentakt?] – und zwar rund um die Uhr."

    Die mit 42 Millionen Kunden marktbeherrschende Telekom ließ sich von dem Angriff nicht beeindrucken: "Das ist ein Angebot unter Ausschluß der Öffentlichkeit", sagte Sprecher Ulrich Lissek. Weil es bisher nur sehr wenige Kunden gibt, die vollkommen zur MobilCom gewechselt sind, würde es kaum Gesprächspartner für die kostenlosen Gespräche geben. Und Ortsgespräche etwa zu Telekomkunden im Ortsnetz müßten weiter bezahlt werden. "Die Masse der Leute wird bei der Telekom bleiben", sagte Lissek. (...)

    Für die MobilCom könnte der Einstieg ins Ortsgeschäft "leicht Investitionen von 200 bis 300 Millionen Mark" erfordern, erläuterte Schmid. "Das Geld haben wir – aber wir könnten uns zum Beispiel überlegen, unsere Internet-Tochter Topnet an die Börse zu bringen." Er sei sicher, daß es bereits in diesem Jahr zu einer Marktbereinigung kommen werde. "Und da würden wir gerne auch Wettbewerber kaufen, wenn sie zu einem angemessenen Preis zu haben sind. Unsere Kriegskasse ist gut gefüllt, aber natürlich muß sich das dann auch rechnen. Ich will ja kein Geld vernichten."

    Schmid rechnet damit, daß es in drei Jahren "neben der Telekom mit einem Marktanteil von 60, vielleicht auch 70 Prozent" nur noch drei bis fünf bundesweite Anbieter geben wird. Alle anderen, die dieses Volumen nicht erreichten, würden sich mit einem Nischendasein zufriedengeben müssen oder geschluckt. "Vielleicht von uns, ich wünsche es mir."

    MobilCom hatte zuvor bereits kostenlose Telefonate über die Feiertage angeboten und ab 1. Januar Gespräche in Deutschland bis zu einer Minute in der Zeit von 19.00 bis 24.00 Uhr zum Nulltarif, wenn die Kunden ihren Namen, ihre Adresse und ihre Rufnummer angeben. Mitte November hatte MobilCom angekündigt, daß die Firma ab dem 1. Januar 1999 der Telekom auch im Ortsnetz Konkurrenz machen werde. Das Schleswiger Unternehmen will zunächst in bundesweit 23 Großstädten starten.

    5.1.1999 (t-off). In der Tat: Bei diesem Angebot werden der Telekom die Kunden nicht in Scharen weglaufen. Denn das MobilCom-Angebot ist unter dem Strich viel zu teuer. Wenn nämlich alle Ortsgespräche zu Nicht-MobilCom-Kunden rund um die Uhr im 2-Minutentakt zu 19 Pfennig (9,5 Pf/Min) abgerechnet werden, liegen die Verbindungskosten sehr deutlich über den derzeitigen Ortstarifen der Deutschen Telekom. Diese betragen auf Minutenpreise umgerechnet zwischen 3,0 Pf/Min in der Nebenzeit und 8,0 Pf/Min in der Hauptzeit. Tja, und woher weiß ein MobilCom-Kunde, welche Kosten auf ihn zukommen, wenn er Ortsgespräche führt?

    Allerdings ist noch nicht bekannt, zu welchen Konditionen MobilCom die Internet- Einwahl berechnen wird. Sollte MobilCom (in Verbindung mit Topnet) hier ein Angebot unterbreiten, das gegenüber der Kombination Telekom-Ortstarif + Monatspauschalpreis-ISP eine signifikante Kostenersparnis ermöglicht, so könnte eine Wechselwelle selbst bei hohen Verbindungsentgelten zu Nicht-MobilCom-Kunden ausgelöst werden.



    Telekom bietet Chipkarten für digitale Unterschrift an

    Aus:
    Yahoo-News, 5. Januar 1999, 14.53 Uhr (Wirtschaftspolitik).

    BONN. Die Deutsche Telekom AG, Bonn, bietet als erstes deutsches Unternehmen Chipkarten an, die den Richtlinien des deutschen Signaturgesetzes entsprechen. Damit können Kunden elektronische Daten rechtsverbindlich am Computer unterschreiben. Die "digitale Signatur" kann nach Angaben vom Dienstag ab sofort bei den rund 500 Telekom- Geschäftsstellen "T-Punkt" beantragt werden. Der einmalige Kaufpreis liegt bei 50 DM, der Jahresbeitrag für die Trust-Center- Dienstleistung bei 100 DM. Zusätzlich benötigt wird ein Kartenlesegerät, daß die Telekom im Verbund mit weiteren Sicherheitskomponenten unter dem Namen "Security First" für 299 DM vertreibt.



