Dokumentiert sind hier in Auszügen oder als Links zum
SPIEGEL-Archiv einige ausgewählte und in einer
Zusammenstellung besonders interessante Artikel aus dem SPIEGEL.
Dieses Copyright- geschützte Material wurde hier wegen der permanenten Link-Möglichkeit
(HTML-Anker) dokumentiert. Bitte beachten Sie das Copyright, das beim Spiegel-Verlag (Hamburg) liegt.
Tippfehler gehen zu meinen Lasten.
T E L E K O MAuf Wiedersehen, Word
Ein Zauberwort geistert durch die Entwicklerszene, das das Netz zum Betriebssystem für jeden Rechner machen soll. "Ajax" macht es leicht, Anwendungen im Webbrowser laufen zu lassen mancher träumt schon von einer Zukunft ohne Word und andere Office-Anwendungen.
Aus: Spiegel Online 2. Mai 2006, 12.35 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]Vor 10 Jahren bestand das World Wide Web aus statischen Seiten mit Text und Bildern. Vor fünf Jahren kamen immer mehr "dynamische" Web-Seiten hinzu, auf denen die Besucher Informationen aus Datenbanken abrufen konnten. In diesem Jahr nun wird das World Wide Web immer mehr zu einem Ort für die Nutzung von Software jeder Art. Das Internet wird zu einer Art Betriebssystem, das grundlegende Funktionen für beliebige Anwendungen bereitstellt.
Der Browser startet Programme für E-Mails, für die Verwaltung von Urlaubsfotos, für die Beobachtung von Aktienkursen oder zur Verwaltung von Terminen. Selbst klassische Computerprogramme wie Textverarbeitung und Tabellenkalkulation gibt es inzwischen als "Web-Anwendung". Die damit erstellten Dokumente werden ebenfalls im Internet gespeichert und können im Unterschied zum Schreibtisch-PC von jedem Ort der Welt aus abgerufen werden.
Mit Putzen hat das alles nicht zu tun
Möglich wird die Flut von Web-Anwendungen durch eine neuartige Kombination von bereits länger bekannten Techniken, die als Ajax bezeichnet wird: Mit "Asynchronous JavaScript and XML" wird es möglich, dass nur noch bestimmte Teile einer Webseite zum Browser übertragen werden. Im Bruchteil einer Sekunde kann der Internetnutzer auf diese Weise Änderungen im Erscheinungsbild der Webseite bewirken, für die bisher stets die zuweilen quälend langsame Übertragung der kompletten Seite erforderlich war."Für den Privatanwender bringt das mehr Interaktivität ins Web", erklärt der Microsoft-Software-Experte Dirk Primbs, "denn Ajax verlagert einige Aktivitäten vom Server auf den Client." Microsoft gehörte Ende der neunziger Jahre zu den Pionieren dieser Art von Webdesign und hat die Technik für die Online-Ausführung seines E-Mail-Programms Outlook genutzt. Inzwischen gibt es innerhalb der Software-Plattform .NET eine eigene Ajax-Umsetzung von Microsoft mit der Bezeichnung Atlas. In seinem neuen Web-Portal live.com bastelt der Software-Marktführer gerade an seinem Angebot für das "Web 2.0", wie der Trend im Augenblick oft genannt wird.
Microsoft-Ausstiegsstrategie?
Allerdings könnte Ajax auch das bisherige Geschäftsmodell von Microsoft gefährden. "Es begünstigt eindeutig eine Microsoft-Ausstiegsstrategie", sagt der Produktmanager der Softwarefirma eBusiness Applications, Alexei White. "Ich denke nicht, dass es ein vollständiger Ersatz sein kann. Aber man kann damit abgespeckte Alternativen zu den meisten Office-Anwendungen bereitstellen, die für einige Anwender ausreichend sind."Zuletzt verging kaum ein Monat, in dem das Internet-Unternehmen Google nicht eine neue Web-Anwendung vorgestellt hat zuletzt war das der Online-Terminplaner Google Calendar. Von entscheidender Bedeutung aber war Google Maps, ein Landkartendienst, der die Position von Orten anzeigt und mit Internet-Daten verknüpft. 10 Tage nach dem Start von Google Maps prägte Jesse James Garrett von der Firma Adaptive Path im Februar 2005 den Begriff Ajax.
Der Erfolg von Google Maps brachte viele Web-Entwickler dazu, sich mit den technischen Grundlagen dieser Art von Anwendung zu beschäftigen. "Jeder fragte sich: Oh, wie haben sie das bloß gemacht", sagt Steve Yen, dessen Firma eine Web-Software für Tabellenkalkulation namens Num Sum entwickelt hat. Ajax wurde zum Hype, und die Entwicklung ist noch längst nicht abgeschlossen.
"Ajax kann nicht alles"
Der Ajax-Programmierer Michael Robertson, einst führender Kopf der MP3-Pioniere mit dem Portal mp3.com, bastelt zurzeit eifrig an Web-Programmen für Office-Anwendungen. Unter der Überschrift "Bye bye Microsoft Word" schrieb er in seinem Blog: "Mein Plan ist es, überladene teure PC-Software durch ein System zu ersetzen, das Software dynamisch auf den Computer lädt, wenn sie gebraucht wird, und das völlig kostenlos." Dabei wird es gleichgültig, unter welchem Betriebssystem der Computer läuft ob Windows, Linux oder Mac. Letztlich wird so das Internet im Browser zu einer Art Betriebssystem.Kürzlich hat Robertson sogar ein spezielles Ajax-Betriebssystem angekündigt: AjaxOS beruht auf einer Linux-Distribution, dem auf Debian aufbauenden Linspire, und soll die direkte Dateiverwaltung auf dem Server unterstützen: Das heißt, Dateien sollen auf dem Web-Server ebenso einfach geöffnet und gespeichert werden können wie auf dem PC.
Deutlich zu spüren sind die Fortschritte der Entwicklung bei neuen Web-Mail-Diensten wie dem von Yahoo. Bisher mussten die Formulareingaben für E-Mails zum Server geschickt werden. Dort wurden die Daten dann in eine neue Webseite eingefügt, die an den Browser zurückgeschickt wurde. Mit der neuen Ajax-Anwendung werden die Seiten für die Web-Mail-Anwendung nicht jedes Mal neu geladen, sondern nur die jeweils neuen Informationen über das HTT-Protokoll (http) der Internet-Datenverbindung hin und her geschickt.
Scott Guthrie, der bei Microsoft für das Atlas-Projekt zuständig ist, betrachtet die Auswirkungen auf die traditionelle Software- Entwicklung gelassen: "Wenn man ein Textdokument oder eine sehr umfangreiche Tabelle anlegen will, werden Fähigkeiten erwartet, die heute nur sehr schwer über das Web bereitgestellt werden können." Anwendungen mit hohen Anforderungen an den Prozessor wie die Bildbearbeitungssoftware Photoshop oder Computerspiele werden auf absehbare Zeit kaum auf den Browser umziehen können. Selbst Google hat für seine Maps-Anwendung eine gesondertes Programm zum Download und zur Installation entwickelt, um die 3-D-Darstellung und andere weitergehende Funktionen zu ermöglichen.
