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Telekommunikation in den Medien – Teil 62 khd
Stand:  16.1.2000   (48. Ed.)  –  File: Aus__Medien/62.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Zeitungsartikel und andere Texte zur Telekommunikation im Original dokumentiert und manche auch kommentiert [Ed: ...]. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten. Auf dieser Archivseite ist auch Copyright- geschützes Material anderer wegen der permanenten Link-Möglichkeit dokumentiert. Bitte beachten Sie das Copyright, das bei den jeweiligen (Zeitungs-) Verlagen liegt. Presseberichte zu Pannen der Telekom und anderer Telcos sind gesondert dokumentiert auf der Seite "Neue Telekom/Telco- Ungereimtheiten". Hier sind dokumentiert:

  • Neuere Presseberichte  (63. Teil).
  • 12.01.2000: Ron Sommer: Als Global Player den Weltmarkt im Visier.
  • 12.01.2000: Schön für Bertelsmann.
  • 11.01.2000: Europeans urged to catch up with U.S. Web boom.
  • 10.01.2000: AOL und Time Warner fusionieren.
  • 10.01.2000: Flat-rate für 89 Mark. (Wenn Dummheit Beine hätte...)
  • 10.01.2000: Deutsche Bank kehrt Kabelgeschäft den Rücken.
  • 10.01.2000: Jetzt wird das Internet noch schneller.
  • 10.01.2000: Die Briten als Regulierungsvorbild.
  • 09.01.2000: Schweden führen Telefon-Pauschale ein.
  • 08.01.2000: Keine Verbindung – Afrikaner kommen nicht ins Netz.
  • 06.01.2000: Internet: "40 Mark müssen genug sein". (IOT-Interview)
  • 05.01.2000: Telefon-Preise sanken 1999 erheblich.
  • 05.01.2000: Intel baut internetfähige Geräte mit Linux-Systemen – ohne Microsoft.
  • 05.01.2000: Bildung nicht auf Computer reduzieren.
  • 04.01.2000: November decline in U.K. surf time.
  • 03.01.2000: USA: Free DSL service opens its doors.
  • 02.01.2000: Interview mit Tim Berners-Lee, Erfinder des World Wide Web.
  • 02.01.2000: USA: Well-wishers jam Y2K bug-free phone lines.
  • 01.01.2000: Cable open access to arrive in U.S. in 2002.
  • 30.12.1999: Großbritannien plant "Internet-Zeit".
  • 28.12.1999: Telekom-Flatrate unter Beschuss.
  • 27.12.1999: Eiszeit zwischen Telekom und Deutscher Bank.
  • Ältere Presseberichte  (61. Teil).



    Eiszeit zwischen Telekom und Deutscher Bank

    Aus:
    Heise-Newsticker, 27. Dezember 1999, ??.?? Uhr (Wirtschaft). [Original]

    BONN (em/c't). Die Deutsche Telekom geht nach einem Bericht des "Wall Street Journal Europe" auf Distanz zur Deutschen Bank. Demnach gehören die Banker nicht mehr zu den Favoriten im Bieterwettstreit um das TV-Kabelnetz der Telekom. Ursache der Verunstimmung sei, dass die Deutsche Bank als Berater der Telekom den Wert des Kabelnetzes zu niedrig angesetzt habe, berichtet das Blatt weiter. Zudem gebe es massive Konflikte zwischen Telekom-Chef Ron Sommer und dem Vorstand des Finanzinstituts. DB-Chef Rolf Breuer soll Mitte des Jahres vertrauliche Details des geplanten Netzverkaufs mit dem damaligen EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert erörtert haben. Die Deutsche Bank und die Telekom wollten den Bericht heute nicht kommentieren. Ein Banksprecher sagte lediglich, es gebe vielfältige Wege der Zusammenarbeit.

    Der mutmaßliche Bruch zwischen der Telekom und der Deutschen Bank deutete sich bereits in der Vorwoche an, als Telekom-Sprecher Ulrich Lissek von einer Vorentscheidung in drei Kabelnetzregionen sprach. Demnach ist in Nordrhein- Westfalen das US-Konsortium Callahan aussichtsreichster Bewerber. In Hessen hat der britische Kabelnetzbetreiber Klesch die besten Chancen. In Rheinland-Pfalz und im Saarland liegt der amerikanisch- niederländische Kabelnetzbetreiber United Pan-Europe Communications (UPC) aussichtsreich im Rennen, zu dessen Anteilseignern auch der Softwarehersteller Microsoft gehört. Die Deutsche Bank, die in allen drei Regionen auf der Bieterliste vertreten sein soll, würde folglich leer ausgehen. [mehr]


    Telekom-Flatrate unter Beschuss

    Aus:
    Yahoo-News, 28. Dezember 1999, 12.30 Uhr (Internet). [Original]

    BERLIN (ZDNet Deutschland). Die Initiative "Internet ohne Taktung" hat das geplante "ISDN-XXL"-Paket der Telekom kritisiert. Ron Sommer hatte in der vergangenen Woche angekündigt, im kommenden Jahr eine "Sonntags- Flatrate" für ISDN-Kunden einzurichten. Damit widerspreche sich der Telekom-Chef selbst, so die Initiative. Denn es war Sommer, der im Mai 1999 Pauschaltarife und unbegrenzte Ortsgespräche für Internet- Nutzer vehement abgelehnt hatte (ZDNet berichtete). Flatrates bestraften Wenignutzer und subventionierten Vielnutzer, erklärte damals der Vorstandsvorsitzende des Ex-Monopolisten.

    Die Vereinigung "Internet ohne Taktung" warnt davor, dass eine "Eintags-Flatrate" zu einem exzessiven Ansturm auf das Netz führen könnte. Während bei einer "Rund-um-die-Uhr"- Flatrate die Nutzungszeiten gleichmäßig über die ganze Woche verteilt seien, konzentriere sich die Hauptnutzungszeit bei dem XXL-Tarif auf den Sonntag. Außerdem sei fraglich, ob die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post diesen Tarif überhaupt genehmigen würde. Näheres zu der "Sonntags- Flatrate" ist auch eine Woche nach der Ankündigung noch nicht bekannt. Es zeichnet sich aber ab, dass nur Kunden von T-Online in den Genuss des "kostengünstigen" Surfens kommen werden.

    Ziel von "Internet ohne Taktung" ist eine kostengünstige Flatrate: "Unser Ziel ist eine Flatrate für 40 Mark im Monat", hatte der Gründer Philipp Sudholt im November gegenüber ZDNet erklärt. Der Verein war im Oktober ins Leben gerufen worden und hat auf seiner Homepage (www.ungetaktet.de) inzwischen über 20.000 virtuelle Unterschriften [Ed: laut IOT sind es bereits 24.000 Unterschriften] für einen zeitlich nicht getakteten Zugang zum Web gesammelt.


    Großbritannien plant „Internet-Zeit“

    Aus:
    Yahoo-News, 30. Dezember 1999, 00.01 Uhr (HighTech). [Original]

    LONDON (ZDNet Deutschland). New Labour möchte zum Beginn des neuen Jahrhunderts eine neue Zeit einführen: Nach der "Greenwich Electronic Time" – kurz GeT – sollen sich nach dem Willen der Briten alle Uhren des Internet richten.

    Das Projekt soll Unternehmen mit einer speziellen Software ausstatten, mit deren Hilfe sich alle Computer nach der neuen GeT richten. "Ich bin über dieses Vorhaben nicht genau informiert, aber der Premierminister will, dass Großbritannien bei der elektonischen Revolution eine weltweit führende Rolle einnimmt, so wie das schon bei der industriellen Revolution der Fall war", erklärte ein Regierungssprecher.

