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Initiative „Internet ohne Taktung“ – Teil 1 khd
Stand:  15.11.2003   (33. Ed.)  –  File: Internet/IOT1.html




User-Initiative „Internet ohne Taktung“ (IOT)
Postanschrift: c/o Philipp Sudholt, Kaiserin-Augusta-Allee 48,
D-10589 Berlin-Charlottenburg
Telefon: 030-95 994 135
030-346 513 00 (nur 17–19 Uhr)
Fax:  
E-Mail: sudholt@gmx.de
Homepage: http://www.ungetaktet.de/
Pressemitteilungen:  

Hier sind einige ausgewählte und besonders interessante Texte, Briefe und Berichte über die im September 1999 von Philipp Sudholt gegründete User- Initiative "Internet ohne Taktung" (IOT) zusammengestellt.

„Egal ob es um das Leben der Kröten, den Bau einer neuen Umgehungsstraße oder die Abschaffung der Rechtschreibreform geht – Aktionen und Initiativen, die sich lautstark für die Sache einsetzen, entstehen sofort. Eine Gruppe, die seit Jahren abgezockt wird, hat aber Ähnliches bisher nicht auf die Beine gebracht: Die Nutzer von Datenfernübertragung und Internet“, heißt es Anfang September 1999 in der ersten Ankündigung der Initiative.

Dokumentiert und manches auch kommentiert [Ed: ...] sind hier:

  • Neuere Dokumentationen  (2. Teil).
  • 07.09.2000: ZDNet-Interview mit Philipp Sudholt.
  • 12.05.2000: Statement zu den TK-Eckpunkten der Bundesregierung.
  • 07.03.2000: Offener Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder.
  • 11.02.2000: Zur geplanten Full Flat-rate der Deutschen Telekom.
  • 09.02.2000: Zur geplanten ISDN Flat-rate der Deutschen Telekom.
  • 26.01.2000: Zur geplanten Flat-rate der Deutschen Telekom.
  • 10.12.1999: Über die Initiative IOT.
  • 10.12.1999: Zur Einführung von „Unmetered Access“ in Großbritannien.
  • 04.12.1999: Infrastruktur-Wettbewerb kontra "Online-Nation" Deutschland.
  • 10.11.1999: Offener Brief an Chef-Regulierer Scheurle.
  • 01.11.1999: Bereits 20.000 Unterschriften für Flat-rate.
  • 07.09.1999: Pressemitteilung zur IOT-Gründung.



    Pressemitteilung vom 7.9.1999

    Internet-User gegen Gebührenzähler bei der Internet-Nutzung /
    Virtuelle Unterschriftenliste gestartet

    Die neu gegründete Initiative "Internet ohne Taktung" setzt sich für eine radikale Preisänderung der Einwahlkosten zum Internet ein. Nach Forderungen der Berliner Uservereinigung soll die Verbindung zum weltumspannenden Datennetz nicht wie bisher nach Minuten abgerechnet werden. Stattdessen soll mit einer monatlichen Pauschale die Einwahl zum Internet-Anbieter abgegolten sein. Dieses Abrechnungsmodell führt zu einer intensiveren Nutzung und besseren Verbreitung des neuen Mediums, wie andere Länder zeigen.

    Denn bei der durchschnittlichen Nutzungsdauer des Internets liegen die Deutschen nach wie vor weit hinter Ländern zurück, in denen das Internet für einen festen monatlichen Betrag zu nutzen ist. Als großes Hindernis für die Internet- Nutzung sieht die Initiative den in Deutschland stets tickenden Gebührenzähler und die durch die zeitliche Abrechnung entstehenden hohen Zugangskosten. Die zeitgetaktete Abrechnung sei auch der Grund, weshalb Geschäftsfelder wie E-Commerce und Online-Unterhaltung in Deutschland nicht recht in Schwung kämen. Die finanzielle Hemmschwelle zum elektronischen Einkauf beschreibt die Initiative mit einem Vergleich: „Würden Sie noch bei "Quelle" kaufen, wenn sie das Blättern im Katalog im Minutentakt bezahlen müssten?“ In diesem Dilemma stecken aber die deutschen Anbieter von Internet-Dienstleistungen.

    Mit Hilfe einer virtuellen Unterschriftenliste möchte die Initiative die Politik auf den wachsenden Unmut der Internet-User über die Preisgestaltung beim Zugang zum Internet aufmerksam machen. Die Unterzeichner richten sich mit der konkreten Forderung an die Politik, die Situation durch konsequentere Durchführung der Deregulierung im Telefonmarkt zu verbessern. Unter http://www.ungetaktet.de/ werden alle Internet-User aufgefordert, sich bis Ende Oktober an der Unterschriftenliste zu beteiligen, die dem Bundeskanzleramt vorgelegt wird.



    Bereits 20.000 Unterschriften für Flat-rate

    Aus:
    Yahoo-News, 1. November 1998, 23.01 Uhr (HighTech). [Original]

    BERLIN (ZDNet Deutschland). "Unser Ziel ist eine Flatrate für 40 Mark im Monat!" Das erklärte Philipp Sudholt, Gründer der Initiative "Internet ohne Taktung" gegenüber ZDNet. Der Verein war vergangenen Monat ins Leben gerufen worden (ZDNet berichtete) und hat auf seiner Homepage (www.ungetaktet.de/) inzwischen über 20.000 virtuelle Unterschriften für einen zeitlich nicht getakteten Zugang zum Web gesammelt.

    "Wir wollen die Unterschriftenaktion auf jeden Fall bis Ende des Jahres weiterlaufen lassen", so Sudholt. Danach soll das Memorandum der Bundesregierung übergeben werden. Derzeit zahlten die Anbieter noch eine viel zu hohe Miete an die Telekom, beklagt der Initiator der Aktion. Dadurch seien die Flat-rates, die derzeit angeboten werden, noch zu hoch im Preis.

    Von werbefinanzierten Gratis-Modellen hält Sudholt ebensowenig: "Das kann nicht die Lösung sein", erklärt er. Wenn die Miete an den Ex-Monopolisten falle, könnten mittelfristig Flatrate-Tarife von 70 bis 80 Mark auf dem deutschen Markt Fuß fassen. Langfristig sei aber ein zeitlich unbegrenzter Internetzugang für 40 Mark monatlich das Ziel: "Dann kann sich der Surfer auch ohne Zeit- und Kostendruck E-Commerce- Lösungen zuwenden", hofft Sudholt.



    Offener Brief an Herrn Scheurle, Chef der Regulierungsbehörde, vom 10.11.1999

    Das unglückselige Kartell aus Telefonnetz und Breitbandkabel

    Herr Scheurle, es reicht!

    ( Aktuell: die Telekom möchte ihr Kabelnetz eigentlich doch nicht so richtig verkaufen, denn sie fürchtet Konkurrenz für ihr Telefonnetz. Und die deutschen Wettbewerbshüter schlafen. Heise-Meldung: http://www.heise.de/newsticker/data/fm-10.11.99-000/ )

    Während in Amerika unlängst das private Monopol von Bill Gates schuldig gesprochen wurde, im „Nachteil des Verbrauchers“ zu agieren, feiert in Deutschland ein für den Konsumenten weit schädlicheres Monopol fröhliche Urstände: Das unglückselige Kartell aus Telefonnetz und Breitbandkabel (Fernsehkabelnetz) besteht nach wie vor und dürfte auch in absehbarer Zeit nicht aufgelöst werden.

