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Die Telekommunikation im SPIEGEL – Teil 18 khd
Stand:  22.4.2000   (32. Ed.)  –  File: Spiegel/18.html




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  • Neuere SPIEGEL-Berichte   (19. Teil).
  • 07.04.2000: CLT-Ufa und Pearson-TV fusionieren.
  • 03.04.2000: Zum Börsengang von T-Online.
  • 01.04.2000: Regierungspapier warnt vor „Cyberwar“.
  • 30.03.2000: ADSL: Wann beginnt der Preiskampf?
  • 27.03.2000: AOL Europe wird amerikanisiert.
  • 27.03.2000: Zur digitalen Bildungskatastrophe in Deutschland. (Nur Hinweis)
  • 21.03.2000: Pay-TV zum Nulltarif. (d-Box gehackt)
  • 13.03.2000: Milliarden fürs Internet. (Bertelsmann)
  • 09.03.2000: Internet zum Nulltarif?
  • 06.03.2000: Wie gefährlich sind Handys wirklich? (Nur Hinweis)
  • 02.03.2000: Die Minister sind schon längst drin. (Internet-Schulung)
  • 21.02.2000: Kabelnetz in NRW an US-Unternehmen verkauft.
  • 21.02.2000: Telekom bleibt Inkasso-Stelle der eigenen Konkurrenz.
  • 21.02.2000: Telekom-Chef Ron Sommer arbeitet an einem europäischen Medienkonzern.
  • Ältere SPIEGEL-Berichte   (17. Teil).



    MULTIMEDIA: „Gefährliches Spiel“

    Telekom-Chef Ron Sommer arbeitet an einem europäischen Medienkonzern. Sein wichtigster Partner: Leo Kirch

    Aus: Der Spiegel – 8/2000, 21. Februar 2000, Seite 96–97 (Wirtschaft). Mit 1 Grafik "Verflechtungen der Deutschen Telekom mit der KirchGruppe" und Fotos von Ron Sommer und Leo Kirch mit der Bildunterschrift "Verbündete Sommer, Kirsch: Auf Dauer gefestigte Marktmacht im Kabelfernsehen". [Original]

    Nahezu täglich sorgte Telekom-Chef Ron Sommer in der vergangenen Woche für Schlagzeilen: An einem Tag verkündete er eine Online- Übernahme in Frankreich, am nächsten eine Verbindung mit der Comdirect-Bank. Da ging ein Pakt, der weitaus folgenschwerer ist, fast unter: Eher nebenbei verkündete Sommer, dass die Telekom, der die meisten Netze für Telefon und Kabelfernsehen gehören, zusammen mit dem Münchner Leo Kirch, 73, in die Multimedia-Zukunft steuern will.

    Kirchs Imperium, das zehntausende von Lizenzrechten, viele Produktionsfirmen und große TV-Kanäle wie Sat 1 und Pro Sieben umfasst, soll genau die Stoffe liefern, die Sommer fehlen. Umgekehrt bietet der Telekom-Manager dem Filmhändler freie Bahn in 18 Millionen Kabelhaushalte.

    Die Allianz ist bereits über eine Schweizer Software-Firma verbunden. Nun will sie sich über das Gemeinschaftsunternehmen TeleResearch ausbreiten, in dem die Münchner BetaResearch aufgeht [siehe Grafik]. In dieser Forschungsfirma hat Kirch die Technik für das digitale Fernsehen entwickelt, das über sein Zusatzgerät „d-box“ läuft. Noch wird der Kasten, der Kirchs PayTV-Sender Premiere World auf den Bildschirm bringt, von Experten als leistungsschwach eingestuft. Künftig aber sollen die Kunden über ein stark verbessertes Gerät Spielfilme und Waren abrufen sowie ins Internet gelangen können. Der Deal mit Kirch koste die Telekom rund 700 Millionen Mark, sagte Sommer seinem Aufsichtsrat – ein Börsengang aber soll noch dieses Jahr viel Geld einspielen. "Wir sehen dem Wettbewerb gelassen entgegen, weil wir in der Entwicklung ganz vorn stehen", verkündet Gerrit Huy, die designierte Vorstandschefin der gemeinsamen Tochtergesellschaft von Kirch und Telekom.

    Die bemerkenswerte Verbindung hat der einflussreiche Telekom-Berater Franz Arnold, 58, angebahnt (SPIEGEL 5/1999). Bei den seit einem Jahr laufenden Verhandlungen wurden der ehemalige Bonner Spitzenbeamte mit SPD-Parteibuch und der konservative TV-König sogar Duzfreunde. Der Medienunternehmer hat schon Milliarden ins Digital-TV gesteckt. Im Kabelfernsehen ist er auf Jahre hinweg die Nummer eins, seine Gruppe okkupiert 5 von 13 Digitalkanälen – und der Telekom-Deal macht ihn unangreifbar.

    Der Bonner Telekommunikationsriese wiederum setzt darauf, dass Kirchs Inhalte sein Kabel attraktiver – und wertvoller – machen. Die Telekom selbst steuert nur wenig zum Programm bei, etwa einen Jazzkanal; eine Werbekampagne für ihr Digital-TV für 20 Millionen Mark pries folgerichtig vor allem Premiere World an. Außerdem vermarktet der Konzern Kirchs d-box weit unter Marktpreis und trägt dabei stattliche Lizenzkosten. Zwar muss die Telekom, auf Druck der EU-Kommission, ihr Kabelnetz teilweise verkaufen; in den nächsten Tagen sollen Investoren für Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz vorgestellt werden. Der Bonner Riese aber bleibt Minderheitsgesellschafter und will sich vertraglich eine jahrelange Kooperation zusichern lassen.

    Eine Konkurrenz, die Telefon- und Internet-Dienste über die Fernsehkabelnetze anbietet, wird sich bei so viel Marktmacht wohl erst in einigen Jahren formieren. Allein der nötige Ausbau der alten Kupferkabelnetze in moderne Datenbahnen braucht viel Zeit. So kann die Telekom, wie bereits begonnen, in aller Ruhe ihre Telefonleitungen aufrüsten, um auch dort langfristig Filme und schnelle Internet-Zugänge anzubieten. Die T-DSL-Technik, auf die Sommer setzt, macht Datenübertragungen bis zu zehnmal schneller als im heutigen ISDN-Netz. Noch ist nichts beschlossen, doch auch für dieses Netz steht Kirch als Lieferant von Bildern und Tönen bereit.

    Verflechtungen der Deutschen 
      Telekom mit der KirchGruppe

    Derzeit baut er die neu gegründete Kirch New Media AG zur Internet-Größe und zum vierten Grundpfeiler des Unternehmens aus. Die Tochter, auch sie soll möglichst schnell an die Börse, vereint bereits bestehende Internet-Inhalte wie Sport 1, Sat 1 Online und die Angebote der Pro-Sieben-Gruppe, etwa Pro7.de (Entertainment) und n24.de (Nachrichten). Zusätzlich starten allerlei neue Kanäle, etwa für Spiele, Gesundheit und Reisen; auch Filme und Musik auf Abruf sowie E-Commerce-Geschäfte gehören zum Angebot.