    Die neue Zeit soll nach Angaben der Times als internationaler Standard für Mails und die Abwicklung von Geschäften gelten. Der Labour- Abgeordnete Nick Raynsford ist der Überzeung, dass "sich die ganze Welt nach der Greenwich-Zeit richtet, weshalb es logisch ist, dass mit der Entwicklung der Technologie auch die neue Zeit hier gemessen werden sollte". Die Greenwich-Zeit [GMT] gilt seit 1884 als offizielle Welt-Zeit [UTC].


    Cable open access to arrive in U.S. in 2002

    AT&T Outlines Initial Framework for Consumer ISP Choice Following Expiration of Excite@Home Exclusivity

    Aus:
    Cable Datacom News, 1. Januar 2000. [Original] [Übersetzungs-Service]

    USA. In December AT&T Corp. formally announced plans to provide its cable modem customers with a choice of Internet Service Providers (ISPs) starting in 2002, when its exclusive service arrangement with Excite@Home initially expires. Other large U.S. cable operators are expected to follow suit.

    In a letter to Federal Communications Commission (FCC) Chairman William Kennard, AT&T outlined a prelimary framework for a commercial agreement with Mindspring that would allow the ISP to offer Internet access to AT&T cable modem customers and bill its subscribers directly for the service it provides.

    The strategy marks a turnaround for AT&T, which had publicly argued that providing access to multiple ISPs over cable modem networks was not technically possible. The near-term impact of AT&T's open access plan will be negligent for Excite@Home. Since AT&T plans to honor its exclusive service relationship with the company, Excite@Home will not face ISP competition on AT&T cable systems for at least 30 months, unless prior regulatory intervention occurs.

    Furthermore, while AT&T's existing contract with Excite@Home expires in 2002, AT&T will not be able to immediately implement open access on all its cable systems due to prior Excite@Home obligations. "We have an agreement that allows us to continue to provide service in [cable affiliate] territories for three years after a commercial launch. Even with our first partners, we haven't even launched half of the markets yet, so those markets will naturally extend beyond 2002, at least for our ability to provide service in those areas," said Excite@Home Chairman and CEO Tom Jermoluk during a November analyst briefing.


    Well-wishers jam Y2K bug-free phone lines

    Aus:
    Yahoo-Finance, 2. Januar 2000, 05.41 Uhr MEZ (Telecommunications). [Original] [Übersetzungs-Service]

    NEW YORK – Jan 1. Y2K, the Year 2000 computer bug, took no bite out of U.S. telecommunication services as the New Year arrived. Instead, services were infected by an onslaught of customers with the itch to reach out and touch someone, clogging phone lines with calls of well-wishing.

    "We did see about a 6-to-8 times increase in normal volume," said Paul Lacouture, group president for network services for Bell Atlantic Corp., the dominant local phone company in 13 states from Maine to Virginia. "But we did not experience much congestion. Most of the calls went through."

    On a typical day the phone company gets about 6 million call between midnight and 12:30 a.m. However, more people, especially in New York City, grabbed their mobile phones to say Happy New Year. "On the mobile side, there was significantly more calling right around midnight. We did get some blockage." Service was back to normal later that morning. Emergency services – reached by dialing 911 – also reported no problems at 12:30 a.m., he said.

    The Y2K bug stems from mainly older computer systems which were programmed to read only the last two digits of a year. If the glitch is left uncorrected, it is feared systems will misread 2000 as 1900, causing systems to malfunction or even crash. U.S. companies have spent more than $100 billion on upgrading computer systems in time for the New Year. Telecommunications companies, which supply a variety of services, from cable television, to Internet service, to local and international service, saw similar traffic spikes as the clock struck midnight, but none reported Y2K related problems.

    Bell Atlantic spent more than $400 million during the last three years on solutions to the Y2K problem, Lacouture said. In south Florida, the grandparent Mecca, phone call volume spiked right around midnight, said Bill Getch, spokesman for BellSouth Corp., the dominant local telephone company in nine states from Kentucky to Florida. Still, there were more calls on Christmas, said Mary Beth Conklin.

    AT&T Corp., the No. 1 U.S. long-distance company, handled about 3 million calls in the first hour after the clock struck the new year in the East Coast and 21 million nationwide by 6 a.m., said John Heath, company spokesman. There were no problems. "A lot of people are calling family and friends both domestically and internationally to share the moment if you will," Heath said. AT&T, which spent $740 million on upgrading its systems, saw an increase in calls since the year started rolling over first in Asia, although no figures were available in the first few hours Saturday. "It's clearly a once-in-a-thousand years occasion," he added.

    Denver-based U S West Inc., which provides service to 14 western and midwestern states, said its call volume doubled at midnight but that it experienced no congestion on its line. "We had double the call volume at midnight but it didn't create any congestion. It was a very, very good news night for us," said Anna Osborn, a U S West spokeswoman. She added that the company did not yet have call traffic volume numbers available.

    SBC Communications Inc., based in San Antonio, Texas, said on a recording that all its lines are running smoothly. "All wirelines, wireless, data and Internet services continue to operate normally throughout SBC's territory. SBC will continue to monitor operations throughout the weekend," the company said on its message. SBC operates Southern Bell, Ameritech, Pacific Bell, Nevada Bell, SNET and Cellular One. SBC officials could not be reached for live comment early Saturday. [Und in Deutschland]

    2.1.2000 (ws/t-off). Sieh an! In den USA hat also selbst der Jahr-2000- Ansturm nicht zu einer nennenswerten Netzüberlastung (congestion) geführt. Doch auch das dürfte wohl hierzulande die Deutsche Telekom und SPD-geführte Bundesregierung nicht davon abhalten, weiterhin der unwissenden Bevölkerung die abenteuerlichsten Anekdoten und Horrorgeschichten über vermeintliche Netzbelastung in Nordamerika aufzutischen. Damit es in Deutschland um jeden Preis bei den minutenbasierten Internet-Kosten bleibt. Interessanterweise gibt es nun endlich mal Agenturmeldungen zum Problem der Netzbelastung, normalerweise ist dies in den USA – auch dank konsequenten Netzausbauskein Thema.


    „Weiß irgend jemand, wie dieses Spiel ausgeht?“

    Tim Berners-Lee, Erfinder des World Wide Web, über Hitler-Bücher, verkabelte Häuser und die Zukunft des Netzes

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 2. Januar 2000, Seite 33 (Interaktiv).

    TIM BERNERS-LEE, 44, erfand 1990/91 das World Wide Web (WWW), während er am Europäischen Labor für Teilchenphysik in Genf [CERN] arbeitete. Heute forscht er am MIT in Cambridge [USA] und ist Direktor des W3C – des Konsortiums, das die technische Entwicklung des WWW koordiniert. Sein neues Buch „Der Web- Report“ erschien eben im Econ-Verlag. Mit Tim Berners- Lee sprach Markus Ehrenberg.

    Tagesspiegel: Als Sie 1991 das World Wide Web erfanden: Ahnten Sie die Konsequenzen?

    Berners-Lee: Nein. Ich wußte nicht, ob das ein Erfolg wird. Es war schwer, die Leute davon zu überzeugen, dass das Web eine gute Idee ist. Weiß überhaupt irgend jemand, wie dieses Spiel ausgehen wird? Das Web ist immer noch in der Frühphase. Worauf es hinaus läuft, ist nicht abzusehen.

    Tagesspiegel: Einige Auswüchse schon. Man kann Hitlers „Mein Kampf“ im Netz bestellen oder kinderpornographische Websites abschauen. . .

