Telekommunikation in den Medien – Teil 165 khd
Stand:  1.6.2006   (19. Ed.)  –  File: Aus____Medien/165.html




Auf diesen Seiten werden seit 1994 einige ausgewählte und besonders interessante Artikel und andere Texte zur Telekommunikation im Original dokumentiert. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten.

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  • Neuere Presseberichte  (166. Teil).
  • 09.05.2006: Schlechte Ergebnisse bestätigen Abwärtstrend für Mobilcom und Freenet.
  • 08.05.2006: Gericht hat Bedenken gegen Freenet-Fusion.
  • 08.05.2006: Netzneutralität: Der Markt wirkt stabilisierend.
  • 08.05.2006: Satellitenbetreiber SES Global steigert Gewinn deutlich.
  • 07.05.2006: Konkurrenten werfen Telekom Täuschung vor.
  • 05.05.2006: Netcologne will Telekom angreifen.
  • 05.05.2006: Deutsche Bank kritisiert T-Online.
  • 04.05.2006: T-Online: Deutsche Bank fordert höheres Umtauschverhältnis.
  • 03.05.2006: Studie schätzt "Piraterieschäden" für US-Filmstudios auf 6,1 Milliarden US-Dollar.
  • 03.05.2006: DWS kritisiert AR-Sitz für Blackstone bei Telekom.
  • 03.05.2006: US-Kongressabgeordnete nehmen neuen Anlauf für "Internet-Neutralität".
  • 02.05.2006: Sonys Streaming-Box kommt nach Deutschland.
  • 02.05.2006: Siemens-Belegschaftsaktionäre fordern Erhalt der Krisensparte Com.
  • 30.04.2006: Freier Videorecorder VDR 1.4 ist fertig.
  • 30.04.2006: Arcor setzt Deutscher Telekom zu.
  • 30.04.2006: "Wir wollen kein Medienhaus werden". (T-Chef Ricke)
  • Ältere Presseberichte  (164. Teil).

    Andere Themen-Listen im Rahmen des Archivs "t-off" von khd
  • ADSL – Internet via Telefonltg.
  • Diverse – TK-Themen
  • DRM – Dig. Rights Management
  • CATV – Kabel-TV
  • DVB-C – Digitales Kabel-TV
  • DVB-H – Mobiles Handy-TV
  • DVB-S – Satelliten-TV
  • DVB-T – Überall Digital-TV
  • DVD – Speichermedien
  • FreeMob – Freenet/MobilCom
  • GPS – Satelliten-Navigation
  • HDTV – Hochauflösendes TV
  • IbC – Internet-by-call
  • ICANN – Internet-Regierung
  • IPTV – Internet-Fernsehen
  • ISDN – Digitale Telefonie
  • KDG – Kabel Deutschland
  • Mail – Mitteilungs-Dienste
  • PLC – Internet via Stromnetz
  • RegTP – Regulierungsbehörde
  • RFID – Funk-Etiketten
  • UMTS – Schneller Mobilfunk
  • TheNET – Das Internet
  • TV-Kab – Dt. TV-Kabel (BigT)
  • VDSL – Schnelles Internet
  • VoIP – Internet-Telefonie
  • WIMAX – Breitband via Funk
  • WLAN – Internet via Funk
  • "t-off" ist eine Publikation des khd-research.net

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    „Wir wollen kein Medienhaus werden“

    Kai-Uwe Ricke, Chef der Deutschen Telekom, über Heuschrecken, Wachstumsperspektiven und seine Beziehungen zu Premiere.

    Aus:
    Welt am Sonntag, Hamburg, 30. April 2006, Seite ?? (Telekommunikation). Das Gespräch führten THOMAS HEUZEROTH und TINA KAISER. [Original]

    Wäre da nicht der Börsenkurs, Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke könnte seinen Aktionären am kommenden Mittwoch [3.5.2006] ganz beruhigt auf der Hauptversammlung in Köln gegenübertreten. Nach dem Rekordergebnis von 2005 werden sie eine Rekorddividende einstreichen. Doch der Schein trügt. So wie die Telekommunikationsbranche befindet sich auch der Konzern in einem tiefgreifenden Wandel. Dem Festnetz laufen die Kunden davon, der Mobilfunk wächst immer langsamer; die Telekom steht kurz davor, Fernsehen über ihr Breitbandkabel zu übertragen, und bei den Bundesliga- Rechten gibt es Streit mit der DFL. Wie in dieser Woche bekannt wurde, muß sie nun auch noch einen neuen Investor verkraften. Mit Blackstone hat sich ausgerechnet eine Beteiligungsgesellschaft bei der Telekom eingekauft, deren Gattung SPD-Chef Franz Müntefering einmal als Heuschrecken bezeichnet hat.

    Welt am Sonntag: Herr Ricke, vor einem Jahr hat der damalige SPD-Chef Franz Müntefering private Beteiligungsgesellschaften als Heuschrecken bezeichnet. Nun steigt Blackstone bei Ihnen ein. Fallen jetzt die Heuschrecken über die Deutsche Telekom her?

    Kai-Uwe Ricke: Nein, davon kann überhaupt keine Rede sein. Für uns ist der Einstieg von Blackstone eine gute Nachricht und eine Bestätigung unserer Strategie.

    Welt am Sonntag: Was wird sich dadurch ändern?

    Ricke: Der von unserem Großaktionär schon länger erwartete Verkauf von Aktien lastete auf dem Markt.

    Welt am Sonntag: Damit meinen Sie den Bund und die Staatsbank KfW, die im Auftrag des Bundes verkauft.

    Ricke: Ja. Durch die uns bekanntgewordene Zusage von Blackstone, die Aktien mindestens 2 Jahre zu halten, und durch die erklärte Absicht der KfW, für ein Jahr keine weiteren Aktien zu verkaufen, ist jetzt eine Entspannung eingetreten.

    Welt am Sonntag: Blackstone wird Einfluß ausüben wollen.

    Ricke: Wir haben hier einen Investor, der sich sowohl auf dem Telekommunikationsmarkt als auch auf den Finanzmärkten auskennt. Es ist ein legitimer Wunsch von Blackstone wie jedes großen Aktionärs, im Aufsichtsrat vertreten zu sein. Die Entscheidung ist in den entsprechenden Gremien zu treffen. Die Expertise von Blackstone wäre sicher auch im Aufsichtsrat wertvoll.

    Welt am Sonntag: Normalerweise übernehmen diese Beteiligungsgesellschaften einen Mehrheitsanteil, krempeln das Unternehmen nur um, um es am Ende mit deutlichem Gewinn wieder abzustoßen. Wird sich Blackstone mit den heutigen 4,5 Prozent zufriedengeben?

    Ricke: Ich kann an dieser Stelle nicht über die Ziele von Blackstone spekulieren. Tatsache ist, daß dieser Investor bei uns eingestiegen ist. Und Tatsache ist, daß viele den Grund dafür in einer Unterbewertung der T-Aktie sehen.

    Welt am Sonntag: Der Staatsanteil an der Telekom liegt noch bei einem Drittel. Bei einer weiteren Privatisierung könnte diese Lebensversicherung wegfallen. Ausländische Konzerne könnten die Deutsche Telekom dann schlucken.

    Ricke: Das ist weniger eine Frage der Anteilseigner denn eine Frage der Strategie. In den nächsten 10 Jahren wird der europäische Telekommunikationsmarkt sich dramatisch verändern. Die Märkte in Europa sind heute überbesetzt. Deswegen wird es zu einer Konsolidierung kommen. Wir stehen vor der Herausforderung, diese zu meistern. Ich will am Ende dieses Prozesses weiter als Europas Nummer eins unterwegs sein.

    Welt am Sonntag: Die Zukunft sieht für Sie aber etwas düsterer aus. Der Umsatz im Festnetz sinkt, der Mobilfunk wächst immer langsamer, und auch der Breitbandmarkt wird in 2 bis 3 Jahren gesättigt sein.