    Die gemeinsamen Interessen der Partner machen an den deutschen Grenzen nicht halt, streng vertraulich wurde über mögliche internationale Allianzen gesprochen. Als weitere Verbündete stehen Kirchs Partner Juan Villalonga von der spanischen Telefónica sowie Silvio Berlusconi aus Italien und Rupert Murdoch bereit.

    Die Rivalen ahnen, was da auf sie zukommt. Hier werde "ein Monopol zementiert", warnt ARD-Sprecher Jan Büttner, "wir haben in der Telekom keinen unabhängigen Ansprechpartner mehr". Die Mainzer Kabelfirma Primacom, die kleine Netze in Leipzig, Magdeburg, Halle, Mainz und Wiesbaden besitzt und sie derzeit für Internet und neue Dienste aufrüstet, erinnert daran, dass schon frühere Großallianzen Kirchs an der EU-Kommission scheiterten. "Das ist schon zweimal untersagt worden", wettert Vorstandschef Jacques Hackenberg, "und es ist noch immer die alte Verbindung."

    So will denn auch der Gütersloher Medienriese Bertelsmann in den Gesprächen mit der EU auf Gefahren hinweisen, wenn Kirch mit seiner Technik die anderen Medienhäuser benachteilige. Der Bertelsmann-Sender RTL plant einige neue Kanäle im Digitalfernsehen – und muss sie lange vor dem Start beim Konkurrenten Kirch technisch abnehmen lassen. Offizielle Begründung: Es müsse geprüft werden, ob es zu Problemen komme. "Das Zusammenspiel von Kirch und Telekom ist gefährlich für alle, die nicht dabei sind", urteilt ein leitender Bertelsmann-Manager.

    Bei der EU-Kommission, die derzeit einen PayTV-Pakt zwischen Kirch und Murdoch untersucht, meldeten ARD-Manager bereits Bedenken an. Großen Zuspruch ernteten sie nicht: Vor allem Frankreich drängt nach den jüngsten Mega-Fusionen in den USA, bei den europäischen Kartellgesetzen jetzt nicht allzu pingelig zu sein. Es gehe schließlich um Jobs in einer Zukunftsbranche. So zeichnen sich allenfalls Auflagen ab. "Wir können das dem Kirch", sagt ein EU-Beamter, "wohl nicht noch einmal ablehnen."

    Links zu in t-off dokumentierten Artikeln:
    [24.07.1996: Kein Geld für digitales TV]
    [02.07.1997: Telekoms Digital-TV]
    [09.08.1997: Freier Zugang zum Digital-TV]
    [17.08.1997: OpenTV contra closed d-Box]
    [02.02.2000: Ein Monopol droht – Kirchs d-Box soll Standard-Decoder werden]
    [02.02.2000: Telekom und Kirch-Gruppe: Allianz für Kabelfernsehen und Internet]
    [02.02.2000: Kirchs Zugriff auf das TV-Kabel] (Kommentar)
    [04.02.2000: Erwin Hubers „ehernes Gesetz“ soll für die d-box nicht gelten]
    [05.02.2000: Mächtige Männerfreunde – Helmut Kohl, Leo Kirch und die d-Box]
    [12.02.2000: Aufgepaßt! – BerTelKirch zum Dritten] (Kommentar)
    [18.02.2000: Kartellamt hat Bedenken gegen Telekom/Kirch]
    [22.02.2000: Erster Teil des Kabels vor dem Verkauf] (d-Box festgeschrieben!)
    [23.02.2000: Telekom und Kirch erwarten hohe Gewinne]



    Telekom bleibt Inkasso-Stelle der eigenen Konkurrenz

    Startschuss für Breitband-Handys

    Aus:
    Spiegel Online – 21. Februar 2000, 17.11 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BONN. Die Deutsche Telekom muss für ihre Kunden weiterhin alle Telefongebühren einziehen und gegebenenfalls an die Konkurrenten weiterleiten. Entgegen den Plänen des Ex-Monopolisten wird das so genannte Inkassoverfahren in seiner jetzigen Form bis Ende 2000 beibehalten. Das kündige der Präsident der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation, Klaus-Dieter Scheurle, am Montag in Bonn an.

    Scheurle forderte die Telekom auf, bis zur Jahresmitte den Wettbewerbern ein neues Angebot vorzulegen. Für Kundenreklamationen und das gerichtliche Eintreiben von Forderungen sollen künftig auch Wettbewerber in die Pflicht genommen werden. Anfang 2001 soll eine neue Inkasso-Regelung in Kraft treten. Scheurle sprach von einer Entscheidung für den Wettbewerb und den Verbraucher. "Damit können viele Unternehmen ihre Angebote im offenen Call-by-Call aufrechterhalten und der Verbraucher behält die große Vielfalt des Angebots".

    Der Geschäftsführer der Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), Jürgen Grützner, begrüßte die Entscheidung der Regulierungsbehörde. Sie sei eine kundenfreundliche Regelung, auf die sich der Verband mit der Telekom im Grundsatz schon verständigt hatte. Mit der Neuregelung des Inkasso ab 2001 müssen sich nach der Regulierungsentscheidung vom Montag die neuen Anbieter selbst um Kundenreklamationen und das Beitreiben von Forderungen kümmern.

    Ursprünglich wollte die Telekom die Inkassoleistung für ihre Mitwettbewerber zum 1. April einstellen. Auf den Telefonrechnungen sollten die Telefonate, die über andere Telefonfirmen geführt wurden, nur noch pauschal genannt und nicht mehr eingezogen werden. Bislang leitete die Telekom die Gebühren für Call-by-Call-Gespräche an die entsprechenden Unternehmen weiter. Bei diesen Telefonaten entscheidet der Kunde jedes Mal vor einem Gespräch neu, über welchen Anbieter er telefonieren möchte.

    Das neue Vertragsangebot an die Wettbewerber, das die Telekom bis zur Jahresmitte vorlegen soll, gilt für Sprachtelefonie, Auskunftsdienste, Internet-by-Call sowie für Mehrwertdienste. Dabei ist unter anderem vorgesehen, dass die Gesamtsumme auf ein Konto der Telekom überwiesen wird oder die Telekom die Gesamtsumme einzieht.

    Zugleich gab die Behörde den Startschuss für die dritte Mobilfunkgeneration UMTS [Ed: Breitband-Handys]. Bis Ende April können die Unternehmen ihre Bewerbungen für insgesamt vier bis sechs Lizenzen einreichen. Anders als ursprünglich geplant, sollen für Neulinge keine Frequenzbereiche reserviert werden.

    Die neuen UMTS-Lizenzen sollen Scheurle zufolge zur Jahresmitte versteigert werden. Das Mindestgebot beträgt 200 Millionen Mark. Insgesamt liegt der Versteigerungserlös für alle Lizenzen bei rund 1,5 Milliarden Mark. Die vier deutschen Mobilfunkbetreiber D1, D2, E-Plus und E-2 hatten bereits ihr Interesse an den Lizenzen geäußert. Durch UMTS wird Multimedia per Handy und mobile Datenkommunikation in mehrfacher ISDN-Geschwindigkeit möglich.

    Bis Ende 2003 müssten die Netzbetreiber einen Versorgungsgrad von 25 Prozent der Bevölkerung erreichen, sagte Scheurle weiter. Zwei Jahre später sollten bereits 50 Prozent erreicht sein. Die Investitionen in den Ausbau eines UMTS-Netzes bezifferte Scheurle auf ein Volumen von rund vier Milliarden Mark.