    Berners-Lee: Dinge, die offline illegal sind, sind generell auch online illegal. Die Tatsache, dass wir ein neues Medium haben, ändert nichts an den Grundwerten unserer Gesellschaft. Zu entscheiden, was illegal ist und was toleriert wird im Rahmen der freien Meinungsäußerung, ist eine gesellschaftliche Frage, unabhängig vom Medium. Es ist wichtig, dass die Regierungen diese Aufregung nicht dazu ausnutzen, Zensur in allen Bereichen einzuführen.

    Tagesspiegel: Dennoch: Ist das Internet gut für die Idee der Demokratie?

    Berners-Lee: Ich hoffe, dass es das ist! Demokratie wächst mit einer informierten Bevölkerung. Der Cyberspace ist ein Raum, wo Berichte archiviert werden können, zusammen mit Links, die Berichte unterstützen oder widerlegen.

    Tagesspiegel: Sind Sie reich geworden mit Ihrer Erfindung?

    Berners-Lee: Nicht in finanzieller Hinsicht, aber es war eine faszinierende und aufregende Zeit.

    Tagesspiegel: Für Neo, dem Helden aus dem Kinofilm „Matrix“, ist die Realität die Wüste. In der Software steckt die Wirklichkeit. Der Philosoph Slavoj Zizek sagt, dass das digitale Netz unser tägliches Leben reguliert bis zur Wasserversorgung. Es sollte in irgendeiner Form vergesellschaftet werden. Meinen Sie das, wenn Sie in Ihrem neuen Buch vom „Web als einem neuen sozialen System“ sprechen?

    Berners-Lee: Das Web ist eher ein gesellschaftliches als ein technisches Produkt. Ich wollte mit meiner Erfindung die Zusammenarbeit erleichtern – und nicht ein technisches Spielzeug entwickeln. Das höchste Ziel des Webs ist die Unterstützung einer netzartigen Lebensform. Wir entwickeln Vertrauen über Meilen hinweg und Mißtrauen gegenüber Dingen, die in der Nachbarschaft geschehen. Ein neues gesellschaftliches System ist das Web nicht, aber es sollte ein Medium sein, welches uns erlaubt, eine neue Gesellschaft zu errichten.

    Tagesspiegel: Werden wir dort in verkabelten Internet- Häusern wohnen?

    Berners-Lee: Ich habe so ein Internet-Haus noch nicht gesehen. Ich denke, bald werden wir überall drahtlose Kommunikation haben. Wenn Sie in Zukunft Ihr Haus verlassen, wird es Verbindungen geben zwischen den privaten lokalen Netzwerken, Ihrem Haus, und den digitalen, öffentlichen Netzwerken.

    Tagesspiegel: Was könnte nach dem WWW, nach E-Mail und E-Commerce die nächste Erfindung für das Internet sein?

    Berners-Lee: Das Web wird für noch viel mehr Menschen nützlich werden, wenn wir universelle Zugänge schaffen. Das setzt kulturelle Unabhängigkeit und demokratische Freiheiten voraus. Aber auch die technische Fähigkeit, mit dem Netz umzugehen. Wir können einen Computer so programmieren, dass er einfache Dinge wie eine Kontoüberweisung vornimmt, und dann sagen, dass er das Prinzip eines elektronischen Schecks „versteht“.

    Tagesspiegel: Wie verstehen?

    Berners-Lee: Ein Computer kann Verknüpfungen herstellen, jeden unverständlichen Begriff in einem Dokument in einen Begriff umwandeln, den er versteht. Das ist die Geburt des semantischen Web. Computer werden etwas in dem Sinn „verstehen“, dass sie durch die Verknüpfungen von vielen Bedeutungen einen Zuwachs an Funktionen erhalten können. Wie eine Schlussfolgerung. Konkret: Wir werden über den Computer das gelbe Auto, das zum Verkauf steht, finden, auch wenn nach einem gelben Wagen gefragt wurde.


    Free DSL service opens its doors

    After a year filled with strong gains by free dial-up Internet service providers, a Southern California company is raising the ante with an offer of free high-speed Net access.

    Aus:
    c|net-News, 3. Januar 2000, 06.00 Uhr MEZ (Communications). [Original] [Übersetzungs-Service]

    CALIFORNIA. The Broadband Digital Group, led by the same entrepreneur that started Net ad companies AdForce and AdSmart, plans to give consumers Net connections that are nearly seven times faster than dial-up alternatives. The Orange County, Calif., company will offer a digital subscriber line (DSL) service supported entirely by advertisements, according to executives. DSL is a technology that allows existing telephone lines to carry ordinary voice and high-speed Net traffic simultaneously.

    If successful, the service has the potential to light a stick of dynamite beneath the fast-growing high-speed Net market. Telephone and cable companies already are hard-pressed to keep up with demand for speedy Internet access even when charging $30 to $50 per month. Offering the service for free will likely boost demand still more. (...) [more]


    November decline in U.K. surf time

    Aus:
    CBS MarketWatch, 4. Januar 2000, 21.44 Uhr MESZ (Internet). [Original] [Übersetzungs-Service]

    LONDON (CBS.MW). The number of minutes Britons spent surfing the Net declined in November vs. October, according to the Internet audience research company MMXI Europe B.V.

    In its latest monthly survey, MMXI Europe said Britain's online population spent an average of 212 minutes Net surfing, down from 257 in October. But French and German Internet usage – in terms of average minutes spent online – rose. French users spent an average of 204.3 minutes online vs. 188.7, and Germans 336.4 minutes vs. 296.5.

    The average number of user days per person during the month also fell in the U.K. but rose in France and Germany. In Britain, this figure was down to 8.8 vs. 9.4 in October. The French number advanced to 8.6 from 8.3, and the German figure came in at 10.4 vs. 10.3. The most widely used Web site in the U.K. remained Freeserve, ahead of Yahoo.

    Deutsche Telekom's T-Online took the No. 1 spot in Germany, and France Telecom's Wanadoo was the top dog in France. Yahoo was also runner-up in both continental European countries. MMXI Europe is a joint venture involving Media Metrix Inc., Ipsos SA and GfK AG.

    „Steil steigende Tendenz“

    5.1.2000 (t-off). Wegen zeitabhängiger Telefongebühren war die Internet-Nutzung in Europa im November 1999 somit nach wie vor nur auf extrem niedrigen Niveau. Der durchschnittliche deutsche Internet- Nutzer ist nun pro Monat gerade einmal 5 1/2 statt 5 Stunden online. Dennoch wird Telekom-Chef Ron Sommer wohl weiterhin von "steil steigender Tendenz" sprechen. In Großbritannien dürfte die Online- Nutzung dagegen förmlich explodieren, denn British Telecom (BT) wird – wie bereits angekündigt – im Frühjahr ungetaktete Tarife für die Internet- Einwahl einführen. Und auch Österreich wird dank traumhafter Rahmenbedingungen für die Internet-Nutzung Deutschland um Größenordnungen abhängen.

    [Reine Anzahl der Internet-Zugänge für die Beurteilung der Internet-Nutzung unerheblich]


    Bildung nicht auf Computer reduzieren

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 5. Januar 2000, Seite 28 (Bildung & Wissenschaft).

    MÜNCHEN (KNA). Der Bayerische Philologenverband hat davor gewarnt, Computer- und Internet-Kenntnisse zu den „wichtigsten Fixpunkten der Bildungszukunft hochzustilisieren“. Computer und Internet seien schon jetzt unverzichtbare Arbeitsmaterialien an den Schulen geworden, nähmen aber das Denken-Lernen nicht ab, betonte der Verbandsvorsitzende Rainer Rupp in München. Rupp sieht eine „große Gefahr“ in der „zunehmenden Flüchtigkeit von Interesse und Engagement“. Das „Herumklicken im Internet“, das [Ed: dank der tickenden Gebührenzähler] mit nur Minuten dauernden Aufmerksamkeitsphasen von Webseite zu Webseite führe, nähre die Illusion des schnelleren Konsumierens von Bildung.


