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BERLIN 21.6.1996 (pep). In Berliner Postämtern stapeln sich die neuen Telefonbücher. Ist es die Ferienzeit oder der Frust über die Telekom, der Berliner die dicken Wälzer nicht abholen läßt. Keiner weiß es so ganz genau. Um nun nicht auf den vielen T-Büchern sitzen zu bleiben, inseriert jetzt sogar die Telekom in Berliner Zeitungen fast täglich: "Jetzt abholen: Telefonbuch und Gelbe Seiten für Berlin. Kostenlos bei den Postfilialen! Sie erhalten Ihre Bücher auch ohne Abholkarte."
21.6.1996 (khd). Spötter meinen ja: Der T-Q der BerlinerInnen nicht zu verwechseln mit dem IQ! ist nun schon so hoch, daß sie problemlos die paar Telefonnummern, mit denen sie sich das Telefonieren überhaupt noch leisten können, im Kopf haben. Und deshalb können sie auf die kiloschweren Nachschlagewerke verzichten, der Umwelt zuliebe. But, who knows?
BONN 19.6.1996 (ard). Nachfolger des scheidenden Telekom- Aufsichtsrats- vorsitzenden Rolf- Dieter Leister wird der derzeitige Vorsitzende des Aufsichtsrats der Deutschen Post AG, Helmut Sihler. Den überwiegenden Teil seiner Karriere verbrachte Sihler beim Chemiekonzern Henkel [Ed: machen die nicht Waschpulver?].
BONN 17.6.1996 (t-off). Der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Deutschen Telekom AG Rolf-Dieter Leister (53) wirft das Handtuch. Der ehemalige IBM-Manager gibt nach sieben Jahren sein Telekom-Amt zum 1. Juli auf, um sich als selbstständiger Unternehmensberater zu betätigen [Ed: für die Telekom-Konkurrenz?].
BREMEN 13.6.1996 (t-off). Das Hightech-Unternehmen Deutsche Telekom ist noch immer nicht imstande, Aufträge formlos, per Fax oder zeitgemäß elektronisch übermittelt beispielsweise per E-Mail anzunehmen. Besonders anwenderfeindlich ist dieses bei Anträgen, die als Durchschreibesatz das Format DIN A3 haben (z. B. ISDN-Anträge). Diese müssen praktisch immer per Hand mit Kugelschreiber ausgefüllt werden, denn wo gibt es heute in den Büros noch Schreibmaschinen?
11.6.1996: Info aus dem UseNet des Internets, News-Gruppe: bln.misc.
BERLIN 12.6.1996 (t-off). Nur ein bedauerlicher Einzelfall, wird sich die Telekom auch hier wieder rausreden. Aber Ulli H. aus Berlin sieht das ganz anders. Er fühlt sich von der Telekom schlichtweg "beklaut", und das gleich zweimal. Rund 1090 Mark hat ihm die Telekom ohne jegliche Rechnung und Leistung so einfach vom Konto abgebucht. Kenner der Telekom sehen diesen Fall aber eher als typisch an, denn die Telekom kennt keine Plausibiltätskontrollen.
Ulli H. ist am 1. Mai 1996 in eine neue Wohnung gezogen und hat den dort vorhandenen Telefonanschluß per Übernahmeantrag von der Vormieterin übernommen. Diese hatte den Anschluß auch fristgerecht zum 30. April gekündigt und ist inzwischen nach Österreich verzogen. Ende Mai stellte Herr H. nun fest, daß die Telekom bereits am 29. April von seinem Bankkonto 519,97 DM abgebucht hatte, obwohl er im April noch gar nicht telefonieren konnte und außerdem seine Einzugsermächtigung doch erst ab dem 1. Mai galt. So bezahlte er wohl die letzte Telefonrechnung der Vormieterin. Die Rechnungsstelle versprach schnelle Korrektur, zumal in ihrem Computer nichts von einem Übergang auf einen Nachmieter stand. Der Telekom-Computer wußte nur etwas von einer Änderung der Kontoverbindung, auf das Konto von Herrn H. So wurde auch versäumt, rechtzeitig eine Abschlußrechnung anzufertigen. Am 10. Juni 1996 staunte Ulli H. nicht schlecht. Denn auf seinem Konto fand er nicht die erwartete Gutschrift, sondern eine weitere Abbuchung der Telekom, von diesmal sogar 569,97 DM. Eine Rechnung oder ein erklärendes Schreiben hat er bislang von der Telekom nicht erhalten. Die virtuelle SPD hatte im Januar mit ihrem Aufruf also recht, auch alle "Einzugsermächtigungen zu widerrufen".