    21.2.2000 (t-off). In einer weiteren Agentur-Meldung heißt es, daß die Telekom die Regulierer- Entscheidung heftig kritisiert habe. Es werde weiter „dramatische Wettbewerbsverzerrungen“ geben, da das von der Telekom verlangte Inkasso- System weltweit einmalig sei. „Wir bieten den Wettbewerbern aus dem In- und Ausland Bedingungen, die es sonst nirgendwo gibt“, sagte ein Telekom-Sprecher. Ursprünglich wollte die Telekom die Inkasso- Leistung für ihre Mitbewerber zum 1. April 2000 einstellen. Positiv wertete die Telekom, daß die Wettbewerber im kommenden Jahr für das Mahnwesen selbst zuständig sein werden. „Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Aber es ist noch ein weiter Weg bis zum fairen Wettbewerb.“ [Ed: auch im Ortsnetz?]



    Kabelnetz in NRW an US-Unternehmen verkauft

    Die Telekom hat laut Presseberichten ihr TV-Kabelnetz in Nordrhein-Westfalen an das amerikanische Unternehmen Callahan verkauft. Das Netz soll dem Investor aus Denver einen einstelligen Milliardenbetrag wert gewesen sein.

    Aus:
    Spiegel Online – 21. Februar 2000, 20.41 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    MÜNCHEN. Die "Süddeutsche Zeitung" beruft sich in ihrer Dienstagausgabe [22.2.2000] auf Branchenkreise. Callahan habe bestätigt, dass die Gespräche "sehr, sehr gut" liefen. Den Ausschlag für Callahan hat dem Bericht zufolge die Bereitschaft der Amerikaner gegeben, die von der KirchGruppe entwickelte d-box als Decoder für den Fernseh- und Internet- Zugang festzuschreiben. Die Telekom setzt ganz auf diese Technik und will 51 % der Anteile am d-box-Entwickler BetaResearch übernehmen.

    Die Telekom will ihr Kabelnetz in neun Einzelgesellschaften zerlegt verkaufen. Das Netz werde in den aktuellen Verhandlungen mit 25 Milliarden DM bewertet, schreibt die Zeitung. Weit fortgeschritten seien die Verhandlungen mit Klesch in Hessen. Unklar ist dem Blatt zufolge, ob Callahan die Investition in die Telekom-Kabel in NRW als Finanzinvestition mit Aussicht auf einen Börsengang sieht oder als strategische Investition. Callahan betreibt bereits Kabelnetze in Frankreich und Spanien.

    Darüber hinaus versucht die Telekom dem Bericht zufolge, private Kabelbetreiber wie Bosch Telecom aufzukaufen. Mit deren Anschlüssen wolle die Telekom "Pakete zur Weiterveräußerung schnüren und möglichst auch den Preis hochtreiben", heißt es. [SZ-Artikel]



    Die Minister sind schon längst drin

    Eine Ankündigung von IBM Deutschland-Chef Erwin Staudt, den Bundesministern Nachhilfe in Sachen Internet zu geben, sorgte in der Hauptstadt für Unmut.

    Aus: Spiegel Online – 2. März 2000, 18.08 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Staudt sagte, Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Kollegen würden demnächst unter seiner Leitung den Internet-Führerschein ablegen. Der Test sei fest mit Schröder vereinbart, nur der Termin noch nicht.

    Regierungssprecher Bela Anda sagte, der Vorschlag von Staudt werde geprüft. Eine andere Sprecherin widersprach jedoch dem IBM-Chef entschieden. Der Vorschlag sei als "nicht nötig" eingestuft worden, da die Minister bereits sehr gut mit dem Internet umgehen könnten.

    Eine Sprecherin des Innenministeriums erklärte, Schily arbeite täglich am PC und brauche keinen Computer-Kurs. Staudt trat indes dem Eindruck entgegen, er halte den Kurs für nötig, weil die Politiker nichts vom Internet verstünden. So sei Otto Schily auf der Cebit auf ihn zugekommen und habe ihn mit Fragen zu Linux beeindruckt. Auch Bundesumweltminister Jürgen Trittin ist nach Einschätzung des IBM-Chefs ein "echter Vollprofi".

    Staudt erklärte, die Idee für die Schulung sei bei einem Treffen führender IT-Firmenchefs mit Schröder entstanden. Während die Minister die Schulbank drücken, sollen neben Staudt auch der Chef von Hewlett-Packard, Jörg Menno Harms, und Debis-Chef Klaus Mangold als Lehrer fungieren. An dem Vorbildcharakter einer solchen Aktion hat Staudt keinen Zweifel. "Wenn Finanzminister Eichel selbst seine Steuererklärung per Internet abgeben würde, werden es ihm viele Leute nachmachen".

    Bei der Schulung sollen sich Schröder und seine Minister gegenseitig E-Mails schreiben, Dateien aus dem Internet herunterladen oder sich online eine Flasche Wein bestellen. Noten würden aber nicht verteilt. "Den Führerschein erhalten die Minister ehrenhalber", erklärte Staudt.   [Aber: Staudt ver(w)irrt im Propaganda-Nebel der Deutschen Telekom]



    HANDYS: Restrisiko einer Pudelmütze

    Englische Forscher behaupten, dass Handy-Wellen die Reaktionsfähigkeit verändern. In Schweden fanden Mediziner verdächtige Eiweiße im Hirn bestrahlter Ratten. Eine [WHO-] Großstudie soll nun klären, ob Mobiltelefone Hirntumoren wuchern lassen. Wie gefährlich sind Handys wirklich?

    In:
    Der Spiegel – 10/2000, 6. März 2000, Seite 206–210 (Wissenschaft). [Artikel]

    [Ed: Auf Risiken der gepulsten elektromagnetischen Wellen für Menschen, die in der Nähe der vielen festen Mobilfunk- Sender wohnen, geht der Artikel nicht ein].



    Internet zum Nulltarif?

    Was sich schon bei seiner Eröffnungsrede zur CeBIT andeutete, wird nun immer deutlicher: Der Kanzler hat das Internet entdeckt. Mit dem niederländischen Regierungschef Wim Kok besprach er die Agenda für den kommenden EU-Gipfel. Ganz oben auf der Liste: das Internet, günstig bis kostenfrei.

    Aus:
    Spiegel Online – 9. März 2000, 19.20 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Die Informationstechnologie soll nach Dafürhalten der deutschen und der niederländischen Regierung im Zentrum der künftigen Beschäftigungsstrategie der Europäischen Union stehen. Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte am Donnerstag nach einem Treffen mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Wim Kok in Berlin, beide Politiker seien übereingekommen, "den Ausbau der Informations- und Kommunikationstechnologie in den Mittelpunkt der Beratungen über Beschäftigung zu stellen", die am 23. und 24. März beim EU-Sondergipfel in Lissabon geplant sind.

    Schröder sagte, beide Länder stimmten mit Blick auf die zu verfolgende europäische Beschäftigungsstrategie "in so gut wie allen Fragen nahtlos überein". Die Wettbewerbsfähigkeit Europas müsse gestärkt werden. Insbesondere müsse die EU den "Marsch in die Wissens- und Informationsgesellschaft" nicht behindern, sondern fördern. Schröder kündigte an, dass Deutschland und die Niederlande gemeinsam vorschlagen wollten, dass für den Eintritt ins Internet "eine möglichst geringe Nutzungsgebühr bis hin zu null" erreicht werden solle. Darauf hätten sich beide Länder bei den Beratungen in Berlin verständigt.