    Ricke: Es stimmt, daß wir im Festnetz unter Druck stehen. Aber die Welt ist nicht schwarzweiß. Nach wie vor ist die Telekommunikation ein Wachstumsmarkt. Jetzt geht es darum, den Wandel zu meistern. Dazu zählt die wachsende Bedeutung des Internet- Protokolls für die Telefonie [Ed: die immer klar war, nur diese ‚Telekomiker‘ (die deutschen Bell-Heads) brauchten weit über 10 Jahre, um das erst einmal zu Verstehen] genauso wie die Tatsache, daß das Festnetz immer mehr Gespräche an die Mobilfunknetze abgibt. Wir sind auf vielen Wegen unterwegs. So werten wir auch die Festnetzanschlüsse auf.

    Welt am Sonntag: Sie meinen damit das Triple-Play, die Übertragung von Entertainment, Telefon und Internet über das DSL-Netz. Wird das reichen, um den Umsatzrückgang im Festnetzgeschäft auszugleichen?

    Ricke: Kurzfristig sicher nicht. Wenn wir unser neues Hochgeschwindigkeitsnetz für 3 Milliarden Euro bauen, dann sehen wir erst ab 2008 relevante Umsätze. Diese Investitionen sind allerdings immer noch abhängig vom regulatorischen Umfeld und den Kundenwünschen. Das Ziel des Konzerns ist es, bis Ende des kommenden Jahres 1 Million Triple-Play-Kunden zu haben. Im Vergleich zu unserem gesamten Geschäft ist das in der Tat nur eine relativ überschaubare Umsatzgröße.

    Welt am Sonntag: Aktionärsklagen halten den Verschmelzungsprozeß von T-Com und T-Online auf. Können Sie den Schaden beziffern?

    Ricke: Wir müssen hier über zwei Dinge reden. Zum einen entgehen uns Kostensynergien. Zum anderen entgehen uns Marktchancen wie die Möglichkeit, vollständig integrierte Produkte anzubieten. Bei weiteren Verzögerungen reden wir hier von etwa 740 Millionen Euro [Ed: mit anderen Worten: Es war also nicht so sehr schlau vom Dr. Ron Sommer, aus T-Online ein eigenständiges Unternehmen zu machen...].

    Welt am Sonntag: Wenn Sie nun mit Triple Play und Breitbandfernsehen starten, dann ist es doch Zeit, sich zu einem Medienhaus zu wandeln.

    Ricke: Nein. Wir sind ein Zugangsanbieter. Wir bringen die Vorleistungen. Natürlich brauchen wir Inhalte, die wir sichern müssen. Bundesliga-Rechte zählen dazu. Und natürlich müssen wir auch die Kompetenz haben, Inhalte zusammenzustellen. Aber deswegen müssen wir nicht Inhalte selbst herstellen. Wir brauchen kein eigenes Mediengeschäft, es paßt einfach nicht zu unserer Strategie.

    Welt am Sonntag: Haben Sie denn den Kauf von Premiere erwogen?

    Ricke: Als gute Kaufleute setzen wir uns immer mit allen Optionen auseinander.

    Welt am Sonntag: ... um sie dann zu verwerfen ...

    Ricke: Das haben Sie gesagt. Ich kann nur auf die Prinzipien unserer Strategie verweisen, die ich Ihnen dargelegt habe.

    Welt am Sonntag: Sie haben für die kommenden 3 Jahre die IP-TV-Rechte an der Fußball- Bundesliga gekauft und verhandeln mit Premiere über eine Kooperation. Wird es Internet-Fernsehen auch über Satellit und Kabel geben?

    Ricke: Wir haben Rechte erworben, und wir behalten uns vor, diese Rechte auch zu nutzen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

    Welt am Sonntag: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist der Meinung, daß die Deutsche Telekom eben kein Recht hat, via Satellit oder Kabel zu senden.

    Ricke: Ich will das Thema zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren. Wir stecken mitten in Gesprächen, die auch die DFL als konstruktiv bezeichnet hat.

    Welt am Sonntag: DFL-Präsident Werner Hackmann hat gedroht, der Telekom im Extremfall die Lizenz zu entziehen. Das hört sich nicht gerade gütlich an.

    Ricke: Netter Versuch, aber Sie kriegen mich zu keinem weiteren Kommentar zu dem Thema.

    Welt am Sonntag: Zu Ihrer Strategie gehören auch Produkte, die künftig über Netzgrenzen hinaus funktionieren. Sie wollen ein Telefon anbieten, das sowohl im Festnetz als auch im Mobilfunknetz funkt. Die Netze wachsen zunehmend zusammen. Wozu trennen Sie dann im Konzern noch die Sparten T-Com und T-Mobile? Warum nicht gleich eine gemeinsame Netzsparte?

    Ricke: Vor dem Hintergrund, daß wir im reinen Mobilfunk auch in Deutschland noch enorme Chancen sehen, fühlen wir uns goldrichtig aufgestellt. Damit meine ich besonders auch die Abwanderung von Telefonminuten aus dem Festnetz in die Mobilfunknetze.

    Welt am Sonntag: In Europa hat die Marktbereinigung durch Übernahmen insbesondere von Mobilfunkanbietern längst begonnen. Wie verhält sich die Deutsche Telekom?

    Ricke: Wir konzentrieren uns auf die Märkte, in denen wir schon vertreten sind. Dort wollen wir uns verstärken. Wenn wir etwas kaufen, muß es unseren Wert steigern.

    Welt am Sonntag: Das bedeutet, daß Sie mit Ausnahme Ihrer Mobilfunkgesellschaft in den USA ein europäischer Anbieter bleiben?

    Ricke: Wir wollen Europas Nummer 1 sein. Das ist etwas anderes. Und bevor Sie mich fragen, ob wir unser US-Geschäft [ex-VoiceStream] verkaufen wollen: Die USA sind für uns nach wie vor die Wachstumsoption.

    Welt am Sonntag: Wollen Sie denn dort hinzukaufen?

    Ricke: Ich schließe in unseren Präsenz- Märkten nichts aus. Und die USA gehören dazu. Wir haben aber dort die Option, auch ohne Zukäufe weiter zu wachsen.

    Welt am Sonntag: Wie werden Sie denn Ihren Aktionären auf der Hauptversammlung erklären, warum Ihre Papiere in diesem Jahr weniger wert sind als 2005?

    Ricke: Die Kursentwicklung ist in der Tat unbefriedigend. Aber wir befinden uns in einem Trend, der den gesamten Telekommunikationssektor weltweit erfaßt. Die Stimmung dem Sektor gegenüber ist noch depressiv. Das soll keine Entschuldigung sein, aber es ist die Realität. Deswegen hat mich ja der Einstieg einer Beteiligungsgesellschaft wie Blackstone so gefreut. Ich sehe das als Bestätigung meines Kurses und unseres Potentials.



    Arcor setzt Deutscher Telekom zu

    Vodafone-Tochter führt Pauschaltarif ins europäische Ausland ein. Chef Stöber sieht zukünftig "Dominanz" von Flatrates im Festnetz.

    Aus:
    Welt am Sonntag, Hamburg, 30. April 2006, Seite ?? (Wirtschaft). [Original]

    ESCHBORN (heu). Mit einem Pauschaltarif für Gespräche ins europäische Ausland will das Telekommunikationsunternehmen Arcor die Deutsche Telekom unter Druck setzen. Von Mittwoch [3.5.2006] an können Arcor- Kunden für 6,95 Euro im Monat in 12 europäische Länder ohne zusätzliche Gebühren telefonieren. Dazu gehören Belgien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien und die Schweiz.