HANNOVER 9.6.1996 (t-off/sut). Erneut hat sich die Telekom eine gerichtliche Abfuhr eingehandelt. Bekanntlich wirbt die Telekom für ihren unseriösen 0190-Service (z. B. die Sex-Talklines) unter der Bezeichnung "Tele-Info Service". Dabei schmückt sie sich auch hier mit fremden Federn [Ed: Übrigens, auch beim Internet, wo sie in ihrer Werbung suggeriert, daß sie der innovative Erfinder des Weltnetzes sei]. Denn der Markenname "Tele-Info" gehört dem seriösen Tele-Info Verlag in Garbsen, Hersteller von nützlichen Verzeichnissen im WWW und auf CD-ROM. Der kleine Verlag verklagte deshalb die Telekom. Schon im Eilverfahren hat jetzt das Landgericht Hannover der Telekom die weitere Verwendung von "Tele-Info" untersagt (Az: 21 O 75/96).
4.6.1996: ARD/ZDF-Videotext, Rubrik Wirtschaft, Tafel 140, 10.36 Uhr.
BONN. Die Deutsche Telekom hat im Jahr 1995 [Ed: also noch bei der alten Tarifstruktur] einen Jahresüberschuß in Höhe von 5,3 Mrd. Mark gegenüber 3,6 Mrd. Mark in 1994 erwirtschaftet. Der Umsatz wuchs um 3,6 % auf 66,1 Mrd. DM. Diese Zahlen legte die Telekom mit der Bilanz heute in Bonn vor. Von dem Jahresüberschuß sollen 4 Mrd. DM den Gewinnrücklagen zugeführt werden. Dem Bund als Alt-Eigentümer will die Telekom 1,1 Mrd. DM Dividende ausschütten. Für 1996 rechnet die Telekom mit Umsatzeinbußen. Grund seien die Einführung der Mehrwertsteuer auf Monopolleistuungen und entsprechende Preissenkungen.
4.6.1996 (khd). Sogar BILD konstatierte bei diesem in der Bundesrepublik bisher einmaligen Rekord-Gewinn von 5.300 Millionen Mark heute: "Die Deutsche Telekom schwimmt im Geld!" Freuen wird sich darüber eigentlich nur Finanzminister Waigel (CSU). Erhält er doch für die marode Staatskasse neben der Dividende letztmalig eine Sondersteuer von 3 Mrd., also insgesamt 4,1 Mrd. Mark. Weniger freuen sich Millionen Kunden, die seit heute nun ganz sicher wissen, daß sie schon 1995 mit viel zu hohen Gebühren vom Monopolisten kräftig abgezockt wurden.
1.6.1996: Berliner Zeitung, Seite 22 (Berliner Bezirke).
BERLIN. Nach einer Beinoperation fühlt sich die 75 Jahre alte Grete Pohl aus der Singerstraße [in Berlin-Mitte] von der Außenwelt abgeschnitten. "Nach meinem Umzug im Juli 1995 habe ich kein Telefon mehr, sollte aber bereits im vergangenen März einen Anschluß erhalten."