    Kok sagte voraus, dass das Sondertreffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Lissabon "ein ganz wichtiger Gipfel" sein werde. Dort solle "ein klares Signal für eine bessere Nutzung des europäischen Binnenmarktes für diese neuen Technologien" abgegeben werden. Außerdem sollen nach niederländischer Ansicht die Schaffung eines europäischen Raumes für Forschung und Innovation und eine bessere Förderung von Bildung und Humankapital nicht zuletzt auch durch den IT-Einsatz sowie eine Verbesserung des Klimas für Unternehmer im Mittelpunkt der jobstrategischen Maßnahmen stehen. [Romano Prodi zum EU-Gipfel]



    BERTELSMANN: Milliarden fürs Internet

    In:
    Der Spiegel – 11/2000, 13. März 2000, Seite 102 (Trends).

    Der Medienkonzern Bertelsmann will sich an jungen Internet-Firmen beteiligen. Bereits besprochen hat der Vorstand unter Konzernchef Thomas Middelhoff eine Finanzspritze von 250 Millionen Dollar für Unternehmen, die sich vor allem mit Internet-Anwendungen zwischen Geschäftspartnern („business-to-business“ [B2B]) beschäftigen. Auf einer Europatour sammelte Bertelsmann- Venture-Chef Jan Henric Buettner von Investoren zudem über 500 Millionen Dollar ein.

    Mit dem so entstandenen Fonds, der auf über eine Milliarde anwachsen soll, will sich Bertelsmann an bis zu 70 Firmen beteiligen, wie aus einem Präsentationspapier für den Vorstand hervorgeht. „Die Wettbewerbsstellung von amerikanischen Firmen wird schwächer, europäische Unternehmen dominieren mehr und mehr“, heißt es dort, für die Förderung von Start-ups würden große Netzwerke („Eco-Nets“) immer bedeutender.

    Auch die Konzernfirma Pixelpark will über ihren Ableger Venture Park hunderte von Millionen Dollar ins Internet- Geschäft pumpen. Mittelfristig möchte Bertelsmann mit einem Beteiligungsvolumen von bis zu 3 Milliarden Dollar zu den Branchengrößen aufschließen, die mit dicken Aktienpaketen an Internet- Firmen hohe Gewinne machen. Dazu zählen etwa CMGi (Lycos), Kleiner Perkins (Excite@Home) und die japanische Softbank, die 28 % an Yahoo hält und mit dem Medientycoon Rupert Murdoch eine Milliarde Dollar in Europas Internet-Markt investieren will.

    Mit einem ersten Fonds (Volumen: 150 Millionen Dollar) machte Bertelsmann Ventures bereits gute Erfahrungen. So wurde die E-Book-Firma NuvoMedia, an der die Gütersloher 15 % besaßen, für über 170 Millionen Dollar verkauft. Eine Reihe von Börsengängen soll viel Geld bringen – so sollen 4 Firmen an die US-Technologie-Börse Nasdaq, darunter die Online-Gemeinschaft eGroups und die Musikfirma Riffage. Für die Stuttgarter Firma DealPilot ist ein Gang an den Neuen Markt in Frankfurt vorgesehen.



    Pay-TV zum Nulltarif

    Hacker haben offensichtlich einen Weg gefunden, sich über eine manipulierte D-Box Zugang zu den verschlüsselten Programmen von Premiere World und anderen Anbietern zu verschaffen.

    Aus:
    Spiegel Online – 21. März 2000, 20.33 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    UNTERFÖHRING. Dazu überschrieben die Hacker die Firmware der [SetTop-] Box, die für die Verschlüsselung der Programme zuständig ist, mit einer "gehackten" Version. Bei derartig präparierten Geräten ist die PIN-Abfrage deaktiviert. Zusätzlich macht die veränderte Software die Chip-Karte für Premiere World überflüssig und alle Optionen im Jugendschutzmenü anwählbar. Auch der Empfang von ausländischen Pay-TV-Abietern sowie des Pornosenders Adult X ist somit möglich.

    Auf den einschlägigen Seiten im Internet werden bereits ausführliche Beschreibungen für den Eingriff sowie die benötigten Programme zum Downloaden angeboten. Nach Aussage eines Technikbeauftragten von Premiere stellt das Einspielen von fremder Software in die D-Box allerdings einen erheblichen Verstoß gegen die Mietbedingungen des Decoders dar. Zudem handele es sich bei dem unberechtigten Empfangen von verschlüsselten Programmen um eine Straftat. Man versuche derzeit, gezielt gegen die Anbieter derartiger Software vorzugehen.



    BILDUNG: Ausfall im System

    Die Computer-Branche sucht verzweifelt nach Programmierern und Internet-Experten. Verpasst Deutschland den Boom im neuen Net-Business? Die Hochschulen sind überfordert. Der Import von Software-Ingenieuren aus Indien wird zum Wahlkampfthema.

    In:
    Der Spiegel – 13/2000, 27. März 2000, Seite 40–66 (Deutschland). [Artikel]

    [Ed: Die Kernaussage dieses Artikels zur digitalen Bildungskatastrophe in Deutschland ist, daß die Fehler hausgemacht sind. Denn Politiker und Industrie unterschätzten jahrelang den sich abzeichnenden Boom durch das Internet].



    KONZERNE: Enge Führung

    Der US-Medienriese AOL greift in Europa durch. Vor allem die widerspenstigen Deutschen sollen domestiziert werden.

    In:
    Der Spiegel – 13/2000, 27. März 2000, Seite 117 (Wirtschaft). [Original]

    Im Online-Alltag ist das Verhältnis zwischen Steve Case, dem Gründer von AOL, und Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff in bester Ordnung. Beide haben den Namen des anderen auf die eigene "Buddy-List" gesetzt – dieser Service des Onlinedienstes AOL zeigt an, welche Freunde gerade im Internet surfen.

    Am Freitag vorvergangener Woche jedoch endete ein enger geschäftlicher Pakt der beiden Buddies. Nach zähen Verhandlungen gab der Medienkonzern Bertelsmann die Kontrolle über AOL Europe für rund 15 Milliarden Mark an die US-Mutter AOL Inc. zurück. Europa-Chef Andreas Schmidt, 38, verlässt das Haus, weitere Spitzenleute könnten folgen.

    Sie alle spüren: Der Internet-Riese aus Virginia, der weltweit das Internet zum Massenmedium machen will, strafft nun die Zügel. Das boomende Internet-Geschäft in Europa soll amerikanisiert werden – die entscheidenden Strategien werden fortan nicht in Hamburg oder Gütersloh, sondern in Dallas und New York ausgeheckt.

    Der starke Mann bei AOL, Vize-Chef Bob Pittman, 46, will die Zahl der europäischen Abonnenten von vier Millionen auf zehn Millionen im Jahr 2003 steigern und dabei stärker als bisher Ressourcen seines Konzerns nutzen. Selbst das sensible Feld der "political affairs", der Beziehungen zu Regierungen und Aufsichtsämtern, soll aus den USA betreut werden.