    Intel baut internetfähige Geräte mit Linux-Systemen – ohne Microsoft

    Aus:
    Yahoo-Finanzen, 5. Januar 2000, 7.53 Uhr (Marktberichte). [Original]

    FRANKFURT. Der amerikanische Computerkonzern Intel soll am Mittwoch eine neue Reihe internetfähiger Geräte vorstellen, die mit Linux-Systemen laufen. Damit verzichte Intel auf die Software des langjährigen Partners Microsoft, schrieb das "Wall Street Journal Europe" am Mittwoch. Intel kann bereits drei Kunden für ihre erste Generation von onlinefähigen Geräten aufweisen und zwar die japanische NEC , US West und die französische Lafayette Services. Die Parnterschaft mit Microsoft bei der PC-Herstellung sei ungebrochen, hiess es. [mehr]


    Telefon-Preise sanken 1999 erheblich

    Aus:
    ARD-Teletext, 5. Januar 2000, 23.33 Uhr, Tafel 705, Rubrik Unternehmensmeldungen.

    WIESBADEN. Der verschärfte Preiskampf der Telefonanbieter hat 1999 die Geldbeutel der Verbraucher spürbar entlastet. Im Durschnitt lagen die Preise für Telefondienstleistungen im vergangenen Jahr [Ed: nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden aufgrund von Warenkorb-Analysen] um 11,4 % unter dem Vorjahresniveau.

    Nachdem die Tarife für Mobilfunk bereits seit Jahren bröckeln, breitet sich dieser Trend nun erstmals auch auf das Festnetz aus. Die Preise für das mobile Telefonieren fielen 1999 binnen Jahresfrist um 20,5 %, im Festnetz gaben die Tarife um 10,9 % nach.

    6.1.2000 (adn/t-off). Die Preise für Mobilfunk haben sich seit 1995 mehr als halbiert, liegen aber im Vergleich zu anderen Ländern noch immer zu hoch. Der neue Preisrutsch im Festnetz geht vor allem auf den harten Wettbewerb bei Fern- und Auslandsgesprächen zurück, während es in den Ortsnetzen bundesweit – und damit bei den Kosten des Internet-Zugangs – noch immer zu keinem nennenswerten Preisabfall gekommen ist.


    „40 Mark müssen genug sein“

    Ohne Pauschaltarife für den Netzzugang kann das Internet niemals ein Massenmedium werden

    Aus:
    TAZ, Berlin, 6. Januar 2000, Seite 17 (Internet).

    Ohne Pauschaltarife für den Netzzugang kann das Internet niemals ein Massenmedium werden. Philipp Sudholt, Student in Berlin, hat deshalb die Initiative "Internet ohne Taktung" gegründet. Das Interview führte NIKLAUS HABLÜTZEL.

    taz: Wollen wir wetten, dass noch in diesem Jahr der erste Internetprovider auch in Deutschland einen Pauschaltarif für den Netzzugang anbietet?

    Philipp Sudholt: Es gibt viele Internetprovider, die sehr gerne einen echten Pauschaltarif anbieten würden – sie haben aber nicht die Möglichkeit. Denn das Problem in Deutschland sind nicht die Kosten des Internets, sondern die Telefonkosten, die bei einer Internetverbindung anfallen. Wir haben in Deutschland mittlerweile die paradoxe Situation, dass der Internetzugang, der einen in die ganze Welt führt, ab 10 Mark im Monat zu bekommen ist, die Verbindungskosten der letzten Meile zum örtlichen Provider aber – je nach Nutzungsdauer – mit dem Vielfachen zu Buche schlagen.

    Wenn überhaupt, haben also nur große Telefongesellschaften die Möglichkeit, einen Pauschaltarif anzubieten. Wirklich flächendeckend könnte das nur die Telekom. Die wird sich aber kaum die Gewinne aus der zeitlichen Taktung selber madig machen. Ohne erhöhten Druck der Regulierungsbehörde [Ed: wie in Großbritannien durch den Regulierer OFTEL] sehe ich keine Möglichkeit, dass wir noch in diesem Jahr flächendeckend einen günstigen Festpreis für das Internet bekommen, der es zu einem Massenmedium machen kann.

    taz: Im letzten Jahr haben Telekom, AOL und viele kleine Provider ihre Preise für den Netzzugang ständig gesenkt – zumindest haben sie damit geworben. Man kann heute für weniger als 5 Pfennig in der Minute Surfen, Telefongebühren eingeschlossen. Warum fordert die Initiative "Internet ohne Taktung" immer noch Pauschaltarife?

    Philipp Sudholt: Egal ob der Provider nun AOL oder MobilCom heißt – der Löwenanteil der Internetkosten muss immer für die Verbindungskosten ins Telefonnetz der Telekom abgeführt werden. Die so genannten [Ed: zeitabhängigen!] Interconnection-Tarife, die die Provider und Telefongesellschaften zahlen müssen, legen die Untergrenze des Internetpreises fest. Zudem verhindern sie einen echten Pauschaltarif. Denn wer im Minutentakt Wegezoll an die Telekom zahlen muss, ist natürlich nicht in der Lage, seriös einen Pauschaltarif anzubieten: Ab einer bestimmten Onlinezeit entstehen mehr Interconnection- Gebühren als Einnahmen für den Provider, und er muss drauflegen. Fairer wäre für Verbindungen ins Internet eine Abrechnung der Leitungskosten beispielsweise nach tatsächlich verbrauchter Leitungskapazität.

    Nach unserer Auffassung wird nur ein fairer Pauschaltarif dem Internet zum Durchbruch verhelfen. Laut Zahlen der Bundesregierung nutzen bei uns gerade mal 11 Prozent der Haushalte das Internet. In Ländern mit Pauschaltarifen wie Amerika ist diese Zahl drei- bis fünfmal höher. Erst wer beim Surfen nicht ständig den Gebührenzähler ticken hört, kann das Internet wirklich nutzen. E-Commerce, Recherche, Online-Entertainment oder Chatten bekommen dann erst richtig Sinn. Nur mit einem Pauschaltarif bleiben die Kosten überschaubar – etwa für eine Familie mit mehreren Kindern. Sie glauben ja gar nicht, wie viele Jugendliche kein Internet nutzen können, weil die Eltern zu Recht eine Kostenexplosion befürchten! In einigen Jahren dürfte sich die mangelnde Interneterfahrung als echter Bildungsnachteil äußern.

    taz: Wie hoch soll denn der Pauschaltarif in Deutschland sein?

    Philipp Sudholt: Um den Internetboom nach Deutschland zu holen, müssen wir einen Festpreis in der Region um die 40 Mark anpeilen. Gerade hat die Telekom Austria gezeigt, dass dies durchaus möglich ist. Da die eigentlichen Internetkosten um die 30 Mark ausmachen, genügt es nach unserer Überzeugung, die Verbindungskosten zu senken.

    taz: Wer nur mal ein paar Mails verschicken und empfangen will, kommt heute billiger davon. Sollen Wenigsurfer die Vielsurfer subventionieren?

    Philipp Sudholt: Abgesehen davon, dass sich bei Monatspauschalen ab 13 Dollar, wie sie in Amerika üblich sind, wohl niemand benachteiligt fühlt, schaffen Pauschalen ja nicht die Angebote für Wenignutzer ab. Im Gegenteil, bei wirklich funktionierendem Markt wird sich natürlich kein Wenigsurfer von Vielsurfern ausnehmen lassen müssen – er kann dann zu einem günstigeren Tarif, speziell für Wenignutzer, wechseln. Das Argument der Subventionierung, das man immer wieder von der Telekom hört, ist also etwas weit hergeholt.

    taz: Die Telekom lässt das amerikanische Vorbild nicht gelten. Auch die Bundesregierung sagt, die amerikanischen Verhältnisse seien mit den deutschen nicht vergleichbar...

