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28.8.1996: TAZ, Berlin, Seite 21 (Berlin aktuell).
Ermächtigung durch die Hintertür für erweiterte Auskunft. Auf Überrumpelung setzt offenbar die Telekom. Die Beilage zur jüngsten Telefonrechung sieht zwar aus wie eine Werbebeilage, dahinter verbirgt sich aber eine Ermächtigung, warnt der Berliner Datenschutzbeauftragte Hansjürgen Garstka. Wenn nicht innerhalb von vier Wochen Widerspruch eingelegt wird, teilt die Auskunft künftig nicht nur die Telefonnummer, sondern auch Adresse und Beruf mit. Tricky auch die beigefügte Antwortkarte: Die betrifft nämlich nur den Widerspruch gegen die Komfortauskunft. Formschreiben, um auch gegen die Aufnahme in elektronische Verzeichnisse wie CD-Rom oder T-Online zu wider- sprechen, gibt es beim Berliner Datenschutzbeauftragten, Pallasstraße 25/26, 10781 Berlin.
20.8.1996: B.Z., Berlin, Seite 7 (Hauptstadt Berlin) von OLAF WEDEKIND.
BERLIN. 01188 der Ärger lauert unter dieser Nummer. B.Z.-Leserin Margitta M. aus Berlin-Lichtenberg suchte einen Anschluß in Berlin-Köpenick, wurde mit Platz 74 der Telekom- Auskunft Cottbus [Ed: rund 140 km südöstlich von Berlin] verbunden und beschimpft: "Du blöde Bulette". Margitta M. wütend: "Ich hatte mich nur laut gewundert, warum ich wegen einer Berliner Rufnummer in Cottbus lande." Als sie sich beschwerte, erfuhr sie: Die Klagen vor allem über die Auskunftsstelle in Cottbus hätten sich gehäuft.
Auch andere Kunden sind sauer. Christian Schäbsdat vom Computer-Club "Media 2000": "Sie behandeln einen oft wie Idioten, sind unverschämt, geben sich keine Mühe, finden häufig die gesuchte Nummer nicht." Telekom-Sprecher Bernhard Krüger wehrt sich: Es gebe monatlich zwei Millionen Auskünfte, aber im Schnitt nur zwölf Beschwerden. "Unser Service funktioniert." Die "Blöde- Bulette"-Entgleisung einer Mitarbeiterin sei ein Einzelfall, versichert Krüger. "Da hat wohl jemand die Nerven verloren."
18.8.1996: ARD/ZDF-Videotext, Rubrik Wirtschaft, Tafel 140, 15.17 Uhr.
HAMBURG. Der frühere Postminister Schwarz-Schilling (CDU) will im Herbst mit seiner eigenen Telefonauskunft der Deutschen Telekom AG Konkurrenz machen [Ed: Mit der Firma TeleGate unter der Rufnummer 01199 ab November 1996]. Der "SPIEGEL" (34/1996 Seite 59) berichtet, Postminister Bötsch habe bereits eine befristete Genehmigung erteilt. Allerdings fordere die Telekom 80 Millionen Mark für den Zugriff auf ihre Dateien [Ed: Und warum hat dann die Telekom die private Telefonauskunft der Herzog Telecom gestoppt?].
16.8.1996: Berliner Zeitung, Seite ?? (Nachrichten).
BONN (deu). Die geplante Vermarktung von Kundendaten durch die Telekom hat der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Joachim Jacob kritisiert. Anrufer sollen danach nicht nur wie bisher die gewünschte Telefonnummer, sondern auch Anschrift, Beruf oder sonstige Telefonbucheinträge erhalten. Außerdem werden die Telefonbuchdaten von der Telekom in Online- Verzeichnissen und auf CD-ROM verkauft. Verhindern kann der Kunde die Weitergabe nur, indem er Widerspruch einlegt. Laut Jacob bekommen die Kunden von der Veränderung aber nichts mit, weil der Hinweis in einer Beilage zur August-Rechnung versteckt ist [Ed: Diese Beilage enthält auch den Mißbrauch des Innovativ-Logos der Firma Apple].