    Der von Schmidt begonnene Streit mit dem deutschen Marktführer T-Online ist manchem im US-Konzern zu lärmig. Wegen des Zuteilverfahrens von Aktien der Telekom-Tochter hatte AOL Europe zuletzt sogar eine einstweilige Verfügung durchgesetzt. Nun gilt diese Form des Marketings offenbar als kontraproduktiv. Intern lassen Manager bereits durchblicken, die Aktion werde wohl nicht zu Ende verfolgt. Ohnehin warfen die Amerikaner Schmidt intern Wichtigtuerei vor; der robuste Ex-Bundesgrenzschützer habe sich zuweilen als zweiter Steve Case aufgespielt.

    Die Regie in Europa übernimmt jetzt AOL-President-International Michael Lynton, 40. Weltweit will der vorherige Buchchef des britischen Medienkonzerns Pearson die eigenen Konzerninhalte im E-Commerce zu Geld machen. Buchbestseller, Musikhits, Kinoknüller und CNN-Nachrichten aus dem Hause Time Warner, das seit Januar zum AOL-Imperium gehört, sollen stärker vermarktet werden.

    Das Europa-Geschäft werde, sagt der einstige MTV-Gründer Pittman, "enger" von den USA aus geführt. Als starker Brückenkopf ist London vorgesehen. Managementstil und Sprache kommen den Amerikanern entgegen. AOL Europe wird nach den Plänen eine Controllinginstanz, mit treuen Statthaltern aus Übersee besetzt. Auf die AOL-Landesfirmen will die Zentrale direkt zugreifen. "Schnellere Entscheidungen" erwartet Deutschland-Chef Uwe Heddendorp: Bisher sei den Amerikanern das europäische Geschehen ab und an "suspekt" gewesen, nun aber sähen sie AOL Europe "nicht mehr als Finanzbeteiligung, sondern als Teil des Gesamtunternehmens".

    Für die AOL-Zentrale ist die Ehe mit Bertelsmann nur noch ein Erinnerungsposten. Ohnehin gehörte der Dauerkonflikt zum Alltag. Da seien "sehr verschiedene Unternehmenskulturen" aufeinander geprallt, sagt der frühere deutsche AOL-Chef Jan Henric Buettner. Er hatte AOL-Gründer Case 1991 kennen gelernt und ihn im Herbst 1994 dem Bertelsmann-Manager Middelhoff vorgestellt. Damit begann eine Ära großer Gemeinsamkeiten, auf den unteren Rängen aber knirschte es. Im gemeinsamen Europa-Geschäft fielen die Deutschen zunächst als pingelige Controller auf. Das von den Amerikanern erwünschte Marketing-Feuerwerk wurde bis Ende 1998 nicht gezündet. Zum Kummer von AOL Inc. blieb die Zahl der Abonnenten auf Niedrig-Niveau.

    Dann änderten sich die Positionen. Mit der Kür Middelhoffs zum Bertelsmann-Chef wollten die Deutschen nun Marktanteile um jeden Preis – und AOL trat auf die Bremse. Grund: Die Analysten der Banken forderten Ausgabendisziplin, sie wollten endlich ordentliche Gewinne sehen.

    Skeptisch verfolgten die Amerikaner den Start des neuen Europa-Chefs Schmidt bei einer Aufsichtsratssitzung Anfang 1999 im Pariser Nobelhotel Ritz. So wie bisher könne es nicht weitergehen, warnte er und forderte ein mehrjähriges Investment-Programm von zwei Milliarden Mark. Das Geld sollte auch in osteuropäische Märkte wie Polen fließen. AOL-Oberstratege Pittman dagegen favorisierte Spanien und Italien, wo es bereits starke Anbieter gab. Beschlossen wurden lediglich 500 Millionen Mark Investitionen für das Jahr 1999/2000.

    Immer wieder gerieten Schmidt und die US-Strategen aneinander. So opponierten die Pittman-Leute selbst bei guten Ideen, etwa der Gründung einer europaweiten Vermarktungsfirma, mit der AOL Europe inzwischen Großkunden wie den Nahrungsriesen Unilever als Werbekunden gewann. Auch den Plan, neue AOL-Inhalte für Handys von Europa aus für den ganzen Konzern zu entwickeln, hintertrieben sie. Sogar bei der Werbung mischten sich die Amerikaner massiv ein. Tennisstar Boris Becker ("Ich bin drin"), der in Deutschland für mächtig Furore sorgte, durfte in Frankreich und Großbritannien als Werbefigur nicht eingesetzt werden.

    Mit dem Ausstieg von Bertelsmann könnte auch ein Exitus von Schmidts Crew beginnen. Vermarktungschef Stan Sugarman, der erst Mitte 1999 zu AOL kam, wurde nur mühsam zum Bleiben überredet. Sein Vertrag wurde geändert – die neue Kündigungsfrist beträgt 30 Tage. [AOL – Vom Aufstieg eines Imperiums]



    ADSL: Wann beginnt der Preiskampf?

    Bisher konnte sich der High-Speed Internet-Zugang ADSL wegen der hoher Anschaffungskosten und des mangelnden Ausbaus des DSL-Netzes kaum durchsetzen. Jetzt steigt auch der Telekom-Konkurrent MobilCom mit einem eigenen Zugang in den Markt ein. Doch der erwartete Preiskampf bleibt vorerst aus.

    Aus: Spiegel Online – 30. März 2000, 18.04 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    RENDSBURG. Denn die 50 Mark, die das MobilCom-Angebot unter dem Angebot der Telekom liegt, schlägt das in Rendsburg ansässige Unternehmen auf die monatliche Gebühr. Somit kann von einem echten Konkurrenzangebot keine Rede sein. Zudem bietet MobilCom den Zugang vorerst nur in acht großen Städten an [Ed: Berlin, Dortmund, Frankfurt/Main, Hamburg, Köln, München, Nürnberg und Stuttgart], die Telekom immerhin in 61. Dafür kommen MobilCom- Nutzer in den Genuss einer so genannten Flatrate, das heißt, sie können für 99 Mark ohne zeitliche Begrenzung im Internet surfen. Die Telekom bietet hingegen in ihrem T-DSL Angebot nur 50, beziehungsweise 100 Freistunden.

    DSL (Digital Subscriber Line) ermöglicht [Ed: bei der Telekom] eine Datentransferrate von 768 kBit pro Sekunde, was ungefähr der sechsfachen ISDN-Geschwindigkeit entspricht. Der MobilCom- Zugang [Download] ist nach eigenen Angaben allerdings auf 384 kBit pro Sekunde reduziert [Ed: Upload mit 64 kBit/s]. [MobilCom-Pressemitteilung]

    ADSL-Tarife im Vergleich
    Grundlage ist ein normaler Telefonanschluß, ohne ISDN.
    Kosten T-ISDN dsl mit
    T-Online speed 50
    MobilCom
    ISDN-Anschluß
    MobilCom
    ISDN-Anlage
    Einrichtungskosten 299,– DM 199,– DM 199,– DM
    ISDN-Anschluß 0,– DM 39,– DM 49,– DM
    Monatliche Kosten 99,– DM 99,– + 39,– DM 99,– + 49,– DM
    Internet-Nutzung 50 Stunden unbegrenzt (Flat-rate)
    Kosten im ersten Monat 398,– DM 337,– DM 347,– DM
    Kosten in den Folgemonaten 99,– DM 138,– DM 148,– DM



    Regierungspapier warnt vor „Cyberwar“

    Aus:
    Spiegel-Pressemeldung – 1. April 2000, 14.05 Uhr zum Artikel "Cyberwar: Der Krieg der Mäuse" im SPIEGEL – 14/2000, 3. April 2000, Seite 48–52 (Deutschland).