    Seit 1998 verspricht die Telekom sich von ihrem Fernsehkabelnetz zu trennen, um kartellrechtliche Bedenken auszuräumen. Geschehen ist seitdem nichts. Zwar gibt es in jüngster Zeit, unter Druck des größer werdenden öffentlichen Interesses, häufiger Beteuerungen, man tue alles, um sich von dem Kabelnetz zu trennen. Merkwürdig nur, das die Früchte dieser Anstrengungen wohl auch dieses Jahr noch nicht zu ernten sind.

    Verzögerung des Verkaufes um jeden Preis, dies scheint die Strategie der Telekom in Bezug auf das Kabelnetz zu sein. Die jüngste Meldung des Hamburger "Stern", derzufolge die Telekom zunächst nur kleine Beteiligungen an ihrem Kabelnetz abgeben möchte, reiht sich nahtlos in dieses Bild ein. Die Motivation dazu dürfte klar sein: jedes Jahr, jeder Monat, in dem Konkurrenz für das Telefonnetz verhindert werden kann, sichert die Milliardenüberschüsse, die die Telekom derzeit bei den Ortsgesprächen und dem Teilnehmeranschluss verdienen kann.

    Besonders ärgerlich sind die Zustände für die Internetnutzer. Während in der Schweiz, Frankreich oder Österreich der Ausbau des Kabelnetzes zum netzfähigen Daten-Highway weit vorangeschritten ist (siehe auch http://www.ungetaktet.de/internet.html), und bereits heute zehntausende Internetnutzer für pauschal 30 Euro im Monat einen schnellen Zugang zum Internet haben, ärgert sich der deutsche User nach wie vor über Telefonrechnungen in der Höhe von über hundert Mark für eine einfache ISDN Verbindung. Die Verzögerung des Kabelausbaus in Deutschland wird die Entwicklung der „Internet-Economy“ auf Jahre hin schädigen. Deshalb muss jetzt sofort damit begonnen werden, das Kabel aufzurüsten. Interessenten aus In- und Ausland sind genug da.

    Aber nicht die Telekom ist der „bad boy“. Als gewinnorientierte Aktiengesellschaft ist ihr Verhalten sogar legitim.

    Versagt hat die Regulierungspolitik. Schuldig ist die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation [RegTP], in deren Aufgabengebiet die Wettbewerbshütung auf dem Telekommunikationsmarkt liegt. Das Bundeskartellamt gab bereits bekannt, daß man gerne eingreifen würde, aber leider nicht zuständig sei. Auch der ehemalige EU-Kommisar van Miert wies mehrmals auf die Brisanz dieses Kartells hin. Nur von der RegTP, hervorgegangen aus dem Bundesministerium für Post, hat man bislang keine scharfen Worte zu diesen Zuständen „wie in einer Bananenrepublik“ gehört.

    Herr Scheurle, Chef der RegTP, hofft vielmehr auf die Entwicklung von „alternativen Zugangstechniken“ zur Umgehung der letzen Leitungsmeile wie „PowerLine“ oder Richtfunk, die aber noch in den Kinderschuhen stecken.

    Herr Scheurle, mit dem Kabelnetz haben Sie eine alternative Zugangstechnik, die weltweit bereits millionenfach im Einsatz ist. Sorgen Sie dafür, das es SOFORT verkauft wird, stellen sie der Telekom ein ULTIMATUM binnen Jahresende, und drohen sie mit einem Kartellrechtsprozess. Nur so werden Sie weitere Verzögerungen beim Verkauf verhindern. Und die Zeit drängt. Bei der Entwicklung des Internets wird Langsamkeit bestraft.

    Mit freundlichem Gruße

    Philipp Sudholt — Initiative „Internet ohne Taktung“ — http://www.ungetaktet.de/

    [11.11.1999: Reaktion des Chef-Regulierers Scheurle]



    Infrastruktur-Wettbewerb kontra "Online-Nation" Deutschland

    Warum die Österreicher jetzt ihre ISDN Flat-rate für 39 DM haben, während wir Deutschen noch lange warten müssen

    Aus:
    Internet ohne Taktung (IOT), 4. Dezember 1999 (Features) von PHILIPP SUDHOLT und WOLFGANG SCHWENDT – (3. Ed.). [Original]

    Viele Internet-User kennen sie – die Berichte über Amerikaner und Kanadier, die zum attraktiven Monatsfestpreis ohne zeitabhängige Gebühren das Internet nutzen. Und auch über den Boom der "always-on" Breitbandzugänge, die in Amerika via TV-Kabel oder DSL günstig angeboten werden.

    Online-Nation vs. Internet-Entwicklungsland

    In DER "Online-Nation" Deutschland (Originalton Ron Sommer) hingegen ist das Internet – trotz aller Preissenkungen – nach wie vor eine teure Angelegenheit. Unser Telefonnetz würde zusammenbrechen, Flat-rates seien unsozial und benachteiligen Wenignutzer, die US-Regulierung sei verschieden und das Lohnniveau vermeintlich niedriger. Überhaupt sei der amerikanische Markt generell anders. Hört man.

    In große Erklärungsnot kommen die Vertreter dieser Meinungen aber, wenn es um Österreich geht. Dort wird die Telekom-Austria jetzt noch im Dezember flächendeckend einen ISDN-Anschluss inklusive aller Internet- Provider- und Telefonverbindungskosten für 85 DM anbieten. Damit wird nun das Informationszeitalter schlagartig auch in jedem österreichischen Seitental zum monatlichen Festpreis Realität.

    Zieht man die im "Telekom Valley" Deutschland üblichen 46 Mark für einen ISDN-Anschluss ab, so ergibt sich ein Preis für den Pauschalzugang von etwa 39 Mark pro Monat. Zum Vergleich: Bei den günstigsten auf dem deutschen Markt erhältlichen Angeboten gibt es dafür nur lächerlich anmutende 20 Stunden Internet.

    Noch sensationeller klingt das Angebot für das schnelle DSL, das in Österreich A-DSL genannt wird. Für 116 Mark liefert die Telekom-Austria jetzt diesen Anschluss inklusive Grundgebühr für die Telefonleitung und allen Internet- Nutzungskosten, zunächst in den Landeshauptstädten, schon bald flächendeckend.

    Was kann den einst so teuren Post-Nachfolger dazu veranlasst haben, alle Bedenken über Bord zu werfen, und den Gebührenzähler für das Internet abzuschalten?

    Effektiver Infrastruktur-Wettbewerb

    Die Antwort ist schnell gefunden: in Österreich funktioniert der Infrastrukturwettbewerb. Die TV-Kabelnetze sind dort in privater Hand und Betreiber wie UPC (Telekabel Wien), Liwest, StyriaTel und andere haben teils schon vor zwei Jahren konsequent mit Aufrüstungen für Internet-over-Cable und Cable-Telephony begonnen. Während hierzulande die Deutschen Telekom ihre Kabelnetze aus Desinteresse seit Jahren vernachlässigt hat und diese inzwischen sehr veraltet sind, zählen die nachgerüsteten österreichischen Breitbandnetze nun zu den modernsten der Welt. In nur kurzer Zeit konnte die auch in anderen europäischen Nachbarländern aktive UPC-Tochter Chello (www.chello.at) beachtliche Marktanteile gewinnen.

    Vor allem für Internet-Nutzer ist das Angebot attraktiv, erhält man einen always-on High-Speed- Netzzugang zum Monatspauschalpreis von ATS 590 (rund 84 DM), weitere Provider- und Telefongebühren fallen nicht an. Zudem tritt der gleiche Anbieter via TV-Kabel auch als ernstzunehmender Ortsnetz-Wettbewerber für die klassische Telefonie auf. Anders als in Deutschland konzentriert sich der Ortsnetzwettbewerb damit auch auf den Massenmarkt und nicht nur auf das Segment der Geschäftskunden oder ISDN-Anschlüsse.