    Das neue Angebot könnte zu Marktverschiebungen führen. Denn viele Telekom- Kunden scheuen bislang den Wechsel zu Arcor oder Stadtnetzbetreibern wie Versatel und Hansenet, weil sie bei Auslandsgesprächen nicht auf das günstige Call-by-Call verzichten wollen, das bei den Telekom-Konkurrenten nicht möglich ist [Ed: warum eigentlich – wir haben doch Marktwirtschaft...]. Die Auslands- Flatrate gleicht den Nachteil zum Teil aus. „In Zukunft werden Flatrates den Festnetzmarkt dominieren“, sagte Arcor-Chef Harald Stöber der Welt am Sonntag.

    Arcor ist mit seiner Euro-Flatrate der erste große Anbieter eines solchen Tarifs. Einen Pauschaltarif für Gespräche ins deutsche Festnetz für knapp 10 Euro bietet die deutsche Tochter des britischen Vodafone- Konzerns allerdings schon seit November 2004 an. Das Unternehmen setzt zunehmend auf Komplettpakete aus DSL- und Telefonanschluß sowie Telefonie- und DSL-Flatrates.

    Die DSL-Standardgeschwindigkeit wird ebenfalls von Mittwoch [3.5.2006] an auf 2 Megabit pro Sekunde verdoppelt. Arcor zählt derzeit etwa 1,1 Millionen DSL-Kunden. Separate Zahlen für die Telefonie-Flatrate nennt das Unternehmen jedoch nicht. Flatrates lohnen sich für die Unternehmen meist nur, weil sie einer Mischkalkulation unterliegen.

    Noch in diesem Jahr sollen außerdem weitere einhundert Städte zu Arcors Netzabdeckung hinzukommen. Das Unternehmen ist bereits in 300 Ortschaften vertreten, was einer Abdeckung von knapp 50 Prozent der deutschen Bevölkerung entspricht. Allerdings ist Arcor streng genommen nicht der erste Anbieter einer Europa-Flatrate. Die deutlich kleinere Hansenet hat einen solchen Pauschaltarif schon vor Monaten eingeführt. Zwar kostet die Pauschale dort knapp 20 Euro. Dafür umfaßt sie aber auch mehr Länder als das Arcor-Angebot. Auch der Internet-Provider Strato bietet eine Europa-Flatrate an. Dort muß allerdings über das Internet telefoniert werden. Für rund 20 Euro im Monat dürfen Nutzer ohne weitere Gebühren in 15 europäische Länder einschließlich Deutschlands sowie in die USA und nach Kanada telefonieren. Voraussetzung dafür ist allerdings ein Strato- DSL-Anschluß [Ed: und wer will den schon].



    W A S   D E R   M A R K T   N I C H T   B I E T E T

    Freier Videorecorder VDR 1.4 ist fertig

    [Ed: und vielleicht läßt sich ja damit die Industrie-Bevormundung aufheben, um auch zum Privatgebrauch eine TV-Sendung in HDTV aufzeichnen zu können...]

    Aus: Heise-Newsticker, 30. April 2006, 17.27 Uhr MESZ (DigitalTV). [Original]

    HANNOVER (ps/c't). Fast 3 Jahre hat Klaus Schmidinger an der Version 1.4 seines Video Disk Recorder (VDR) gearbeitet, bis er sie heute frei gegeben hat. Anfang Juni 2003 erschien die Version 1.2 der Software, die einen Linux-PC in einen digitalen Videorecorder verwandelt. Seitdem hat sich in der VDR-Gemeinde die Entwicklerversion 1.3 zunehmend verbreitet und es bis zu der am vergangenen Freitag [28.4.2006] veröffentlichten letzten Version 1.3.49 geschafft. Die nunmehr als Download erhältliche Version 1.4 behebt noch 3 in letzter Minute entdeckte Fehler.

    Die Liste der Neuerungen ist lang: VDR kann jetzt das VPS-Signal benutzen, sofern es die TV-Sender mit dem Datenstrom aussenden, um auch verschobene Sendungen vollständig aufzuzeichnen. Die Plug-in-Schnittstelle eröffnet den Autoren erneut weitergehende Möglichkeiten. Derweil gibt es weit über hundert Erweiterungen für den VDR als Plug-in, die parallel mit VDR weiterentwickelt, also für die Vesion 1.4 großenteils lauffähig sind. Die Bedienoberfläche des VDR – bisher Ziel zahlreicher Patches – lässt sich nun mit Skins den individuellen Bedürfnissen anpassen.

    Die Version 1.4 verbessert die Art und Weise, wie VDR mit DVB-Karten umgeht, etwa das erneute Einstellen des Empfängers, wenn das Empfangssignal verloren geht. Auch die Behandlung von CA-Modulen hat Klaus Schmidinger überarbeitet. VDR 1.4 kann ohne Patches AC3-Ton ausgeben und bietet neue Optionen für mehrsprachig ausgestrahltes Material. Auch beim Umgang mit EPG- Daten gibt es diverse Neuerungen. So ist es auf Systemen mit nur einer DVB-Karte nun möglich, ein Auffrischen der elektronischen Programmdaten (EPG) zu veranlassen.

    Rund um den VDR ist eine rege Gemeinde entstanden, die sich in einem eigenen Portal trifft, fleißig ein Wiki füttert und diverse Erweiterungen hervorbringt, nicht nur Plug-ins, sondern auch andere Zusätze, die etwa den Tausch von Schnittmarken erlauben, um gemeinschaftlich unerwünschte Werbung zu entfernen. Eine ganze Reihe von auf den VDR spezialisierten Distributionen ist in den vergangenen Jahren herausgekommen, die auch Linux-unerfahrene Nutzer mit einem "freien Videorecorder" versorgen.



    Siemens-Belegschaftsaktionäre fordern Erhalt der Krisensparte Com

    Aus: Heise-Ticker, 2. Mai 2006, 8.40 Uhr MESZ (Unternehmen). [
    Original]

    MÜNCHEN. Siemens-Belegschaftsaktionäre haben den Erhalt der kriselnden Kommunikationssparte Com im Konzern gefordert [BTW: eine so unförmige URL für eine wichtige Sparte ist schon mal schlecht (wg. der Internet- Kompetenz)...]. "Ein Scheitern der Sanierungspolitik wäre der Super- Gau für Siemens schlechthin, eine mittlere Katastrophe für den Standort Deutschland und für den Vorstandsvorsitzenden ein Offenbarungseid", erklärte der Verein der Belegschaftsaktionäre in der Siemens AG am Montag [1.5.2006]. Der Vorstand dürfe sich nicht – wie bei der Trennung vom Handygeschäft im vergangenen Jahr – für den vermeintlich leichteren Weg einer Abspaltung entscheiden.

    Siemens hatte in der vergangenen Woche die Streichung von nochmals etwa 1000 Arbeitsplätzen bei Com in Deutschland verkündet. "Personalreduzierungen allein werden dabei die Misere nicht beenden", hieß es von den Belegschaftsaktionären. Vielmehr müsse Siemens auf Innovationen setzen. Trotz der Fehler des Managements über viele Jahre, in denen die Dynamik der Internet- Entwicklung unterschätzt worden sei, habe der Bereich genügend technologisches Potenzial, um in 2 bis 3 Jahren wieder Anschluss an die Besten in der Branche zu finden [Ed: auch noch heute haben hierzulande die meisten Führungskräfte in Wirtschaft und Politik keine Ahnung davon, was das Internet noch alles leisten wird – es sei denn, Juristen machen DAS NETZ kaputt...].



    Sonys Streaming-Box kommt nach Deutschland

    Aus:
    Heise-Newsticker, 2. Mai 2006, 12.13 Uhr MESZ (Elektronik). [Original]

    BERLIN (nij/c't). Das japanische Elektronikunternehmen Sony will sein "LocationFree"-Gateway LF-PK1, das unter anderem auch mit der PlayStation Portable zusammenarbeitet, ab Juni auf dem hiesigen Markt anbieten. Das "LocationFree Media Gateway" wird laut Hersteller zu Hause idealerweise an einen Festplattenrecorder angeschlossen und funktioniert zunächst einmal als WLAN- Adapter: Es sendet die vom Tuner des Recorders empfangenen TV-Programme sowie aufgezeichnete Sendungen kabellos durchs Haus oder in den Garten, sodass sie von einem WLAN-fähigen Notebook oder der PSP mit spezieller Software empfangen werden können.