"Ajax kann nicht alles", sagt Bret Taylor, der bei Google für die Landkarten- Angebote zuständig ist. "Web-Anwendungen haben noch einen weiten Weg vor sich." [Ajax-net Deutschland]
M O B I L F U N KRicke will neue Übernahmen
Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke findet den dümpelnden Kurs der T-Aktie "enttäuschend" und gelobt den Aktionären Besserung. Auf der Hauptversammlung verteidigte er die Massenentlassungen des Konzerns. Und kündigte gleichzeitig neue Zukäufe in Europa an.
Aus: Spiegel Online 3. Mai 2006, 15.57 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]KÖLN. Für die Deutsche Telekom rücken Übernahmen wieder stärker in den Fokus. "Wir werden im europäischen Konsolidierungsprozess eine aktive Rolle spielen", sagte der Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke in Köln. Um die Position als größter Telekommunikationskonzern Europas zu behaupten, schließe man Zukäufe ausdrücklich nicht aus allerdings nicht zu jedem Preis. Entscheidend sei die Kapitalrendite.
Über mögliche Übernahmeziele wollte sich Ricke jedoch nicht äußern. Klar sei nur: Grundsätzlich wolle die Telekom nur dort expandieren, wo sie bereits tätig sei. In diesen Märkten strebe das Unternehmen gemessen am Umsatzanteil führende Positionen an. Die Telekom ist in verschiedenen Ländern West- und Osteuropas sowie mit dem Mobilfunk in den USA tätig.
Im vergangenen Jahr hatte die Telekom gemeinsam mit der niederländischen KPN die Übernahme von O2 erwogen. Inzwischen wurde der britische Mobilfunkkonzern von der spanischen Telefonica geschluckt. In Österreich erwarb die Telekom im vergangenen Jahr den viertgrößten Anbieter tele.ring. Vor wenigen Wochen hatte die EU den Erwerb unter einigen Auflagen genehmigt. In der Branche gibt es immer wieder Gerüchte, dass die Telekom die italienische Telecom Italia übernehmen will.
Erneut verteidigte der Konzernchef den massiven Stellenabbau. Vor dem Hintergrund des hohen Wettbewerbsdrucks müssten technische Möglichkeiten, die die Effizienz steigerten, konsequent genutzt werden. Insgesamt will sich die Telekom bis Ende 2008 von 32.000 Mitarbeitern ohne betriebsbedingte Kündigungen trennen. Gleichzeitig sollen 6.000 Stellen unter anderem in T-Punkten neu geschaffen werden.
I N T E R N E T - T VE-Plus ruft nach dem Staat
Anrufe vom Festnetz aufs Handy sollen billiger werden. Doch jetzt gibt es zwischen den Mobilfunkunternehmen Streit. E-Plus fühlt sich gegenüber seinen Konkurrenten benachteiligt und fordert das Einschreiten des staatlichen Regulierers.
Aus: Spiegel Online 5. Mai 2006, 18.28 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]DÜSSELDORF. Während T-Mobile, Vodafone und 02 freiwillig die Gebühren für Anrufe vom Festnetz in ihre Netze senken wollen, fordert E-Plus das Einschreiten der staatlichen Bundesnetzagentur. "Der Regulierer muss hier handeln", sagte Vorstand Thorsten Dirks.
Die Bundesnetzagentur hatte zuvor gefordert, die Gebühren für eingehende Telefonate aus dem Festnetz, die sogenannten Terminierungsentgelte, auf das europäische Niveau von unter 10 Cent abzusenken. Würden sich die Mobilfunkunternehmen untereinander nicht freiwillig einigen, werde man handeln.
T-Mobile und Vodafone haben sich dem Vernehmen nach bereits mit O2 auf eine Absenkung auf 9,5 Cent pro Minute geeinigt. O2 soll künftig knapp 11 Cent erhalten. Mit E-Plus jedoch kam keine Einigung zustande.
Das Unternehmen fühlt sich bei den Terminierungsentgelten im Nachteil. Es verlangt eine höhere Gebühr für Anrufe in sein Netz und das von O2, als sie Telekom und Vodafone erhalten.
E-Plus untermauert seine Argumentation mit einem Gutachten: Die Kosten für den Betrieb des Mobilfunknetzes der kleinen Anbieter seien höher, weil sie wegen einer anderen Frequenz ein dichteres Mobilfunknetz mit mehr Sendemasten flechten müssten.
Die Terminierungsentgelte sind eine wichtige Einnahmequelle für die Mobilfunkanbieter. Nach Angaben von T-Mobile machen sie zwischen 10 und 20 Prozent des Gesamtumsatzes aus.
Derzeit kassieren die beiden Marktführer T-Mobile und Vodafone 11 Cent pro Minute und E-Plus und O2 jeweils 1,4 Cent mehr pro Minute bei Anrufen aus dem Festnetz. Die Differenz müsse wegen der höheren Kosten für den Netzbetrieb jedoch auf 4 Cent steigen, sagt E-Plus die Bundesnetzagentur müsse dies berücksichtigen und die Preise regulieren.
Dagegen laufen die anderen Sturm: "Wir tun alles dafür, dass es nicht zu einer Regulierung des Marktes kommt", sagte ein Vodafone-Sprecher. Das Unternehmen orientiere sich an der Freiwilligkeit und wolle Preissenkungen von unter 10 Cent gerne mitmachen. Auch ein Sprecher von T-Mobile betonte, dass das Unternehmen auf eine freiwillige Lösung setze.
Da die Einigung mit E-Plus nicht zu Stande kam, rechnen Experten nun tatsächlich mit einer Regulierung des Mobilfunkmarktes. Die Frist für Stellungnahmen zu einem Entwurf einer Regulierungsverfügung lief an diesem Freitag [5.5.2006] aus.
T-Mobile kritisierte die Forderungen von E-Plus, die Differenz der Entgelte zwischen D- und E-Netzen noch weiter zu erhöhen. "Zwölf Jahre nach dem Netzstart gibt es dazu überhaupt keinen Grund", sagte der Sprecher. Er verwies auf die E-Plus-Muttergesellschaft KPN, die in den Niederlanden bis 2008 eine vollständige Aufhebung der Differenz durchgesetzt habe.
D E U T S C H L A N D - P R E M I E R EARD und ZDF meutern gegen Telekom
Das geplante Internet-Fernsehen der Telekom droht schon vor dem Start eine schwere Pleite: ARD und ZDF wollen ihr Programm wegen technischer Unstimmigkeiten nicht für das TV-Angebot des Telefonkonzerns zur Verfügung stellen.