    Damit wird die Preispolitik der österreichischen Telekom klarer. Hätte die Telekom-Austria versucht, ihren DSL-Tarif in den Preisdimensionen der Deutschen Telekom zu offerieren, wäre er zum Rohrkrepierer geworden. Die Marktchancen eines Preises von über 250 Mark (zuzüglich zeitlicher Abrechnung ab der 100. Stunde) wären in diesem Wettbewerbsumfeld praktisch Null.

    Und in Deutschland?

    Und wie sieht es in Deutschland aus? Hier schafft es die noch mehrheitlich im Staatsbesitz befindliche Deutsche Telekom dank politischer Rückendeckung den Verkauf ihrer Kabelnetze seit mehr als 3 Jahren zu verschleppen. Anfang 1998 bekräftige Telekom-Vorstand Tenzer, die Trennung von der Kabelsparte beschleunigt durchführen zu wollen. Doch geschehen ist seitdem noch immer – planmäßig – nichts. Daß ein Kabelverkauf auch in vergleichsweise kurzer Zeit durchführbar ist, bewies etwa die im Frühjahr 1999 durchgeführte Versteigerung des Kabelnetzes der irischen Telekom.

    Geradezu grotesk muten hierzulande die systematisch von der Deutschen Telekom verschlechterten Verkaufskonditionen an, die offensichtlich Investoren abschrecken sollen: Eine dauerhafte Sperrminorität der Telekom von 25,1 % der Anteile an den Kabelgesellschaften, zunächst nur ein schleppender Teilverkauf von 35 %-igen Minderheitsbeteiligungen mit einem irgendwann in den nächsten 2–3 Jahren in Aussicht gestellten Börsengang des verbleibenden 40 % Anteils (was für reichlich Planungsunsicherheit sorgen soll), eine Zersplitterung des Netzes in regionale Einheiten, und als zusätzliche Schikane noch neue auf 10 Jahre unkündbare Verträge, durch die ein Drittel der Kabelnetzbandbreite bereits fest fürs Digital TV der Telekom- Tochter Media-Service vergeben ist. Um offenbar die Nutzung für den schnellen Internet- Zugang sowie fürs Telefonieren auch durch mögliche Kapazitätsprobleme einzuschränken. Gekoppelt mit einem langsamen und über Jahre gestreckten Netzaufrüstungsplan soll so effektiver Ortsnetzwettbewerb so lange es geht verhindert werden.

    Schuld an der deutschen Misere ist nicht nur das Versagen der Wettbewerbsaufseher und Kartellwächter bei der Regulierungsbehörde und dem Bundeskartellamt, sondern vor allem die Bundesregierung. Wiederholt hatte sich die EU-Kommission für den Wettbewerb zwischen Telefon- und TV-Kabelnetz als konkurrierende Zugangsinfrastrukturen eingesetzt. Doch maßgeblich die Intervention Deutschlands trug dazu bei, daß die EU-Kommission sich nicht durchsetzen konnte. Somit wurde in diesem Jahr die EU-Kabeldirektive nur in einer entschärften Form verabschiedet, die einen Verkauf der im Besitz von marktbeherrschenden Telefon Ex-Monopolisten befindlichen Kabelnetze nur empfehlen, aber nicht als Zwangsverkauf rechtlich durchsetzen kann.



    Pressemitteilung vom 10.12.1999

    „Unmetered Access“ für Großbritannien /
    Mit politischem Druck zur Flat-rate – Ein Vorbild für den Rest von Europa?

    Zur aktuellen Entwicklung stellt die deutsche Initiative „Internet ohne Taktung“ (IOT) fest:

    Am 7. Dezember ließ die British Telecom (BT), das englische Pendant zur Deutschen Telekom, in einer Pressemitteilung die Bombe platzen: Sie möchte ab nächstem Frühjahr auf der gesamten Insel einen ungetakteten Internet-Zugang anbieten. Für umgerechnet ungefähr 110 Mark wird die BT den Gebührenzähler rund um die Uhr bei den Verbindungen zum Internet-Anbieter abschalten. Zuzüglich der Internet-Kosten ist man so rechnerisch bei einem Pauschaltarif von etwa 150 Mark. Sicherlich nach wie vor kein günstiger Preis, der das Internet zu einem Massenmedium machen kann, aber zumindest eine Entlastung für die "heavy users", die Internet-Vielnutzer, die bislang für weniger Onlinezeit weitaus mehr zahlen mussten.

    Jahrelang sträubte sich die British Telekom gegen die Einführung einer Internet Flat-rate, mit den selben Argumenten wie die Deutsche Telekom. Vor allem die technische Überlastung des Telefonnetzes führte sie immer wieder ins Feld. Und dennoch dürfte nicht der "mittlerweile verbesserte Netzausbau", von dem die BT spricht, der Grund sein, weshalb man jetzt doch den ungetakteten Internet-Zugang anbieten wird. Vielmehr hat sich der öffentliche Druck auf den ehemaligen Staatsmonopolisten in jüngster Zeit verschärft und ihn letztendlich zu diesem Schritt bewegt.

    Immer lauter wurden die Stimmen nach einem ungetakteten ("unmetered") Internet-Zugang. Angeführt von britischen User-Initiativen wie der "Campaign for Unmetered Telecommunciations" (CUT) sowie engagierter Lobbyarbeit von AOL gelang es den dortigen Internet-Usern, die Problematik der Zugangskosten zu einem öffentlichen Thema zu machen. Unter anderem konnte man die "London Times" mit der "Free-The-Net-Campaign" zu einer Artikelserie gegen den getakteten Internet-Zugang gewinnen. Die Meinung, dass man aufgrund der hohen Kosten ein "Internet-Problem" hat, ist dort, anders als in Deutschland, mittlerweile ein Gemeinplatz. Mit entsprechender Auswirkung auf die politische Debatte:

    Mehrere Politiker [Ed: so auch Premierminister Tony Blair] haben sich der Thematik angenommen. Durch die erkannten und nachgewiesenermaßen enormen Wachstumschancen im Bereich E-Commerce und dem Willen einiger Politiker, England in naher Zukunft zur "Online-Nation No. 1" zu machen, geriet die OFTEL (die britische Regulierungsbehörde) zunehmend unter Beschuss durch die Politik und somit unter Handlungsdruck, eine interessengerechte Lösung zu finden. In einem Papier kündigte die OFTEL bereits an, ein Regulierungskonzept zu entwickeln, nach dem die British Telecom gezwungen wäre, Internet-Anbietern die Möglichkeit eines nicht mehr zeitgebundenen Einwahlmodus zu eröffnen, also für einen "unmetered access" Sorge zu tragen. Das Angebot von BT wirkt daher wie eine "Flucht nach Vorne". Vermutlich möchte man nicht warten, bis die Aufsichtsbehörde OFTEL tatsächlich ernst macht, und eine Flat-rate zu für die BT noch ungünstigeren Konditionen vorschreibt.