    Alternativ kann man über das Internet auf die Funktionen zugreifen. Dafür muss der Anwender die benötigte Software auf seinem Notebook installieren und sich über einen Internet- Zugang zu Hause einwählen. Auf der PSP muss laut Sony die Software-Version 2.70 oder höher installiert sein – obwohl die Spielkonsole eigentlich bereits seit Version 2.50 fit für Videostreaming ist. Reisende sollen so die heimischen Lieblingsprogramme oder die vom Festplatten- Recorder aufgezeichneten Inhalte weltweit ansehen können. Der Nutzer kann übers Internet sogar zu Hause umschalten oder den Recorder programmieren. Um den Recorder oder andere AV-Geräte über das Gateway fernbedienen zu können, muss die mitgelieferte Infrarot- Steuereinheit (IR-Blaster) lediglich an das Gateway angeschlossen und so aufgestellt werden, dass seine Signale vom Infrarotauge des AV-Gerätes empfangen werden können. Umschalten und Programmieren sind natürlich auch daheim per WLAN möglich.

    Das "LocationFree"-Gateway überträgt Bild und Ton laut Sony MPEG4-komprimiert und in einem Datenstrom mit variabler Bitrate an ein Empfangsgerät. Der Stream soll ab einer Upload- und Download-Geschwindigkeit von 300 kBis/s kabellos per WLAN nach den Standards 802.11b (11 MBit/s brutto im 2,4-GHz-Band) oder 802.11g (54 MBit/s brutto im 2,4-GHz-Band) übertragen werden. Kabelgebunden läuft der Stream über den integrierten Ethernet-Anschluss (10Base-T/100Base-TX). Für die Verbindung zum Recorder, Fernseher oder zur Settop-Box stehen je zwei Composite-Video- und Audio-Stereo- Anschlüsse zur Verfügung. Das Gateway beherrscht die gängigen TV-Normen PAL, SECAM respektive NTSC und garantiert laut Hersteller "durch eine automatische Bildoptimierung einen bestmöglichen Videostream". Die unverbindliche Preisempfehlung für das "LocationFree"- Gateway LF-PK1 einschließlich Infrarot-Steuereinheit, Kabel und "LocationFree"- Playersoftware für Notebook und PC liegt bei 500 Euro.



    US-Kongressabgeordnete nehmen neuen Anlauf für "Internet-Neutralität"

    Aus:
    Heise-Newsticker, 3. Mai 2006, 12.45 Uhr MESZ (TheNET). [Original]

    WASHINGTON (anw/c't). Edward Markey, demokratischer Abgeordneter des US-Repräsentantenhauses, lässt die Abstimmungsniederlage im Ausschuss für Energie und Handel gegen Gegner eines Gesetzeszusatzes, der "Internet- Neutralität" sichern sollte, nicht ruhen. Zusammen mit den drei Kollegen Rick Boucher, Anna Eshoo und Jay Inslee hat er nun einen eigenständigen Gesetzentwurf zu einem Network Neutrality Act of 2006 (PDF-Datei) vorgelegt, der Breitbandanbieter davon abhalten soll, konkurrierende Unternehmen wie Inhalteanbieter und Webdienstleister zu benachteiligen. Markey hatte ursprünglich sein Ziel durch einen Anhang zum Communications Opportunity, Promotion and Enhancement Act (COPE) verfolgt, doch die Ausschussmitglieder stimmten vergangene Woche mit 34 zu 22 Stimmen dagegen.

    Hintergrund des erneuten politischen Vorstoßes sind Erwägungen von Breitbandanbietern, von Webdienstleistern wie eBay, Amazon, Google und Yahoo Gebühren für die Gewährleistung eines schnelleren Zugangs zum Internet zu verlangen. Dieses Thema war bereits im Februar im US-Kongress zur Sprache gekommen. Seitdem flammte die Debatte über offene Netzinfrastrukturen immer wieder auf und erreichte unter anderem durch Überlegungen des Telekom-Chefs Kai-Uwe Ricke auch Deutschland.

    "Breitbandanbieter sollten nicht bestimmen dürfen, wer Dienste über Breitbandnetze oder das Internet anbieten darf und wer nicht", begründet Markey sein Anliegen. Breitbandnetze seien das Lebenselixier der wachsenden digitalen Wirtschaft und stellten die Grundlage für prosperierende Märkte dar. Die Weltführerschaft der USA bei Hochtechnologien stehe in direktem Zusammenhang mit der seit Jahrzehnten betriebenen Politik, die gewährleistet habe, dass Telekommunikationsnetze allen offen stehen. Auch das Internet gründe auf einer offenen Architektur und biete niedrige Zugangshürden. Diese Voraussetzungen sieht Markey durch Entscheidungen der Federal Communications Commission (FCC) und Gerichtsentscheidungen in Gefahr.

    Markey zieht seine Befürchtungen aus einer Entscheidung der FCC vom August 2005, durch die der Breitbandzugang in einer Form umklassifiziert worden sei, dass der bisherige Schutz wegfiel. Bald darauf, nämlich im November 2005, habe der Vorsitzende von SBC Communications – nunmehr AT&T – laut Business Week angekündigt, von Unternehmen wie Google, Yahoo und MSN Geld zu verlangen. Im Dezember 2005 habe ein BellSouth- Manager laut Washington Post angedeutet, sein Unternehmen werde Verträge mit Webdienstleistern abschließen, um diese zu priorisieren, und schließlich habe der Verizon-CEO im Januar auf der Consumer Electronics Show eben solches intendiert, als er gesagt habe: "Wir müssen sicherstellen, dass Inhalteanbieter nicht auf unseren Netzen sitzen und unsere Kapazitäten aufbrauchen."

    Dem US-Senat liegt so wie dem Repräsentantenhaus ein Gesetzesentwurf zur Novellierung der Telekommunikationsgesetzgebung vor. Ebenso wie der von dem Repräsentantenhaus-Ausschuss abgesegnete Gesetzentwurf enthält der dem Senat vorliegende zwar keinen ausführlichen Passus zur Internet-Neutralität, dafür aber eine Anweisung an die FCC, die Notwendigkeit zu prüfen, ob ein solcher notwendig ist.



    DWS kritisiert AR-Sitz für Blackstone bei Telekom

    Aus:
    Yahoo Finanzen, 3. Mai 2006, 14.22 Uhr MESZ (Unternehmen). [Original]

    KÖLN (Dow Jones). Die größte deutsche Fondsgesellschaft DWS sieht den geplanten Aufsichtsratssitz des Investors Blackstone bei der Deutschen Telekom AG kritisch. Die angekündigte Nominierung der US-Gesellschaft für das Kontrollgremium sei eine "beachtliche Bevorzugung eines Minderheitsaktionärs", sagte DWS-Manager Klaus Kaldemorgen am Mittwoch [3.5.2006] auf der Hauptversammlung in Köln. Da für Blackstone Minderheitsbeteiligungen wie im Falle Telekom ungewöhnlich seien, stelle sich die Frage, ob es Absprachen gebe, die der Beteiligungsgesellschaft einen überproportionalen Einfluss auf den Bonner Konzern gewährten.