Noch bis zum vierten Quartal muß sich nach Aussage von Telekom-Sprecher Bernhard-A. Krüger Frau Pohl gedulden [Ed: also insgesamt 1618 Monate]. Unvorgesehene technische Schwierigkeiten im Raum der Singerstraße sind der Grund. "Wir müssen in diesem Gebiet die Anschlußbereiche vermittlungstechnisch neu abgrenzen. Das ist kompliziert und sehr zeitaufwendig. Umfangreiche Schaltarbeiten sind nötig, mit denen wir nicht rechnen konnten." Krüger versichert, daß Frau Pohl zum gegebenen Zeitpunkt einen Telefonanschluß erhält.
1.6.1996 (pep). Festzuhalten gilt: In der City der Deutschen Hauptstadt muß also 1618 Monate auf einen neuen Telefonanschluß gewartet werden, weil die Telekom auch 6 Jahre nach der Vereinigung von Ost- und West-Berlin (damit) "nicht rechnen konnte". Hallo Telekom, Euer Schlußplatz 100 in der Unternehmen-Hitliste ist noch viel zu gut. Verdient habt Ihr nicht nur den "Pannemann in Silber" sondern nun auch die Mausgraue Zitrone am pinkroten Bande. Und ist Euch denn nie eingefallen wenn es denn wirklich ernste Technikschwierigkeiten geben sollte, daß Ihr Frau Pohl in der langen Wartezeit ein Telly.D1-Handy schenken könntet, und die Gespräche wie beim ganz normalen Telefon abrechnet. Dann klappt das auch (mal) mit dem Image. Oder "rechnet" sich das auch nicht?
31.5.1996: Handelsblatt, Seite 17 (Unternehmen).
BONN. Dem Postministerium liegt jetzt ein offizielles Schreiben der Europäischen Kommission zu den geplanten Großkundenrabatten der Deutschen Telekom AG, Bonn, vor. Das bestätigte ein Sprecher auf Anfrage. Zum Inhalt des Faxes wolle man sich nicht äußern. Das Schreiben werde "rechtlich analysiert". Telekom-Chef Ron Sommer hatte kürzlich bei einem Treffen mit Wettbewerbskommissar Karel van Miert gesagt, daß das Unternehmen an seinem Rabatt-Konzept und dem Zeitplan festhalte.
31.5.1996: Der Tagesspiegel, Berlin, Seite 28 (Aus aller Welt).
BONN. Telefonierer geraten leicht in eine Sekundenfalle, wenn sie zu schnell neu wählen. Telefonate können so erheblich teurer werden. Ein Ferngespräch ist erst dann beendet, wenn der Hörer mindestens eine Sekunde aufliegt [Ed: Und wo und wann hat die Telekom das ihren Kunden schriftlich mitgeteilt?]. Oft wird nur kurz die Gabel gedrückt und neu gewählt. Die neue Verbindung kommt zustande, die alte besteht für den Gebührenzähler der Telekom aber noch immer.
29.5.1996: TAZ, Berlin, Seite 6 (Wirtschaft).
DÜSSELDORF. Die Deutsche Telekom verlangt überhöhte Preise bei Ortsgesprächen. Das "Handelsblatt" zitiert damit eine Studie, die der Verband der neuen deutschen Telefongesellschaften (VTM) in Auftrag gegeben habe. Demnach erwirtschaftet die Telekom auf diese Weise Deckungsbeiträge in der Größenordnung von mehreren hundert Prozent. Die Telekom wies die Studie als "methodisch zweifelhaft" zurück.
27.5.1996: ARD/ZDF-Videotext, Rubrik Nachrichten, Tafel 137, 23.40 Uhr.
DÜSSELDORF. Die Telekom verlangt nach einem Bericht des "Handelsblatts" überhöhte Preise bei den Ortsgesprächen. Das gehe aus einer Studie hervor, die der Verband der neuen deutschen Telefongesellschaften in Auftrag gegeben habe.