    HAMBURG. Die Bundesregierung fürchtet völlig neuartige Bedrohungen für Staat und Wirtschaft aus dem Internet. Wie DER SPIEGEL in der neuen Ausgabe berichtet, kommt eine geheim tagende Regierungsarbeitsgruppe nach fast zweijähriger Beratung zu der Erkenntnis, an die Stelle einer „kriegerischen Auseinandersetzung im herkömmlichen Sinne“ könnten künftig Angriffe aus dem Internet stehen. „Begriffe wie Krise, Spannungs- oder gar Verteidigungsfall“ bekämen "in der Zukunft eine vielleicht neue Bedeutung“, heißt es im Entwurf des Abschlussberichtes der Arbeitsgruppe „Informationstechnische Bedrohungen für Kritische Infrastrukturen“ (Kritis).

    Die Experten aus Kanzleramt, den wichtigsten Ministerien und den Geheimdiensten kommen zu dem Ergebnis, es sei künftig mit politisch extremistischen oder gekauften Hackern zu rechnen, die elektronische Großangriffe im Auftrag von kriminellen Organisationen oder feindlichen Staaten durchführen, schreibt der SPIEGEL. Die Attacken könnten sich demnach gegen die zivile Infrastruktur der Bundesrepublik richten, etwa die Energieversorgung, das Gesundheitswesen oder die Polizei.

    Besonders beunruhigt sind die Experten dem Bericht zufolge darüber, dass der so genannte „Cyberwar“ von überall aus der Welt geführt werden kann. Das Internet verwischt die Grenzen. Es gibt „kein geschütztes Staatsgebiet mehr, das an seinen Grenzen mit militärischen Mitteln erfolgreich zu verteidigen wäre“, zitiert der SPIEGEL den Berichtsentwurf.

    Um Staat und Wirtschaft zu schützen, plädiert die Gruppe für eilige Maßnahmen. So sollen alle kritischen Bereiche von der Telekommunikation über die Energieversorgung bis zum Verkehr sowie die Verwaltungen von Bund und Ländern besonders gesichert werden. Zudem soll eine „schnelle Eingreiftruppe“ beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik [BSI] gebildet werden, die jederzeit abrufbereit sei.



    TELEKOM: Reich werden mit Robert?

    Mit dem Börsengang der Internet-Tochter T-Online will Telekom-Chef Ron Sommer Milliarden bei den Anlegern einsammeln und ein "Jahr der Superlative" einleiten. Doch zum Start in die heiße Phase rutscht die Börse weltweit in eine Schieflage.

    In:
    Der Spiegel – 14/2000, 3. April 2000, Seite 80–82 (Wirtschaft).

    Für Matthias Kostya war es das ungewöhnlichste Engagement seiner Laufbahn. Sieben Stunden lang musste der Hamburger Schauspieler ("Buddy Holly") auf Wunsch der Werbeagentur Citigate SEA seinen Kopf in eine Gummimaske zwängen. Nur per Strohhalm konnte er sich mit Flüssignahrung verpflegen. Immer wieder musste Kostya kleine Reden halten, Grimassen schneiden und auf einem schmalen Laufsteg posieren. Jede Geste, jede Bewegung wurde von dutzenden Kameras aufgezeichnet, während gleichzeitig sein ganzer Körper mit Elektroden verkabelt war, die Verbindung zu einem Spezialcomputer hatten.

    Kostyas Engagement bei der Düsseldorfer Werbeagentur blieb im Verborgenen. Doch die von ihm verkörperte Kunstfigur kennt inzwischen fast jeder hier zu Lande: "Mein Name ist Online – Robert T-Online", schnarrt er in James-Bond-Manier seit Wochen in Radio- und Fernsehspots, und nahezu täglich ist der strohblonde Yuppie auch in den Zeitungen zu finden. "Ich bin Internet-Insider und habe jede Menge Tipps zu einem hochinteressanten Investment", behauptet er. Vertreter sehen nach so einem Spruch meist die Tür ins Schloss fallen. Doch Roberts Einsatz hat die Deutschen heiß gemacht auf den größten Börsengang einer deutschen Internet-Firma: die Aktienemission des Telekom-Ablegers T-Online. Der nach dem US-Riesen America Online (AOL) zweitgrößte Online-Service der Welt soll am 17. April am Neuen Markt der Frankfurter Börse in den Handel kommen.

    Doch ausgerechnet zum Start der Telekom-Emission, deren Zeichnungsfrist an diesem Montag beginnt, droht ein Börsencrash die schöne Stimmung zu vermasseln. Ausgehend von Amerika, hatten im Lauf der Woche immer heftigere Eruptionen vor allem die Hightech-Werte trudeln lassen. Börsenlieblinge wie SAP, Ixos oder Nokia verloren innerhalb kurzer Zeit bis zu 46 Prozent ihres Werts. "Die schönen Gewinne – alle bald futsch?", fragte "Bild". Experten prophezeien, dass es nun erst mal weiter bröckelt. Die Luft aus der Spekulationsblase, die sich vor allem bei den Internet-Werten gebildet hat, scheint zu entweichen.

    Fast wie von Sinnen hatten Anleger aus aller Welt in den letzten Monaten die ohnehin schon hoch notierten Aktien gekauft. Allein seit Jahresanfang stiegen Intershop, Broadvision, Ariba und Commerce One um bis zu 100 Prozent. Nun kehrt die Angst zurück: wochenlange Zitterbörse? Am Ende gar ein richtiger Crash, der Milliarden vernichtet? Noch blieb die befürchtete Panik aus, doch in Büros und Kneipen besprechen gebeutelte Shareholder immer ängstlicher die neue Lage. Aussteigen? Durchhalten? Nachkaufen?

    Pech für Ron Sommer: Mindestens sechs Milliarden Mark will der Telekom-Chef für einen Minianteil von knapp zehn Prozent an seinem Online-Service bei den Anlegern kassieren. Da Sommer, 50, gerade mal 100 Millionen Aktien verkaufen will, ist das Interesse riesengroß und könnte selbst den 33fach überzeichneten Börsengang des Siemens-Ablegers Infineon übertreffen.

    "Internet-Fantasie" heißt das Zauberwort, mit dem nicht nur Robert T-Online den Traum vom schnellen Geld anheizte. Auch die Analysten halfen kräftig nach: "Mit T-Online kommt ein Filetstück der Telekom an die Börse", schwärmte Frank Geilfuß vom Bankhaus Löbbecke. "Zeichnen um jeden Preis", empfahl Joeri Sels von der Privatbank Julius Bär. Sogar die Boulevard-Zeitungen mischten mit und schürten Neid und Angst: "Gehen wir wieder leer aus?", titelte vergangene Woche die "Hamburger Morgenpost".