    Regulierungsbehörde will Zugangshürden zum Interconnect-Tarif niedrig halten

    Preiskampf auf dem Telefonmarkt wird andauern / Noch viel Spielraum in den Margen

    Aus:
    Berliner Zeitung, 7. Januar 1999, Seite xx (Wirtschaft).

    BERLIN – 6. Januar. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post will die Zugangshürden für die Zulassung von Telefongesellschaften zum Interconnection-Tarif niedrig halten. Das kündigte ein Sprecher der Behörde am Mittwoch im Gespräch mit der "Berliner Zeitung" an.

    "Unsere Marschrichtung lautet: drei Leitungen und ein Switch als Eignungsvoraussetzung. Maßgeblich ist aber die Einzelfallbetrachtung", sagte der Sprecher. Damit scheint sich die Telekom, die die Gespräche der Wettbewerber zum niedrigen Interconnection-Tarif von 2,7 Pfennig durchleiten muß, nicht durchzusetzen. Der Fernsprechriese hatte bislang gefordert, wesentlich stärker zwischen einer Telefongesellschaft mit eigener Infrastruktur sowie einer Telefongesellschaft ohne oder nur mit geringer Infrastruktur zu unterscheiden, um mehr Investitionen der Unternehmen in die Netze anzuregen. Dabei waren Experten bisher von Größenordnungen von bis zu 20 Switches (Schaltstellen) bundesweit ausgegangen, die erforderlich sind, um als interconnectfähige Gesellschaft anerkannt zu werden.

    Beirat nimmt Stellung

    Offiziell gültige Kriterien der Regulierungsbehörde zur Unterscheidung zwischen "echten" und "unechten" Telefongesellschaften gibt es aber noch nicht. Eine schriftliche Anhörung zu diesem Problem ist bereits fertiggestellt. Allerdings will sich die Behörde erst äußern, nachdem ihr Beirat am 8. Februar dazu Stellung genommen hat.

    Die Telekom, die dann längerfristig ihr Netz auch für Telefongesellschaften mit schlechterer Infrastruktur öffnen müßte, soll auf andere Weise befriedigt werden. Sie erhält – bei Nachweis der entstandenen Zusatzkosten – einen Ausgleich für sogenannten "atypischen Verkehr". Das bedeutet: Kleine, regionale Telefongesellschaften etwa, die ihre Gespräche bundesweit in großem Umfang über das Telekom-Netz laufen lassen, müssen höhere Gebühren zahlen. Einen Tarifantrag dazu habe man aber noch nicht gestellt, sagte ein Telekom-Sprecher.

    Sollte die Linie der Regulierungsbehörde Bestand haben, dürfte der Preiskampf der Telefongesellschaften auch im neuen Jahr andauern. Dessen Folgen sind für die Anbieter allerdings weit weniger runiös als die Preisabschläge vermuten lassen. "Es wird eine Konsolidierung einsetzen. Aber momentan sieht es für die Firmen nicht schlecht aus. Die Margen sind noch recht hoch", sagte Markus Karras, Telekommunikationsexperte von Andersen Consulting, der "Berliner Zeitung". Zwar würden die Preise weiter sinken. Dennoch sieht Karras davon kurzfristig keine Gefahren für die Vielfalt auf dem Telekommunikationsmarkt ausgehen. Stellenweise hätten die Margen bei bis zu 50 Prozent gelegen. "Da ist noch viel Spielraum für weitere Preissenkungen."

    Für 50 Mark alles inklusive

    Der Zwang zur Konsolidierung auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt werde daher eher von Regulierungsentscheidungen ausgehen, sagte der Andersen- Experte zur künftigen Entwicklung auf dem deutschen Markt. So verfolge die Regulierungsbehörde etwa das Ziel, zu mehr Investitionen anzuregen. "Das könnte kleine Gesellschaften überfordern", sagte Karras. So werde es in etwa zwei bis drei Jahren voraussichtlich nur noch eine "Handvoll" Anbieter geben.

    Dabei wird der Trend zum Komplettanbieter den Wünschen der Konsumenten entgegenkommen. "Die Kunden wollen eine einfache Lösung", sagte Karras, der auf die Ergebnisse einer im vergangenen Jahr durchgeführten Umfrage von Andersen verwies. Danach erwarten Experten, daß die Kunden der Preisvergleiche überdrüssig sowie passiv sind. Marktchancen bestünden etwa für Unternehmen, die Festnetz, Mobilnetz und freies Surfen im Internet aus einer Hand zu einer monatlichen Pauschale von 50 Mark anbieten würden. "Das ist möglich", sagte Karras.




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      Zum Teil 38

    © 1998-2001 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 30.12.2009 17.26 Uhr