Aus: Spiegel Online 10. Mai 2006, 20.40 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG. "Unter den derzeitigen technischen Bedingungen gibt es von uns kein Signal", sagte ZDF- Produktionsdirektor Andreas Bereczky der Financial Times Deutschland. Auch die ARD werde ihr Programm nicht für das TV-Angebot der Telekom zur Verfügung stellen.
Bereczky begründete seine Haltung damit, dass die von Europas größtem Telefonkonzern favorisierte IPTV-Software von Microsoft [sic!] wichtige europäische Fernsehstandards nicht unterstütze. "Wir bestehen darauf, dass dies zunächst geändert wird", sagte er.
Die Telekom will ab Sommer unter dem Namen T-Home ein TV-Paket mit mehr als hundert Kanälen über das Internet anbieten. Das Problem ist dem Blatt zufolge die von der Telekom verwendete Technikplattform, die in wesentlichen Teilen vom US-Softwarekonzern Microsoft kommt. Kritikern zufolge sei die so genannte Middleware des Windows-Konzerns mit anderen Lösungen nicht kompatibel. Zudem unterstütze sie wichtige Fernsehstandards wie DVB-IPI nicht. "Wenn ich höre, dass die Telekom mit Microsoft kooperiert, da wird mir ganz anders", sagte Herbert Tillmann, der Vorsitzende der Produktions- und Technikkommission von ARD und ZDF dem Blatt. Man bevorzuge offene Standards und wolle sich der Plattform von Microsoft nicht ausliefern.
H O C H A U F L Ö S E N D E D V D SHansenet startet Fernsehen über DSL
In Hamburg und Lübeck gibt es ab sofort einen vierten Empfangsweg fürs Fernsehen: Neben Kabel, Antenne und Satellit kommt das TV-Signal jetzt auch über [die Telefonleitung per] DSL ins Haus. Hansenet-Kunden kostet das IP-TV-Paket monatlich mindestens 9,90 Euro.
Aus: Spiegel Online 11. Mai 2006, 16.32 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]BERLIN (hda). Triple Play war bislang in Deutschland ein Phantom. Alle redeten über das Komplettpaket aus DSL, Internet-Telefonie und Internet-Fernsehen nur anbieten konnte es keiner [Ed: auch die Telekom nicht]. Hansenet macht jetzt als erstes Unternehmen in Deutschland Ernst damit und startet TV über DSL.
Alice homeTV heißt das Angebot, das vorerst nur für Hansenet-Kunden in Hamburg und Lübeck gilt. Weitere Großstädte sollen "mittelfristig" folgen, wie es in einer Erklärung des Unternehmens heißt. HomeTV umfasst bis zu 100 Kanäle und außerdem eine Online-Videothek mit 600 Filmen zum kostenpflichtigen Download.
Triple Play kostet
t-off-Versuch einer Monats-RechnungEinmalgebühren (1/12) ??,?? Euro Grundgebühr Telefon ??,?? Euro Grundgebühr DSL 19,99 Euro Grundgebühr IPTV 0,00 Euro 2) Miete DSL-Modem ??,?? Euro Miete IPTV-Box 0,00 Euro 2) Telefonate ??,?? Euro Internet-Flatrate ??,?? Euro Basispaket IPTV 9,90 Euro PayTV Paket 1 14,90 Euro PayTV Paket 2 22,90 Euro Zusammen: › 67,69 Euro 1) 1) Und wer soll das alles bezahlen?
2) Im IPTV-Basispaket enthalten.
Das Basispaket kostet monatlich 9,90 Euro. Darin enthalten ist der TV-Anschluss für den Empfang von Fernsehen und Video-on-Demand sowie die monatliche Miete der Settop-Box. Zum Basispaket gehören "alle wichtigen nationalen, aber auch internationalen TV-Sender", erklärte Hansenet heute bei der Vorstellung des Angebots in Berlin. Vertreten seien unter anderem RTL, Sat.1, Vox, ProSieben, CNN und Terranova.
ARD und ZDF gibt's allerdings vorerst nicht über Hansenets Triple Play. Auch T-Online hat Probleme, die öffentlich-rechtlichen Sender für sein noch in diesem Jahr startendes IP-TV-Angebot zu gewinnen. Hansenet versprach jedoch, dass ARD und ZDF schon bald im Alice-Paket verfügbar sind: Die Vertragsgespräche seien so weit fortgeschritten, dass von beiden Seiten mit einem Vertragsabschluss in den nächsten Tagen gerechnet wird, hieß es.
Pay-TV-Sender sind in verschiedenen Paketen zusätzlich buchbar. So kostet zum Beispiel "Big Entertainment" mit Kanälen wie SciFi, National Geographic Channel oder 13th Street monatlich 14,90 Euro. "Türk Premium" mit 3 türkischsprachigen Pay-TV-Sendern ist für monatlich 22,90 Euro erhältlich.
Ein Download aus der Online-Videothek soll zwischen 0,90 Euro und 4,90 Euro kosten. Ob der hohe Preis funktioniert, muss sich zeigen. Das Leihen selbst brandaktueller DVDs kostet in mancher Videothek nur 1 oder 2 Euro pro Tag.
Die Filme und Konzertmitschnitte bei Hansenet steuern unter anderem Buena Vista International Television (Disney), MGM, Constantin und Ufa, BBC Worldwide und Warner Music bei. Rund 70 aktuelle Streifen sollen verfügbar sein, darunter "Flightplan" mit Jodie Foster oder "Die Chroniken von Narnia" Später sollen laut Hansenet Blockbuster wie "Scary Movie IV" oder "Fluch der Karibik II Die Truhe des Todes" folgen [Ed: alles Filme, die man nicht unbedingt gesehen haben muß. Also welche Vorteile bietet denn nun das IPTV für die Kunden ganz konkret?].
T E L E K O M - G E S E T ZSony und Microsoft unterlaufen Kopierschutz
Laufwerke für hochauflösende DVD-Wiedergabe sollen die neuen Spielkonsolen attraktiv machen Hollywood allerdings dürfte das nicht freuen. Denn die mit viel Aufwand aus dem Boden gestampften Kopierschutzmechanismen werden von den Herstellern zunächst auf Eis gelegt.
Aus: Spiegel Online 13. Mai 2006, 16.18 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]LOS ANGELES. Eigentlich sollte alles absolut sicher sein. Ein Hardware-Kopierschutz namens HDCP sollte verhindern, dass hochauflösende Bildsignale von den neuen Super-DVDs am Ausgang abgegriffen und so pirateriefähig gemacht werden und ein zweiter Mechanismus (AACS) dafür sorgen, dass die Scheiben auch nicht direkt kopiert werden können.