    Trotz der miesen Börsenstimmung rechnen Experten damit, dass sich in den nächsten zwei Wochen hektische Szenen vor den Bankschaltern abspielen. Jeder fünfte Deutsche, so das Ergebnis einer Forsa-Umfrage, will die Anteilscheine der größten europäischen Internet-Firma kaufen, unter den Besserverdienenden hat Yuppie Robert sogar schon 40 Prozent überzeugt. Sie alle erwarten nur eines: zumindest eine Wiederholung des spektakulären Erfolgs der Telekom-Aktie, der aus Aktienmuffeln ein Volk von Shareholdern und Spekulanten gemacht hat. Ein Kleinanleger, der vor dreieinhalb Jahren 3000 Mark auf die Telekom setzte, hat heute ohne weiteres Zutun T-Aktien im Wert von mehr als 20.000 Mark im Depot.

    Das so gewonnene Vertrauen wollte Sommer jetzt für den Ableger T-Online einsetzen. Dabei ist der Internet-Wert nur der Anfang einer konzertierten Aktion, mit der das T-Haus in diesem Jahr die Anleger ködert. Im Sommer will Finanzminister Hans Eichel einen Batzen von mindestens 300 Millionen T-Aktien verkaufen, und im November wird der Telekom-Chef selber noch einmal zulangen und die Handy-Tochter T-Mobil an die Börse bringen.

    "T hoch drei" nennt er den Tripelschlag, der etwa 50 Milliarden Mark – fast dreimal mehr als alle Börsengänge des vergangenen Jahres – in die Kassen von Bund und Telekom spülen soll. "Wir schaffen die erste Markenfamilie auf dem deutschen Aktienmarkt", frohlockt Sommer. Fest steht: Nie zuvor hat eine einzige Firma innerhalb so kurzer Zeit so viel Geld an der Börse bewegt, wie es Sommer für dieses Jahr plant. "Wir müssen so schnell wie möglich wachsen und den Börsenwert noch weiter steigern", paukt er fast jeden Montag seinen Vorstandskollegen ein. Nur so, weiß der ehemalige Sony-Manager, kann er im hart umkämpften Telekommunikationsmarkt auch in Zukunft ganz vorn mitmischen und seinen Konzern gleichzeitig vor unerwünschten Aufkäufern schützen.

    Denn nach den Übernahmen von Mannesmann durch die britische Handyfirma Vodafone und des US-Medienriesen Time Warner durch AOL, das hat Sommer klar erkannt, sind nur die Börsenschwergewichte vor Aufkäufern sicher. Da der Bund spätestens im Sommer seine schützende Hand als Hauptaktionär wegzieht, muss sich die Telekom bald auf die rauen Sitten des globalen Monopolys einstellen.

    Noch schützt der hohe Börsenwert von derzeit rund 500 Milliarden Mark den Bonner Telefonmulti vor möglichen Angreifern. Doch wenn der Konzerngewinn weiter so dramatisch abschmilzt wie 1999 und gleichzeitig der große Coup im Ausland, den Sommer seit langem plant, ausbleibt, könnte der Wert schnell schrumpfen. "Ausweitung des Konzerngeschäfts" ist die interne Studie überschrieben, in der Sommers Experten schon vor gut einem Jahr alternative Strategien zum traditionellen Wachstum aufzeichneten. Das beste Mittel, um "schnell und risikoarm im Weltmarkt zu expandieren", meinten die Autoren, sei die Ausgliederung von Wachstumssparten. Dann könne die Telekom "Cyber-Values mit Cyber-Dollars kaufen".

    Dabei machten die Telekom-Experten vor allem den Web-Spezialisten T-Online als gute Möglichkeit aus, um die begehrte Cyber-Währung zu kassieren. Nach Jahren zaghaften Wachstums hatte der 1983 als "Bildschirmtext" (BTX) gegründete Online-Dienst damals den vollen Rückenwind des Internet-Booms zu spüren bekommen. Inzwischen wächst die Telekom-Tochter kontinuierlich und lässt den Hauptkonkurrenten AOL-Europe immer weiter hinter sich. Allein 1999 gewann T-Online mehr Neukunden dazu, als AOL insgesamt an Abonnenten in Deutschland zählt. Fachzeitschriften loben den schnellen und unkomplizierten Zugang ins Internet, und bei der Stiftung Warentest erzielte der BTX-Nachfolger als einziger Internet-Provider ein "Sehr gut" für die Servicequalität.

    Obwohl viele noch immer über hohe Preise schimpfen, verzeichnet der Onlinedienst inzwischen 4,7 Millionen Kunden in Deutschland. Jeden Monat registriert Firmenchef Wolfgang Keuntje, 43, in der neuen Zentrale in Darmstadt rund 250.000 Neuzugänge. Hält die Zuwachsrate an, steigt der Umsatz dieses Jahr von gut 800 Millionen auf knapp 1,5 Milliarden Mark. Doch die Expansion ist teuer und lässt den Telekom-Ableger tief in die roten Zahlen rutschen. Für dieses Jahr rechnen die Banken mit einem Verlust, der etwa 50 Prozent des Umsatzes ausmacht. Erst 2003 sei wieder ein Gewinn drin.

    Ob das Ziel erreicht wird, hängt entscheidend davon ab, wie schnell es Keuntje gelingt, seinen Dienst auszubauen und andere Einnahmequellen als die Zugangsgebühren zu erschließen. Denn die fallen dramatisch. In dieser Woche etwa führt Telekom-Herausforderer Gerhard Schmid für Mobilcom-Kunden in zunächst acht Großstädten eine so genannte Flatrate ein. Internet-Surfer mit analogem Telefonanschluss können für nur 49 Mark im Monat rund um die Uhr online bleiben. Schmid setzt damit die Telekom, die für Mitte des Jahres eine "Flatrate unter hundert Mark" angekündigt hatte, mächtig unter Druck. Um die Gebührenerosion auszugleichen, muss Keuntje den Dienst attraktiver gestalten und die Surfer länger im Netz halten. Erste Erfolge sind sichtbar.

    Die vor knapp einem Jahr gestartete Shopping-Meile vereint schon mehr als 250 Händler unter einem Dach – und bei jedem Online-Kauf kassiert die Telekom eine Provision. Beteiligungen an der Suchmaschine Infoseek, am Buchversender Booxtra, der Online-Bank Comdirect, dem Immobilienmakler Real Estate und dem Auktionshaus Atrada sollen die Abhängigkeit von den Zugangsgebühren weiter verringern und die Attraktivität des Eingangsportals erhöhen. Denn bislang sind T-Online-Kunden im Schnitt gerade mal 12 Minuten pro Tag im Internet [Ed: = 6 Stunden/Monat], AOL fesselt die Deutschen immerhin täglich 20 Minuten lang [Ed: = 10 Stunden/Monat].

    Das größte Manko jedoch ist die nationale Ausrichtung. Anders als der US-Gigant AOL, vertreten in elf Ländern, ist T-Online fast nur auf Deutschland beschränkt. Als ersten Schritt zur Internationalisierung übernahm T-Online deshalb noch vor dem Börsengang den aufstrebenden französischen Onlinedienst Club Internet (320.000 Abonnenten) und eröffnete ein eigenes Portal in Österreich. Doch um in weiteren Ländern Fuß fassen zu können, braucht Sommer dringend das Cyber-Geld aus dem Börsengang.