    Kaldemorgen fügte hinzu, die Telekom sei nicht auf den Rat von Blackstone angewiesen. Das Private-Equity-Haus könne aber seine künftige Rolle dazu nutzen, um mehr über die Telekom- Industrie und den Wettbewerb in Europa in Erfahrung zu bringen, sagte der Fondsmanager. Zudem hält er einen "Interessenkonflikt" bei Blackstone für möglich, da deren Geschäftsmodell darin bestehe, Akquisitionen zu tätigen. Vor einem solchen Kurs warnte Kaldemorgen die Telekom jedoch. Es sei jetzt "nicht der Zeitpunkt für ambitionierte Zukäufe".

    Vielmehr rief der Vertreter der Deutsche-Bank- Fondstochter das Management dazu auf, sich auf Kostensenkungen sowie die Steigerung des Cash-Flows und hohe Ausschüttungen an die Aktionäre zu konzentrieren. Bislang sei die Reduktion der Kosten im Unternehmen "wenig eindrucksvoll" gewesen. Wenn die Kostenstruktur nicht auf absehbare Zeit den sich ändernden technischen und regulatorischen Gegebenheiten angepasst würde, müssten die Aktionäre mit weiteren Kursverlusten an der Börse rechnen, sagte Kaldemorgen.

    Zuvor hatte der Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke die grundsätzliche Bereitschaft zu Zukäufen in Europa bekundet. Die Telekom wolle bei dem in Gang befindlichen Konsolidierungsprozess eine aktive Rolle spielen. Ricke versicherte aber, keine Übernahmen um jeden Preis zu tätigen. Den Einstieg von Blackstone mit 4,5 % begrüßte er als Zeichen des Vertrauens in die Telekom. Der Investor soll auf der nächsten Hauptversammlung 2007 einen Sitz im Aufsichtsrat bekommen. Er strebt erklärtermaßen an, das Management bei der langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes zu unterstützen.



    Studie schätzt "Piraterieschäden" für US-Filmstudios auf 6,1 Milliarden US-Dollar

    Aus:
    Heise-Newsticker, 3. Mai 2006, 17.27 Uhr MESZ (CopyRight). [Original]

    HOLLYWOOD (anw/c't). Eine vom Interessenverband der US-Filmindustrie MPAA vor 2 Jahren bei der Beratungsfirma LEK Consulting in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass Hollywoods Filmstudios jährlich 6,1 Milliarden US-Dollar Umsatz durch "Piraterie" durch die Lappen gehen. Die seit einem Jahr vorliegende, 3 Millionen US-Dollar teure Studie wurde aber laut Wall Street Journal noch nicht komplett veröffentlicht. Die aktuellen Schadensschätzungen liegen um 75 Prozent über den bisherigen Annahmen – nun seien sich die Firmen nicht über die möglichen Konsequenzen einer Veröffentlichung einig. Während einige Filmstudios befürworten, nicht zuletzt den Gesetzgebern das "wahre Ausmaß" der Piraterie vor Augen zu führen, fürchten andere um die Gunst der Investoren. Auch zeigten die Zahlen möglicherweise die Vergeblichkeit bisheriger Bemühungen auf, die Verbreitung illegaler Filmkopien zu unterbinden.

    "Eine derart große Studie braucht ihre Zeit, bevor sie veröffentlicht werden kann", habe eine MPAA-Sprecherin gegenüber der Zeitung gesagt und nur wenige Informationen preisgegeben. Nach diesen haben sich im Jahr 2005 für die MPAA-Mitglieder schätzungsweise 1,3 Milliarden US-Dollar Umsatzeinbußen allein in den USA ergeben. Auf dem zweiten Platz steht demnach Mexiko mit 483 Millionen US-Dollar, gefolgt von Russland, Spanien und China mit jeweils etwa 250 Millionen US-Dollar.

    Der Rückgang der durch "Piraterie" bedingten Umsatzverluste in China, für die zuvor für 2004 rund 280 Millionen US-Dollar veranschlagt wurden, sei auf eine neue Berechnungsmethode zurückzuführen, bei denen erstmals auch telefonische und Befragungen übers Internet einflossen. Neuerdings würden auch Verluste berücksichtigt, die auf die Nutzung des Internet als Vertriebsweg für illegale Kopien zurückgehen. Daher wurden diesmal nicht mehr DVD-Schwarzkopien rundweg mit einem Umsatzverlust gleichgesetzt, sondern es wurden im Rahmen der Studie Verbraucher gefragt, ob sie sich einen Film regulär gekauft oder im Kino gesehen hätten, wenn sie ihn nicht billiger bekommen hätten.

    Die Studie birgt noch weitere Überraschungen: So sei ersichtlich geworden, dass sich die Verbreitung von "Raubkopien" nicht hauptsächlich durch einen Schwund an den Kinokassen bemerkbar mach, sondern vor allem den DVD-Markt treffe, auf dem derzeit die Hoffnungen der Filmindustrie ruhen. Auch trügen nach dieser Studie nicht mehr wie zuvor Kinder und Jugendliche die Hauptschuld an der "Piraterie". In Japan seien beispielsweis 50 Prozent der Umsatzeinbußen auf die Aktivitäten von 25- bis 39-Jährigen zurückzuführen.



    T-Online: Deutsche Bank fordert höheres Umtauschverhältnis

    Aus: Heise-Ticker, 4. Mai 2006, 16.18 Uhr MESZ (Unternehmen). [
    Original]

    KÖLN. Die geplante Verschmelzung von T-Online auf den Mutterkonzern Deutsche Telekom wird von Aktionären des Internetanbieters weiterhin scharf kritisiert. Auf der Hauptversammlung von T-Online forderten Vertreter von Kleinaktionären und auch Großinvestoren wie der Deutschen Bank am Donnerstag [4.5.2006] in Köln ein deutlich besseres Umtauschverhältnis. Die Telekom will ihre Tochter über einen Aktientausch komplett übernehmen und bietet dafür pro Aktie von T-Online 0,52 eigene Anteile.

    Aufgrund der hohen Dividende bei der Deutschen Telekom würden die Aktionäre von T-Online diskriminiert, sagte Richard Jannson, Vertreter des Finanzinstituts, am Donnerstag auf der Hauptversammlung von T-Online in Köln. Nach eigenen Angaben hält die Deutsche Bank 5 Millionen Aktien von T-Online.

    Der Bonner Konzern hatte T-Online im April 2000 an die Börse gebracht und pro Aktie 27 Euro kassiert – der nun gebotene Umtauschpreis würde nach aktuellem Kurs rund ein Drittel davon betragen. "Der Übernahmepreis hätte um 3 bis 4 Euro höher ausfallen können", sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Einige Aktionäre dringen zudem auf eine Sonderprüfung, mit der untersucht werden soll, ob sich die Vorstände von T-Online und Telekom vor der Fusionsankündigung abgesprochen haben.

    T-Online-Chef Rainer Beaujean verteidigte den Zusammenschluss. "Die Verschmelzung von T-Online und Deutsche Telekom ist wichtig und richtig", sagte er. Als integrierter Konzern wollen Telekom und T- Online Bündelangebote von Telefonie, Internet und Medieninhalten anbieten und damit stärker vom DSL-Boom profitieren. Für das laufende Jahr rechnet er mit 1,8 Millionen neuen Breitbandkunden.

    Die Telekom hält bereits über 90 Prozent ihrer Internet- Tochter und hat sich von der Hauptversammlung im vergangenen Jahr die vollständige Übernahme bewilligen lassen. Der Vollzug der Transaktion verzögert sich allerdings, da gegen die Fusion eine Reihe von Anfechtungsklagen eingereicht wurde. Offen ist eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) über eine sofortige Eintragung der Übernahme in das Handelsregister. Die Verschmelzung könnte sich nach Einschätzung von Fusionsgegnern bis ins kommende Jahr verzögern. Die Unternehmen selbst nannten keinen Zeitrahmen. [mehr]

    Mehr zum Thema T-Online:
    [00.05.2006: T-Online verzeichnet ungebrochenen Zuwachs bei DSL-Kunden]  (HEISE)
    [00.05.2006: T-Online-Aktionäre wollen auf Schadensersatz klagen]  (HEISE)
    [05.05.2006: Deutsche Bank kritisiert T-Online]  (BERLINER MORGENPOST)



    Deutsche Bank kritisiert T-Online

    Geldinstitut unterstützt Forderungen nach besseren Bedingungen bei der Fusion mit der Telekom.