    Von der Entwicklung in England geht eine Signalwirkung für ganz Europa aus. Auf europäischer Ebene wurde das Problem der zu hohen Telekommunikationskosten thematisiert und eine Empfehlung der Kommission zu Entgelten für Mietleitungen ausgesprochen. Die Empfehlung gibt Preisobergrenzen für Mietleitungen vor, die dem "Engpass" beim Ortsanschlussnetz des etablierten Betreibers entsprechen. Sie konzentriert sich auf diesen Bereich, in dem nur ein geringer Wettbewerb herrscht und die etablierten Betreiber der Mitgliedstaaten weiterhin den Markt beherrschen, und soll die Entstehung eines wettbewerbsbestimmten Marktes für Mietleitungen fördern. In einem von Romano Prodi, dem Präsidenten der Europäischen Kommission, vorgelegten 10 Punkte Plan zur europäischen Initiative "eEurope", die dafür sorgen soll, "dass die Europäische Union über die kommenden Generationen hinweg die mit der Informationsgesellschaft einhergehenden globalen Veränderungen voll für sich nutzen kann", genießt die Realisierung des "billigen Internet- Zugangs" höchste Priorität.

    Auch auf nationaler Ebene tut sich bei unseren europäischen Nachbarn etwas. Jüngst wandte sich Frankreichs Premierminister Lionel Jospin mit der Forderung, eine Flat-rate für die Internet-Nutzung zu schaffen, an die France Télécom. Dies vor dem Hintergrund, dass die geringe Internet-Nutzung der französischen Bevölkerung auf die zu hohen Verbindungskosten zurückzuführen ist.

    Der gleichen Ausgangssituation wie in England steht nun auch Deutschland entgegen:

    Hierzulande existiert ebenfalls nach der Liberalisierung des Telekommunikations- marktes am 1.1.1998 immer noch ein de-facto-Monopol im Ortsnetzbereich, welches einem effektiven Wettbewerb entgegensteht; einen ungetakteter Internet-Zugang gibt es in Deutschland nicht. Die Verbreitung und Nutzungsdauer des Internets liegt unter dem EU-Durchschnitt.

    Doch anders als in England fehlt hierzulande das Problembewusstsein bei den Medien, den Politikern und weiten Teilen der Bevölkerung noch völlig. Zu oft liest man noch von den "sensationellen Preisrutschen" auf dem Telekommunikations- markt, übersieht aber, dass es noch immer keinen Tarif gibt, mit dem man das Internet wirklich intensiv nutzen kann. Die negativen Folgen für die deutsche "Internet Economy" sowie die sozial- und bildungspolitischen Aspekte sind den Wenigsten bewusst. Dabei wäre auch bei uns nur eine politische Lösung nach englischem Vorbild der richtige Weg, denn die Kräfte des Wettbewerbs werden auf absehbare Zeit keine flächendeckende Flat-rate zustande bringen. Gefragt ist nun eine besserer und effektive Deregulierungspolitik, die wie in England gezielt auf die Belange der Internet-User und der Internet-Industrie eingeht. Die Lobbyarbeit in Deutschland steht erst am Anfang.

    Pressekontakt: Initiative "Internet ohne Taktung" (IOT), Aktionsbüro c/o Philipp Sudholt, Kaiserin-Augusta Allee 48, 10589 Berlin. Telefon: 030-95 994 135, E-Mail: sudholt@gmx.de




    Pressemitteilung vom 10.12.1999   (Hintergrundinformation)

    Über die Initiative IOT

    Erklärtes Ziel der Aktion ist es, die Öffentlichkeit und die Politik auf die Probleme aufmerksam zu machen, die durch die Hochpreispolitik bei Internet-Zugängen in Deutschland entstehen. Die bisherigen Internet-Streiks waren eine gute, aber erfolglose Geschichte, denn sie wiesen in die falsche Richtung: Anstatt auf die Probleme mit netzinternen Aktionen hinzuweisen, scheint es uns sinnvoller, direkt die Öffentlichkeit aufzuklären. Als Vorbild dient uns die britische "Campaign for unmetered Telecommunications", die ähnliche Ideen mit großem Erfolg vertritt.

    Internet-Kosten

    Bei einem Preisvergleich der Internet-Kosten, den die OECD 1998 durchgeführt hat, landete Deutschland auf Platz 28 aller 29 untersuchten Länder. Die hohen Kosten kommen vor allem durch die Telefongebühren zustande, die sich immer nach der zeitlichen Länge der Verbindung richten. Diese Art der Abrechnung stammt noch aus den Zeiten des Telefonmonopols, bei Verbindungen ins Internet ist sie aber nicht zu rechtfertigen. Die Kosten, die ein Internet-Nutzer verursacht, entstehen nur durch die übertragenen Datenmengen. Die Leitung ins Internet selber, die fast immer über das Telefonkabel führt, spielt eine geringere Rolle. Gut vergleichbar ist dies mit dem Stromnetz: Stellen Sie sich vor, ihr Stromanbieter würde kein Geld mehr für die Kilowattstunde verlangen, ließe sich dafür aber jede Minute, in der Strom fließt, bezahlen!

    Warum gibt es das Jobwunder Internet nicht bei uns?

    Ganz klar: Die zeitabhängige Berechnung führt zur Vermeidung längerer Verbindungen und damit zur Wenignutzung des Internets. Doch nicht nur die Dauer der Internet-Nutzung ist durch die zeitliche Taktung beeinträchtigt, der tickende Gebührenzähler im Hinterkopf führt auch zur einer qualitativ andern Nutzung: Schnelle, gezielte Kurzbesuche werden gefördert, entspanntes "Bummeln" aus Neugierde wird verhindert. Für den Bereich der Internet-Wirtschaft ist dies doppelt schädlich:

    Durch die Wenignutzung bleibt der echte Massenkonsum im Internet aus, die Umsätze kümmern vor sich hin, Firmen- Neugründungen bleiben aus. Selbstverständlich gibt es auch einige funktionierende Internet-Firmen in Deutschland. Echte Erfolgsgeschichten, wie sie AOL, Dell oder der Buchhändler Amazon vorgemacht haben, bleiben hierzulande aus.

    Durch die Wenignutzung fehlt hierzulande das Internet- Know-how! Erfolgreiche Ideen im Internet verwirklichen kann nur, wer das Internet "wie seine Westentasche" kennt. Eine breite Verankerung des Internets in der Bevölkerung fehlt aber in Deutschland. Während in Schweden schon 41 % der Menschen das Internet verwenden, sind es laut einer neuen EU-Statistik in Deutschland gerade mal 7 %. Kein Wunder, wenn jeder, der sich ernsthaft (100 Stunden im Monat) mit dem Medium beschäftigt, am Monatsende Telefongebühren im dreistelligen Bereich hat. Wie soll unser Land kreative und internetkundige Unternehmer wie den Yahoo- Gründer Yang oder Amazon-Chef Jeff Bezos hervorbringen, wenn ambitionierte Schüler minutenweise mit bis zu 8 Pfennig zur Kasse gebeten werden? Das Erkunden, Herumschnüffeln und Austoben im Netz wird unmöglich.

    Die Rolle der Politik

    Oft hört man "Die Politik kann daran nichts ändern", Wenden Sie sich an die Internet-Provider." Das ist falsch. Die Politik hat sehr wohl die Möglichkeit, die Misere zu beheben: Zum einen ist die Regierung Mehrheitsaktionär bei der Telekom. Allein dadurch könnte die Regierung einen Internet-freundlichen Tarif deutschlandweit durchsetzen [Ed: aber, sie und die Vor-Regierung taten es nicht].