27.5.1996 (pep). Im Fall Telekom lichtet sich der Nebel. Der Vorstand des Telefonriesen hat seine Kunden, das Parlament und die Regierung nach Strich und Faden belogen, und sich so die Genehmigung der Mondpreise erschlichen. Das muß nun Konsequenzen haben, zumal der Ruf des Unternehmens aufgrund vieler selbstverschuldeter Fehlleistungen völlig ruiniert ist. Auf der Bilanzpressekonferenz am 4. Juni sollte die Telekom reinen Tisch machen und die Gebührenerhöhung widerrufen. It's about time!
23.5.1996: B.Z., Berlin, Seite 2 (Politik).
BONN. Verwirrspiel um den Telekom-Umsatz: Laut "Woche" sank er im 1. Quartal 1996 um 1,3 Mrd. Mark bzw. 8 %. Schuld sei das Spar-Verhalten der Kunden. Das Unternehmen spricht von einem "planmäßigen" Rückgang wegen der seitdem erhobenen Mehrwertsteuer, die eigentlich mit einem Minus von 13 % zu Buche schlagen müßte. Bereinigt um diesen Effekt gebe es jedoch ein "leichtes Umsatzplus". Laut "Capital" machte die Telekom 1995 einen Rekord-Gewinn von 9 Mrd. Mark [Ed: Umsatz von 66 Mrd. Mark].
25.5.1996 (khd). Wenn die Deutsche Telekom AG schon 1995 einen
Rekordgewinn von 9 Mrd. DM vor Steuern erzielte, und nach Steuern sowie
einer Abführung an den Bund (3 Mrd. DM) ein Reingewinn von 5 Mrd. DM
verbleibt, dann wird endgültig klar, daß es kaum die (angeblich)
defizitären Ortsgespräche gewesen sein können, die als
Begründung der massiven Tariferhöhung zum Januar 1996 herhalten
mußten. Wären nämlich die Ortsgespräche so
verlustbringend gewesen, wie uns das auch von der Bonner Politik
weisgemacht wurde, dann könnte die Telekom nicht so traumhafte
Gewinne erzielen. Nein, es müssen also ganz andere Gründe eine
Rolle spielen, aber welche?
Erfährt man dann noch, daß dieser Reingewinn höher als bei
allen deutschen Spitzenunternehmen, der "DAX-Creme" ist (Der
Tagesspiegel 23.5.1996), und die Telekom dazu keinen Kommentar geben
mochte, wird noch deutlicher, daß die Telekom bei der unsozialen
"Tarifreform 96" mit falschen Karten (Zahlen) gespielt hat. Auch
hat sie es bis heute noch nicht hingekriegt, ihren Geschäftsbericht
mit der Bilanz vom letzten Jahr zu veröffentlichen, und die Bilanz
1994 fehlt wohl auch noch. Und wenn die Telekom nun bereits im 1. Quartal
1996 im Telefongeschäft einen Umsatzeinbruch von "fast einer
halben Mrd. DM" (Die Woche) zu verzeichnen hat, wird schon jetzt
klar: Die kommunikationsfeindlichen Abzock-Träume gehen nicht in
Erfüllung. Die Kunden protestieren bei viel zu hohen Preisen eben
streng marktwirtschaftlich, durch Zurückhaltung beim
Telefonieren.
22.5.1996: B.Z., Berlin, Seite 3 (Politik).
HAMBURG. Wer hat den besten Ruf unter den 100 größten Unternehmen des Landes? Das "Manager Magazin" befragte 2100 Manager. Sieger ist BMW, gefolgt von Audi, Mercedes und Siemens [Ed: Moment, war da nicht was? Klar, eine defekt konstruierte Lautsprecheranlage im neuen Bundestag und jetzt ein Schaden von bis zu einer Milliarde Mark im Gesundheitssystem, weil der Weltkonzern S. 1996 nicht rechtzeitig die Computerprogramme für die Budgetierung der Arzneimittelausgaben lieferte. Standort Deutschland!]. Schwerer Image-Verlust gegenüber 1994 für die Deutsche Bank [Ed: "Peanuts!"]. Sie sackte von Platz 2 auf Platz 64. Und auf Platz 100 [na, raten Sie mal]: Die Telekom. [Ed: Congratulations! Geschafft. Die T-Image-Werbung "zahlt sich also voll aus" ;)].