    Philipp Sudholt: Telefonleitungen sind überall auf der Welt gleich, und die dahinterstehende Vermittlungstechnik ist es im Großen und Ganzen auch. Deutschland verfügt sogar über ein sehr gut ausgerüstetes digitales Netz. Schließlich war während der Zeit des Telefonmonopols hierzulande – anders als bei vielen amerikanischen Telefonnetzbetreibern – genug Geld in der Kasse. Unser Telefonnetz ist dank wartungsarmer und effizienter Hochtechnologie weitaus günstiger zu betreiben und verfügt auch über genug Kapazität für Internetpauschalen [Ed: na hoffentlich, denn es gibt auch deutliche Hinweise, daß die Telekom zu wenig in leistungsfähige Netzinfrastruktur investiert hat]. Das Einzige, was uns die Amerikaner voraushaben, ist eine konsequentere Deregulierungspolitik. Seit die TV-Kabelgesellschaften dort verstärkt auf den Netzmarkt drängen, hat sich der Wettbewerb noch verschärft.

    taz: Was kann eine kleine Initiative wie "Internet ohne Taktung" tun? Es sieht nach einem Kampf gegen den Goliath Telekom aus.

    Philipp Sudholt: Unser Hauptgegner heißt nicht Telekom, sondern wir wenden uns an die Regulierungsbehörde und damit an die Politik. Denn die haben die Rahmenbedingungen auf dem Telekommunikationsmarkt ganz offensichtlich falsch gesetzt, bedenkt man, dass die Verbindungskosten ins Internet zum Teil noch immer höher sind als 1996, vor der so genannten Öffnung des Marktes.

    Wir sammeln auf unserer Internetseite Unterschriften für unser Anliegen, die wir im Februar der Bundesregierung überreichen wollen. Bislang haben wir schon über 25.000 Unterschriften von Internetnutzern. Wenn wir es als Bürgerinitiative schaffen, die Politik und die Medien auf die Missstände aufmerksam zu machen, haben wir schon viel erreicht. Erste Reaktionen von Politikern kann man auf unserern Internetseiten ebenfalls nachlesen.


    Keine Verbindung

    Afrikaner kommen nicht ins Netz

    Aus:
    Yahoo-News, 8. Januar 2000, 00.04 Uhr (LifeStyle). [Original]

    MÜNCHEN (WomenWeb). Internet-Fans loben das Netz oft überschwänglich: Es verbinde die ganze Welt und helfe, die Menschen in totalitären Staaten unzensiert zu informieren. Gerade in Ländern aber, in denen es keine Meinungsfreiheit gibt, findet das Internet keine große Verbreitung. Obwohl das Medium in Afrika als eine der größten Errungenschaften der letzten Zeit bejubelt wird, hat nur jeder Tausendste Bewohner des Kontinents Zugang zum Netz, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Davon lebten zwei Drittel in der Republik Südafrika. Vor allem für Journalisten seien Informationen aus dem Internet von großer Bedeutung.

    In einigen afrikanischen Staaten würden die nationalen Medien von der Regierung kontrolliert. Kritische Reporter würden bedroht, eingesperrt oder sogar umgebracht. Das Netz erschwere glücklicherweise die Verfolgung von Journalisten und sprenge das staatliche Informationsmonopol. In Afrika entstünden fast täglich neue Internet-Cafés, die den Zugang leichter zu machen scheinen. Die Einwahlkosten ins Netz seien aber so hoch, dass das Surfen nur sehr reichen Afrikanern vorbehalten bleibe. Anstatt die Menschen einander näher zu bringen, vertiefe das Internet die Kluft zwischen Arm und Reich. Auch in Zukunft werden die meisten Bewohner Afrikas wohl weder Telefon noch Internet benutzen. [UNO 1999: Weltweite Nutzung des Internets]


    Schweden führen Telefon-Pauschale ein

    Aus:
    Berliner Morgenpost, 9. Januar 2000, Seite ?? (Wirtschaft). [Original]

    KOPENHAGEN (SAD). Telefonrechnungen voller böser Überraschungen gehören in Schweden bald der Vergangenheit an. Bereits ab 1. Februar dieses Jahres können die ersten 1000 Testkunden bei der Telefongesellschaft Vattenfall für einen Festpreis von nur 22 DM im Monat unbegrenzt so viele Inlands- und Stadtgespräche führen, wie sie wollen. Nur noch Anrufe über die Grenzen Schwedens hinaus und ins Mobilfunknetz werden im Minutentakt abgerechnet.

    Die anderen privaten Telefongesellschaften haben sofort mit ähnlich günstigen Angeboten nachgezogen. "Wir rechnen damit, dass wir diesen Service bis zum Ende des Jahres etwa 500.000 Kunden anbieten können", sagt Stefan Krook von der Telefongesellschaft Glocalnet. Rein technisch ließe sich das System ohne Probleme einführen, in den USA sei es heute schon Standard.

    Die kleineren Gesellschaften, die mit der Idee in Schweden zuerst auf dem Markt waren, hatten Angst, dass sich Telia – der schwedische Telekommunikationsgigant und vom Status mit der Deutschen Telekom vergleichbar – quer stellen und versuchen würde, den Trend zur Einheitstelefonrechnung zu verhindern. Telia reagierte jedoch vollkommen anders als erwartet. "Wir werden unseren Kunden das gleiche Angebot machen. Dabei brauchen sie nicht bis zum Jahresende zu warten, denn die Entwicklung geht rasend schnell", sagt Ralph Arnestig von Telia.

    Erfahrungsgemäß kommen neue Telekommunikationstrends aus Skandinavien mit ein- bis zweijähriger Verspätung auch nach Deutschland. So traten die so genannten Billiganbieter in Skandinavien bereits einige Jahre früher an als in der Bundesrepublik.

    [Glocalnet-Pressemitteilung vom 28.12.1999: First with Telephony at Flat Rate]


    Die Briten als Regulierungsvorbild

    Privatisierungen stets mit dem Aufbau neuer Kontrollinstrumente verknüpft

    Aus:
    Der Standard, Wien, 10. Januar 2000, Seite 17 (Wirtschaft). [Original]

    WIEN (jost). Entgegen ihrem Image als ultraliberale Deregulierer haben es die Briten durchaus verstanden, die Liberalisierung der Infrastrukturversorgung mit dem Aufbau eines neuen, intelligenten Regulierungssystems zu verbinden. Dieses wurde in vieler Hinsicht zu einem Modell für die Infrastrukturpolitik in der Europäischen Union, meint Norbert Knoll.

    Zentraler Punkt der Regulierungsreform ist die Einrichtung unabhängiger Regulierungsbehörden in den privatisierten Infrastrukturbereichen Telekom, Gas und Elektrizität. Der Regulator greift dabei vor allem dort ein, wo trotz der Liberalisierung natürliche Monopolbereiche bestehen bleiben, etwa in der Übertragung und Verteilung von Strom. Denn die Kosten des Aufbaus alternativer Leitungsnetze verhindert hier Wettbewerbssituationen. Die Preissenkungen, die im Stromerzeugungsbereich durch Konkurrenz erwirkt werden, drohen im zwischengeschalteten Verteilungsbereich stecken zu bleiben. Hier übt der Regulator eine Preiskontrolle aus. Er hat zuletzt die Regulierungsschraube spürbar angezogen.