16.8.1996 (t-off). Es ist die Bundesregierung (der Postminister), die diesen Daten- Service in dieser kundenfeindlichen Widerspruchs- Art in der Telekommunikations- Dienstunternehmen- Datenschutzverordnung (TDSV) vom 10. Juli 1996 geregelt hat. Der schriftliche Widerspruch gegen die Daten- Weitergabe ist zu richten an: Deutsche Telekom AG, 28161 Bremen 100.
12.8.1996: Teltarif.de (Telcos).
Wegen der laut Telekom "überraschend starken Nachfrage" nach ISDN- Anschlüssen kommt die Staatsfirma mit der Auftragsbearbeitung kaum nach. Viele Kunden müssen deshalb mit einer Wartezeit von mehreren Monaten rechnen, ehe sie eine ISDN- Nummer zugeteilt bekommen. Mit einer gewaltigen Werbekampagne hatte die Telekom im Frühjahr den Run auf die Hochleistungsverbindungen zu den Datenbahnen ausgelöst und die Nachfrage unterschätzt. Weil die Telekom einen Zuschuß von bis zu 700 Mark in Aussicht stellte, wenn der Anschluß vor dem 30. Juni beantragt wurde, kamen in den letzten zwei Monaten vor Ablauf der Frist über 400.000 Bestellungen herein. Obwohl das Team, das die Aufträge bearbeitet, verstärkt wurde, rechnet die Telekom damit, daß der Stau "frühestens Ende Oktober" beseitigt ist.
7.8.1996: B.Z., Berlin, Seite 11 von SABINE KLIER mit 1 Foto.
BERLIN. Aller guten Dinge sind drei dachte sich wohl auch
die Telekom. Und schickte dem Lichterfelder Roberto M. (51) innerhalb von
zwei Tagen drei Telefonrechnungen für den gleichen Monat. Wen
wundert's da noch, daß alle drei Rechnungen einen anderen Zahl-Betrag
aufwiesen. (...)
Im ersten Computerausdruck wird für 439 Einheiten ein Betrag über
51,81 Mark verlangt. In der zweiten Rechnung vom gleichen Tag für
1142 Einheiten dann 135,10 Mark. In der dritten Rechnung waren es 20,03
Mark. "Ich habe die 20 Mark überwiesen. Und damit ist der Fall
für mich erledigt. Sicherheitshalber bin ich dann noch zur Telekom
gegangen und habe mich beschwert. Sie haben sich bei mir entschuldigt und
gesagt, man würde mir schreiben ..."
BREMEN 4.8.1996 (t-off/merl). Die Deutsche Telekom AG immer strenge Hüterin über ihr »T« kann jetzt selbst massiv Ärger bekommen. Denn sie hat doch im neuesten Merkblatt zu ihren künftigen Informations- diensten (Auskunftsdienste) ein fremdes Markensymbol verwendet. Dort zeigt sie ein Logo, das dem des Message-Pads "Newton" zum Verwechseln ähnlich sieht. Diese stilisierte Glühlampe gehört aber der innovativen Weltfirma Apple Computer Incorporated in Cupertino (USA).
4.8.1996: Berliner Morgenpost, Seite ??.
BONN. Als Erfolg wertet die Telekom den Wechsel vom bisherigen CEPT- zum neuen KIT-Standard in ihrem Online- Dienst "T-Online". Nun wollen die Telekom- Strategen KIT (Kernsoftware für Intelligente Terminals) auch im Internet etablieren, wo die meisten Inhalte im Format der Hypertext Markup Language (HTML) vorliegen. "Das Internet wird damit um ein leistungsfähiges Tool für interaktive Anwendungen bereichert", sagte der für den Online-Dienst verantwortliche Leiter Eric Danke. "Denn im Gegensatz zu HTML, das primär für die Darstellung von Dokumenten entwickelt wurde, bietet KIT alle Vorzüge interaktiver Multimediakommunikation." [Kommentar vom 20.7.1996]
3.8.1996: Der Tagesspiegel, Berlin, Seite 17 (Wirtschaft).