25.5.1996 (t-off). Das "Telekom-Image [ist nun] endgültig ruiniert" titelte dazu der Berliner Tagespiegel und plazierte darunter am 22. Mai 1996 im Wirtschaftsteil (Seite 17) das neue T-Inserat "Die Argumente für Aktien und die Deutsche Telekom haben mich total überzeugt. Deshalb bin ich dabei." Das ist vielleicht Zufall, aber deutlich. Wie gesagt, das Manager-Magazin ließ von Infratest Führungskräfte befragen. Und diese sind also vom (guten) Ruf der Deutschen Telekom schon mal nicht überzeugt. Schon eher von Shell, die immerhin noch auf Platz 91 kam (1994 war es noch Platz 30). Daß die Telekom nun die rote Laterne bildet, liegt ja vielleicht auch an der magentafarbenen Image-Werbung. Magenta insbesondere gepaart mit Mausgrau signalisierte schon immer Unsolidität. Sollte da die Telekom nicht gleich auch die Farben wechseln?
13.5.1996: Aus der Newsgruppe de.org.ccc (UseNet des Internets).
AHAUS. Die Telekom ist der Ansicht, daß alle mit "T-" beginnenden Worte ausschließlich ihr Eigentum seien. Daher hätte auch der Softwarehersteller Tobit im westfälischen Ahaus kein Recht, sein Programm zur Kostenermittlung beim Telefonieren "T-ARIF96" zu nennen. Das nützliche PC-Programm ist sehr beliebt und kostenlos, und es wird bisher 500 000 mal eingesetzt. Nach längeren juristischen Auseinandersetzungen zwischen der Deutschen Telekom AG und der Tobit Software GmbH konnte aber kein Kompromiß bezüglich der künftigen Bereitstellung der dafür notwendigen Daten sowie der Namensgebung gefunden werden. Tobit wird daher Mitte Mai das nur 1,4 MByte große "T-ARIF96" noch einmal in einer verbesserten Version im Internet bereitstellen. Die Telekom hat die Tobit GmbH gezwungen, das Programm nach dem 30. September 1996 nicht mehr zu verbreiten. Die Telekom wird dafür ein eigenes voluminöses Tarif-Programm also ihre eigene Preisliste für 19,80 Mark verkaufen.
6.5.1996: Der Spiegel 19/1996, Seite 106 (Wirtschaft). Der vollständige Artikel.
(...) Auch in der entscheidenden Frage der Telefongebühren und den damit verbundenen Mietleitungspreisen werfen die Neulinge der Telekom schwere Wettbewerbsverzerrungen vor. Die Behauptung der Telekom, im Ortsnetzbereich nicht kostendeckend zu arbeiten, halten sie für falsch. Telefongebühren und Mietleitungspreise im Ortsnetz seien extrem überhöht. Noch in dieser Woche wollen sie dem Postminister ein Gutachten zu diesem Thema vorlegen. Die Telekom, so der Vorwurf, arbeite mit Zahlen, die auf ökonomisch falschen Ansätzen beruhen. Von einer Kostenunterdeckung könne daher keine Rede sein. Im Gegenteil: Die Einnahmen der Telekom im Ortsnetzbereich, so das Ergebnis des Gutachtens, übersteigen die Kosten erheblich um mehrere hundert Prozent.
12.5.1996 (t-off). Noch im Januar 1996 widersprach die Telekom schnell und energisch: "Wir haben unsere Tarifstruktur den Kosten angepaßt, um das Mißverhältnis von hoher Kostenbelastung im Ortsnetz und Spielraum im Fernbereich auszugleichen." (DIE WELT 6.1.1996). Nachdem das jetzt als ein Märchen enttarnt ist, ist die Telekom erst einmal auf Tauchstation gegangen, und sie hüllt sich nun schon eine Woche lang in Schweigen.