    Aber auch Aufgaben des Konsumentenschutzes sind in Großbritannien beim Regulator verankert. So laufen individuelle Beschwerden von Stromkunden über die Regulierungsbehörde, die auch durch regelmäßig veröffentlichte Tarifvergleiche die Preistransparenz fördert.

    Regulierungsinstrumente wurden aber auch zur Verwirklichung umweltpolitischer Zielsetzungen entwickelt. Beispielhaft dafür ist die Non-Fossil Fuel Obligation (NFFFO). Sie beruht auf der Verpflichtung der regionalen Elektrizitätsversorger zum Kauf einer bestimmten Menge aus erneuerbaren Energieträgern erzeugter Elektrizität. Dabei wird den Erzeugern ein über dem Wettbewerbspreis liegender Sondertarif garantiert. Die Versorger werden für ihre zusätzlichen Ausgaben aus einem Fonds entschädigt, der über eine Sondersteuer auf Elektrizität gespeist wird. Damit stehen Fördersummen im Ausmaß von ein bis zwei Prozent der gesamten Elektrizitätsumsätze für alternative Energien zur Verfügung. Umgelegt auf Österreichs Markt würde dieses Instrument ein jährliches Fördervolumen von 500 Mio. S ergeben, rechnet Knoll vor.


    Jetzt wird das Internet noch schneller

    Britische Firma mit Sitz in Potsdam will regionale Breitbandnetze verknüpfen

    Aus:
    Berliner Morgenpost, 10. Januar 2000, Seite xx (Brandenburg). [Original]

    POTSDAM. Mit Hochdruck beginnt die britische Firma Telint Global Systems (TGS) jetzt, von Potsdam aus über lokale Netzbetreiber europaweit High-Speed- Internet-Verbindungen für Daten, Sprache und Video mit bis zu 10 Mega-Bit/Sekunde zu knüpfen. Am 16. Dezember wurde die TGS Deutschland GmbH in Potsdam gegründet.

    Und am Freitag nahmen TGS-Präsident und Vorstandsvorsitzender Peter Balchin und der Amerikaner und Ex-Landtagssprecher Gerald "Jerry" Wood als Geschäftsführer vor Ort die Büros auf dem Babelsberger GIB-Gelände an der Wetzlarer Straße 56 unter Vertrag. "Hier wird die technische Europa-Zentrale eingerichtet", übersetzt Wood. "Bis zum 17. März sind die Räume mit High-Tech ausgerüstet, und etwa 30 Mitarbeiter werden ihre Arbeitsplätze bezogen haben." Allein dafür stehen fünf Mio. Mark zur Verfügung. Insgesamt verfügt die TGS über ein Startkapital von 10 Mio. Pfund.

    Die Philosophie der TGS ist simpel: Für etwa 50 Mark im Monat soll der Kunde – egal ob Privatperson oder Firma – sämtliche Informationsdienste empfangen und senden können. Basis dafür sind breitbandige Zweiwege-Netze. Die Vorteile: Zum einen erlaubt die hohe Transfer-Geschwindigkeit tatsächlich alle Formen der Kommunikation; Video-Transfer oder Video-Konferenzen sind möglich. In den herkömmlichen kupferadrigen Telefonnetzen tröpfeln indes die Daten nur im unteren Kilobit-Bereich, erlauben also kaum einen derartigen Betrieb.

    Auf der anderen Seite besteht der Vorteil der Bündelung von Daten-, Sprach- und Video-Transfer über Breitband-Netze darin, all diese Kommunikations- Dienste über eine Plattform zu nutzen – egal über welches Netz die Daten empfangen oder geschickt werden sollen. Das permanente Bedienen von Handy, Computer (E-mail) oder Anrufbeantworter, um zu erfahren, ob und wer gerade mit einem in Kontakt treten wollte, entfällt.

    "Diese Plattform stellen wir zur Verfügung. Das gibt es bisher in Deutschland so noch nicht", erklärt Karl May aus Boston. Die Telekom zum Beispiel biete die Dienste Daten, Video und Voice nur getrennt im Internet an. Ebenso wie Peter Balchin bekleidete May in der Vergangenheit hochrangige Positionen bei Hewlett-Packard, dem Graphik-Giganten Silicon Graphics oder zuletzt beim 18 Milliarden Dollar schweren US-Kommunikations-Riesen Nortel Networks – beide als Vice-President.

    Wie aber will die TGS ihr Ziel erreichen? "Wir leasen von der Telekom oder alternativen Providern High-Speed- Breitband-Kabelnetze", erklärt Wood. "Diese Breitband-Netze verbinden wir über entsprechende Technik mit den lokalen Kabel-Netzen. Über diese Koaxial-Kabel-Netze empfangen die Kunden bislang nur Fernsehen."

    Etwa 300 der kleinen und mittleren deutschen Kabelnetz-Betreiber und etwa 50 City-Carrier (Stadtnetze auf lokaler Ebene) will die TGS so ans Breitband-Netz und über dieses ans Internet anbinden. Solche Lokal-Netz-Betreiber sind zum Beispiel Lauchhammer (16.000 Kunden) oder Brandenburg/Havel (35.000). Zudem werden in Kürze auch Feldversuche mit lokalen Netzbetreibern in der Schweiz und Österreich stattfinden. Dann will man sich nach Polen und Skandinavien ausdehnen.

    Allein könne keines der lokale Netzwerke die hochwertigen Kommunikationsdienste anbieten, erklärt Balchin. "Bis Ende 2000 werden wir über eine Million private und etwa 50.000 gewerbliche Kunden angeschlossen haben", schätzt Balchin. In etwa zwei Jahren will die TGS an die Börse und in drei bis vier Jahren Gewinne einfahren. Den großen Start wird es dann am 1. Juli in London geben.


    Deutsche Bank kehrt Kabelgeschäft den Rücken

    Aus:
    Yahoo-Finanzen, 10. Januar 2000, 7.43 Uhr (Telekommunikation). [Original]

    MÜNCHEN. Die Deutsche Bank AG, Frankfurt, steigt möglicherweise komplett aus dem Geschäft mit Fernsehkabeln aus, berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus". Danach soll sie beabsichtigen, nicht weiter um das Kabelnetz der Telekom mit zu bieten, weil der Ex-Monopolist in sechs Bundesländern jeweils 35-prozentige Beteiligungen am Netz an Konkurrenten der Deutschen Bank wie Callahan, UPC und Klesch verkaufen wolle. Die Deutsche Bank-Tochtergesellschaft DB-Investor hatte den Wert des Kabelnetzes dem Bericht zufolge mit lediglich 20 Mrd DM veranschlagt, während die ausländischen Konkurrenten das Angebot mit 30 Mrd DM bewertet hätten. Derzeit prüften die Bankstrategen, ob sie Käufer für ihr eigenes Telecolumbus-Netz finden, so "Focus".


    Flat-rate mit ".com"-Domain für 89 Mark

    Aus:
    Yahoo-News, 10. Januar 2000, 12.30 Uhr (HighTech). [Original]

    WÜRZBURG (ZDNet Deutschland). Das Würzburger Unternehmen CompuTeam (Telefon: 0931 - 2786546) bietet ab sofort eine Flat-rate für monatlich 89 Mark an [Ed: die monatlich vorab nur per Bankeinzug erhoben wird]. Die Vertragslaufzeit beträgt drei Monate, die Einrichtungsgebühr nochmals 89 Mark.

    Nach Angaben des Providers sind im monatlichen Preis 10 MByte für die eigene Homepage, eine ".de"- oder ".com"-Domain sowie ein E-Mail- Postfach inbegriffen. CompuTeam nutzt die derzeit 78 Einwahlpunkte der Deutschen Telekom und verspricht den potentiellen Kunden "keine besetzten Leitungen". Die Einwahl erfolgt über eine bundeseinheitliche Rufnummer.