    Aus:
    Berliner Morgenpost, 5. Mai 2006, Seite xx (Wirtschaft). [Original]

    KÖLN (BM). Überraschend hat die Deutsche Bank die Forderungen der Privatanleger auf der Hauptversammlung von T-Online unterstützt. Aufgrund der hohen Dividende bei der Deutschen Telekom würden die Aktionäre des Online- Dienstes diskriminiert, sagte Richard Jansson, der das Geldhaus auf der Hauptversammlung vertrat. Laut Jansson hält die Deutsche Bank 5 Mio. T-Online-Papiere.

    Die Telekom will ihre Tochter, die sie einst an die Börse gebracht hatte, wieder in den Konzern integrieren. Die Anteilseigner von T-Online sollen pro Aktie 0,52 Telekom-Papiere erhalten. Die Deutsche Bank fordert ein Umtauschverhältnis von 0,57. Ein Großteil der Privatanleger hat bereits das Barangebot der Telekom von 8,99 Euro pro Aktie angenommen. Vertreter der verbliebenen Kleinaktionäre – etwa 10 Prozent – forderten auf der Hauptversammlung sowohl einen günstigeren Umtauschkurs als auch eine höhere Dividende. T-Online will nur 4 Cent je Papier zahlen. "Das ist fast schon eine Unverschämtheit", kritisierte Carsten Heise von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Er forderte, den vollen Gewinn auszuschütten, was einer Dividende von 37 Cent entspräche.

    Toni Riedel von der Anwaltspraxis Dreier Riedel Rechtsanwälte stellte einen Antrag auf Sonderprüfung der Fusion. Hierbei würde ein unabhängiger Prüfer aktionärsrechtlich relevante Vorgänge untersuchen. "Damit wollen wir den Schaden einfordern, der den Aktionären zugefügt wurde", sagte Riedel. Er beschuldigte das T-Online-Management und die Deutsche Telekom, gemeinsam und gezielt den Aktienkurs von T-Online gedrückt zu haben, um den Kaufpreis möglichst niedrig zu halten. "Kleinanleger sind gefragt, wenn Geld eingesammelt werden soll", sagte der Aktionärsschützer Martin Weimann. "Kurz danach ist aber das Interesse schon wieder weg." Weimann kritisierte, daß mit dem Börsengang von T-Online im Jahr 2000 die unternehmerische Eigenständigkeit des Online- Dienstes vorgetäuscht wurde. Tatsächlich sei T-Online jedoch weiter eine "Betriebsabteilung" der Telekom geblieben. "Somit war der Börsengang nichts weiter als eine gewaltige Kapitalbeschaffungsmaßnahme", kritisierte Weimann.



    Netcologne will Telekom angreifen

    Aus:
    IT Times, 5. Mai 2006, ??.?? Uhr MESZ (Internet). [Original]

    FRANKFURT/MAIN (ndi/rem). Der lokale Telekommunikationsanbieter Netcologne will sein Angebot erweitern. Geschäftsführer Werner Hanf sagte der FAZ, dass man einen Einstieg in das Mobilfunkgeschäft prüfe.

    „Wir beobachten den Mobilfunkmarkt mit seinen neuen Geschäftsmodellen sehr genau und führen Gespräche mit den Netzbetreibern. Eine Entscheidung wird jetzt kurzfristig fallen und wir wollen noch in diesem Jahr mit Angeboten auf den Markt kommen“, sagte Hanf. Sollten die Pläne umgesetzt werden, könnte Netcologne Festnetz- und Mobilfunkdienste sowie Fernsehen aus einer Hand anbieten. In Großbritannien gibt es bereits das sogenannte Quadruple Play – ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

    Netcologne ist allerdings nur in Köln und dem direkten Umland aktiv. Hier hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bei DSL-Anschlüssen 41 Prozent Marktanteil. Die Deutsche Telekom AG solle auf rund 45 Prozent kommen. Zudem will Netcologne binnen 5 Jahren alle Häuser in Köln mit einem Glasfaseranschluss versorgen. Zwar würden bis zu 300 Mio. Euro Investitionen fällig, aber dafür habe man dann höhere Übertragungsraten als das kommende VDSL-Angebot der Telekom mit rund 50 Mbit pro Sekunde. Im Endeffekt rechnet sich das Vorhaben für den Stadtnetzbetreiber, denn jährlich gehen 30 Mio. Euro Leitungsmiete an den Ex-Monopolisten. Hanf sieht hierin eine Möglichkeit, sich auf Dauer erfolgreich im Geschäft zu positionieren [Ed: bis ein Heuschreck kommt...].



    Konkurrenten werfen Telekom Täuschung vor

    Aus:
    Welt am Sonntag, Hamburg, 7. Mai 2006, Seite xx (Wirtschaft). [Original]

    Die Konkurrenten der Deutschen Telekom machen gegen das neue VDSL-Netz des ehemaligen Monopolisten mobil. Laut einer Studie im Auftrag des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko), der nach eigenen Angaben 90 Prozent der Festnetz-Konkurrenz vertritt, erschließt die Telekom damit keinen bislang noch nicht vorhandenen Markt, sondern will nur technische Hindernisse in ihrem bestehenden DSL-Netz ausgleichen. Damit wolle der Konzern, der für das neue Netz eine Befreiung von staatlicher Regulierung fordert, den Wettbewerbern "das Wasser abgraben", sagte Breko-Präsident Peer Knauer der Welt am Sonntag.

    Die Untersuchung der Duisburger Beratungsfirma Dialog Consult kommt zu dem Ergebnis, daß mehr als jeder dritte Telefonanschluß in Deutschland technisch nicht in der Lage ist, Breitbandgeschwindigkeiten von mehr als 16 Megabit pro Sekunde zu erreichen. Theoretisch können DSL-Leitungen mit dem DSL-Standard ADSL2+ schon jetzt Daten in dieser Geschwindigkeit übertragen, wenn der Telefonanschluß weniger als 1,5 Kilometer vom nächsten Hauptverteiler der Telekom entfernt ist.

    Der Verband wirft der Telekom vor, mit ihrem angekündigten Hochgeschwindigkeitsnetz nur die technischen Macken dieses bestehenden Netzes überwinden zu wollen. Die Telekom strebe vor allem "die Vermarktung von Diensten an, die grundsätzlich auch über ADSL2+ realisierbar wären", aber auf Grund der Entfernungen zwischen Anschluß und Hauptverteiler nicht auch nur annähernd flächendeckend angeboten werden könnten, heißt es in dem Gutachten. Somit adressiere die Telekom mit ihrem neuen Hochgeschwindigkeitsnetz "keinen völlig neuen Markt". "Das Ergebnis unserer Untersuchung zeigt, daß die Telekom ihre Konkurrenten mit unlauteren Mitteln bekämpft", sagte Knauer.

    Hintergrund der Auseinandersetzung ist der Wunsch der Telekom, bei ihrem neuen Netz von der Regulierung durch die Bundesnetzagentur ausgenommen zu werden. Nur dann ist sie nach eigenen Angaben bereit, mehr als 3 Milliarden Euro zu investieren. Entsprechend müßte das Telekommunikationsgesetz geändert werden. In einem Entwurf hat sich das Bundeswirtschaftsministerium bereits dafür ausgesprochen, den Ex-Monopolisten zu unterstützen. Mit dieser Absicht ist das Ministerium allerdings auf den Widerstand der Europäischen Kommission gestoßen, die eine Regulierungsausnahme nur zulassen würde, wenn es sich dabei um einen neuen Markt handelt.