Hollywood hat viel Arbeit investiert, damit die hochqualitativen Inhalte nicht demnächst in Billigversion aus den Pressen von Filmpiraten strömen womöglich vergeblich, wie sich jetzt auf der Spielemesse E3 herausgestellt hat. Zumindest der HDCP-Schutz wird vermutlich nicht greifen.
Für HDCP brauchen Abspielgeräte spezielle Ausgänge, die mit eigens eingebauten Verschlüsselungsmechanismen ausgerüstet sind. Zwischen Gerät und HDTV-Fernseher werden die Bilddaten dann geschützt übertragen ein Abgreifen des digitalen Bilderstroms durch Raubkopierer soll so verhindert werden.
Das Problem für die Spiele-Industrie: Microsofts Xbox-360 bekommt bis Weihnachten zwar ein HD-DVD-Laufwerk als Peripherie- Erweiterung aber die Konsole hat den sogenannten HDMI-Ausgang, der HDCP unterstützt, gar nicht. Das gleiche wird für die günstigere Version von Sonys Playstation 3 gelten kein HDMI und damit, ginge es nach Hollywood, auch keine hochauflösende Wiedergabe.
Hinter den Kulissen jedoch hat man sich geeinigt: Bis mindestens 2010, wenn nicht gar 2012, sollen nun doch Signale zwar analog aber in voller Auflösung ausgegeben werden können auch ohne HDMI und HDCP. Ursprünglich war vorgesehen, dass HD-Bilder Abspielgeräte nur digital und per HDCP verschlüsselt verlassen dürfen. Die ebenfalls vorhandenen Analogausgänge der Blu-ray-oder HD-DVD-Player sollten Videos höchstens in reduzierter Auflösung nach außen geben dürfen.
Sowohl Sony als auch Microsoft bestätigten bei der E3 in Los Angeles gegenüber SPIEGEL ONLINE, dass das Fehlen der entsprechenden Interfaces nicht verhindern wird, dass Blu-ray-DVDs und HD-DVDs auch mit voller Auflösung dargestellt werden (sofern ein entsprechender Fernseher vorhanden ist).
Hollywood dürfte das nicht freuen. Besonders bei Sony ist die Situation pikant, ist das Unternehmen doch sowohl Filmstudio als auch Konsolenfabrikant. Sonys oberster Spiele-Entwickler verneinte auf Nachfrage jedoch, dass es im Hause Sony Geschrei gegeben hätte um den Schutz der teuren Filme: Die Datenmengen seien bei den neuen Scheiben ohnehin so groß, dass Piraterie sich nicht lohne. Das einzige Medium, das diese Mengen bewältigen könne, sei schließlich eine entsprechende Blu-ray-Scheibe.
Spätestens wenn die Filmindustrie aber beginnt, die teuer Entwickelten Schutzmechanismen auf den DVDs doch einzuschalten, wird es für die Besitzer der Konsolen-Laufwerke ohne entsprechenden Ausgang möglicherweise unmöglich, Filme abzuspielen.
B U N D E S L I G A R E C H T ERegierung riskiert Streit mit der EU
Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der einerseits Verbraucher schützen soll und andererseits die Deutsche Telekom. Die EU-Kommission kritisierte den Entwurf als protektionistisch. Kommissarin Viviane Reding kündigte ein Verfahren gegen Deutschland an.
Aus: Spiegel Online 17. Mai 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). Die SPIEGEL-Leute geben seit Mai 2006 keine Uhrzeit mehr an. [Original]BERLIN. Die Bundesregierung will Verbraucher besser vor Abzocke durch Telefonfirmen schützen. Das Kabinett verabschiedete am Mittwoch [17.5.2006] einen entsprechenden Gesetzentwurf von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU), der geltende Vorschriften ergänzen soll. Jugendliche Handy-Benutzer sollen beispielsweise davor bewahrt werden, unwissend Unsummen für das Herunterladen von Klingeltönen auszugeben. Während Verbraucherschützer den Entwurf grundsätzlich lobten, kritisierte die Branche die geplanten Neuregelungen als zu weitgehend.
Die Regierung stärkte zudem mit einem weiteren Beschluss die Deutsche Telekom im Hochgeschwindigkeitsnetz. Der Vorlage zufolge soll das VDSL-Netz der Telekom für eine befristete Zeit nicht der Regulierung durch die Bundesnetzagentur unterliegen. Wettbewerber könnten das neue Netz dann mehrere Jahre nicht mitnutzen. Die EU-Kommission ist von der Entscheidung alles andere als begeistert: Sie kündigte rechtliche Schritte gegen die Bundesregierung an.
Deutschland begebe sich auf "einen gefährlichen, wettbewerbsfeindlichen Sonderweg", warnte die Kommission. Dieser schaffe Rechtsunsicherheit und gefährde langfristig Investitionen in der Branche. "Sollte der deutsche Gesetzgeber dem Vorschlag der Bundesregierung folgen, bin ich fest entschlossen, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland einzuleiten", sagte EU-Medienkommissarin Viviane Reding in Brüssel.
Europa könne es sich nicht leisten, aus kurzfristiger politischer Opportunität neue Monopole zu fördern. Ein Brüsseler Verfahren wegen Verletzung des EU-Vertrags kann in letzter Konsequenz zu einer Klage der EU-Kommission gegen die Bundesregierung vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) führen.
B U N D E S L I G A R E C H T EPremiere sagt Arena den Kampf an
Premiere steuert auf eine offene Konfrontation mit seinem Konkurrenten Arena zu. Im Wettstreit um die Fußball-Bundesliga-Übertragungsrechte bemüht der Sender nun Amtshilfe. Premiere legte bei der zuständigen Landesmedienanstalt Widerspruch dagegen ein, dass Arena überhaupt auf Sendung gehen darf.
Aus: Spiegel Online 17. Mai 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). Die SPIEGEL-Leute geben seit Mai 2006 keine Uhrzeit mehr an. [Original]HAMBURG. Noch vor wenigen Wochen sah der Bezahlsender Premiere wie der sichere Verlierer im Bieterwettstreit um die Fernsehübertragungsrechte der Fußball-Bundesliga aus; die Unity-Media-Tochter Arena hatte dem Münchener Sender das Geschäft zum Preis von 250 Millionen Euro vor der Nase weggeschnappt. Jetzt aber ist Premiere in die Offensive gegangen.
Nach Informationen von manager-magazin.de hat das Unternehmen um Vorstandschef Georg Kofler die zuständige Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen eingeschaltet. Premiere hat Widerspruch dagegen eingereicht, dass Arena überhaupt eine Zulassung als Rundfunk zur bundesweiten Verbreitung erhalten habe. Die Landesmedienanstalt war heute für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Koflers Anwälte argumentieren, dass die Düsseldorfer Landesmedienanstalt die Bestimmungen des Landesmediengesetzes schlicht fehlerhaft angewendet und ihren Gestaltungs- und Beurteilungsspielraum überschritten habe. Durch die Zulassung von Arena hätten die Beamten die Möglichkeit zu Meinungsvielfalt im Rundfunk zu stark eingeschränkt.