Es ist ja auch zu peinlich, daß es gerade die Analysten waren, die das Doppelspiel des Noch- Monopolisten rechtzeitig vor dem Börsengang durchschauten. Und da half dann im Februar auch kein amtliches, Telekom- genehmes Schönrechnen der eindeutigen und korrekten BAPT-Studie vom Juni 1995 mehr. Für die Telekom AG hängen ab sofort die Börsentrauben sehr sehr hoch. Und die 40 Millionen Kunden dürfen endlich hoffen, daß die planwirtschaftliche und unsoziale "Tarifreform 96" schon bald im Papierkorb landet und die Telekom doch noch aus ihrem (Verw)irrgarten den ehrlichen Weg zur echten Marktwirtschaft findet.
6.5.1996: Der Spiegel 19/1996, Seite 107 (Trends).
Der Online-Dienst CompuServe hat die Kartellbehörden in Brüssel und Berlin angerufen. Sie sollen prüfen, ob die Telekom ihre Monopolstellung zugunsten des eigenen Online- Dienstes T-Online mißbraucht. CompuServe-Chef Felix Somm: "Wir behalten uns vor, die Telekom auf Schadensersatz zu verklagen." Hintergrund des Streits sind die Beschwerden von Münchner CompuServe-Kunden, sie würden bei der Anwahl des Datendienstes regelmäßig aus der Leitung geworfen. Die Telekom gab "in Einzelfällen Verbindungs- abbrüche" aufgrund von "Instabilitäten" zu, erklärte aber: "Die Systeme laufen zwischenzeitlich wieder stabil." CompuServe konnte das nicht feststellen und ging dazu über, in gravierenden Fällen das Ausweichen auf andere Ortsnetze zu empfehlen. Die anfallenden Ferngesprächsgebühren werden Großkunden gutgeschrieben.
25.4.1996: Test 5/1996, Seite 3.
Wer bislang bei der Telekom-Tochter DeTeMedien eine CD-ROM mit den Daten aller deutschen Telefonbücher bestellte, bezahlte für die dünne Silberscheibe mit den rund 34 Millionen Telefonnummern der Republik eine dicke Rechnung von 1590 Mark. Seit März kostet die neue CD-ROM mit den Einträgen aller 119 bundesdeutschen Telefonbücher nur noch 29,50 Mark. Die Erklärung für diese wundersame Preissenkung von sage und schreibe 98,1 Prozent ist simpel: Konkurrenz belebt das Geschäft. (...)
22.4.1996: B.Z., Berlin, Seite 25 (Wirtschaft). Der vollständige Artikel.
BERLIN. "Toll! Alles wird T-e-u-r-e-r". Mit diesem Spruch auf Postkarten zog die JOKER-edition Berlin gewiß keinen Joker. Die Telekom versteht keinen Spaß. Der Konzern schlägt zurück. Eine Postkarte, auf der das Wort "teurer" in Magenta-Farbe (Rot) mit den typischen Quadraten der Telekom steht, läßt sie sich nicht gefallen. Antrag auf einstweilige Verfügung gegen diese Postkarte. Am 15. Mai ist Termin für die mündliche Verhandlung am Landgericht. (...)
15.4.1996: Der Spiegel 16/1996, Seite 12, Leserbrief von Klaus-Dieter Busche, Berlin.
Noch nie in der deutschen Geschichte hat ein staatliches Unternehmen sich so schamlos beim Übergang in die Privatwirtschaft an seinen Kunden bedient. Die Frechheit kennt aber keine Grenzen mehr, wenn dieser Kunde nun ein zweites Mal zur Kasse gebeten wird, indem er Aktionär werden soll. Keiner weiß was die T-Aktie kosten soll, denn der endgültige Ausgabepreis wird nach der Nachfrage ermittelt. Erst wird mit der Werbung, die der Kunde bezahlt, die Nachfrage hochgetrieben, und anschließend werden die überbewerteten Aktien an dieselben Kunden verkauft. Das böse Erwachen wird nach der Börseneinführung kommen, denn der Markt ist gnadenlos und wird die T-Aktie auf ihren wahren Wert reduzieren. Das ist dann der dritte Griff in den Geldbeutel des Kunden wer wäre da nicht gern Aktionär?