    Mit einer Standleitung ist das Angebot jedoch nicht zu vergleichen, so erhalten Kunden nach der Einwahl eine dynamische IP-Adresse zugewiesen. Außerdem wird die Verbindung, wie bei Angeboten dieser Art [in Deutschland!] üblich, 24 Stunden nach der Einwahl automatisch getrennt. Ein monatliches Transferlimit ist in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Anbieters nicht enthalten. Das E-Mail- Postfach ist auf eine maximale Größe von 5 MByte begrenzt.

    [Internet Flat-rates in Deutschland]

    April, April...

    10.1.2000 (t-off). Es klang ja gleich nicht so vertrauenserweckend: Vorabkasse und dann noch per Bankeinzug... Aber dann kam heute – nur einen Tag nach der Ankündigung – das: Kunden, die sich beim CompuTeam anmelden wollten, erhielten die folgende Mitteilung:

    Sehr geehrte Damen und Herren, wir müssen leider folgendes mitteilen: Aufgrund von internen Fehlern, enstanden durch eine unvollständige Übermittlung von Daten, ist es uns nicht möglich die cTOnline-Flatrate in der angegeben Form zu realisieren. Wir werden diese Flatrate nicht realisieren können. Wir bedauern diesen Fehler sehr! (...)

    Die Kalkulation der Flat-rate soll nicht stimmen. Denn diese CompuTeam Online GmbH soll schlichtweg in der falschen Preistabelle der Deutschen Telekom nachgeschlagen haben. Erst ein Telekom- Mitarbeiter soll die GmbH-ler auf ihren Fehler aufmerksam gemacht haben.


    AOL und Time Warner fusionieren

    AOL – Der Internet-Provider
    DULLES (t-off/ag). Mit mehr als 20 Mio. Kunden in rund 100 Ländern ist America Online (AOL) der größte Online- dienst und Internet- Provider der Welt. Das Unternehmen aus Dulles (Virginia) hat einen Marktwert von 165 Mrd. $ (314 Mrd. DM) und setzte 1999 rund 4,8 Mrd. $ um. Zum Konzern gehört inzwischen auch der Onlinedienst CompuServe mit 2 Mio. Kunden.

       Die zahlreichen Tochterunternehmen von AOL bieten unter anderem E-Maildienste, Internet- Stadtpläne und Musikdienste an. Außer den Gebühren für die Nutzung seiner Onlinedienste erzielt AOL Umsätze mit Einkünften aus Werbung und E-Commerce. Gemeinsam mit dem Einzelhandelskonzern Wal-Mart wird in den USA ein Internet- Zugang angeboten. 1999 übernahm AOL für 10 Mrd. $ den Browser- Pionier Netscape Communications.

       In Europa bietet AOL seit 1995 in einem Gemein- schaftsunternehmen mit Bertelsmann Onlinedienste an. Bis 2002 will AOL in Europa 10 Mio. Haushalte erreichen. AOL- Vorsitzender ist der 41jährige Steve Case, der das Unternehmen 1991 gegründet hatte.

    Aus:
    ARD-Teletext, 10. Januar 2000, 17.31 Uhr, Tafel 704, Rubrik Unternehmensmeldungen.

    NEW YORK. Der Internet- Anbieter America Online (AOL) und der US-Medienkonzern Time Warner [Ed: bestehend u. a. aus CNN, Warner Bros., HBO, TBS, TNT, Cartoon Network, Magazine "Time", "Fortune", "People" und die Warner Music Group] wollen sich nach eigenen Angaben zum größten Medienunternehmen der Welt zusammenschließen.

    Dabei werde AOL [Ed: mit Internet- Pionier Netscape an Bord] in der teuersten Übernahme der Industrie- geschichte die Time Warner per Aktientausch im Volumen von 190 Mrd. Dollar kaufen, teilten die Unternehmen heute mit. An dem neuen Unternehmen sollen die AOL- Aktionäre 55 % und die der Time Warner Inc. die übrigen 45 % halten. Insgesamt liege die Bewertung der Aktien bei einer Fusion bei 350 Mrd. Dollar.

    [TAZ: Schön für Bertelsmann]
    [SPIEGEL: Droht die Dominanz im Internet?]
    [Ron Sommer: Als Global Player den Weltmarkt im Visier]


    Time Warner – Der Medienkonzern
    NEW YORK (t-off/yahoo). Time Warner bietet Spielfilme, Nachrichten, Unterhaltung, Kabel-TV, Bücher und Musik. Nach mehreren Verlustjahren Anfang der 90er Jahre schreibt der Konzern wieder Gewinn und setzte zuletzt 26,8 Mrd. $ um. Er entstand 1989 aus der Fusion von Time Inc. und Warner Communications. Die 1922 gegründete Time hatte sich mit dem Nachrichten- Magazin "Time" einen Namen gemacht.

       Die Gebrüder Warner starten 1922 mit einem der größten Hollywood- Filmstudios. Heute gehören die Fernsehsender CNN, HBO (Spielfilme), TBS, TNT und der Kinderkanal Cartoon Network, das Filmstudio Warner Bros. und die Warner Music Group sowie die Print- Magazine Time, Sport Illustrated, Fortune und People zum Angebot.

       1996 kaufte Time Warner die Turner Broadcasting Systems (TBS) mit dem Weltnachrichtensender CNN. Ted Turner ist stellvertretender Vorsitzender von Time Warner. In den USA betreibt das Unternehmen das zweitgrößte TV-Kabelnetz. 1999 vereinbarte es mit AT&T, daß der größte US-Telefonanbieter das Kabelnetz für lokale Telefondienste nutzen kann.

    Breitband-Internet ist angesagt

    10.1.2000 (t-off). AOL Time Warner wird also die erste Medien- und Kommunikations- gesellschaft des Internet- Zeitalters. Spontan- Kommentar eines Marktbeobachters: Und damit werde der Welt- Konzern geboren, der dann nach dem T-Online- Börsengang im April die attraktive Tochter der Deutschen Telekom (feindlich) entführen werde. Man wird sehen. Denn die Telekom wird die „T-Online International AG“ schon so tricky einzurichten wissen, daß sie immer die Mehrheit behalten kann – das TV-Kabel läßt grüßen.

    Jedenfalls ist sicher, daß diese Mega- Fusion der interaktiven Breitband- Kommunikation im Massenmarkt einen enormen Impuls geben wird – nicht nur in den USA. Und darauf ist Deutschland miserabel vorbereitet, wie die kurzsichtige TK-Politik der letzten Jahre offenbart. Hierzulande gibt es zwar mit dem TV-Kabel ein großes Breitbandkabelnetz, aber durch die langjährige Blockade- und Verzögerungs- Politik können es die rund 16–18 Millionen Kabelkunden noch immer nicht interaktiv nutzen, woran primär (Bonner) Medien- Politik schuld ist. Und so kann die Regulierungsbehörde den immer größere Bedeutung gewinnenden Internet- und Breitband- Markt nicht so regulieren, wie es sach- und matktgerecht geboten wäre. Das ist fatal! Denn nur Breitband-Technik ist in der Lage, alte und neue Medien- Inhalte digital zum Verbraucher zu transportieren.

    [Die unendliche Story des deutschen TV-Kabelverkaufs]
    [t-off am 6.5.1999: Breitband ist angesagt]


    Europeans urged to catch up with U.S. Web boom

    Aus:
    InfoBeat, 11. Januar 2000, 15.16 Uhr MEZ. [Original] [Übersetzungs-Service]

    MADRID – Jan 11. A day after America Online and Time Warner unveiled their mega-merger, policymakers and Internet executives on Tuesday said Europe had to work harder to catch up with the booming U.S. Web business.