Arena-Sprecherin Susanne Jahrreiss wollte den Premiere-Widerspruch nicht kommentieren.
Premiere sorgte bereits vor einigen Wochen für Aufsehen, als das Unternehmen die Nähe zur Deutschen Telekom suchte. Europas größter Telekommunikationskonzern hatte zuvor die Internetfernsehrechte an der Fußball-Bundesliga erworben für einen Bruchteil der Summe, die das Kabelnetzbetreiberkonsortium Arena für die Fernsehrechte zahlte. Über die Infrastruktur von Premiere und deren Kunden könnten diese IP-TV-Rechte genutzt werden, um via Internet das Programm auf die Bildschirme zu übertragen. Die Telekom hatte gegenüber manager-magazin.de bestätigt, unter anderem mit Premiere über Möglichkeiten zur Aufarbeitung der Bundesliga-Rechte für IP zu sprechen.
Arena, so heißt es, hat für diese Möglichkeit bereits eine Klage vorbereitet. Die rechtlichen Schritte allerdings bewegen sich Beobachtern zufolge in einer Grauzone, da die EU-Kommission die technische Beschreibung, was denn IP-TV genau sei, nur sehr ungenau formuliert habe.
An der Börse zählen Premiere-Aktien heute zu den großen Gewinnern. Die Titel stehen derzeit mit gut 2 Prozent im Plus bei 12,60 Euro. Der MDax, in dem die Premiere-Anteilsscheine gelistet sind, verliert dagegen zeitgleich nahezu 1 Prozent auf 8435 Indexpunkte. [mehr]
Z A N K A P F E L I N T E R N E TPremiere kontert mit Internet-TV
Es sah so aus, als habe Premiere im Kampf um die Live-Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga gegen Arena verloren. Doch weit gefehlt: Premiere verbündet sich mit der Telekom und läutet womöglich ein neues Fernsehzeitalter ein.
Aus: Spiegel Online 19. Mai 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). Die SPIEGEL-Leute geben seit Mai 2006 keine Uhrzeit mehr an. [Original]HAMBURG. Kurz vor Weihnachten war der Schock beim Münchner Bezahlsender Premiere noch groß: Gerade hatte man die Übertragungsrechte für Live-Spiele in der Bundesliga an den Konkurrenten Arena verloren. Heute, knapp 5 Monate später, geht der Kampf um die Rechte in die nächste Runde. Premiere und die Deutsche Telekom gaben offiziell bekannt, dass sie ab der kommenden Saison alle Spiele der ersten und zweiten Fußball- Bundesliga live über das Internet übertragen. Die Vereinbarung umfasst nach Angaben des Senders zunächst die kommenden 3 Spielzeiten. "Alle Spiele, alle Tore, alles live: 612 Spiele", sagte ein Sprecher im Stakkato.
Auf der einen Seite Premiere und die Telekom, auf der anderen Arena und die Deutsche Fußball-Liga (DFL), die die Rechte an Arena vergeben hatte: Während ersteres Team heute jubelt, reagiert letzteres gelassen. Aus der DFL heißt es, die Kooperation zwischen Telekom und Premiere bewege sich "im Rahmen der erworbenen Rechte, der allerdings damit erschöpft ist". Arena-Geschäftsführer Dejan Jocic erklärt: "Es hat sich nichts geändert. Wer Bundesliga live über Kabel und Satellit im Fernsehen sehen will, bekommt das Angebot nur bei Arena." Sein Kollege Christoph Bellmer sagt: "Wir freuen uns, dass jetzt Klarheit herrscht."
WER HAT WELCHE BUNDESLIGA-RECHTE?
Die Rechte für die Live- Übertragung im Pay- TV liegen bei Arena. Die Gesellschaft befindet sich zu 100 % in Besitz von Unity Media. Hinter Unity stehen die Kabelanbieter Ish und Ieasy. Bislang hatte der Bezahlkanal Premiere die Rechte an den Live- Spielen.Die ARD- "Sportschau" behält die Erstver- wertungsrechte für das frei empfang- bare Fernsehen, wird allerdings die Zusammen- fassungen der Partien samstags statt um 18.10 Uhr erst um 18.30 Uhr senden.
Die Zweitverwertung im Free-TV am Samstag- abend bleibt beim ZDF, das zur gewohnten Zeit ab 22 Uhr sendet.
Die Zusammenfassung im Free-TV der beiden Sonntagspartien strahlt wie bisher das DSF aus, allerdings statt um 19 Uhr erst 3 Stunden später.
Die Internet-Rechte gingen an die Deutsche Telekom, die plant, künftig komplette Spiele im Web [Ed: übers Internet nicht übers Web] zu übertragen.
Die Auslandsrechte sicherte sich der Wettan- bieter Betandwin.
Das sind erstaunlich versöhnliche Töne, nachdem sowohl DFL als auch Arena den Plänen von Telekom und Premiere bislang ablehnend gegenübergestanden hatten. "Wir dulden nicht, dass unser Pay-TV-Partner Arena geschwächt wird. Im Extremfall könnte die Telekom die Internet-Rechte wieder verlieren", hatte DFL-Präsident Werner Hackmann zuletzt noch erklärt. Gegenüber SPIEGEL ONLINE wollte er sich heute nicht äußern.
Rund 240 Millionen Euro hatte Arena, Tochter des Kölner Kabelnetzbetreibers Unity Media, für die Fußballrechte geboten, ähnlich viel wie Premiere. Nur drängten die Münchner stärker als die Kölner darauf, die ARD-Sportschau auf einen späteren Sendeplatz am Samstagabend zu verbannen. Die DFL entschied im Sinne der Fußballfans ohne Premiere-Abo und gab Arena den Zuschlag. Man einigte sich darauf, die Bundesliga-Zusammenfassung in der Sportschau um 20 Minuten nach hinten auf 18.30 Uhr zu verschieben.
Die Telekom sicherte sich derweil über die Tochter T-Online die Bundesligarechte für das Internet. Rund 40 Millionen Euro ließ das Unternehmen sich das kosten um jetzt Premiere den Eintritt in die Fußballwelt durch eine neue Tür zu ermöglichen. Für den Sender kommt das nach dem Verlust der Lizenzen gerade recht. Per Sublizenz darf Premiere nun doch im Fußball mitmischen und auch noch die Telekom Infrastruktur nutzen. IPTV heißt die Rettung, das Kürzel für Internetfernsehen.