    Im Gegensatz zum Breko sieht die Deutsche Telekom das Gutachten als Bestätigung der eigenen Argumentation. Denn für viele sei das neue Hochgeschwindigkeitsnetz erst die Voraussetzung dafür, künftige Anwendungen wie Fernsehen über das DSL-Kabel nutzen zu können.



    Satellitenbetreiber SES Global steigert Gewinn deutlich

    Aus:
    Heise-Newsticker, 8. Mai 2006, 9.35 Uhr MESZ (Satellit-TV). [Original]

    BETZDORF (jk/c't). Der weltweit führende Satellitenbetreiber SES Global (Betzdorf/Luxemburg) hat auch im ersten Quartal 2006 gut verdient. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 13,7 Prozent auf 329 Millionen Euro, teilte das Unternehmen mit. Der Nettogewinn des Betreibers der Astra-Satelliten wuchs um 41 Prozent auf 118 Millionen Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) nahm um 10,0 Prozent auf auf 227 Millionen Euro zu.

    Die Übernahme des US-Unternehmens New Skies Satellites wurde Ende März abgeschlossen. Unter anderem durch diesen Firmenkauf stieg die Nettoverschuldung von SES Global auf 2,779 Milliarden Euro; zum Ende des Jahres 2005 lag sie noch bei 2,107 Milliarden Euro. SES-Chef Romain Bausch sprach von einer "soliden Performance".

    SES Global rechnet bis Ende 2007 weiter mit starkem Wachstum. Der Umsatz werde im hohen einstelligen Bereich steigen, kündigte SES-Chef Romain Bausch an. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate für 2005 bis 2007 werde zweistellig sein. Wichtige Wachstumsmotoren des Unternehmens, das unter anderem 13 Astra-Satelliten betreibt, seien weiterhin das hoch auflösende Fernsehen (HDTV) und das Internet-Fernsehen.

    Bausch sagte, er rechne zur Jahresmitte mit einer Entscheidung, ob der Aufbau einer digitalen Vertriebsplattform für private Fernsehanbieter in Deutschland ("Dolphin") fortgesetzt werde. SES plant unter anderem für RTL und ProSiebenSat.1 die Möglichkeit, von 2007 an Digitalprogramme zu verschlüsseln. Dies soll es ermöglichen, für die Übermittlung solcher Programme eine Gebühr zu erheben.

    Das Bundeskartellamt ermittelt derzeit auf Antrag des Konkurrenzunternehmens Eutelsat. "Wir werden im Sommer sehen, ob das Umfeld wirtschaftlich und von der Genehmigungsseite her positiv ist", sagte Bausch. "Wenn nicht, dann war es ein Versuch und wir können jederzeit aufhören." SES werde bis zum Sommer rund 10 Millionen Euro für die digitale Vertriebsplattform ausgegeben habe.



    Netzneutralität: Der Markt wirkt stabilisierend

    Aus:
    Heise-Newsticker, 8. Mai 2006, 15.46 Uhr MESZ (The NET). [Original]

    HANNOVER (wst/Technology Review). In der Diskussion um Netzneutralität plädiert der stellvertretende Chefredakteur von Technology Review, Sascha Mattke, für mehr Gelassenheit. Die aufkommende Diskussion würde keineswegs "die Prinzipien untergraben, die das Internet erfolgreich gemacht haben", wie dies zum Beispiel Internet-Guru Vint Cerf in einer Anhörung des US-Senats gesagt habe, schreibt Mattke in einer Analyse für die aktuelle Ausgabe von Technology Review.

    Wenn sich beispielsweise die Telekom bei T-Online entscheide, Google ohne Extragebühr nicht mehr durchzulassen, hätten die Kunden schließlich die Freiheit, zu einem liberaleren Provider zu wechseln. Dass die Nutzer Offenheit zu schätzen wissen, zeigen die Erfahrungen mit den geschlossenen Online-Diensten der 90er Jahre wie AOL oder Compuserve, die mit dem Internet nicht mithalten konnten. Wirklich populäre Dienste aus dem eigenen Angebot auszuschließen könne sich wahrscheinlich kein Provider leisten.

    Letztlich sei das Ansinnen der Telecoms nur ein legitimer und weitgehend ungefährlicher Versuch, an anderen Stellen als bisher noch etwas Geld aus dem Markt herauszuholen, sagt auch Hans Peter Dittler, Geschäftsführer von Braintec Netzwerk-Consulting und einer der Wegbereiter des Internet in Deutschland. Tatsächlich sei auch die in der Diskussion um Netzneutraliät oft genannte scheinbar absurde Analogie vom Ladenbesitzer, der auch noch für die Straße zu seinem Landen Miete zahlen müsste so weltfremd nicht: "Hier in Karlsruhe bezahlen die Geschäfte auf jeden Fall schon für die Weihnachtsbeleuchtung in der Fußgängerzone."

    Mehr in Technology Review online: [Der Untergang des Internet?]



    Gericht hat Bedenken gegen Freenet-Fusion

    Die Fusion des Mobilfunk-Dienstleisters Mobilcom mit der Internet-Tochter Freenet droht sich weiter in die Länge zu ziehen. Das Landgericht Kiel äußerte in einer vorläufigen Einschätzung Bedenken gegen die sofortige Freigabe der Verschmelzung.

    Aus: Handelsblatt, Düsseldorf, 8. Mai 2006, 18.01 Uhr MESZ (MobilCom). [Original]

    FRANKFURT/MAIN (HB). Das Landgericht bezweifele nach Mobilcom-Angaben, dass es ein vorrangiges Interesse für eine Eintragung der Fusion gebe. Das Gericht stelle zudem die Wirksamkeit des Hauptversammlungsbeschlusses zum Vergleich mit France Telecom im Januar 2003 in Frage und damit die Wirksamkeit des Vergleichs selbst. Die Parteien hätten nun 4 Wochen Zeit für eine Stellungnahme. Mobilcom sei zuversichtlich, die Bedenken des Gerichts ausräumen zu können.

    Die Aktionäre beider Gesellschaften hatten der Fusion von Mobilcom und Freenet im August mit großer Mehrheit zugestimmt. Der Vollzug wird allerdings von Aktionärsklagen blockiert. [mehr]



    Schlechte Ergebnisse bestätigen Abwärtstrend für Mobilcom und Freenet

    Aus:
    Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Mai 2006, Seite xx (Telekommunikation). Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder. [Original=Doc~E6E8DDFB1C657495DBEDBEBAB57]

    Mobilcom und Freenet haben in den vergangenen Monaten immer wieder für Furore gesorgt. Erst wollte die Mutter mit der Tochter verschmelzen und die Tochter wollte nicht. Schließlich verschmolzen beide doch, aber zu den Bedingungen von Freenet.

    Begleitet wurde das Ganze von den wunderbasten Kurskapriolen, die die Freenet-Aktie von einem Zwei-Jahres- Tief bei 9,85 Euro im Herbst 2004 bis auf ein Jahreshoch von 25,10 Euro im Januar führten. Seitdem aber ist der Kurs stark auf 18.70 Euro gefallen.

    Jahresergebnisse zeigten bereits Belastungen

    Nicht anders bei Mobilcom. Vom Allzeittief des Jahres 2002 bei 1,12 Euro hatte sich die Aktie zunächst erholt, 2004 wieder nachgegeben, um dann vom Zwei-Jahres-Zwischentief bei 8,90 Euro bis auf 22,95 Euro im Januar zu steigen, gleichzeitig war dies ein Vier-Jahres-Hoch. Seitdem ging es wieder auf 17,24 Euro abwärts.