    Delegates at an Internet conference in Madrid said delays in speeding up the technological revolution would not only deny Europeans state-of-the-art media services but would also get in the way of a fundamental overhaul of the region's economy. "In Europe we are being left behind, we have not been capable of reproducing the successes achieved on the other side of the Atlantic in the 1990s," Spanish Prime Minister Jose Maria Aznar told the "Europe in the Internet Economy" seminar. "Our problem is not the lack of a scientific or technical base," he said. "Our problem is the lack of stimulus for business initiatives, which is key to North America's success."

    Speakers said the roughly $160-billion merger of AOL with Time Warner represented just the kind of bold, deal-doing spirit that was still difficult to pull off in Europe. "This shows the way we will have to go in Europe," said Spanish Industry Minister Josep Pique. He noted the combined market worth of AOL-Time Warner – estimated at around $350 billion – was equivalent to about 60 percent of Spanish GDP. He criticised the German government for opposing a bid by British mobile operator Vodafone Plc to take over Germany's Mannesmann.

    EUROPE LAGS BEHIND

    Just 12 percent of homes in the European Union are hooked up to the Web, compared with around 50 percent in the United States and while European e-commerce revenues soared to 17 billion euros in 1999, they were less than a third of similar income in the United States, European Commission figures show. The ability of the U.S. economy to grow without stoking inflation has been widely attributed to technological progress.

    The Commission unveiled an "eEurope" plan in December with the aim of giving all Europeans access to the Internet over the next few years. But some delegates at the Madrid meeting said it would take too long to implement given the pace of innovation. Erkki Liikanen, EU Commissioner for Enterprise and Information Society, said Spain had awakened to the need for greater Internet literacy by pledging to spend around $3 billion in three years to provide wide access to the Web. "But we need a wake up and a shake up at the European level," he said.

    European e-entrepreneurs have complained they are challenged not only by Europe's linguistic and cultural differences, but also by varying regulations across the region and by politics. Most European governments also have yet to begin deregulating "local loops" – the last sections of cable into homes – which is a key step in providing competitive prices for the band width on which advanced Internet applications function. However, delegates to the conference said there was at least one area in which Europe had advantages over the United States.

    Esther Dyson, chief executive of U.S. risk capital fund EDventure Holdings, said she was encouraged by plans of new European entrepreneurs to take advantage of the region's far higher level of mobile phone use than in the United States. "I think they are going to be well ahead of what we have in the U.S.," she said. A new generation of mobile phones capable of accessing the Internet for simple operations has recently been introduced in European markets.


    Schön für Bertelsmann

    Gütersloher sehen sich durch die Megafusion von Time Warner und AOL bestätigt, ignorieren aber die Risiken fürs eigene Haus

    Aus:
    TAZ, Berlin, 12. Januar 2000, Seite 17 (Wirtschaft). [Original]

    Als Global Player den Weltmarkt im Visier
    Aus:
    Der Tagesspiegel, 12.1.2000, Seite 33.
    RON SOMMER: „Die angekündigte Mega- Fusion zeigt einmal mehr, dass die Fusions- und Konzentrationsprozesse in den USA mit einer Geschwindigkeit und Intensität vorangehen, wie wir es uns vor ein paar Jahren kaum vorstellen konnten. Dabei verfolgen die amerikanischen Unternehmen konsequent die Strategie, sich durch die Verschmelzung verschiedener Kommunikationsbereiche und Medienkonzerne zu hochinnovativen Telematik- Dienstleistern zu entwickeln. Auch die Telekom verfolgt dieses Ziel: Wir werden den Konzern unter hohem Druck weiterentwickeln – zu einem breit aufgestellten, global operierenden Telematik- Anbieter, der zu den ganz großen, den Weltmarkt bestimmenden Playern gehören soll.“ [mehr Sommer]
    Der echte Jahr-2000-Schock kam am 10. Januar: Die Fusion des Mediengiganten Time Warner mit dem weltgrößten Internet-Provider America Online (AOL) ist ein Quantensprung – mit Auswirkungen für die gesamte Medienindustrie. Zum ersten Mal verfügt jetzt ein einziges Unternehmen nicht nur über alle klassischen Medieninhalte und -verbreitungswege, sondern als führender Online-Dienst auch über den Schlüssel zum Internet. Und das weltweit.

    Außer einer neuen Umdrehung der Konzentrationspirale – der Gesamtumsatz beider Unternehmen liegt bei knapp 32 Milliarden Dollar – kontrolliert der neue Konzern auch, was seinen Online-Kunden an Inhalten geboten wird. Und hier stehen natürlich in erster Linie eigene Produkte auf dem Programm, Konkurrenz und Vielfalt haben das Nachsehen.

    Mit von der Partie ist dabei ein deutsches Unternehmen, für das die Fusion auch eine kleine Revolution bedeutet: Galten die Bertelsmänner bis vor kurzem eher als graue Eminenzen, die auf sprunghafte Neuerungen meist zögerlich reagierten, hat Bertelsmann-Vorstand Thomas Midellhoff bei den neuen Medien das richtige Gespür bewiesen. Seit 1995 sind AOL und Bertelsmann per Joint Venture bei AOL Europe und AOL Australia in einem Boot, mit 1,2 Millionen Kunden ist AOL Europe zweitgrößter Online-Dienst nach der Deutschen Telekom. Kein anderes der großen deutschen Medienunternehmen ist ähnlich gut positioniert – und auch international erhöht sich für alle Konzerne der Druck, ihr Online- Engagement zu verstärken. Die Fusion der Marktführer ist Startsignal für eine jetzt folgende Runde weiterer Zusammenschlüsse und Allianzen.

    Doch auch für Bertelsmann, international jetzt die Nummer fünf unter den Medienkonzernen, ist die Entwicklung nicht ohne Risiko. Als "Bestätigung der eigenen Strategie und unternehmerische Herausforderung" kommentierte Middelhoff die Fusion. Immerhin ist Time Warner im Bereich Medieninhalte weltweit einer der Hauptkonkurrenten von Bertelsmann und will über AOL neue Vermarktungswege für seine Programme, Filme und Verlage erschließen. In Gütersloh ist man dagegen optimistisch, schließlich seien die Überschneidungen in Sachen Inhalte gar nicht so groß. "Wir haben beispielsweise keine Filmstudios und sind im Buchbereich in einer guten Position", sagt Bertelsmann-Sprecher Oliver Herrgesell. Gleichauf lägen die beiden Konzerne lediglich im Musikbereich. Bei den Zeitschriften ergänzen sich beide in der Tat, da sie in unterschiedlichen Märkten unterwegs sind: Time Warner führt in den USA, Europas Branchenprimus ist die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr. "Insgesamt gibt es nicht zu große Reibungen", so Herrgesell.

    Uneingeschränkt positiv dürfte sich die Fusion für AOL Europe auswirken, der Online-Dienst kann künftig beispielsweise auf die erfolgreichen Net-Angebote des Time-Warner-Nachrichtensenders CNN zugreifen. Und hier wie bei AOL Australia sitzt Bertelsmann über die Joint-Venture-Vereinbarungen fest im Sattel. Dennoch schließt der Konzern laut Herrgsell weitere strategische Allianzen mit anderen Online-Anbietern nicht aus: "Alles ist möglich. Das ist das Schöne an der Situation – jedenfalls aus Sicht von Bertelsmann." [Trennung von AOL?]




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      Zum Teil 63

    © 1999-2001 – Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 29.12.2009 15.13 Uhr