    Zudem fordern wir die Politik auf, die Rahmenbedingungen für den Wettbewerb zu ändern. Fast zwei Jahre nach der sogenannten "Öffnung des Telekommunikationsmarktes" ist es noch immer keinem Anbieter gelungen, im größeren Stil Ortsgespräche (und damit die für das Internet wichtigen Verbindungen) anzubieten. Ein eindeutiges Indiz dafür, das die Rahmenbedingungen für den Wettbewerb falsch geschaffen wurden. Vor allem kleine Firmen, die einen alternativen Datendienst in den Vermittlungsstellen der Telekom anbieten möchten, werden durch ein immenses Geflecht von Mietgebühren, Lizenzgebühren, Einrichtungsgebühren und Übernahmegebühren abgehalten. Vor allem die Übernahmegebühr von über 300 Mark pro Privatanschluß muß drastisch gesenkt werden!

    Das Kabelnetz: Die verhinderte Alternative

    Während die meisten alternativen Techniken wie PowerLine, Richtfunk oder Satellitenübertragung noch in den Kinderschuhen stecken (und technisch höchst fragwürdig erscheinen), gibt es bereits eine attraktive Methode, das Telefonkabel zu umgehen. Sie ist weltweit schon millionenfach im Einsatz: Mit CableModems und umgerüsteter Fernsehkabelnetze gelingt es, Daten mit einem Mehrfachen der ISDN-Geschwindigkeit ins Internet zu übertragen. Auch Telefonie wird schon so angeboten, ein gutes Beispiel ist hier das Wiener Kabelnetz. Aber in Deutschland gehört das Kabelnetz der Firma, welche auch Kontrolle über das Telefonnetz hat, also der Deutschen Telekom. Eine äußerst unglückselige Verquickung, die auch schon mehrfach vom europäischen Kartellamt angemahnt wurde. Doch der Verkauf des Kabelnetzes wird schon seit einem Jahr verschleppt. Wertvolle Zeit im Aufbau einer neuen Infrastruktur! Derzeitiger Stand der Verhandlungen ist, das die Telekom zwar Anteile am Kabelnetz abgibt, aber weiterhin der größte Anteilseigner bleibt. Mit einer Sperrminorität von 25,1 % muß man befürchten, das Konkurrenz durchs Telekabel nicht entstehen wird. Hier ist die Politik aufgefordert, konsequent auf einen schnellen Verkauf des Netzes und auf dessen Ausbau als Internetzugang zu achten! [mehr zur Kabelmisere]



    Pressemitteilung vom 26.1.2000

    „Flat-rate ist nicht gleich Flat-rate“ – Neue Tarifoptionen für den Zugang zum Internet gefordert

    Zur geplanten Flat-rate der Deutschen Telekom AG stellt die Initiative „Internet ohne Taktung“ (IOT) fest:

    Die Userinitiative "Internet ohne Taktung" fordert neue Tarifoptionen für den Zugang zum Internet. "Flat-rate ist nicht gleich Flat-rate", sagte ein Sprecher der Initiative am Mittwoch in Berlin.

    Am 20. Januar 2000 deutete der Telekom-Chef Ron Sommer bei der Vortragsreihe "Talk on Tour" der Zeitschrift "Werben und Verkaufen" in Düsseldorf an, dass noch dieses Jahr die Einführung einer Internet-Flat-rate geplant sei. Es wurden jedoch keine Preise und kein genauer Termin genannt. Jedoch solle in Zukunft nicht mehr nach Onlinezeit, sondern nach Bandbreite und Datenmenge abgerechnet werden. Auch kündigte Ron Sommer an, dass günstige Minutenpakete eingeführt werden sollen. Bisher hatte die Telekom unter Berufung auf eine eventuelle Überlastung des Netzes die Einführung einer Flat-rate vehement abgelehnt.

    Telekom-Beobachter gehen deshalb davon aus, daß die zeitunabhängige Abrechnung nur bei T-DSL, dem teuren High-Speed Internetzugang abgeschaftt werden soll. Dies würde unter Umständen eine Entlastung der Profi-User darstellen – eine Internetpauschale "für die Massen", die dem Medium hierzuande zum Durchbruch verhelfen könnte, ließe sich so aber keinesfalls realisieren.

    Auch die Einführung von "günstigen" Minutenpaketen für das Telefonnetz darf keinesfalls als Ersatz für die Einführung einer echten Pauschale angesehen werden. Die Initiative "Internet ohne Taktung" weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Einführung von Minutenpaketen sogar einen negativen Effekt auf die Internetnutzung haben kann; machen diese Minutenpakete doch ganz klar deutlich, das es eine "Minutenbarriere" gibt, die nicht überschritten werden sollte. Also wirkt auch hier ein Zeittdruck auf den Internetnutzer, der zur Vermeidung längerer Verbindungen ins Internet führt. Die Etablierung als Massenmedium und das ausgiebige Beschäftigen und Nutzen des Mediums werden so weiterhin gehemmt.

    Erforderlich ist nach Meinung der Initiative "Internet ohne Taktung" die Umgestaltung des jetzigen Tarifierungsystems, wofür es nach einem jetzt auch in deutscher Sprache vorliegenden Gutachten (http://www.ijclp.org/4_1999) des britischen Professors Martin Cave solide wirtschaftliche Argumente gibt. Ein marktbeherrschender Betreiber eines öffentlichen Telefonnetzes wie die Deutsche Telekom AG wird, sofern er über die Dominanz im Ortsnetz verfügt, nur wenig Anreiz haben, von sich aus effiziente Tarife einzuführen.

    Professor Cave kommt wie auch die Initiative "Internet ohne Taktung" zu der Schlussfolgerung, dass man neue, dem Internet-Verkehr angemessenere Tarif-Optionen, in Erwägung ziehen muß. Die "alten" Telekommunikationsentgelte müssen endlich der "neuen" Internetwelt angepasst werden.

    Nach der Ansicht der Initiative "Internet ohne Taktung" zählt hierzu insbesondere die Erwägung eines ungetakteten Service zu einem Pauschaltarif. Auch hier gilt: sobald vom marktbeherrschenden Anbieter ein solcher Festpreis auf Einzelhandels-Ebene zur Verfügung gestellt wird, sollte ein entsprechender Tarif auf Großhandels-Ebene eingeführt werden, um den Wettbewerb sicherzustellen.

    Nun können die Bundesregierung oder die Regulierungsbehörde heute nicht mehr Pauschaltarife für das Internet verordnen. Sie könnten aber unter Berücksichtigung der oben erläuterten Grundsätze daraufhin wirken, dass der Markt von sich aus solche Pauschaltarife hervorbringen kann, zum Nutzen der Wirtschaft und der Kunden.

    Weitere Verzögerungen werden die Entwicklung der Wirtschaft in Deutschland auf Jahre hin schädigen. Die Zeit drängt. Bei der Entwicklung des Internets wird Langsamkeit bestraft.



    Pressemitteilung vom 9.2.2000

    Alle Welt setzt auf Breitband – die Deutsche Telekom aufs Schmalband-Internet

    Zur geplanten ISDN Flat-rate der Deutschen Telekom AG stellt die Initiative „Internet ohne Taktung“ (IOT) fest:

    Der lauter werdende Ruf nach einem zeitlich nicht getaktetem Internet-Zugang scheint im Hause Telekom angekommen zu sein. Laut neuesten Plänen möchte man noch zur diesjährigen CeBIT einen Pauschaltarif anbieten. Das Produkt mit dem Namen "T-ISDN@active" nutze den freien D-Kanal des ISDN- Anschlusses als "Standleitung", heißt es in einer Telekom-Information. Über eine selbstgestrickte Systemlösung möchte man dem Kunden fortlaufend aktuelle Informationen wie Nachrichten, Börsenkurse oder Sportergebnisse auf den Rechner übertragen. Sobald darüber hinausgehende Inhalte angefordert werden – beispielsweise Internet-Seiten oder die eigenen E-Mails – schaltet die Technik automatisch einen Telefonkanal hinzu – und der wird weiterhin zu den üblichen, minutengetakteten Verbindungskosten abgerechnet.