Die Telekom arbeitet derzeit an einem 50-Megabit-Netz, ein extrem leistungsfähiges Glasfasernetz mit den Namen VDSL, über das Telefonieren, Internet und eben auch Übertragungen von Fernsehprogrammen möglich sind, und zwar in höchster Bild- und Tonqualität. Die Branche nennt das "Triple Play". Ein kostspieliges Unterfangen, zumal die entsprechenden Kabel bislang nur in ausgewählten Großstädten verlegt sind. Ab Sommer sollen 3 Millionen Haushalte in 10 Städten erreicht werden, bis 2007 sollen es 13 Millionen Haushalte sein.
VDSL: TELEFON, INTERNET,
FERNSEHEN
Premiere steigt mit der Telekom- Kooperation ins Internet- Fernsehen, kurz IPTV, ein. Die Telekom will das TV- Angebot über ihre neuen Hochge- schwindigkeitsnetze VDSL verbreiten. VDSL steht für "Very High Date Rate Digital Subscriber Line" und gilt als Weiterentwicklung der ADSL- Leitungs- systeme. VDSL- Verbindungen bestehen aus Glasfaserkabeln und Kupferleitungen. Die Leitungen erlauben die Vermittlung von Daten bis zu 50 Megabit pro Sekunde.Die heute üblichen ADSL- Verbindungen mit Downloadraten von 1 bis 3 Mbit/s reichen für "Triple Play", also Telefonieren, Internet und Fernsehen, nicht aus. Allein der Videostream benötigt 1,5 bis 2 Mbit/s, für HDTV (digitales Fernsehen) sind es sogar 5 bis 8 Mbit/s. Hinzu kommen IP- Telefonie und der Traffic beim Surfen.
Um die hohen Datenmengen mit einer Geschwin- digkeit von bis zu 50 Megabit pro Sekunde zu transportieren, muss die Breitbandtechnik möglichst dicht beim Kunden sein. Deshalb sind so genannte Kabelverzweiger nötig.
Bis Juni will die Telekom drei Millionen Haushalte in zehn Großstädten mit der neuen Leitung verbinden. Allein in Berlin verlegt sie rund 3800 Kilometer und rüstet 11.000 Kabelverzweiger auf. Insgesamt sollen bundesweit etwa rund 18.000 Kilometer Glasfaser verbaut und 74.000 Verteilerkästen umgerüstet werden.
Derzeit testet die Telekom die neuen Leitungen nach eigenen Angaben "intern". Später soll VDSL 2 mit 100 Megabit pro Sekunde doppelt so schnell werden.
Für die Kunden wird das wohl zu Beginn nicht gerade billig doch dank Fußball für viele attraktiv genug, hofft die Telekom. Details zu Preisen will sie kommende Woche nennen. Sie engagierte schon mal Franz Beckenbauer als Kommentator. Telekom-Vorstand Walter Raizner wertet die Kooperation mit Premiere als "strategische Partnerschaft". So hilft der Deal beiden, Telekommunikationsunternehmen und Bezahlsender.
Die Folge ist ein weiterer Schritt im Verschmelzen von Internet und Fernsehen. "Die Digitalisierung des Fernsehens bekommt durch diese Zusammenarbeit einen enormen Schub", sagt Peter Widlok, Sprecher der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Das Medium Fernsehen wird durch das Internet sehr viel zielgerichteter, weil Menschen sich Sendungen, die sie interessieren, abrufen können. Und das Angebot wird insgesamt breiter", prognostiziert Widlok die Entwicklung. Allerdings sieht es darin auch eine Verteuerung des Mediums. "Zusätzlich zu Rundfunkgebühren und Kosten fürs Kabelfernsehen werden Kunden künftig für Extradienste wie das Abrufen von bestimmten Sendungen zahlen müssen."
Premiere-Chef Georg Kofler sieht große "Wachstumschancen rund um IPTV" und gibt sich zuversichtlich, alte Premiere-Kunden zu halten und neue Zielgruppen zu erreichen zum Beispiel jene, die sich für das technisch Neuste begeistern. Läuft alles nach Plan, wäre Premiere das erste deutsche TV-Unternehmen, das die Bundesliga live über das Internet sendet. "Fernsehen über Breitbandnetz wird der dritte reichweitenstarke Weg zum Zuschauer. Und IPTV wird schon bald ein anerkannter digitaler Fernsehstandard sein", sagte Kofler heute. Sein Sender habe "ein Stück Zukunft vorweggenommen". Jetzt werde das Unternehmen "deutlich über 100 Millionen Euro" in interaktive Digitalreceiver investieren. Was er nicht sagte: Mit den alten Premiere-Decodern kommen die Kunden bei IPTV nicht weit.
Offen ist noch, ob die Telekom eine eigene Sendelizenz von den Medienanstalten benötigt oder ob sie die von Premiere nutzen kann. "Wir haben Arena und Telekom nach dem Erwerb der Übertragungsrechte angeschrieben und auf die Erfordernis einer Lizenz hingewiesen", sagt Widlok. "Arena hat mit einem formalen Antrag auf eine Lizenz geantwortet", sagt er. Ein Schreiben an die Telekom sei bislang unbeantwortet geblieben.
Geschichte wiederholt sich, auch in der Medienwelt: Das Pay-TV setzte sich Mitte der neunziger Jahre auf ähnlichem Wege durch, den jetzt IPTV geht. Auch damals war klar: Das Projekt Bezahlfernsehen würde sich nur etablieren, wenn Fußball mit im Angebot wäre. Nur das würde Abonnenten in Scharen anlocken. Es folgten zähe Auseinandersetzungen zwischen Sendern, dem Deutschen Fußballbund, Fußballvereinen und Juristen. Am Ende gewann Premiere.
Private versus Öffentlich-Rechtliche
Geht es um Internet-Ausgaben, ist Streit programmiert: ARD und ZDF wollen mehr in ihre Netz-Angebote investieren. Die Privatsender protestieren und wittern Verrat.
Aus: Spiegel Online 19. Mai 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). Die SPIEGEL-Leute geben seit Mai 2006 keine Uhrzeit mehr an. [Original]HAMBURG. Unlängst forderten ARD und ZDF die Abschaffung der gesetzlich vorgegebenen Obergrenze für ihre Internetausgaben. Bislang sind die Online-Aufwendungen per Rundfunk- Staatsvertrag auf 0,75 Prozent des Senderhaushalts beschränkt. Diese Begrenzung sei medienpolitisch nicht mehr akzeptabel, sagte Helmut Reitze, der stellvertretende Vorsitzende der ARD/ZDF-Medienkommission.
Der Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT), Jürgen Doetz, protestierte heute deutlich gegen diese Forderung der Öffentlich-Rechtlichen. Sie ließen keine Gelegenheit ungenutzt, für ihre "digitalen Höhenflüge" Wettbewerbsverzerrungen zu rechtfertigen, sagte Doetz in Berlin. Die Leittragenden: Natürlich die Privaten Sender. Doetz wittert einen "medienpolitischen Verrat" am dualen Rundfunksystem, den es zu verhindern gelte.