TRIER/KOBLENZ. Die Deutsche Telekom AG will die private Telefonauskunft der Herzog Telecom GmbH gerichtlich stoppen. Seit dem 26. Juni bot das Unternehmen die Auskunft für 12 Pfennig pro 150 Sekunden an. Die Deutsche Telekom berechnet dafür 60 Pfennig. Die fordert nun die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung, in der den Trierern eine Geldstrafe von 15 000 DM für jede weitere Auskunft angedroht wird.
13.8.1996 (t-off). Die "Financial Times" schreibt heute, warum das gestoppt wurde. Die kleine Firma wollte an die Telekom kein Geld für die Nutzung der Telekom- Daten bezahlen. Sie benutzte stattdessen die in China kopierten CD-ROMs mit den Kundendaten von TopWare sowie "amtliche" Telefonbücher.
1.8.1996: ARD-ZDF-Videotext, 23.38 Uhr, Tafel 142, Rubrik Wirtschaft.
LONDON. Die Deutsche Telekom will sich nach einem Bericht des "Wall Street Journals" auch am Internet-Dienst "Europe Online" beteiligen. Ein Sprecher der Telekom bestätigte, es gäbe Verhandlungen über eine Zusammenarbeit. [Ed: Erst im Juli hatte sich Burda von seinem Engagement bei "Europe Online" zurückgezogen].
4.8.1996 (t-off). Europe Online S. A. (EOL, Luxemburg) hat inzwischen Konkurs angemeldet. Das berichtet der SPIEGEL (32/1996). Der Hauptgesellschafter Burda hatte bereits Anfang Juli alle Zahlungen für EOL eingestellt. EOL ist es nicht gelungen, seit Dezember 1995 eine größere Anzahl deutscher Kunden mit einem attraktiven Online- Konzept zu gewinnen. Die zu hohen Telefontarife der Telekom haben EOL zudem den Rest gegeben. Aus diesem will sich nun die Telekom bedienen, um ihr "T-Online" europaweit ausbauen zu können.
26.7.1996: Capital 8/1996, Seite 19. Der vollständige Artikel.
Für 1996 geplantes Ergebnis vor Steuern * | +7,6 Mrd.DM |
Geringerer Gewinn im Telefongeschäft [Ed: die bösen Kunden!] | 1,2 Mrd.DM |
Außerordentliche Verluste: |
1,4 Mrd.DM |
Rückstellungen, um Mitarbeiter abzufinden | 1,7 Mrd.DM |
Geringere Abschreibungen, niedrigere Betriebskosten | +0,7 Mrd.DM |
Korrigiertes Ergebnis vor Steuern | +4,0 Mrd.DM |
* In Milliarden Mark.
Hochrechnung für den Konzern. Quelle: Interne Zahlen der Telekom. Stand: Juli 1996. |
24.7.1996: B.Z., Berlin, Seite 22 von TOMAS KITTAN mit 1 Foto.
POTSDAM Und die Telekom kommt einfach nicht in Schwung! Wieder gibt's Ärger. Im Potsdamer Neubaugebiet Kirchsteigfeld sind Hunderte Mieter und Gewerbetreibende ohne Telefonanschluß, obwohl sie schon seit vielen Monaten dort wohnen und arbeiten. 8 000 Menschen haben hier ein neues Zuhause gefunden. Doch eines fehlt ihnen allen: der Telefonanschluß nach draußen. Besonders arg hat es die sieben Geschäfte in der einzigen Verkaufsmeile des Wohngebiets erwischt. Antje Christelsohn eröffnete im Mai mit viel Schwung und Optimismus ihr Otto- Versandgeschäft. "Ich habe 8 000 Mark in den Laden gesteckt, zahle 650 Mark Miete. Doch viele Kunden bleiben aus, weil das Telefon fehlt." (...)
Immer wieder wurde sie vom Bauherrn und der Telekom vertröstet. Die
B.Z. fragte nach. Jörg Lichtenberg, Projektleiter Kirchsteigfeld:
"Wir haben bautechnisch alle Voraussetzungen erfüllt. Der
Anschluß ist nun Sache der Telekom." Telekom-Sprecher Peter
Rhode schiebt den Antragstellern die Schuld zu. "Wir können mit
den Kunden- bestellungen nichts anfangen, wissen nicht, in welcher Etage der
Anschluß gelegt werden soll." Kleiner Tip der B.Z. an die
Schlafmützen bei der Telekom: Alle Geschäfte befinden sich
wie allgemein üblich im Parterre... Und wenn Infos
fehlen, soll Nachfragen helfen!