    Nach Ansicht der Initiative Internet ohne Taktung (IoT) ein geschicktes Ausweichmanöver der Deutschen Telekom: „Sollte die Telekom ihre Pläne tatsächlich so verwirklichen, wird dies kein echter Pauschaltarif, sondern eine Mogelpackung auf veraltetem technischen Niveau“, so Philipp Sudholt von IoT. „Datenübertragung auf dem D-Kanal ist kein Schritt nach vorne, sondern ein großer Schritt in die Vergangenheit. Wirkliche Internet-Nutzung wird damit nicht möglich sein, die Bandbreite des D-Kanals reicht dazu bei weitem nicht aus.“ Verglichen mit der Situation in anderen Ländern sei die deutsche Situation absurd: „Bedenkt man, das sich überall schnelle Breitband- Lösungen etablieren, kann es nicht angehen, daß der deutsche Netznutzer auf den D-Kanal zurückgreifen muß, bei dem die Daten mit einem Bruchteil der ISDN-Technik herübergetröpfelt kommen. Nur in Kombination mit einer günstigen Pauschale für den zusätzlichen Telefonkanal wäre ein solcher Standby-Betrieb überhaupt sinnvoll.“

    Die Idee, den eigentlich nur für geringe Steuerungsdaten ausgelegten, bei jedem ISDN- Anschluß vorhanden D-Kanal zur Datenübertragung zu nutzen, ist nicht neu: Seit Jahren werden zum Beispiel elektronische Registrierkassen über D-Kanal-Lösungen vernetzt.

    Nach Ansicht von IoT muss die jüngste Ankündigung im Zusammenhang mit größer werdendem Druck auf die deutsche Telekom gedeutet werden. Politiker von CSU und SPD hatten Ende Januar im Bundestag angekündigt, den Druck auf die Deutsche Telekom zu erhöhen, um endlich einen günstigen Pauschaltarif für das Internet zu erreichen. Dieser scheint notwendig, um den Rückstand bei der Verbreitung des Internets in Deutschland aufzuholen und insbesondere eine intensive Nutzung des Internets für die Masse der Bevölkerung zu ermöglichen. „Man kann nur hoffen, dass es der Deutschen Telekom jetzt nicht mit dieser Scheinlösung gelingt, sich aus der Äffäre zu ziehen. Nur ein vollwertiger, pauschal abgerechneter Internet- Zugang zum massenfähigen Preis wird dem Medium hierzulande zum Durchbruch verhelfen“, so Sudholt.



    Pressemitteilung vom 11.2.2000

    „Full Flatrate“ – Diskriminierungsfreier Zugang notwendig

    Zur geplanten Full Flat-rate der Deutschen Telekom AG stellt die Initiative „Internet ohne Taktung“ (IOT) fest:

    Der angekündigte Schritt, eine „Full-Flatrate“ für unter hundert Mark anzubieten, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Er zeigt, das ein Internet-Pauschaltarif technisch möglich ist – obwohl dies lange von der Telekom bestritten wurde. Der angepeilte Preis stellt eine gute Entlastung für Vielnutzer da, die bislang mit Telefonrechnungen von weit über hundert Mark leben mussten.

    Für einen echte Massenverbreitung wäre jedoch ein niedriger Preis wünschenswert – der Internet- Boom in Amerika dürfte zum größten Teil dadurch entstanden sein, das wirklich jeder Bürger für einen Betrag um die 40 DM einen ganzen Monat lang das Internet nutzen kann – Flatrate für jeden, nicht nur für solche, die bereit sind, einen hohen Preis für das Netz zu zahlen.

    Die „Full-Flatrate“ wird erst bei gleichzeitiger Änderung der IC-Gebührenstrur überhaupt genehmigungsfähig. Laut TKG muss ein "diskriminierunsfreier Zugang" gewährleistet sein: jeder Konkurrent muss die Möglichkeit haben, einen vergleichbaren Tarif anzubieten. Schafft Ron Sommer diese Vorraussetzungen nicht, muss die Regulierungsbehörde diesen Tarif verbieten. Die Telekom könnte sich dann einmal mehr in die Argumentation flüchten, sie wolle zwar, dürfe aber nicht.

    Erst wenn es – mit geänderter IC-Gebührenstruktur – zu einer Konkurrenz der Flatrate- Zugänge kommen kann, werden sich auch wirklich faire Tarife für die Internet-Nutzer ergeben. Regulierung ist also entgegen Sommers Worten weiterhin nötiger ist denn je. Alleingänge der Telekom sind in diesem Zusammenhang nicht aktzeptabel, da sie auf längere Sicht wettbewerbsverzerrend wirken.



    Offener Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder vom 7.3.2000  [Original]

    Ron Sommer schadet dem Kanzler / Nur chancengleiche Zugangspreise stützen die Internetpolitik der Bundesregierung

    Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

    Sie haben bei Ihrer begrüßenswerten Internet- und Bildungspolitik erkannt, wie wichtig der erleichterte chancengleiche Internetzugang ist. Ebenso wie wir sind Sie der Meinung, dass die sogenannte Flat-rate, d. h. der monatliche Pauschalpreis für Telefon- und Online-Gebühren, der Schlüssel zum Erfolg Ihrer Politik ist.

    Allerdings betrachten wir mit Sorge, wie Telekom-Chef Ron Sommer Sie für die Ankündigung seiner sogenannten "Full Flat-rate" beansprucht und dabei offensichtlich in Kauf nimmt, Ihre Glaubwürdigkeit zu beschädigen. Es gibt derzeit gewichtige Anzeichen dafür, dass die Telekom es mit ihrer Flat-rate- Ankündigung nicht wirklich ernst meint. Dies würde der Entwicklung des Internets in Deutschland nachhaltig schaden.

    Gegen Ende der CeBIT rückte die Deutsche Telekom von den publikumswirksam, mit Ihrer Hilfe angekündigten Plänen einer "Full Flat-rate" zunehmend ab. So erklärte Telekom-Sprecher Ulrich Lissek gegenüber dem Fernsehsender n-tv – nachdem die "Full Flat-rate" zunächst offiziell angekündigt worden war –, dass es in Deutschland aufgrund vermeintlicher Kapazitätsengpässe keine Flat-rate geben könne.

    Auf der CeBIT wurde darüber hinaus auch die Rangfolge anstehender Telekom-Projekte bekannt. Danach genießt die vollmundig angekündigte "Full Flat-rate" für die Bevölkerung derzeit niedrigste Priorität.

    Wie wichtig die schnelle Einführung einer Flat-rate für die Wettbewerbsfähigkeit und auch den Arbeitsmarkt in Deutschland und Europa ist, wurde unlängst von Experten, wie etwa Prof. Dr. Paul Welfens von der Uni Potsdam im Auftrag von AOL Europe, belegt. Mit einer weiteren Verzögerung bei der Einführung einer Flat-rate wird der Rückstand bei der Nutzungsdichte und Nutzungsdauer des Internet in Deutschland nicht abgebaut.