    Grund dafür sind die Ergebnisse, die die Unternehmen vorgelegt haben und die gerade für Freenet so gar nichts von der Phantasie bestätigten, die die Fusion bei den Anlegern geweckt hatte. Freenet konnte im vergangen Jahr zwar den Umsatz um rund 40 Prozent auf rund 700 Millionen Euro steigern, doch ging das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im selben Zeitraum um über 17 Prozent auf 80,9 Millionen Euro zurück und der Jahresüberschuß schrumpfte von 60,1 auf 51,2 Millionen Euro.

    Mobilcom steigerte im vergangenen Jahr den Umsatz von 1,9 auf 2,1 Milliarden Euro. Jedoch stagnierte das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit bei rund 100 Millionen Euro. Gleichwohl stieg der Jahresüberschuß, was seinerzeit Per-Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz dazu veranlaßte, das Papier für unterbewertet zu erklären. Die im Mai fälligen Zahlen zum ersten Quartal und weitere Nachrichten über den Verlauf der Fusion mit Freenet würden dem Aktienkurs positive Impulse geben.

    Deutlich weniger Gewinn im ersten Quartal

    Beide Hoffnungen erfüllten sich indes nicht. Mobilcom und Freenet haben im ersten Quartal den harten Preiskampf in der Branche zu spüren bekommen. Trotz höherer Umsätze verbuchten beide Firmen einen deutlichen Ergebnisrückgang. Der Mobilcom-Nettogewinn fiel auf 18 Millionen Euro gefallen nach 28,3 Millionen vor einem Jahr, teilte das Büdelsdorfer Unternehmen am Dienstag mit. Befragte Analysten hatten im Schnitt mit 20,4 Millionen Euro gerechnet. Das operative Ergebnis sank auf 27 Millionen Euro nach 44,1 Millionen im Vorjahr, während der Umsatz auf 522 von 450,6 Millionen zulegte.

    Ähnlich sieht das Bild bei Freenet aus: Der Gewinn ist im Auftaktquartal auf 12,1 von 17,4 Millionen Euro gefallen. Während der Umsatz um 37 Prozent auf gut 200 Millionen Euro zulegte, reduzierte sich der operative Gewinn (Ebitda) um ein Viertel auf 27,5 Millionen. Schon im vergangenen Jahr hatte der Preisdruck die Mobiltelefondienste wie auch das Internet-Angebot belastet.

    Im ersten Quartal 2006 konnte Freenet zwar 75.000 neue Kunden im Geschäft mit schnellen DSL-Anschlüssen und Mobilcom 180.000 Kunden für die Mobilfunksparte gewinnen. Doch zeigen die Gewinnrückgänge, wie teuer der Umsatz erkauft wurde.

    Schuld ist die Deutsche Telekom

    Ausführlich beklagt sich Freenet in seiner Ad-hoc-Meldung über seiner Ansicht nach wettbewerbsverzerrende Vorteile, die die Deutsche Telekom anderen Wettbewerbern gewähre. Deshalb habe man die Marketingaufwendungen im ersten Quartal des laufenden Jahres um 50 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2005 auf 13 Millionen Euro erhöht.

    „Ein noch stärkeres Kundenwachstum im DSL-Geschäft verhinderten neue Angebote, die im Februar an den Markt kamen und die nach Einschätzung Freenets nur auf extrem vergünstigten „Net-Rental“-Einkaufskonditionen für einige wenige Anbieter basieren – Konditionen, die Freenet auch bei Abschluß des entsprechenden Vertrages nicht gleichermaßen zur Verfügung gestanden hätten und insofern das Freenet- Wachstum deutlich behinderten“, heißt es bei Freenet.

    Allerdings vertraue man darauf, daß die Bundesnetzagentur diese Sonderkonditionen der Deutschen Telekom in Kürze unterbinden werde. Hinzu kommt, daß gerade der als zukunftsträchtig geltende Telefonie-Bereich von Freenet „aufgrund der schwierigen Marktbedingungen“ einen Umsatzrückgang verbuchte.

    Fusion blockiert

    Über die Zahlen von Mobilcom sagte LRP-Analyst Per-Ola Hellgren, der nach den Jahreszahlen noch so optimistisch gewesen war, diese seien enttäuschend ausgefallen. Besonders negativ falle die Entwicklung im Mobilfunkbereich auf, so der Analyst im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Hier sei das Ebitda mit 11 Millionen Euro deutlich unter der LRP-Schätzung von 17 Millionen Euro geblieben.

    Die Ursachen vermutet der Analyst in dem gegenwärtigen Preiskampf in der Branche. Die immer neuen Billigangebote in einem saturierten Markt gingen auf Kosten der Margenentwicklung. Der deutsche Markt sei schlechthin gesättigt. Hellgren senkt das Kursziel für die Mobilcom-Aktie auf 19 von zuvor 22 Euro.

    Alls ob schwache Ergebnisse nicht schon schlecht genug wären, äußerte das Landgericht Kiel nach Angaben von Mobilcom am Montag Bedenken gegen die sofortige Freigabe der Fusion mit der Internet-Tochter Freenet. Das Landgericht bezweifle, daß es ein vorrangiges Interesse für eine Eintragung der Fusion gebe und stelle zudem die Wirksamkeit des Hauptversammlungsbeschlusses zum Vergleich mit France Telecom im Januar 2003 in Frage und damit die Wirksamkeit des Vergleichs selbst.

    Zwar gibt sich Mobilcom zuversichtlich, die Bedenken des Gerichts innerhalb der gewährten Frist von 4 Wochen ausräumen zu können, doch paßt diese schlechte Nachricht einfach in das durch die Zahlen vorgegebene negative Umfeld. Obendrein wird der Vollzug von Aktionärsklagen blockiert.

    Trotz vernünftiger Bewertung negativ belastet

    Nach Ansicht eines von der Nachrichtenagentur Dow Jones nicht namentlich genannten Analysten, kommt die Entscheidung überraschend. Marktteilnehmer hätten eigentlich mit einer Genehmigung gerechnet. Nun scheine sich der gesamte Prozeß noch weiter in die Länge zu ziehen. „Die Frustration bei den Aktionäre ist bereits jetzt schon sehr hoch“, so der Analyst. Es sei nicht ausgeschlossen, daß viele Investoren nun angesichts dieser weitere Verzögerung die „Reißleine“ ziehen würden.

    Insofern verwundert nicht, daß sich die negative Kursentwicklung des laufenden Jahres fortsetzt. Mobilcom geben auf Xetra 3,25 Prozent auf 16,68 Euro nach. Freenet fallen 3,8 Prozent auf 17,99 Euro. Charttechnisch befinden sich beide Aktien im eindeutigen Abwärtstrend. Während Freenet bereit auf Jahrestief notiert, steuert Mobilcom dieses an. Unterbietet die Notiz auch noch das Frühjahrsteif des Vorjahres bei 15,28 Euro, könnte es bis auf 10 Euro abwärts gehen. Freenet ist bei 15 Euro noch einmal unterstützt und hat bis dahin noch etwas mehr Luft. Wichtige Marken liegen bei 15,95 Euro und 17,23 Euro.

    Bewertet sind die Papiere von Freenet mit geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnissen für das laufende und das kommende Jahr mit 15 und 10,8, die von Mobilcom mit 15 und 13. Diese Bewertung ist an und für sich nicht sonderlich hoch. Indes muß man aufgrund der schwachen Gewinnentwicklung im ersten Quartal davon ausgehen, daß die Jahresergebnisse vielleicht auch nicht die den Schätzungen zugrundeliegenden Werte erreichen.

    Da zudem ein eindeutiger Abwärtstrend vorliegt, drängen sich beide Papiere nicht auf. Ändern könnte sich das allerdings dann, wenn das Landgericht in diesem Jahr eine positive Entscheidung für die Fusion fällen würde. Das dürfte als positives Signal verstanden werden und könnte einen Turnaround einleiten, falls die Ergebnisentwicklung nicht so schlecht verläuft, daß der Effekt konterkariert wird.




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      Zum Teil 166

    © 2006-2006 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 20.12.2009 12.03 Uhr