25.7.1996 (t-off). Unglaublich! Was machen eigentlich diese 213 500 Telekomler den ganzen Tag? Die
Telekom hat in den letzten 25 Jahren absolut nichts im Umgang mit ihren
Kunden gelernt. Denn genau diese unmögliche Situation mit ebensolchen
dummen Sprüchen (z. B.: "Wir kommen [Bau eines neuen Endamts] mit dem
Berliner Bautempo nicht mit!") gab es auch schon 1970/71 beim Erstbezug der
Thermometersiedlung am südlichen Berliner Stadtrand. "Vor Mitte 1971
wird kaum jemand ein Telefon erhalten. Erst Mitte 1972 wird es dort
ausreichend Telefone geben", schrieb die "B.Z." am 13. Oktober 1970. Und
erst als eine Bürgerinitiative der damaligen Bundespost "Pfeffer
in den Hintern blies", kamen die wenigstens etwas auf Trab.
22.7.1996: B.Z., Berlin, Seite 11 von MARKUS PÖNITZ mit 1 Foto.
BERLIN Diese Pannen-Telekom! Immer größer wird der Frust bei Berliner Radio- und Fernsehstationen. Kein Ton aus dem Äther, kein Bild auf der Mattscheibe. Der jüngste Fall geschah in der vergangenen Woche: Ein Glasfaserkabel im Fernsehturm [Ed: am Alexanderplatz] war bei Bauarbeiten versehentlich durchtrennt worden. Zehn Sender für eine Stunde lahmgelegt!
"Die Zahl der Pannen nimmt zu, wir müssen intensiv mit der Telekom sprechen", schimpft Andreas Weiss vom Nachrichtenkanal n-tv. Miese Stimmung auch bei 104,6 RTL. Simon Boé: "Weitere Ausfälle darf es nicht geben". (...) Einziger Kommentar von Telekom-Sprecher Wolfgang Behrens: "Wir bauen am Fernsehturm, da kann das schon mal passieren!" Jetzt warten die Radio- und Fernsehmacher sehnsüchtig auf das Jahr 1998. Dann fällt das Telekom-Monopol, darf jeder Sender sein Programm selbst ausstrahlen. Energy-Mann Frank Willer: "Wir mieten uns drei Quadratmeter auf dem Dach des Europa-Centers, senden von dort".
22.7.1996 (jep). Klar, mal kann das passieren. Nur, in Berlin häufen sich in den letzten Jahren die Telekom-Pannen mit Sender- Ausfällen. Denn auch hier hat die Telekom die Technik und Organisation nicht im Griff. Und deshalb sollte nun wohl Notwehr der Sender erlaubt sein: Also habt doch mal etwas Mut, und strahlt schon jetzt die Programme selbst aus. Es ist doch noch die ganz große Frage, ob solche marktkorrigierende Gesetzesuntreue überhaupt in den verbleibenden 17 Monaten des Monopols ernsthaft geahndet wird. Die Justiz wird doch wohl wirklich Wichtigeres zu tun haben.
BERLIN 19.7.1996 (t-off). Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind bekanntlich eine der Grundlagen für die vertraglichen Beziehungen zwischen Kunden und Firmen. Auch bei der Deutschen Telekom AG ist das heute so. Möchte aber ein Kunde die Telefon- AGBs einmal genauer studieren, dann hat er zumindest bei der Berliner Telekom Pech. Sie schickt sie ihm nicht, wie der folgender Fall zeigt.