Das öffentlich-rechtliche Angebot dürfe durch die "staatliche Hilfe Rundfunkgebühr" nicht ausgebaut werden. Das gelte für Frequenzen und die Übertragungswege, die ARD und ZDF nutzen. Doetz forderte den Gesetzgeber auf, den Auftrag der Anstalten klar zu definieren und das gebührenfinanzierte Angebot entsprechend zu begrenzen.
Der VPRT hatte bereits 2003 gegen den wettbewerbswidrigen Einsatz von Rundfunkgebühren protestiert und vor der Europäischen Kommission Beschwerde eingelegt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland verzerre den Wettbewerb, mit ihren Aktivitäten verstießen ARD und ZDF gegen das Beihilferecht. Bund und Länder hatten die Gebühren gegenüber der EU-Wettbewerbskommission verteidigt, sie seien gemäß europäischem Wettbewerbsrecht keine verbotene Beihilfe.
Die ARD investierte in den Jahren 2001 bis 2004 insgesamt 160,26 Millionen Euro; das ZDF gab 33,56 Millionen aus. [mehr]
T E L E K O MArena droht mit rechtlichen Schritten gegen Telekom und Premiere
[Ed: man glaubt es kaum, die heutige Kaufmanns-Klasse kann nicht mal zweifelsfreie Verträge abschließen...]
Aus: Spiegel-Pressemeldung 20. Mai 2006, ??.?? Uhr MESZ zum Artikel "Ein bisschen im Spiel" im SPIEGEL 21/2006, 22. Mai 2006, Seite 190192 (Medien).HAMBURG. Der Inhaber der Live-Fernsehrechte an der Fußball-Bundesliga, die Arena Sport Rechte und Marketing GmbH, droht den neuen "strategischen Partnern" Deutsche Telekom und Premiere mit juristischen Konsequenzen. "Solange sie Briefmarken- Fernsehen übers Internet machen, berührt uns das nicht", sagt Geschäftsführer Dejan Jocic. "Falls Telekom und Premiere aber unsere exklusiven Rechte tangieren, werden wir selbstverständlich juristisch gegen sie vorgehen."
Der Inhaber der Ligaübertragungsrechte via Internet-Protokoll (IP-TV), die Deutsche Telekom, hatte am Freitag [19.5.2006] in München ihre gemeinsamen Pläne mit dem Bezahlfernsehanbieter Premiere publik gemacht. Danach soll Premiere seine Abonnenten in den VDSL-Ausbaugebieten von Sommer an im Rahmen des neuen T-Home-Angebotes weiterhin mit seiner Bundesliga-Berichterstattung bedienen können und das über eine neue Empfangsbox wie bisher mit normalen Fernsehgeräten.
Zudem hielt sich Telekom-Vorstand Walter Raizner ausdrücklich die Option offen, die eigenen IP-TV Signale neben VDSL auch via Kabel und Satellit in die Haushalte zu bringen. Die DFL hat zuletzt am Freitag kategorisch bestritten, dass die Telekom hierfür die notwendigen Rechte habe.
Hinter den Kulissen arbeiten die Arena-Verantwortlichen zudem an einem medienpolitischen Vorstoß in eigener Sache. Weil EU-Kommissarin Viviane Reding den von der Bundesregierung geplanten Wettbewerbsschutz für den teuren Aufbau der Telekom-VDSL-Netze ohnehin kritisch beäugt ("wettbewerbsfeindlicher Sonderweg"), erwägt Arena eine Beschwerde in Brüssel in der Kombination mit dem bislang marktbeherrschenden Bezahlfernsehanbieter Premiere, so die Argumentation, entstehe ein mächtiges Oligopol, das andere Marktteilnehmer nach Belieben diskriminieren könne.
S O N G S A U S D E M N E T ZRegulierer verbietet DSL-Rabatte
Die Bundesnetzagentur hat der Telekom untersagt, Großkunden DSL-Rabatte einzuräumen. Darunter leidet vor allem United Internet die Aktie es Anbieters gibt deutlich nach.
Aus: Spiegel Online 22. Mai 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). Die SPIEGEL-Leute geben seit Mai 2006 keine Uhrzeit mehr an. [Original]BONN. Das so genannte "Net-Rental"-Modell der Deutschen Telekom verzerre den Wettbewerb und sei daher nicht mit dem Gesetz vereinbar, hieß es von der Behörde heute.
Die Telekom-Festnetzsparte T-Com hat seit Jahresanfang Großabnehmern von Breitbandanschlüssen wie United Internet zum Teil deutliche Rabatte eingeräumt. Die bevorteilten Unternehmen konnten daher ihre Margen im DSL-Wettbewerb schonen. Die zugebilligten Margen seien bis zu drei Mal höher zu Gunsten der größeren Anbieter gewesen, sagte der Präsident der Netzagentur, Matthias Kurth.
Ein Sprecher der Telekom bedauerte das Votum des Regulierers. "Wir können die Entscheidung nicht nachvollziehen." Das Unternehmen prüfe nun die Dokumente und werde dann über mögliche rechtliche Schritte entscheiden. Konkurrenten begrüßten dagegen die Entscheidung.
"Das ist ein wichtiger Schritt für die Gleichbehandlung der Anbieter", sagte Versatel-Chef Peer Knauer. Auch die Branchenverbände Breko und VATM sehen die Chancengleichheit wieder hergestellt. Profitiert hatte von den "Net-Rental"-Modellen vor allem United Internet . Die Aktie des Anbieters gab zwischenzeitlich um knapp neun Prozent nach.
Der deutsche DSL-Markt wächst rapide, was sich auch im harten Konkurrenzkampf niederschlägt. Unangefochtener Marktführer ist die Telekom. Nach Einschätzung von Experten wird der DSL-Markt in diesem Jahr um rund 40 Prozent auf 14,5 Millionen Anschlüsse zulegen.
O N L I N E - P O R T OSchwerer Schlag gegen deutsche Musiktauscher
Ein schlechter Tag für Tausende Tauschbörsianer, ein guter für die Musikindustrie: Im größten Verfahren, das jemals in Deutschland gegen illegale Angebote in Internet-Tauschbörsen durchgeführt wurde, wurde heute ein Exempel statuiert mit Hilfe der Strafverfolger.
Aus: Spiegel Online 23. Mai 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). Die SPIEGEL-Leute geben seit Mai 2006 keine Uhrzeit mehr an. [Original]KÖLN (pat/cis). Im gesamten Bundesgebiet seien 130 Hausdurchsuchungen durchgeführt worden. Dabei habe man viele PCs beschlagnahmt und weitere Beweismittel sichergestellt, gaben die Staatsanwaltschaften von Köln und die Kreispolizeibehörde des Rhein-Erft-Kreises heute Mittag bei einer Pressekonferenz bekannt.