    Es ist nötig, dass die Deutsche Telekom ihre Ankündigung wahrmacht. Eine "Full Flat-rate" für alle – also auch auf der Großhandelsebene – muss in Deutschland schnellstmöglich Realität werden. Erst durch die Umstellung auf der Großhandelsebene wird es möglich sein, dass der Wettbewerb der Online-Anbieter einen erschwinglichen Pauschalpreis für alle deutschen Internetnutzer hervorbringen kann, der unter 50 DM pro Monat liegt.

    Dazu bedarf es aktiver politischer Einflussnahme, denn die Deutsche Telekom hat als faktischer Ortsnetzmonopolist tendenziell kein Interesse an wirklich ausgewogenen Gebührenkonzepten und wird einen Pauschaltarif eher verzögern als herbeisehnen.

    Die Zeit drängt. Bitte helfen Sie uns, damit Deutschland bei der Entwicklung des Internet nicht durch Langsamkeit bestraft wird.

    gez. Initiative "Internet ohne Taktung" – www.ungetaktet.de



    Statement vom 12.5.2000 zu den TK-Eckpunkten der Bundesregierung   [Original]

    [ Ed: Das Bundesminsterium für Wirtschaft hat im April ein Papier veröffentlicht, in dem die Eckpunkte der Regulierungspolitik dargelegt werden. Verbände, Wettbewerber und Marktteilnehmer wurden aufgefordert, eine Stellungnahme abzugeben. Das im folgenden veröffentlichte Dokument wurde von der IOT offiziell zu dieser Anhörung eingereicht. Links (Querverweise) wurden redaktionell zugefügt. ]

    Stellungnahme zum "Fragenkatalog für die Anhörung des Deutschen Bundestages, Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterausschuss Telekommunikation und Post"

    Die Initiative „Internet ohne Taktung“ (IOT) ist eine bundesweit tätige Bürgerinitiative im Internet, die sich für die Einrichtung eines preiswerten Pauschaltarifs bei der Internet- Nutzung einsetzt. Unterstützt wird die Forderung von 35.000 Unterzeichnern, die sich bislang auf der größten virtuellen ("online") Unterschriftenliste Europas eingetragen haben.

    Gerne nutzen wir die Möglichkeit zur Stellungnahme, um die Anforderungen an die Regulierungspolitik aus Sicht des Verbrauchers, speziell der Internet-Nutzer, darzulegen.

    Im Fragenkatalog heißt es unter Punkt 1.2.2: Teilen sie angesichts der vielfach proklamierten Zielsetzung, die Informationsgesellschaft für alle zu schaffen und z. B. allen BürgerInnen die entsprechenden Zugänge zum Internet zu eröffnen (sei es privat oder in öffentlichen Einrichtungen), angesichts des Bestrebens, mit der internationalen Entwicklung standzuhalten und angesichts des bewusst dynamisch gefassten Begriffs von Universaldienst im TKG, die Auffassung der RegTP, dass eine regulatorische oder gesetzliche Ausweitung der Universaldienstes nicht empfehlenswert ist?

    Zu Ihrem Fragenkatalog stellen wir fest:

    Mehr als bisher muss dem Ziel der "Informationsgesellschaft für Jeden" ein hoher Stellenwert in der Regulierungspolitik eingeräumt werden. Unabhängig vom Einkommen und Wohnort muss jedem Haushalt die Möglichkeit gegeben werden, das Internet von zu Hause aus in intensiver Weise zu nutzen.

    Dafür ist ein günstiger Pauschaltarif, der Internet und Telefonkosten enthält, unbedingte Voraussetzung. Nur mit einem Pauschaltarif ist intensive Internet- Nutzung möglich, weil der Zeitdruck des Gebührenzählers entfällt. Als vorbildlich können die Tarife in Amerika angesehen werden. Aufgrund der Tarifstruktur im Ortsnetz werden Internet- Pauschalen üblicherweise zwischen 10 und 25 US-$ angeboten.

    In Deutschland verursacht eine intensive Beschäftigung mit dem Internet bei den derzeitigen Gebührenstruktur Kosten von 100 Mark und mehr und ist damit für die meisten Haushalte nicht erschwinglich. Deutsche Internet- Nutzer müssen sich daher bei ihrer Internet- Nutzung beschränken und sind verschiedenen Studien zufolge nur ein Drittel bis ein Fünftel der Zeit im Internet, die amerikanische Internet-Nutzer online verbringen.

    Aus Sicht der Verbraucher sind diese Kosten nicht akzeptabel.

    Gerade bei Internet- Vielnutzern – häufig Schüler, Studenten und Auszubildende – kommt es zu einer Kostenexplosion. Internet- Rechnungen von 200 bis 300 Mark sind keine Seltenheit und weisen eine unverhältnismäßige Diskrepanz zwischen Preis und Leistung auf.

    Auch Internet-Nutzern mit einer geringeren Gebührenrechnung wird durch den tickenden Gebührenzähler die Möglichkeit genommen, sich intensiv mit dem Medium auseinanderzusetzen. Das schnelle, gehetzte Abrufen von Information wird gefördert, die Ruhe für eine gründliche Suche nach Inhalten und die Möglichkeit des Herumstöberns in E-Commerce- Angeboten wird angesichts der drohenden Kostenexplosion genommen. Der Durchbruch des Internets zum Massenmedium wird dadurch in Deutschland verhindert.

    Die Wenignutzung des Internets hat negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung.

    Wegen der hemmenden Gebührenzähler haben die meisten Deutschen nicht die Möglichkeit, weitreichende Erfahrung mit dem neuen Medium zu gewinnen. Der Mangel an Internet Know-how in Deutschland ist bereits jetzt spürbar.

    Zudem sind bei Netzwerken im hohen Maße ökonomische Rückkopplungseffekte spürbar, die als "positiver/ negativer Feedback" oder Netzwerkexternalitäten bekannt sind. Je mehr das Internet genutzt wird, desto interessanter und wertvoller wird es, und desto eher wird es Firmen möglich sein, im Internet Geld zu verdienen.

    Deutlich wird dies am Beispiel eines Internet- Chatraumes oder Internet- Auktionshauses: Je mehr Nutzer anwesend sind, desto wertvoller wird das Produkt. Die "New Economy" ist also im hohen Maße darauf angewiesen, dass ihre Produkte auch intensiv genutzt werden können. Die Wenignutzung des Internets in Deutschland bremst deshalb diesen Wachstumsbereich.

    Die Bereitstellung von pauschalen Internet-Zugängen nur in öffentlichen Gebäuden ist unbefriedigend. Dies mag ergänzend sinnvoll sein für Haushalte ohne Internet-Hardware. Da diese aber immer günstiger wird und sich mehr und mehr vom PC entkoppelt ("Internetbrowser im Fernseher", Set-Top-Boxen im Leasing- Verfahren) sollte von der Hardwareseite bereits jetzt jedem Nachfrager intensive Internet-Nutzung möglich sein.

    Die Nutzung des Internets in öffentlichen Räumen läuft zudem der Idee vieler Internet- Anwendungen zuwider. Als Vorteil des E-Commerce gilt ja beispielsweise, dass man von zu Hause aus bequem einkaufen kann.

    Die derzeitige Situation in Deutschland macht Pauschaltarife unmöglich.

    Ganz offensichtlich reichen die bisherigen Maßnahmen der Regulierung, nämlich die Verpflichtung der deutschen Telekom zur kompletten Entbündelung der Teilnehmeranschlussleitung und zeitabhängiger Interconnection auf IP-Ebene, nicht aus, um die Versorgung mit einem Pauschaltarif sicherzustellen.