Anfang Mai 1996 bat ein Kunde die zuständige Telekom-Niederlassung nach dem Auftreten von erheblichen Unstimmigkeiten bei den Telefonrechnungen auch um die Übersendung der aktuellen AGBs, denn auf dem Web-Server der Telekom war dieser wichtige Text nicht zu finden. Und eigentlich sollte das Zusenden eine kurzfristig zu erfüllende Selbstverständlichkeit sein, möchte man meinen. Von der Berliner Telekom- Niederlassung 4 erhielt er jetzt nach 10 Wochen und erst auf Nachfrage noch immer keine AGBs sondern nur lakonisch die schriftliche Mitteilung: "Die AGB können bezogen werden von: Deutsche Telekom AG, Zentraler Zeichnungs- und Druckschriftenvertrieb bei der Niederlassung Wiesbaden, Postfach 2429, 65014 Wiesbaden." Es sieht so aus, als wenn die AGBs etwas kosten würden.
20.8.1996 (khd). Dabei ist die Rechtslage vollkommen klar. Nach der Telekommunikations- Kundenschutzverordnung (TKV) vom 19. Dezember 1995, die ab 1. Januar 1996 gilt, muß die Telekom dem Kunden die AGBs zur Verfügung stellen, wenn er diese anfordert (§ 14 Absatz 2). Aber, was interessiert schon die Telekom Recht und (Ver)Ordnung?
17.7.1996: B.Z., Berlin, Seite 12 (Leserbriefe).
Liebe B.Z., mein Telefonapparat wurde ausgewechselt. Der neue Apparat wurde per Post zugesandt und der alte Apparat war in einem der Telefonläden (Berlin-Neukölln) abzugeben. Da der eigens dafür vorgesehene Schalter geschlossen war, weigerte sich eine der drei Angestellten, mir den Apparat abzunehmen. Ich sollte mich erst als 11. Person in die Schlange der bereits anstehenden Kunden einreihen. Das war mir, 78 Jahre alt und schwerbeschädigt, nicht möglich. Ich bat deshalb die Telekom (Lorenzweg) schriftlich um Abholung des Telefonapparates. Nun bekam ich einen Anruf von der Telekom und man erklärte mir, es sei meine "Pflicht" gewesen, den Apparat dort abzugeben auch mit Anstellen! Wenn der Apparat abgeholt würde, müsse man mir die Stunde mit 87 Mark berechnen. Kundenfreundliche Telekom! Ich entschied mich nun, den alten Apparat mit der Post zurückzuschicken! Gerda P., Berlin-Buckow
17.7.1996 (khd). Also vielleicht hilft ja diese weltweite Veröffentlichung der Telekom doch noch auf den rechten Weg der Entschuldigung. Denn immerhin war es gerade die ältere Generation, die nach 1945 durch braves Bezahlen vieler Telefonrechnungen die Basis für die heutige Telekom gelegt hat.
BERLIN 11.7.1996 (t-off). Also vorsichtig war Peer H. schon, als er im letzten Dezember den Antrag für einen ISDN- Standardanschluß gleich doppelt stellte. Immerhin hatte er vorher die Warnungen in der Newsgruppe des Internets gelesen. Und einer kam auch prompt bei der Telekom nicht an, sagt die Berliner Telekom. So erhielt er schon im März den Anschluß mit den "phantastischen Möglichkeiten", so verspricht's jedenfalls die pinkrote Telekom- Werbung. Aber damit fing für Herrn H. der große ISDN-Ärger erst an. Die Telekom hatte das Gebührensignal vergessen, dafür aber einen teureren, nicht bestellten Komfortanschluß geliefert. Zudem gelang es der Telekom noch, auf einen ex-Anschluß einer Firma die Ansage "Die Rufnummer hat sich geändert" mit seiner Nummer zu schalten. Tagtäglicher T-error war nun angesagt, denn Herrn H. erreichten jede Menge Kundenanrufe, mit denen er nichts am Hut hatte.