Der Aktion seien monatelange Ermittlungen in Zusammenarbeit mit der von der deutschen Landesgruppe der IFPI e.V. beauftragten proMedia Gesellschaft vorausgegangen, einer Art Urheberrechts- Schutztruppe. Mit einer eigens entwickelten und weltweit einmaligen Software habe man in 2 Monaten über 800.000 Datensätze und mehr als 14 Gigabyte Log-Dateien aufgezeichnet.
3500 Nutzer des Filesharingsystems "eDonkey" wurden demnach identifiziert. Jeder von ihnen habe bis zu 8000 Dateien über die Tauschbörse angeboten. Gegen alle Beschuldigten seien Strafverfahren eingeleitet worden, die Strafanträge seien bereits gestellt. Die Beschuldigten müssten nicht nur mit strafrechtlichen Sanktionen rechnen, sondern auch mit zivilrechtlichen Schadensersatzforderungen der betroffenen Musiklabel. Es handelt sich um das größte Verfahren, das jemals in Deutschland gegen illegale Angebote in Internet- Tauschbörsen durchgeführt wurde.
EDonkey gilt neben BitTorrent als derzeit populärste P2P-Software (peer to peer = Tauschnetzwerk) zur Verbreitung großer Dateipakete über das Internet. Auf das eDonkey-Netzwerk greifen unter anderem "eDonkey2000", "emule", "shareaza", "OverNet" und "MLDonkey" zu. "Emule" ist nach Angaben der IFPI in Deutschland die am meisten genutzte Tauschbörsensoftware. Der Dienst erlaubt prinzipiell die Verbreitung von Daten aller Art, wird aber vor allem für die Verteilung von Filmen und vollständigen Musik-Alben genutzt.
Die legale Verbreitung nicht urheberrechtlich geschützter Materialien dürfte dabei eher selten sein. Industrieverbände wie die IFPI argumentieren, bei Anwendungen wie eDonkey handele es sich vor allem um "Raubkopierer-Netze". Allein in Deutschland seien im Jahr 2005 mehr als 400 Millionen Musikdateien aus illegalen Quellen heruntergeladen worden.
Seit Frühjahr 2004 sind im Namen der Musikindustrie in Deutschland mehr als 4000 Verfahren gegen Tauschbörsenteilnehmer angestrengt worden. Über 1000 dieser Verfahren seien bereits abgeschlossen, mit Schadensersatzsummen bis zu 15.000 Euro, im Durchschnitt aller Verfahren rund 3000 Euro, so die IFPI.
IFPI-Chef John Kennedy, der für das Exempel gegen eDonkey-Nutzer eigens angereist ist, sagte: "Ich bin froh, dass die deutschen Behörden die Bedeutung von Urheberrechtsverletzungen erkannt haben und konkrete Maßnahmen dagegen durchführen. Internetpiraterie hat die gesamte deutsche Musikszene schwer getroffen, was in den letzten 5 Jahren zu einem Umsatzverlust von etwa einem Drittel geführt hat."
Niemand solle von der Intensivierung der Kampagnen überrascht sein, so Kennedy, denn "die Musikindustrie hat viele Aufklärungs- und Lehrkampagnen durchgeführt, die sich an Eltern, Schüler und Internetnutzer richteten. Die meisten Menschen wissen, dass das Tauschen von Musikdateien ohne Erlaubnis illegal ist leider bedarf es erst Maßnahmen wie dieser, um eine tatsächliche Veränderung des Verhaltens zu erwirken".
EDonkey steht seit einiger Zeit an der Spitze der Prioritätenliste von Organisationen wie IFPI sowie den Industrie- Lobbygruppen RIAA und MPAA. Erst im Februar erreichten Fahnder aus Belgien und der Schweiz die Abschaltung des bis dahin weltgrößten eDonkey-Servers Razorback2 in Zaventem bei Brüssel.
EU-Abgeordnete erwägen E-Mail-Steuer
Mitglieder des Europaparlamentes denken darüber nach, eine Steuer für E-Mails und SMS-Nachrichten einzuführen. 1,5 Cent teurer könnte eine einzelne SMS werden, wenn sich die Abgeordneten mit ihren Ideen durchsetzen.
Aus: Spiegel Online 26. Mai 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). Die SPIEGEL-Leute geben seit Mai 2006 keine Uhrzeit mehr an. [Original]STRASBOURG. Die gewagten Steuerpläne kommen von einer parlamentarischen Arbeitsgruppe um den französischen Europaabgeordneten Alain Lamassoure, der ein Mitglied von Jacques Chiracs Partei UMP ist und damit zur Fraktion der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament gehört.
Nach Lamassoures Vorstellungen könnten SMS demnächst mit 1,5 Cent pro Stück, E-Mails mit 0,00001 Cent besteuert werden. Diese Summen seien "Peanuts", so der Abgeordnete, "aber wenn man an die Milliarden von täglichen Transaktionen denkt, könnte das enorme Einnahmen bringen".
Der Vorstoß steht im Zusammenhang mit Forderungen nach einer "EU-Steuer", die die Gemeinschaft eines Tages erheben möchte, um ihre Finanzierung auf eine neue Basis zu stellen. Im Gespräch waren auch schon Steuern auf Flugtickets oder Zusatzforderungen an Ölgessellschaften.
Lamassoure findet, die Kommunikationssteuer wäre genau das Richtige: "Der Austausch zwischen den Ländern ist so rasant gewachsen, also würde jeder verstehen, dass das Geld, mit dem die EU finanziert wird, aus den Vorteilen gewonnen wird, die die EU mit sich bringt." Inwiefern das Versenden von E-Mails und Kurznachrichten ein der Europäischen Union zuzuschreibender Durchbruch ist, erklärte der Abgeordnete nicht.
Den Vorschlag für eine globale E-Mail-Steuer gab es schon mehrfach unter anderem wollte man der Uno damit Gelder für Entwicklungshilfeprojekte verschaffen. Die Idee kam jedoch nie so richtig in Schwung nicht zuletzt deshalb, weil die Uno gar keine Steuern erheben darf.
In Italien gab es schon einmal Überlegungen, eine SMS-Steuer einzuführen. Das Projekt stieß jedoch auf heftigen Widerstand und wurde schnell wieder zu den Akten gelegt unter anderem mit dem Argument, dass ja besonders Jugendliche viele SMS verschicken und gerade die nicht herangezogen werden sollten, um den Staatshaushalt zu sanieren. Ein Oppositionspolitiker reagierte damals mit dem Vorschlag: "Führen wir doch lieber eine Abgabe von 2 Cent auf jedes gesprochene Politiker-Wort ein." [Ed: die sogenannte Dummschwatz-Steuer].
Weitere Services im Rahmen des Archivs "t-off" von khd | ||
|
|
|
Hier gibt es keine gekauften Links! |
|