12.4.1996: ARD/ZDF-Videotext, Rubrik Wirtschaft, Tafel 143, 23.37 Uhr.
BONN. Die Deutsche Telekom ist an der britischen Telefongesellschaft Cables & Wireless (C&W) interessiert. Nach Telekom-Angaben gibt es erste Sondierungsgespräche. Der Kaufpreis von C&W wird allerdings auf über 45 Milliarden DM geschätzt.
12.4.1996 (t-off). Die Telekom kann nun nicht mehr sagen, daß sie Geld brauchte, weil die Ortsgespräche so defizitär gewesen seien und sie nur deshalb zum Jahresanfang kräftig die Ortstarife erhöhen mußte. Denn sie hat nun plötzlich genug Kapital, um sich an der britischen C&W zu beteiligen. Ja, vielleicht hat sie bald sogar genug Geld abgezockt, um C&W gleich ganz aufkaufen zu können. Aber, wie sagte da doch ein Sprecher des bekannten amerikanischen Broker-Hauses Bear Stearns am 11.4.1996 bei CNN: "What I might worry about is wether this is the best use of their capital." Right! In einen besseren Dienst am Kunden sollte die Telekom ihr Geld stecken. Und dazu gehört auch die schnelle Senkung der Ortstarife.
10.4.1996: B.Z., Berlin, Seite 2 (Politik).
(kai). Schon wieder eine Software-Panne bei der Telekom: Tausende Abonnenten des Info-Dienstes "T-Aktien-Service" wurden zu Doktoren, manche sogar zu Professoren befördert. Sollten mögliche Aktienerwerber ein bißchen gebauchspinselt werden? Nein, der Computer hat bloß in der Namensliste alle, die hinter echten Titelträger standen, befördert. Und dann gab's auch gleich Entschuldigungsbriefe ohne Titel.
6.4.1996: TAZ, Seite ??.
Auf Kritik reagiert die Telekom bekanntlich gar nicht oder empfindlich. So erwirkte sie eine einstweilige Verfügung gegen ein T-Shirt des Kölner Abgang-Verlages. Darauf verknüpfte sich das große T der Telekom mit dem Abrechnungserror von Neujahr zur sinnfälligen Konsequenz für den Telekomkunden.
Nun ist das rosa T aber ein geschütztes und gehört der Deutschen Telekom ganz alleine. Das Landgericht Düsseldorf befand denn auch auf "Markenverunglimpfung" und wähnte, der arme Verbraucher könnte das -T---error T-Shirt für offizielle Werbung halten. Der Abgang-Verlag malt sich nun in düsteren Farben die Folgen einer möglichen Patentierung gar von Werbesprüchen aus: ... "Nichts ist unmöglich" gehört dann Toyota. Das Wort "Vertrauen" wird urheberrechtlich von der Deutschen Bank beansprucht. Wer etwas tun will, muß sich mit den Juristen von Ford absprechen. "Er kann, sie kann", aber nur noch mit Einwilligung von Nissan. Und wer freundlich fragt "Where do you want to go today?" hat die flotte Klage von Microsoft am Hals. Als Reaktion auf die einstweilige Verfügung haben sich jetzt Künstler und Musiker solidarisiert. Geplant sind eine Errorkom-CD sowie für Ende Mai eine Veranstaltung mit Kunst und Musik zur Deckung der Prozeßkosten in Köln.
3.4.1996: ARD/ZDF-Videotext, Rubrik Wirtschaft, Tafel 145, 2.55 Uhr.
BRÜSSEL. Die EU-Kommission hat den Einstieg der Deutschen Telekom bei der SAP- Tochter SAP Solutions genehmigt. Diese entwickelt Software für die Telekommunikation.