Trotz sehr vieler Reklamationen per Telefon, Fax und Briefen brauchte der Telekom- "Service" viele Wochen, um das Chaos nur notdürftig zu bereinigen. Noch heute "prüft" die Telekom die falsch berechneten Gebühren und Entschädigungen für den häufig wegen massiver Störungen nicht benutzbaren ISDN- Anschluß. Erklärungsnotstände allenthalben. Auch weiß sie bis heute noch immer nicht, wie der Komfort- auf einen einfachen Standardanschluß zurückgestellt wird und will den "Komfort" bezahlt haben. Und natürlich hat Peer H. bisher auch nicht die versprochene ISDN- Förderung von 700 Mark erhalten. Dennoch mahnt ihn die Telekom immer wieder ungerechtfertigt und kostenpflichtig. Jetzt droht sie sogar mit der Stillegung des ISDN- Anschlusses. Herr H. ganz frustriert: "Bei solchen Sachen ist man als Kunde absolut machtlos, wenn alle Bitten und Hinweise auf eindeutige Telekom-Fehler ignoriert werden." Die Sache soll nun vor Gericht geklärt werden, denn das ist die einzige Sprache, die auch eine Telekom versteht. Vielleicht kriegt's die Telekom aber doch noch vorher in den Griff. Inzwischen interessiert sich nämlich das große Fernsehen für diesen Fall, so typisch für Ignoranz & Arroganz im Jahr 2 der Telekom AG.
2.8.1996 (t-off). Und in der "Berliner Zeitung" berichtet heute Regine Sylvester über ihre eigenen chaotischen Erfahrungen mit dem ISDN: "Digitaler Schock". Siehe auch ISDN "Bitte warten".
7.7.1996: Bild am Sonntag, Seite 14 (Leserbriefe).
Die Drohung der Telekom, den Kunden eine 13. Rechnung zu präsentieren, ist eine bodenlose Frechheit. So behandelt man keine Kunden! Aber seit den Millionengewinnen sind wohl einige Herren bei dem Unternehmen übergeschnappt! A. Liedl, Kelheim
STOCKHOLM 4.7.1996 (t-off). Vor einem längeren Auslandsaufenthalt kündigte Jürgen B. Anfang April sein Telefon und beantragte bei der Telekom für Anfang Juli die Einrichtung eines digitalen ISDN-Anschlusses. Die zuständige Niederlassung Göppingen versicherte ihm, daß es "kein Problem" sei, ihm rechtzeitig "innerhalb von einer Woche" nach seiner Rückkehr einen ISDN-Anschluß bereitzustellen. So fuhr Herr B. beruhigt nach Stockholm. Als er von der Telekom auch nach zwei Monaten noch immer keine schriftliche Auftragsbestätigung erhalten hatte, erfuhr er telefonisch von der Niederlassung Göppingen, daß dort kein Antrag vorliegen würde. Der Provider von Jürgen B. wußte aber die Auftragsnummer und das Eingangsdatum 12. April 1996 bei der Telekom.
Konfrontiert mit diesen harten Fakten, fing man in Göppingen noch einmal an zu suchen [Ed: Ja, haben die den kein ordentliches Computersystem zur Abwicklung aller Aufträge?], und wurde schließlich fündig. Die Telekom sagte Herrn B., daß jetzt "alles in Ordnung" sei. Aber nur eine Woche später, am 27. Juni nun bereits fast drei Monate nach der Bestellung erhielt Jürgen B. TeleKom-Post aus Göppingen. Die Telekom hatte es sich inzwischen anders überlegt. Sie teilte mit, daß sich die Bereitstellung des ISDN- Anschlusses "voraussichtlich bis Oktober 1996" verzögere. Auf dem zuständigen Netzknoten sei "zur Zeit keine technische Einrichtung für die Anschaltung von Telefonnummern frei". Die Telekom hätte diese fehlenden Einrichtungen aber bereits bestellt. Jürgen B. will nun nach seiner Rückkehr aus Schweden wieder seine "Buschtrommeln" auspacken.
30.6.1996: Bild am Sonntag, Seite 2 (zitiert in vielen Zeitungen).