    Der durch die Entbündelung einsetzende Wettbewerb konzentriert sich auf die Ballungszentren und hat bislang keinen günstigen Pauschaltarif hervorgebracht. Aufgrund der immensen Investitionskosten ist auch langfristig nur eine oligopolartige Marktstruktur zu erwarten, die nicht im Sinne des Verbrauchers sein kann. Ändern sich die Konditionen für die Netzentbündelung nicht drastisch, dürfte sich in absehbarer Zeit auch dadurch keine flächendeckende Pauschale etablieren.

    Auf Grund der zeitabhängigen Abrechnung der Interconnection- Gebühren (T-IP-Interconnect bzw. AfOD) sind die ISPs derzeit nicht in der Lage, einen Pauschaltarif anzubieten. Preiswerte Internet-Zugänge kann es also auf diese Weise nicht geben.

    Die Ankündigung von T-Online, einen Pauschaltarif anzubieten, muss in diesem Zusammenhang kritisch gesehen werden. Nur wenn anderen Providern auch die Möglichkeit eingeräumt wird, eine Pauschale anzubieten, kann eine Wettbewerbsverzerrung verhindert werden. Die von T-Online angekündigten Pläne, die an die Mutter Telekom abgeführten AfoD- Entgelte als Verluste einzukalkulieren, legen den Verdacht der Quersubventionierung zumindest nahe.

    Die Versorgung mir einer günstigen Internet-Pauschale muss im Jahre 2000 gemäss § 1 TKG aber "ein Mindestangebot an Telekommunikationsdienstleistungen für die Öffentlichkeit" angesehen werden. In Länder, in denen ein solcher Pauschaltarif existiert, nutzen weit über 30 % der Haushalte diesen Tarif.

    Damit in Deutschland ein Gesamtpreis für Telefon- und Internetkosten von 50 Mark erreicht wird, dürfen die Telefonkosten für die Internet-Verbindung nicht den Rahmen von 10–20 Mark überschreiten. Erst dann kann in unseren Augen intensive Internet-Nutzung als erschwinglich angesehen werden.

    Erreicht werden kann dies beispielsweise dadurch, dass der marktbeherrschende Telefonanbieter verpflichtet wird, eine Verbindung zu einem Internet- Provider für eine geringe monatliche Festgebühr anzubieten. Natürlich müsste eine solche Pauschale auf Großhandelsebene an den Wettbewerb weitergegeben werden.

    In Großbritannien hat der Regulierer eine im Ergebnis ähnliche Entscheidung getroffen, ohne die Definition des Universaldienstes zu erweitern. Dies ist eine Möglichkeit, die auch für Deutschland in Betracht kommt.

    Aus Sicht der Verbraucher ist es vor allem wichtig, daß die Regulierungspolitik in Zukunft vermehrt auf die Belange der Internet-Nutzer und "New Economy" eingeht. Voraussetzung für faire Internet-Tarife ist auf jeden Fall das Vorhandensein von Wettbewerb. Nur dadurch werden sich verbraucherfreundliche Konditionen ergeben.



    „Großhandels-Flatrate in einem Jahr“

    Interview mit Philipp Sudholt

    Aus:
    Yahoo-News, 7. September 2000, 00.01 Uhr (HighTech). [Original]

    BERLIN (ZDNet Deutschland). Die Initiative "Internet ohne Taktung" hat sich zum Ziel gesetzt, Öffentlichkeit und Politik auf Probleme durch die hohen Kosten für die Überbrückung der letzen Meile aufmerksam zu machen. Philipp Sudholt hat die Initiative im Herbst 1999 gegründet.

    ZDNet: Auf ihrer Website können Besucher ihre Initiative "Internet ohne Taktung" mit ihrer Unterschrift unterstützen. Was soll mit diesen Unterschriften passieren?

    Sudholt: Wir sammeln seit rund einem Jahr Unterschriften, die wir der Politik übergeben möchten. Wir werden die Unterschriftenliste in der nächsten Zeit der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation überreichen. Mittlerweile arbeitet die Regulierungsbehörde an dem Flatrate-Problem und wir möchten jetzt mit unseren Unterschriften Druck ausüben, damit eine Entscheidung schnell gefällt wird.

    ZDNet: Die Regulierungsbehörde untersteht dem Bundeswirtschaftsministerium. Welche Reaktionen haben Sie von dort bekommen?

    Sudholt: Kurz nachdem T-Online seine Flatrate eingeführt hatte, haben wir ein Schreiben aus dem Bundeswirtschaftsminsterium erhalten. Der parlamentarische Staatssekretär Siegmar Mosdorf teilte uns mit, dass aus seiner Sicht zur Zeit kein Handlungsbedarf besteht, weil jede Woche neue Anbieter eine Flatrate auf den Markt brachten. Seither haben wir nichts mehr gehört.

    ZDNet: Mittlerweile müssen immer mehr Flatrate-Anbieter ihre Offerten vom Markt nehmen. Surf1 musste sogar Konkurs anmelden. Überrascht Sie diese Entwicklung?

    Sudholt: Nein, überhaupt nicht. Die Geschäftsmodelle der Internet-Provider sind einfach nicht finanzierbar. Bisher ist mit Surf1 zwar nur ein Anbieter Pleite gegangen, die anderen kämpfen aber immer noch mit technischen Problemen. Solche technischen Schwierigkeiten sind aber in den meisten Fällen auf finanzielle Probleme zurückzuführen. Wenn ich genug Geld habe, dann kann ich mir auch die benötigte Zahl von Einwahlports kaufen. Die Rahmenbedingungen müssen sich ändern.

    ZDNet: Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, damit neben den finanzstarken Internet-Providern T-Online und AOL auch andere Anbieter eine Flatrate auf Dauer anbieten können?

    Sudholt: Es muss eine Großhandelsflatrate her. Die Deutsche Telekom besitzt nach wie vor ein Quasi-Monopol im Ortsnetzbereich und kann die dort zu zahlenden Gebühren fast beliebig festlegen. Erst wenn die Provider für einen Pauschaltarif den Kunden in ihr Netz holen, werden sie eine richtige Flatrate anbieten können.

    ZDNet: Es gibt immer wieder die Forderung nach einer Flatrate für 40 Mark, die dann für die breite Masse interessant wäre und wo die für Provider teuren Poweruser in der Masse untergehen würden. Was halten Sie von dieser Forderung?

    Sudholt: Ich bin überzeugt davon, dass die Internet-Nutzer in Deutschland sehr genau rechnen. Es gibt sehr viele Internet-by-Call Anbieter und da wird ganz genau gerechnet, was auf Dauer günstiger ist. Wenignutzer würden keine Flatrate für 40 Mark nehmen und die Provider würden dann wieder nur die Nutzer als Kunden gewinnen, die sehr viel surfen.

    ZDNet: Wie sieht Ihre Prognose aus: Wann gibt es eine Großhandelsflatrate?

    Sudholt: Vor drei oder vier Monaten war ich sehr skeptisch. Mittlerweile sind die Chancen so gut wie noch nie. Die Regulierungsbehörde hat das Problem erkannt und die politischen Parteien erklären ihre Unterstützung für eine solche Großhandelsflatrate. Ich bin zuversichtlich, dass es in einem Jahr eine Großhandelsflatrate gibt, die es Internet-Providern ohne all zu großes finanzielles Risiko ermöglicht eine Flatrate anzubieten, weil sie dann die letzte Meile zum Pauschaltarif und nicht wie jetzt zu einem nutzungsabhängigen Tarif bekommen. Die Internet-Entwicklung darf nicht länger gebremst werden durch die Monopolpreise der Telekom im Ortsnetz.




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