28.3.1996: TAZ, Seite 12 (Internet). Der vollständige Artikel.
E-Mails sind praktisch. Aber beim T-Online Dienst der Telekom kommen sie nicht immer bei der richtigen Adresse an. Etwa 40 Millionen Menschen, so wird geschätzt, sind inzwischen über das Internet miteinander verbunden. Sie schicken sich jeden Tag elektronische Briefe zu, die fast immer ihr Ziel erreichen. Das System, das einst die amerikanische Armee in Auftrag gab, ist belastbar. In Deutschland sind heute etwa eine Million Menschen über das T-Online-Netz der Telekom miteinander verbunden. Auch sie können auf diesem Weg das weltweite Internet erreichen. (...) Aber in dieser deutschen Provinz gelten andere Regeln als in der weiten Welt des Internets. Was dort sicher funktioniert und einfach zu bedienen ist, das ist hier ein System voller Tücken. (...)
Entnervte Briefschreiber schätzen, daß gut ein Drittel der elektronischen Post ohnehin schlicht verschwindet, unauffindbar verloren auf dem Weg durch die Telekomleitungen zu dem einzigen Großrechner in Ulm, der den gesamten Briefverkehr des T-Online Dienstes abwickeln muß. Gelegentlich, so wird auch geklagt, dauere die Übertragung eines Briefes mehrere Tage, und seit kurzem ist auch nicht mehr sicher, ob die Briefe, die tatsächlich ankommen, auch wirklich den richtigen Empfänger erreichen. Schuld daran ist eine schlampig programmierte Software, der sogenannte KIT-Standard, mit dem die Telekom ihren uralten Datendienst "Btx" im letzten Jahr aufpoliert hat. (...)
28.3.1996: Yahoo-News. Dazu eine ausführlichere Meldung.
HAMBURG. Die Telekom hat am Donnerstag, den 28.3.1996 in einem Rechtsstreit mit dem Verband der Postbenutzer vor dem Hamburger Landgericht eine Niederlage erlitten. Eine Zivilkammer hob eine von der Telekom erwirkte einstweilige Verfügung gegen den Postbenutzerverband auf. Die Verfügung war im Januar erlassen worden, nachdem der Postbenutzerverband Anfang des Jahres alle Telekom-Kunden aufgefordert hatte, Vorbehalte gegen die neuen Telefonabrechnungen anzumelden. Mehrere tausend Telefon-Kunden waren nach Zeitungsberichten der Aufforderung gefolgt. Gegen den Erlaß der Verfügung hatte der Postbenutzerverband Widerspruch eingelegt.
28.3.1996: Der Tagesspiegel, Berlin, Seite 32 (Aus aller Welt).
BONN. Die Telekom hat einen Billigtarif für den Muttertag am 12. Mai angekündigt. Der Sondertarif soll für alle Orts- und Ferngespräche gelten. Allerdings werde erst in den nächsten Tagen entschieden, ob dabei zum Abend- oder zum Mondscheintarif telefoniert werde. Außer zum Muttertag plane die Telekom noch weitere Sonderangebote für bestimmte Tage in diesem Jahr, hieß es.
28.3.1996 (khd). Aha, sollte nun die Telekom doch viel schneller bemerken, daß sie mit günstigeren Angeboten mehr verdienen kann, als beim Telefonieren zu Mondpreisen? Immerhin hatte die Telekom mit dem "Wiedergutmachungs-Sonntag" am 25. Februar 1996 einen Feldversuch im Großstil durchgeführt, der ihr erhebliche Mehreinnahmen bescherte. Daher könnte sich bei den Telekom-Oberen vielleicht doch noch die marktwirtschaftliche Erkenntnis durchsetzen, daß es ein (planwirtschaftlicher) Flop war, im Ortsbereich die Preise überhaupt erhöht zu haben. Denn jeder gute Kaufmann weiß doch: Auch die Masse kann's machen!
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