Die Deutsche Telekom droht mit einer Erhöhung der Telefongebühren für den Fall, daß Städte und Gemeinden vor Gericht die Zahlung von Milliardenbeträgen an "Wegekosten" für die Fernmeldeleitungen von Telekom und privaten Telefonbetreibern durchsetzen. Nach Berechnungen der Telekom würde dies eine Gebührenerhöhung um zehn Prozent zur Folge haben. Telekom-Chef Ron Sommer erklärte gegenüber BamS: "Das würde die 13. Telefonrechnung für die Kunden bedeuten." Sommer weiter: "Mit ihrer Klagedrohung stellen sich die Kommunen eindeutig gegen die klaren Entscheidungen von Bundestag und Bundesrat. Mit solchen Zusatzforderungen in Milliarden- höhe werden der beste Wachstumsmarkt und der Standort Deutschland geschädigt. Ich sehe überhaupt nicht ein, warum die Deutsche Telekom neben zwei Milliarden Mark Gewerbesteuer und drei Milliarden Mark Mehrwertsteuer in diesem Jahr auch noch die chronisch leeren Kassen der Kommunen füllen soll." (fwm)
1.7.1996 (khd). Also Gewerbe- und Mehrwertsteuer zahlen auch die
Energieversorger. Dennoch bezahlen sie brav "Wegekosten" für
ihre Kabel an die Kommunen, deren Zulässigkeit der Bundesgerichtshof
unlängst noch einmal bestätigt hat. Schon im März hatte Ron
Sommer mit der 13. Telefonrechnung gedroht.
Inzwischen wissen wir aber aus der VTM-Studie, daß die Deutsche Telekom ein
abenteuerliches internes Kostenrechnungssystem hat. Mit antiquierten
Methoden wurden/werden (?) zu hohe Kosten ermittelt. Auch deshalb
müssen zusätzlich zu zahlende "Wegekosten" im echten
Wettbewerb nicht zwangsläufig zu einer Verteuerung des Produkts
führen. Herr Sommer will also nur Stimmung machen, um die Kommunen von
der Klage abzuhalten. Auch sollte ein Herr Sommer als "erstklassiger Kapitän" wohl wissen,
daß die Macht in unserem demokratischen Staatswesen aus sehr
guten Gründen dreigeteilt ist in Legislative, Exekutive und die
unabhängige (kontrollierende) Judikative.
Und es ist das gute Recht der Kommunen nun zur Judikative, zum
Verfassungsgericht zu gehen, um dort das TKG überprüfen zu
lassen. Denn die Erfahrung hat uns leider gelehrt, daß die hektische
Bonner Legislative in den letzten Jahren immer häufiger Gesetze
produziert, die bei Lichte besehen keinen Bestand vor unserer Verfassung
hatten. Der Deutsche
Städtetag begründet die mögliche Verfassungsklage auch
damit, daß im freien Wettbewerb "Schluß sein muß mit
dem kaiserlichen Reichspost-Privileg der unentgeltlichen Wegenutzung."
Also wollen wir nun Wettbewerb ohne Subventionierung, dann muß diese
Nutzung der Wege auch bezahlt werden. Und deswegen müssen die
Telefonrechnungen nicht höher werden, da die Telekom sehr reichlich
Luft in ihrer Kostenrechnung hat. Eine erfolgreiche Klage der Kommunen
würde vielmehr die Telekom erst richtig fit für den Wettbewerb
machen. Erfolgreich sollten aber auch alle die sein, die demnächst
Verfassungsklage erheben werden, um aus diesem Bonner "Big-brother-is-watching-you"-
Gesetz doch noch ein reines und wegweisendes Telekommunikationsgesetz
(TKG) werden zu lassen.
29.6.1996: RTL-Videotext, Rubrik Deutschland, Tafel 122, 13.33 Uhr.
HAMBURG. Eine Betrugsaffäre mit wiederaufladbaren Telefonkarten [T-Cards] haben Fahnder aufgedeckt. Wie der SPIEGEL [Ed: 27/1996] berichtet, sind ein Deutscher und zwei Amerikaner in diesen bisher schwersten Fall von Telefonkartenbetrug verwickelt. Die drei sollen bereits Anfang des Jahres kriminelle Großabnehmern gefälschte 50-Mark- Telefonkarten angeboten haben, die sich immer wieder von selbst aufladen sollen. Aufgedeckt wurde der Fall durch einen Hinweis auf die Fälscher.
29.6.1996: Berliner Zeitung, Ratgeber (!).