    Bis zuletzt jedoch gab es darum heftige Diskussionen. Nachdem bei den anfänglichen Beratungen mit den Konsortialbanken noch eine Spanne zwischen 20 und 30 Euro pro Aktie ins Auge gefasst worden war, schraubten sich die Erwartungen der Telekom-Manager in der vergangenen Woche immer höher. Zum Schluss war sogar ein Ausgabekurs von bis zu 50 Euro im Gespräch. Bei diesem Spitzenpreis wäre der kleinste T-Ableger etwa genauso hoch bewertet worden wie die gesamte Telekom bei ihrem Börsengang Ende 1996 – eine absurde Idee, meinten viele Banker und rieten dringend ab. Jeder Ausgabekurs über 35 Euro, rechnete Analyst Jonathan Shantry von der Bank Crédit Lyonnais vor, sei "mit Fundamentaldaten nicht mehr zu unterlegen".

    Sommer jedoch setzte vor allem auf die Phantasie der Anleger und erinnerte die Skeptiker immer wieder an die Ressentiments beim ersten Börsengang: "Die Fragezeichen von damals haben sich inzwischen erledigt." Doch es tauchen neue Fragezeichen auf. Da es an seriösen Berechnungsmaßstäben wie in der alten Wirtschaft fehlt, greifen die Experten gern zu Vergleichen mit der Konkurrenz oder nehmen die Kundenzahlen als Bewertungsgrundlage. Als vergangene Woche die Hightech-Kurse abstürzten, waren aber auch diese Parameter nur Makulatur.

    Erst am Sonntag wollten sich deshalb Telekom und Banken auf die Spanne des Ausgabekurses, der an diesem Montag bekannt gegeben wird, festlegen. Als heißer Tipp galt am Freitag ein Korridor zwischen 35 und 40 Euro pro Aktie [Ed: es wurden 26–32 Euro pro Aktie]. Ron Sommer stehen unruhige Wochen bevor. Der schon sicher geglaubte Börsengang, der die wichtigen Cyber-Dollar in die Kassen der Telekom spülen sollte, könnte zu einem Vabanquespiel werden. "Das wird ein Ritt über den Bodensee", ahnte am Freitag ein Vertrauter Sommers.

    Dabei geht es längst nicht mehr allein um die Telekom. Schaden nehmen könnte auch das in Deutschland erst zaghafte Vertrauen in die Aktie als Geldanlage. "Wenn T-Online floppt", warnt denn auch Theo Kitz von der Privatbank Merck Finck, "dann steht der gesamte Telekommunikationssektor vor einer Neubewertung." [FT-Kommentar]

    17.4.2000 (t-off). Der Ausgabekurs der T-Online Aktie wurde am 15.4.2000 mit 27,00 Euro am unteren Ende der Preisspanne (26–32 Euro) festgelegt. Der Eröffnungskurs am ersten Handelstag betrug heute 28,50 Euro, der Schlußkurs 37,50 Euro.



    CLT-Ufa und Pearson-TV fusionieren

    Aus:
    Spiegel Online – 7. April 2000, 16.12 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    LONDON/GÜTERSLOH. Das Gewitter am Fusionshimmel hat sich noch nicht ganz verzogen, da bahnt sich ein neuer Megadeal an. Die Bertelsmann- Tochter CLT-Ufa und die Fernsehtochter des britische Medienkonzerns Pearson wollen zum größten TV-Anbieter Europas werden. Eine Pleite wie bei Deutscher und Dresdner Bank schloss Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff aus.

    Middelhoff nimmt seine Zuversicht aus der langjährigen Zusammenarbeit zwischen CLT-Ufa und Pearson [Ed: u. a. "Financial Times", "Les Echos", "The Economist", Penguin-Verlag]. Beispielsweise sei Grundy, das die RTL-Serie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" produziert, ein Joint-venture der beiden Unternehmen. Auch an dem britischen Fernsehsender Channel 5 seien sie beteiligt. Pearson-Chefin Marjorie Scardino sagte: "Dies ist nicht eine Fusion, von der Sie morgen in der Zeitung lesen, dass sie nicht geklappt hat."

    Die Medienkonzerne Bertelsmann und Pearson wollen durch die Zusammenlegung ihrer TV- und Radiogeschäfte Europas größte Fernsehstation schmieden. Das Unternehmen wird mit einem Jahresumsatz von etwa vier Milliarden Euro der größte Radio-, TV- und Filmproduzent Europas sein. Zu dem neuen Konzern würden unter anderem 22 Fernsehsender und 18 Radiostationen von CLT-Ufa sowie etwa 160 Fernsehprogramme von Pearson-TV zählen.

    Elf Prozent der neuen Gesellschaft sollen an die Börse gebracht werden. Es ist das erste Mal, dass ein Stammgeschäft und ein gesamter Unternehmensbereich der Bertelsmann AG an die Börse geht. Größter Einzelgesellschafter wird mit 37 Prozent die Bertelsmann/ WAZ-TV-Holding, die auch die unternehmerische Führung bestimmt. Der zweite Großgesellschafter von CLT-Ufa, die belgische Groupe Bruxelles Lambert (GBL), wird 30 Prozent an dem neuen Unternehmen halten, die Muttergesellschaft Pearson Plc 22 Prozent.

    "Wir haben Europas TV-Gesellschaft Nummer 1 geschaffen, die Nummer 1 auf allen Gebieten", jubelte der Bertelsmann-Chef. Es seien "neue Dimensionen", in die das Fernsehgeschäft von Bertelsmann nun vorstoße. Gemeinsam mit den Partnern sei ein "großartiger strategischer Schachzug gelungen", so Middelhoff. GBL-Chairman Albert Frère sprach von einem "Meilenstein" in der Partnerschaft seiner Gesellschaft mit Bertelsmann. Die Fusion von CLT-Ufa und Pearson-TV eröffne weitere Wachstumschancen für beiden Firmen.

    Das neue Unternehmen, dessen Name noch nicht feststeht, biete mit insgesamt 150 Millionen Zuschauern täglich die größte Werbeplattform Europas, hieß es. Allein CLT-Ufa erreicht nach eigenen Angaben zurzeit täglich etwa 120 Millionen Fernsehzuschauer und 25 Millionen Radiohörer. Darüber hinaus besitzt die deutsch-luxemburgische Holding weitreichende Sport- Vermarktungsrechte vor allem an Fußballvereinen und -spielen. Die einzelnen Gesellschaften von Pearson-TV produzieren jährlich mehr als 10.000 Programmstunden. Dazu zählen ein umfangreiches Angebot an Gameshows, Dramaserien und sonstigen Unterhaltungsprogrammen. Die Firma hält außerdem Anteile an Rundfunksendern in Großbritannien, Spanien und Australien.

    Vorstandsvorsitzender der neuen Gesellschaft soll Didier Bellens werden, derzeit in gleicher Funktion bei der CLT-Ufa. Als Chefstratege ist Pearson-TV-Chef Richard Eyre vorgesehen, und Chief Operating Officer (COO) soll Ewald Walgenbach werden, ebenfalls bislang in gleicher Funktion bei der CLT-Ufa. Dem neuen Aufsichtsrat wird neben Middelhoff und Scardino auch der Geschäftsführer der WAZ-Gruppe, Erich Schumann, angehören.




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      Zum Teil 19

    © 2000-2001 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 18.12.2009 08.03 Uhr