Die Telekom schaffte es wirklich, mich wieder zum Lachen zu bringen, nachdem ich von meiner geliebten, sehr alt gewordenen, Mutter Abschied genommen hatte. Die allerletzte Telefonrechnung für die Mutter würde nicht hoch sein, ahnte ich. Es kam jedoch ein sehr dicker Brief, der die Rechnung und die üblichen Überweisungsscheine enthielt und mit einer Zwei-Mark-Marke freigemacht worden war. Zwei Tarifeinheiten für je 0,1043 Mark = 0,21 Mark plus 15 Prozent Umsatzsteuer = 0,03 Mark ergaben eine Forderung von 0,24 Mark. Das entspricht bei zwei Mark Porto einem Verlust von 1,76 Mark für die Telekom. Und an dieser Stelle habe ich mich fast totgelacht. Schließlich stellte ich auch noch fest, daß ich ganze drei Pfennige für das notleidende Finanzministerium mit eingezahlt hatte. Den für sie entstandenen Schaden aber wird die Telekom sicher nur mit einer Gebührenerhöhung wettmachen können. Werner G., Berlin-Reinickendorf
29.6.1996 (khd). "Plausibilität" und "Wirtschaftlichkeit" sind für die Telekom Fremdwörter. Auch in diesem Fall haben die Telekom-Programmierer sanft geschlafen und in der Abrechnungs- software ganz offensichtlich eine einfache Kosten/Nutzen-Betrachtung versäumt. Oder hatten sie sogar den Auftrag, das nicht zu tun? Schließlich hat man's ja!
BERLIN 26.6.1996 (khd). Man faßt es kaum. Das "HighTech"-Unternehmen Telekom kommt mit ihrem wichtigsten Werkzeug, dem digitalen Computer sie nennen das EDV, vielleicht ja sogar Komputer auch 1996 noch immer nicht klar. Gab's da nicht erst am Neujahrstag eine Computer- Panne, die zum "Gebühren-GAU" führte, so Telekom- Aufsichtsratschef Leister? Vielleicht haben sie ja doch viel zu lange mit ihren vielen elektromechanischen Zählmagneten, Fernmelderelais, Koordinatenschaltern und Edelmetallmotordrehwählern "gespielt". Und das verstellt dann schon sehr stark die Einsichten in die sachgerechte und effektive Verwendung freiprogrammierbarer Computer unter Qualitätsbetriebssystemen und ebensolchen Anwendungsprogrammen.
Nicht nur Nutzer von T-Online können ein Lied von der miserablen und zu langsamen Vermittlungsleitung über die Telekom- Verbindungscomputer ins weltweite Internet singen. Auch Nur-Telefonbesitzer lernen heute täglich, wie die Telekom mit dem Computer und deren Vernetzung organisatorisch und programmtechnisch auf Kriegsfuß steht. Genüßlich berichtet heute B.Z.-Redakteur Philipp Meckert nun Nicht-Telefonbesitzer im "B.Z.-Blitzlicht" von seinem unglaublichen Erlebnis mit einem Telekom-Computer, oder waren es die T-Menschen, die da nicht mit moderner Technik umgehen konnten?
26.6.1996: B.Z., Berlin, Seite 4 (B.Z.-Blitzlicht).
Mitte Februar kündigte ich meinen Telefon-Anschluß. Fristgerecht, mit zweifachem Durchschlag. Alles in Ordnmung, dachte ich. Aber dann kam der Hammer: Ich bekam weiterhin Rechnungen bis heute [Ed: 26. Juni 1996]. Immer nur die Grundgebühr von 24,60 DM aber immerhin: Viel Geld für ein abgestelltes Telefon! Vor ein paar Tagen flatterte wieder eine Rechnung ins Haus. Ich könnte auf Wunsch eine "noch detailliertere Abrechnung" bekommen. Mit Gesprächsnachweisen, Online-Gebühren, usw. Unglaublich, nicht wahr? Aber noch unglaublicher war die Telekom-Erklärung: "Wir wissen, daß Sie gekündigt haben. Aber unsere EDV können wir so schnell nicht umstellen." Schneckenpost, nannte man das früher. Aber die Telekom ist ja ein hochmodernes Unternehmen [Ed: das demnächst viele Aktien verkaufen möchte].
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